11 Dienstag, 24.6., Bergen - Lerwick (Shetlands)
Heute ist der Tag des Abschieds gekommen. Terje kommt extra noch mit hinunter bis zum nächsten Fahrradladen, wo wir einen neuen Gepäckträger montieren, damit auf der Weiterfahrt nun wirklich gar nichts mehr passieren kann. Dann sagen wir Adieu, durch unsere Email-Verbindung werden wir ja ständig in Kontakt bleiben. Wenn wir mal Pensionäre sind, fahren wir zusammen zum Nordkapp, das steht ja wohl schon einmal fest.
Das Schiff geht um 15 Uhr, ein paar Stunden muss ich mir noch in Bergen und im Nieselregen die Zeit vertreiben. Schließlich finden sich am Anleger so nach und nach die Reisegäste ein, die Radfahrer sammeln sich an und in einem Wartehäuschen, in dem es nicht so angenehm nach Toilette riecht. Ein Radfahrer ist etwas merkwürdig wortkarg, man kann ihm entlocken, dass er nach Island fahren will, aber auch, dass er gerade Sizilien - Nordkapp hinter sich gebracht hat. Dabei sieht er aus wie aus dem Ei gepellt, glatt rasiert und wie einem Schaufenster für Outdoor-Markenartikel entsprungen. Wir anderen Radfahrer sehen eher aus wie Strauchdiebe, obwohl wir nicht von Sizilien aus unterwegs sind. Ein norwegisches Ehepaar interessiert sich nur für die Orkney-Inseln. Ein deutscher Radfahrer führt einen Trailer mit sich, wo er die Utensilien für sein rollendes Hotel besser verstauen kann. Er war bei der Bundeswehr und ist seit dem Lebensalter von 53 in Pension. So gut möchte man es auch mal haben.
Die Radfahrer werden heute ziemlich spät abgefertigt und sind etwas durchgefroren. An Bord der Norröna, die von Bergen zu den Shetlands und weiter zu den Faroer Inseln und Island fährt, ist es aber warm. Die Norröna fahrt im Dienst einer Reederei auf den Faroer Islands, die wiederum zu Dänemark gehören. Nachdem das Schiff abgelegt hat und sich schon im offenen Wasser befindet, folgen nach Anlegen eines Lotsenbootes (Pilot) einige seltsame Manöver: Maschine Stopp, Rückwärtsgang. Was das nun wieder soll? Aber wir fahren einem wolkenlosen Himmel über der See entgegen. Man kann sogar einen Sonnenuntergang erleben, da klicken die Kameras, meine nicht, ich kann Sonnenuntergänge irgendwie nicht so leiden -bzw. Bilder davon.
Für die Nachtstunden stehen tief unten im Schiff sog. "Couchettes" zur Verfügung, in denen man sich zumindest hinlegen kann. Bettzeug gibt es nicht. Nach ein wenig Umschauen finde ich auch einen Raum für mich alleine - es ist ja noch nicht Hauptsaison und das Schiff nur halb belegt. Gegen 1 Uhr Ortszeit in der Nacht kommt das Schiff in Lerwick an. (Man hat wegen der weiter westlichen Lage eine Stunde dazu gewonnen). Beim "Ausschiffen" fragt ein Motorradfahrer im Laderaum einen Deckarbeiter nach der Jugendherberge in Lerwick. Der weiß nichts, aber auf meiner Sustrans-Karte ist die Jugendherberge eingezeichnet, außerdem hat der Motorradfahrer dort eine Übernachtung angemeldet. Das hätte ich eigentlich auch machen sollen, aber was unterlässt man nicht alles...
Shetlands |
Lerwick |
Mit dem Fahrrad, wie üblich als erster von Bord, und bald schon ist trotz nächtlicher Dämmerung die Jugendherberge gefunden. Und sie hat noch auf. Man zahlt seinen Obolus von 11 £ und kann sich dann in einen halb leeren Schlafsaal verziehen. "Crazy Time" meint der Warden (Herbergsvater). Natürlich ist es ihm hoch anzurechnen, dass er mitten in der Nacht einmal die Woche, wenn das Schiff aus Bergen ankommt, sich um die Ankömmlinge kümmert. Als der Motorradfahrer und der Trailerfahrer eintreffen, schlummere ich schon fast.
