Zurück zur Home Page Thumbnail-SeiteEuropakarte Mailarchiv
Zurück zur Index-Seite
Kapitel 1. Kristiansand - Haugesund
Kapitel 2. Insel Stord und Bergen
Kapitel 3. Shetlands und Schottland (Highlands)
Kapitel 4. Aberdeen - Edinburgh
Kapitel 5. England

20 Donnerstag, 3.7., Kelso - Blyth, 166 km

Statt der offiziellen Route (immer noch als R1 beschildert) auf verschlungenen Pfaden durch die Felder und Anhöhen zu folgen, entscheide ich mich für die Hauptstraße A698, die immer am River Tweed entlang führt. Bald hat man in dem Ort Coldstream schon ein ordentliches Wegstück hinter sich gebracht. Kurz darauf überquert man auf einer Brücke (leider geht mir bei dem Panoramafoto beim letzten Teilbild der Batteriestrom aus) erstmals die Grenze nach England.


Grenzbrücke

Norham Castle
Damit kann man mit Norham Castle das erste Überbleibsel eines englischen Schlosses bewundern. Statt Eintritt zu zahlen und mich um Einzelheiten dieser Merkwürdigkeit zu kümmern, wechsele ich die Batterien in der Kamera aus und ziehe weiter meines Weges.


Union Suspension Bridge

Es folgt aber noch eine große Überraschung. Die längste Hängebrücke der Welt! Das glaubt ja keiner. Sie heißt Union Suspension Bridge und wurde 1820 erbaut. Und damals war sie die längste und erste ihrer Art in England. Eine schöne Schautafel berichtet über die Feierlichkeiten der Einweihung. Nachdem man die Brücke überquert hat, befindet man sich wieder in Schottland. Aber nur kurz, ade Schottland, dann sind wir in Berwick Upon Tweed, einer malerischen Hafenstadt. Da gibt es etliche Brücken für Autobahn, Eisenbahn usw. Am schönsten ist wie immer die älteste der Brücken aus steinernen Bögen errichtet. Auch die wird andächtig überquert, denn nun beginnt endgültig der englische Abschnitt der Route.


Berwick Upon Tweed

Und es wird sportlich, ziemlich sportlich. "Take care on narrow path" ist auf der Karte zu lesen. Ein geschotterter Pfad führt über den Klippen entlang, natürlich mit herrlichen Ausblicken. Ein Herr mit Hund wandert an mir vorbei, als ich gerade wieder ein Panoramafoto produziere bzw. Rad und Gepäck eine Steigung hinauf schleppe. "A nice place here" sage ich. "Oh yeah" antwortet er - oder war’s der Hund? Dann geht es auf eine Wiese, da glotzen einem plötzlich so an die zwanzig dunkelbraune Rindviecher entgegen. Die stehen mitten auf dem Pfad, sofern man diesen noch so nennen kann. Ich beschließe, mutig zu sein und nähere mich vorsichtig dieser offensichtlich gerade in Beratung befindlichen Konferenz. Zögernd gewährt man einen Durchlass, durch ein Schlammloch muss man auch noch. Erst als ich einigen Abstand zu diesem House of Parliament gewonnen habe, traue ich mich, ein Foto zu machen. Dann folgt ein Gatter und an einem Anwesen mit dem originellen Namen Sea House ist man wieder in Sicherheit.

Dabei ist man gar nicht so von der Zivilisation ausgeschlossen, denn man fährt immer entlang einer Bahnstrecke, wo die Züge dahin donnern. Und so gerät man einen Bahnübergang (Level Crossing) mit Schilderwald und Gebrauchsanweisung. Es sind zuerst beide Gatter zu öffnen, vorausgesetzt dass kein Warnlicht aufblinkt und kein Warnsignal ertönt. Dann habe man sich in beide Richtungen zu überzeugen, dass kein Zug herandonnert oder in Sichtweite ist. Vom Ohr auf die Schienen legen ist leider nicht die Rede. Nach dem Überqueren der Schienen sind beide Gatter wieder zu verschließen. Nun ist das alles viel einfacher, als vorhin die Kuhherde...