12 Mittwoch, 25.6., Shetland Mainland Circle, 89 km |
Vor dem Frühstück am frühen Morgen gilt es Geld und etwas Essbares aufzutreiben. Bei der Gelegenheit lernt man gleich etwas von dem Ambiente des Ortes Lerwick kennen, das sich mit den grauen Steinhäusern und einem kleinen Hafen recht niedlich präsentiert. Ein Laden hat auch schon geöffnet und die allgegenwärtigen "Minibanken" für die Scheckkarten stehen ja immer bereit. Mit Tee, Brötchen und Käse finde ich mich in der Jugendherberge wieder ein und sitze bald mit dem Motorrad- und dem Trailerfahrer zusammen beim Frühstück. Irgendwie ist das urgemütlich. Ein anderer Gast, angeblich Dipl.Ing. für Bergbau aus Oesterreich, lässt sich erklären, wo in Schottland das Schloss mit dem Gespenst liegt (Carbisdale Castle). Da wollte er schon immer mal hin, sagt er. Der Motorradfahrer wird den Tag damit verbringen, bei allen einschlägigen Banken den günstigsten Umtauschkurs zwischen Norwegischen Kronen und Pfund Sterling zu ermitteln. Zu seiner Entschuldigung sei gesagt, dass er so eine Art Aussteiger ist, in Norwegen Geld verdient hat und nun davon leben muss. Der Trailerfahrer ist ganz stolz auf seine umfangreiche Ausrüstung, die den Nachteil hat, dass man damit schlecht Rad fahren kann, besonders in den Bergen. Er will den Tag damit verbringen, sein Zelt aufzubauen, das unter dem Regen in Norwegen gelitten hat, und trocknen zu lassen.
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Bei dem Wetter kann man auch etwas nahe liegenderes machen und einen Teil der Inselwelt erkunden. Als Tagestour bietet sich der "Mainland Circle" an, wie ich ihn nenne (von Lerwick A970 nach Norden, B9075 bis Laxo, B9071 bis Twatt, A971 zurück nach Lerwick). Anfangs war mir nicht klar, in welchem Umfang man diesen Kreis fahren kann, daher gibt es unterwegs viel zu rechnen. Keinesfalls darf man das Schiff zu den Orkneys verpassen, das um 18 Uhr ablegt und dann erst wieder am übernächsten Tag fahren würde.
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Die Landschaft der Shetlands nimmt einem gleich den Atem (nicht nur durch die Steigungen). Gleich hinter Lerwick finde ich ein Orchideenfeld (Early Purple Orchid) gleich hinter der Leitplanke, sonderbar ist das manchmal. In den Gräben blüht eine gelbe Blume, die kenne ich mittlerweile, sie heißt Gauklerblume (Monkeyflower, Mimulus luteus). Hin und wieder sehe ich auch jenen Vogel mit dem langen Schnabel, der recht auffällige Schreie von sich gibt (nein, nicht der Austernfischer), es ist der Brachvogel (Curlew).
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Die Rastplätze am Straßenrand sind so schön, dass man kaum weiterkommen würde, wenn man alles gebührend auf sich wirken ließe. Besonders genieße ich die Aussicht an der Gonfirth Kirche, etwa dem nördlichsten Punkt dieser Tour. Danach geht es dummerweise gegen den Wind zurück, auch einige ordentliche Steigungen sind noch zu überwinden. Daher entfällt der Zusatzabstecher nach Scalloway. Da ist wohl einiges zu sehen, aber ich komme einigermaßen erschöpft zurück an den Anleger in Lerwick. Eigentlich hätte ich auch ohne Gepäck fahren können, vielleicht wäre es dann ein wenig leichter gegangen.
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Beim Ablegen der Fähre "treffen wir drei wieder zusammen", wie es so schön heißt (wir kommen später noch einmal auf diese Phrase zurück). Das Radlerehepaar aus Norwegen bekommt von uns alle restlichen norwegischen Münzen ausgehändigt und das finden sie sehr lustig. An Bord traut man sich endlich mal wieder, ein Bier zu bestellen, nachdem das in Norwegen eigentlich unbezahlbar war. Unter Gesprächen vergeht die Fahrzeit sehr schnell und wir steigen gegen 23 Uhr in Kirkwall, Orkneys aus. Der Motorradfahrer verabschiedet sich, er bleibt an Bord und fährt nach Aberdeen weiter. Auch den Trailerfahrer (aus Papenburg, Ostfriesland) werde ich nicht wiedersehen, der verzieht sich auf den Campingplatz. Zu so später Stunde muss ich auch versuchen, noch ein Quartier zu finden. Ein Backpackerquartier ist voll. Das erste Hotel am Platz ist voll. Der Hotelier telefoniert freundlicherweise noch in der Gegend herum, alles voll. Irgend ein Festival ist wohl schuld daran.
Guter Rat ist dies mal nicht so teuer. Von Stromness, das ist 28 km von Kirkwall entfernt, geht schon morgens um 4 Uhr ein Schiff hinüber nach Scrabster, Schottland. So findet man mich mitten in der Nacht auf der Landstraße ohne Licht dahin eilend. An meinen Gepäcktaschen sind hinten zwei große Reflektoren, die sind hoffentlich wohl unübersehbar. Ein Auto kommt auch nur alle 15 Minuten um diese Zeit. Dann halte ich lieber an und begebe mich an den Straßenrand. Ganz dunkel wird es auch nicht hier im Norden, so kann man die Straße noch erkennen. Um 1.15 komme ich in Stromness an. Von der Nachtluft ist man etwas durchfeuchtet und ausgekühlt. |
Ankunft in Stromness |
Sonnenaufgang |
Klippen von Hoy |
The old Man of Hoy |
Da ist es eine tolle Sache, dass die Abfertigungshalle der Schiffsverbindung North Link sogar rund um die Uhr geöffnet hat und mit zwei Personen besetzt ist. Ich kann gleich meine Fahrkarte lösen, verzehre dann die letzten Reste meiner bescheidenen Vorräte, und lege mich schließlich unauffällig auf eine Bank mit dem Rucksack unter dem Kopf. Man kalkuliert: ich "gewinne" einen Tag, sehe dafür nichts von den Orkneys. Wo andere extra dorthin fahren, um die zahlreichen geologischen und archäologischen Sehenswürdigkeiten zu sehen? Auch der Ort Stromness sieht recht urig aus, soweit man das im Dunklen erkennen kann. Über diesen Gedanken bin ich wohl eingeschlafen, denn der Schalterbeamte kommt freundlicherweise heran und weckt mich, als es soweit ist, dass man an Bord gehen kann.
Mit mir fährt ein Angestellter - der legt sich gleich auf eine Bank und schläft, Aktenmappe unterm Kopf - sowie ein verfrorenes Pärchen, dass sich im Fahrtwind an Deck aneinander klammert. Ich schaue mir auch noch die atemberaubenden Küstenfelsen an, die nun vorbei ziehen. Und da ist er ja: The old Man of Hoy, eine herausgewitterte Felssäule. Könnte man den nicht mit der langen Anna auf Helgoland verheiraten? Aber beide stehen (noch) zu fest auf ihren Füßen. Und der Sonnenaufgang hat gerade statt gefunden, es gelingt sogar ein Foto, auf dem nicht zu sehen ist, wie müde ich bin. In einem Sessel schlummere ich dann noch ein Stündchen, und um 6 Uhr legen wir in Scrabster an.
13 Donnerstag, 26.6., Thurso - Altnaharra, 98 km |
Auf in den frischen Morgen. Und - denk mal an - diese Strecke, die "Schottische Kante", wie ich sie nenne, bin ich vor vier Jahren schon einmal gefahren, damals mit einem unangenehmen Südostwind gegen mich. Heute weht der Wind aus der gleichen Richtung. Aber ich fahre dafür in die andere Richtung: Ätsch! So geht es zunächst durch flaches Gelände, vorbei an der denkwürdigen Atomanlage Dounreay. Der erste Einkaufsladen am Wege hat noch geschlossen. Und nun fangen die Berge an. Die Sonne steht inzwischen hoch am Himmel und ich habe weder zu essen noch zu trinken. Und es zeigt sich kein Laden mehr, weder in Reay, noch Melvich, noch Strathy. Gern hätte ich einen Abstecher nach Strathy Point mit dem Lighthouse gemacht. Aber ich traue mich nicht, nachher bekomme ich noch einen Hungerast oder Schwächeanfall, dehydriert oder kollabiert oder so was. Noch einmal 10 Meilen über die Berge. Was sind 10 Meilen lang! Und endlich - der Ort mit dem schönen Namen Bettyhill empfängt einen mit einem erlösenden Willkommensschild (Shopping), da wird gleich ein Foto gemacht. Und vom Einkaufsladen wird auch ein Foto gemacht. Und schon sitze ich mit 2 Liter Fanta, Brötchen, Wurst und Käse sowie Schokolade am Tisch in der Sonne. "What a nice day" munkelt man unter den Einheimischen.