Level Crossing

Dunstanburgh Castle

Bamburgh Castle

Küste bei Holy Island

Nur der folgende Schotterweg ist nicht so schön. Aber dann kommt man an die Straße, wo es nach Holy Island geht, aber nur bei Ebbe. Das tue ich mir natürlich nicht an, nachher 6 Stunden warten, bis man wieder zurück kann? Im Gegenteil, ich versuche die stark befahrene Küstenstraße A1, solange diese einen Seitenstreifen aufweist. Aber dann hat man doch bald genug von dem Krach und es geht wieder geruhsam auf der Radroute weiter.

Bald wird die Küstenlandschaft immer schöner und es wird demzufolge touristischer. In Bamburgh gibt es wieder ein Castle, bzw. was davon noch übrig ist, und eine Menge Busse kurven herum. Jetzt folge ich der B1340 und stelle fest, dass der Wind mich wieder vor sich her treibt. Dann finde ich mich auf der Höhe von Dunstanburgh Castle auf einem Feldweg wieder und lege eine Rast ein, um die verbliebenen Mauerstümpfe dieses Castles aus der Ferne zu bewundern. Ein Herr mit Hund nähert sich, der heißt Carmen (der Hund) und ist ein Rottweiler. So nennt man diese Rasse auch hier. "When I was young and wild we did 100 miles the day on the bike" erzählt mir der Herr. Dabei ist der bestimmt jünger als ich, schätze ich mal.


Alnmouth

Eine schöne Aussicht hat man dann auf die Bucht bei Alnmouth, jetzt bin ich auf der A1068 unterwegs, auch wieder eine etwas waghalsige Sache. Bis jetzt habe ich für heute dank Rückenwind einen sagenhaften Schnitt. Darauf sollte es ja eigentlich nicht ankommen, aber ab und zu braucht man das mal. Schaffe ich heute 100 Meilen? Zur Beruhigung: ab dem Ort Amble geht es verkehrsfrei immer an der Küste entlang durch den Druridge Bay Country Park, Dünen und eingesprenkelte Binnengewässer. Eine Abzweigung verpasse ich dennoch und lande über eine "Private Road" hinter den Scheunen einer Farm, finde aber wieder zurück auf die Radroute.

Aber am Horizont voraus wachsen einem hohe Schornsteine und Industrieanlagen entgegen. Eigentlich müsste das schon die Gegend in der Nähe von Newcastle sein. So ist es schließlich auch. Man fährt auf allerdings gut geführten Radwegen entlang vierspuriger Schnellstraßen - so addieren sich die Kilometer heute mehr und mehr. Die Stadt Blyth soll mich erlösen. Nach einigem Hin und Her und dem Entschluss, bei der ersten Unterkunftsmöglichkeit für heute aufzuhören, gerate ich an ein Hotel in der Hafengegend. Das ist für Malerarbeiten eingerüstet und sieht nicht übermässig teuer aus. Ich bekomme ein riesiges Zimmer nach tatsächlich mehr als 100 Meilen Tagesleistung. Und es ist sogar die preiswerteste Unterkunft bisher (18 £). Hier kriegt mich heute keiner mehr raus und ich genieße den Ausblick auf Kräne, Gabelstapler und Container.

21 Freitag, 4.7., Blyth - Middlesburgh/Potto, 124 km

Das Full English Breakfast ist auch hier - wie immer - die gute Wegzehrung für den größten Teil des Tourentages und man bricht - auch wie immer - wohlgestärkt und unternehmungslustig auf. Auf einem geschotterten Weg geht es auf und ab durch eine Dünenlandschaft. Da tummeln sich die Hundebesitzer, deshalb sollte man den Blick auf den Weg und kleine Hindernisse nicht vernachlässigen. Die Hunde sind alle schwarz, meistens recht fett und sehen ziemlich gleich aus, so eine Art Labrador. Aber das kann mir egal sein. Als ich der Insel mit St. Mary’s Lighthouse ansichtig werde, erfreuen mich die Erinnerungen an 1999, als ich schon einmal hier entlang gefahren bin. Erstaunlich, was sich aus den tieferen Gehirnfalten wieder entblättert, wenn man eine Gegend nach einigen Jahren wieder sieht.


St. Mary's Lighthouse

Tynemouth Fähre

So ist es ein besonderer Genuss, entlang der Whitley Bay bis Tynemouth zu radeln, wo man mit der Fähre nach South Shields übersetzt. Mit der unberührten Natur ist es dann nicht mehr so weit her, es ist alles dicht besiedelt und der Verkehr ist entsprechend. Trotzdem ist an einer Stelle ein Felsen in der See rabenschwarz von Kormoranen. Mindestens 50 Exemplare sind das. Bald darauf verschluckt einen die große Hafenstadt Sunderland geradezu. Die Brücke über die Mündung des River Wear kann wegen der gerade stattfindenden Bauarbeiten nur mit Mühe überquert werden. Im dichten Verkehr und bei dunstiger Sicht (deshalb gibt es keine Fotos) schlage ich mich nach Seaham durch. Eine belebte Fußgängerzone, aber ich suche den Einstieg zu der weiterführenden Bahntrasse, die wieder Genussradeln verspricht.

Es handelt sich um ehemalige Verbindungen für Kohlentransporte und dgl., offenbar hat man hier früher Kohlegruben (Collieries) unterhalten. Etliche Schautafeln informieren über Hintergründe und Besonderheiten der Region. Damit man nicht zu schnell unterwegs ist, hat man hin und wieder komplizierte Sperren auf der Strecke eingebaut. In einem Fall sogar richtige Felsbarrieren, die nur im Zickzack umfahren werden können. Dann sind wieder Teile der Strecke regelrecht abgesoffen und es breitet sich eine Sumpf- und Wasservegetation aus. Da darf man dann über hölzerne Stege fahren. Das macht natürlich einen großen Spaß, und es ist schade, dass dieser Abschnitt dann in der großen Stadt Hartlepool ein Ende findet.

Rastplatz an der Eisenbahnstrecke

Dort wird man per Beschilderung nach einigen Hin und Her zum Hafen und auf die Seepromenade geleitet. Das ist fein! Weniger fein ist dann allerdings, dass der weitere Weg nach so einem Kilometer - vielleicht war es auch eine Meile - wegen Instandsetzungsarbeiten gesperrt ist. Da muss man ganz in die Stadt zurückfahren und dann auf die Hauptstraße. Nun ist es sowieso egal. In Richtung Middlesbbrough, das man sonst auf verschlungenen Wegen erreichen würde, ist am Ende der A178 auf der Karte eine Transporter Bridge über den River Tees eingezeichnet. Dazu muss man auf besagter Hauptstraße bleiben. Der Verkehr ist gerade noch erträglich. Links liegen ausgedehnte Industrieanlagen, rechts ist ein Naturreservat - so ergänzt sich das.


Transporter Bridge

Schneller als gedacht bin ich an der Transporter Bridge. Da stehen schon Leute und fotografieren, unter einem hohen Stahlgerüst fährt gerade ein Schiff durch. Bei einer Dame erkundige ich mich: "And where is the bridge?" "Just on the other side" sagt sie. "But I don’t see it" sage ich. "It will soon come over” sagt sie. Sie hat recht. Da kommt so eine Art Schwebebahn heran, oder eine Fähre durch die Luft an Stahlseilen aufgehängt. Das ist nun endlich mal was anderes als immer diese elendigen Brücken wie bisher. So ist man schnell im belebten Zentrum von Middlesbrough. Meine Sustranskarte "Three Rivers Cycle Route" endet hier. Also gleich die nächste kaufen, die hier südlich anschließt. Am besten in der Touristeninformation? Doch da ist die Karte "The White Rose Cycle Route" vergriffen. Ein großer Buchladen ist ein paar Ecken weiter, und da - oh Wunder - bekomme ich das letzte Exemplar. Also kann die Reise weiter gehen.

Erst mal setze ich mich und mein Fahrrad auf dem Victoria Square zur Ruhe und studiere die Karte. Die Route ist zunächst gut ausgeschildert - bis in die Vororte. Dann fehlt wohl ein Schild und ich suche mir einen Trampelpfad in die Botanik aus. "Nature’s World" steht da irgendwo, doch der Golfplatz liegt rechts statt links, wo er laut der Karte sein müsste. Und der Weg wird immer unwegsamer. Statt umzukehren schalte ich auf stur, irgendwo wird man schon rauskommen. Dem ist nicht so, am Ende macht der Pfad eine Schleife und es geht wieder zurück. Nur etwas runter getretenes Gras über eine Wiese lässt noch Hoffnung aufkommen. So endet man schließlich an der Ecke eines riesigen Sportgeländes. Das ist von einer hohen Umzäunung umgeben.

Und doch finde ich eine kleine Lücke, wo der Zaun niedriger ist und man drüber steigen kann, nachdem alle Packtaschen vom Fahrrad abgebaut sind. Meiner Spürnase Richtung Golfplatz vertrauend finde ich tatsächlich zurück auf den offiziellen Radweg. Wie gut, dass mir das ohne Begleitung passiert ist, sonst wäre ich wieder unten durch - wie damals bei der Donauversickerung, einem inzwischen geflügelten Wort bei uns für solche Eskapaden.

Trotzdem ist es nicht so einfach, der Beschilderung zu folgen, gar zu leicht verliert man sie zwischen den verwinkelten Sträßchen aus den Augen. Erst auf der freien Strecke herrscht wieder klare Sicht. Die herrscht übrigens auch wettermäßig, es ist inzwischen keine Wolke am Himmel und voraus liegen schöne Berge, ob man da auch noch drüber muss?

Heute jedenfalls nicht mehr, ich versuche in einem kleinen hübschen Ort namens Hutton Rudby ein Quartier zu bekommen. Keine Chance, hier feiert man gerade Village Summer oder so was. Mir wird ein Hotel einen Ort weiter, der heißt Potto, empfohlen. Und da komme ich unter, viele weitere Unterkunftsmöglichkeiten hätte es in dieser Gegend nicht gegeben. Das Hotel heißt "The Dog and Gun" und ist sehr ordentlich. Das Restaurant hat offensichtlich sogar einen ausgezeichneten Ruf, denn auf dem Parkplatz finden sich mehr und mehr Fahrzeuge mit Gästen zum Dinner ein. Ich sitze natürlich wieder auf meinen Brötchen mit Roastbeef und Käse. Für morgen stehen tatsächlich die Berge voraus auf dem Programm, dabei handelt es sich um Teile des North York Moors National Park. Das hört sich gut an.

22 Samstag, Potto - Goole, 133 km

Aus dem Plan wird leider nichts. Es herrscht ein leichter Sprühregen und die Berge sind total verhangen. Je höher man fahren würde, desto weniger würde man sehen und um so nasser würde die Angelegenheit obendrein. Man kann das ganze elegant umfahren, allerdings auf der belebten A172 und noch belebteren A19. Natürlich kommt man schnell voran und ich habe es überlebt. Man findet sich in der Marktstadt Thirsk wieder. Von dort bietet sich eine Querverbindung auf der A170 an und dann trifft man wieder auf die Radroute. Leider bleibt es die ganze Zeit diesig, so dass man von der Landschaft nicht viel hat. Man kreuzt nun mehrmals eine Bahnstrecke, die wie mit dem Lineal durch das Land gezogen ist.

Und da stehen sie wieder, die Bahnfreunde mit Stativen und Kameras. Das habe ich schon einmal erlebt - wenn ihr euch erinnert (Jacobite-Steam-Train, 1999 in Schottland). Wieder frage ich einen, der sehnsüchtig die Bahnstrecke entlang schaut. "There will be the Orient Express, starting at York at 12 o’ clock with a steam engine, quite unusual for this area”. Aha. Und es ist jetzt 5 nach 12. Also hole ich auch die Kamera heraus, wahrscheinlich kommt der Zug ja doch nicht pünktlich. Doch da pfeift es schon vernehmlich und ich stelle mich in Positur. Und da kommt die Steam Engine dampfend heran, eine Reihe Pullmannwagen hinten dran. Und dann die Mogelpackung: eine Diesellok am Ende des Zuges. Aber ich habe mein Foto und freue mich wieder für Terje - den Eisenbahnfan.

Die weitere Fahrt nach York ist wieder ein Genuss durch die Auen des River Ouse. Ansonsten finde ich mich in York nicht zurecht. In einem Bookshop weiß man gar nicht, was eine Fahrradkarte ist, stattdessen bekomme ich kostenfrei einen detaillierten Stadtplan der Stadt. Nachdem ich die Touristeninformation auch nicht finde, mache ich mich auf die Socken. Andererseits wäre diese Stadt wegen ihrer Sehenswürdigkeiten sicher einen Besichtigungstag wert. Aber ihr kennt mich ja inzwischen...

Wir fahren jetzt ganz auf Eisenbahn ab. Vorher müssen wir in York allerdings noch das Geläuf der Pferderennbahn queren. Wo die vielen Grafittis an der Autobahnunterführung sind, da ist man schließlich auf der Trasse des Trans Pennine Trail, dem ersten Fernrad- und -wanderweg in England. Das soll mal auf einer E8 genannten Route bis Istanbul(!) führen. Ich will heute nur nach Selby, und da führt diese aufgelassenen Bahnstrecke schnurgerade darauf zu. Schöne Brücken, Unter- und Überführungen, keinerlei Steigungen. Zur Erbauung hat man hier das Sonnensystem bzw. Planetensystem nachgestellt, indem in den entsprechenden Abständen der Ekliptik Schautafeln für die einzelnen Planeten aufgestellt sind.


Schautafeln

zum Planetensystem

Auch Selby ist eine lebendige Stadt mit einer schönen Kathedrale. Noch einmal bemühe ich mich um eine weiter führende Fahrradkarte. Man kann mir nur einen Glovebox Atlas Britain andrehen, damit man wenigstens weiß, wo man ist. Wie es nach Süden weiter gehen soll, ist mir nicht ganz klar, mir schwebt so die Gegend von Lincoln vor. Aber es kommt dann doch ganz anders. Auf dem Weiterweg am River Ouse entlang verfahre ich mich heute noch zweimal. Einmal stehe ich wieder vor einer Horde von Jungstieren auf dem Deich, das muss man nicht unbedingt haben. Danach wähle ich eine falsche Abzweigung und muss ein gutes Stück Weges zurück fahren. Schließlich lande ich in Goole und habe das Gefühl, mitten in einer Industriegegend zu sein. Im Briar Croft Hotel, Clifton Gardens komme ich gut unter.

23/24 Sonntag/Montag, 6./7.7., Rückreise

Ich weiß auch nicht, wie es gekommen ist. Anstatt mich einer der A-Straßen zu überantworten finde ich mich auf dem Bahnhof wieder, wo gleich ein Zug nach Doncaster abfährt. Dann geht es Schlag auf Schlag. Von Doncaster fährt gleich ein Zug nach London, wo man von Kings Cross nach Liverpool Street wechseln muss. Von da fährt gleich ein Zug nach Harwich - als ich dort ankomme ist gerade Mittag und ich reibe mir die Augen. Von Harwich geht am Nachmittag ein Schiff nach Esbjerg. Obwohl nebenan die "Grandeur of the Sea", ein Traum aus Stahl und Glas, abfahrbereit am Pier liegt. Aber die wollen mich nicht haben, da geht es über Norwegen/Schweden durch die Ostsee nach Petersburg.

Ich bin am nächsten Morgen in Esbjerg, von dort wird eine Fahrkarte gelöst und schon geht es ab nach Hause. Bald treffe ich einen anderen Radler, der hat die Route Berlin - Kopenhagen abgefahren und ist nicht so begeistert. Wir können eine Menge Erfahrungen austauschen und so vergeht die Zeit schnell. Um 21 Uhr bin ich zu Hause, keiner hatte mich so schnell zurück erwartet.

Das bedeutet nicht, dass ich keine Lust mehr hatte. Das Problem waren die fehlenden Streckenkarten. Mittelengland im Maßstab 1:500 000 ist nicht so attraktiv. Ganz ausgezeichnetes Dokumentationsmaterial findet sich über die Sustrans Routen in dieser Gegend bei Ron Strutt, Rural Rides. Aber die Fahrt war auch lang genug, irgendwann erlahmt die Aufnahmebereitschaft, und so mag es zum Schluss nach den vielen gemeinsamen Erlebnissen auch dem Leser dieses Berichts gehen. Im Übrigen kann ich eigentlich den Abschnitt Calais - Holland - Ostfriesland - Hamburg als bereits absolviert betrachten. Das habe ich bereits 1985 abgeradelt, als noch niemand von so etwas wie der heutigen großartigen Nordseeroute zu träumen wagte.


Zurück zur Index-Seite
Zurück zur HomePage