Viehzeug vor Atomanlagen (Dounreay) |
Endlich Shopping |
Der Laden |
Da setzen sich zwei englische Radfahrer an den Nebentisch. "End-to-Enders?" eröffne ich fachmännisch die Konversation. "Yes on the last day up to John O’ Groats". Dann frage ich nach einer Übernachtungsmöglichkeit auf dem weiteren Weg in die Highlands. Hätte ich die Frage nicht gestellt, wäre mir (und vielleicht euch) etwas entgangen. Da sei ein B&B in Altnaharra, schön gelegen mit Blick auf das Loch Naver. Dabei zählt der Abschnitt zwischen Tongue an der Küste und dem 60 km entfernten Lairg zu den einsamsten Strecken in ganz Schottland, so wird gesagt. Mit meiner angepeilten Tagesstrecke würde das Quartier in Altnaharra genau zusammen passen.
Mündung des River Naver (Bettyhill) |
Kyle of Tongue |
Nun gut gestärkt und guten Mutes sieht die Welt wieder ganz anders aus. Und das ist bei der Beleuchtung heute mal wieder wie am Mittelmeer. Unbeschreibliche Farben! Und das in Schottland, das viele nur grau in grau in Erinnerung haben mögen (vielleicht auch, wenn sie den Whiskey-Trail absolviert haben). Immer noch mit Rückenwind erledige ich den letzten Abschnitt bis Tongue. Weit wäre es nicht mehr bis Loch Eriboll, wo ich vor vier Jahren mein Shangrila erlebt hatte. Ich fahre einem neuen Shangrila entgegen, weiß es nur noch nicht.
In Tongue wird die Küste verlassen und man wendet sich nach Süden. Dies ist die offizielle - weil schönere - Route, denn von Bettyhill führt auch eine kürzere Strecke nach Altnaharra. Und auf diesem Teilstück geht es gegen den Wind, das gibt es also auch. Der Verkehr ist sehr spärlich, die Autofahrer sind sehr rücksichtsvoll und passieren einen möglichst nur an einer der Ausweichstellen. Außerdem grüßt hier jeder jeden. Man fährt zunächst am Loch Loyal entlang.
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Da ist schon das Schild an der Straße und ich betrete das dazu gehörige Haus. "Hallo" rufe ich, und da kommt schon jemand um die Ecke und lacht, und das ist Mandy. Ich bin wirklich heute ziemlich erschöpft und wunschlos glücklich, dass es nun so eine schöne Unterkunft hier gibt. Dann kommt auch Mandy’s Gatte Lindsay von einem Rundgang zurück und wir sitzen zusammen bei einer Kanne Tee. Ich werde auch ein Abendessen bekommen, dann muss ich erst mal duschen, lege mich kurz aufs Bett und merke gleich, wie die Schlafläuse an mir knabbern. Aber zum Abendessen erscheine ich pünktlich, das mit Suppe, Codpie und Eis zum Nachtisch ganz ausgezeichnet ist. Auch zu Hause kann ich anrufen, außerdem gibt es Internet und ich verspreche, dass ich ordentlich Reklame machen werde. Das ist vielleicht gar nicht so nötig, denn hier ist geradezu eine Schlüsselstelle für eine Übernachtung und - was sich sicher lohnt - vielleicht einen Ruhetag mit Erkundung der Umgegend oder - wer es ruhig mag - einen ganzen Urlaub zum Sinnieren.
Und das steht auf der Karte: The Bed and Breakfast, Mandy & Lindsay Smith, info@altnaharra.net, Tel 01549 411258
B&B in Altnaharra |
Aussicht vor dem Haus |
Nach meinem Rundgang und den Fotos von der schönen Aussicht sitzen wir in der Glasveranda beisammen und ich erfahre so manches aus der Gegend. Mandy und Lindsay haben sich hier nieder gelassen, um dem hektischen Treiben der Restwelt zu entkommen. Außerdem ist es nicht so weit zum Ben Nevis, wo Lindsay im Winter dem Eisklettern nachgeht. Ein deutsches Ehepaar hat sich inzwischen auch eingefunden, die besteigen jeden Tag einen anderen Berg. Mich hält es nicht mehr so lange aufrecht nach den zwei vergangenen verkorksten Nächten. Einen ruhigen Schlaf findet man hier, da kann man sicher sein (in einem Radius von 5 Meilen leben hier 31 Menschen).
14 Freitag, 27.6., Altnaharra - Inverness, 120 km |
Beim Frühstück (das erste Full British Breakfast) sitzen wir zusammen, als ob wir uns schon lange kennen würden. Das hat man auch nicht oft. Da wir uns per Email verständigen können, werden wir in Verbindung bleiben und man läuft nicht so einfach auseinander, wie das sonst meistens der Fall ist. Für Lindsay ist heute Shopping-Tag und Mandy schreibt ihm einen Einkaufszettel. Ich verabschiede mich und mache mich auf den Weg. Der Vollständigkeit halber muss noch gesagt sein, dass es hier oben noch ein weiteres B&B gibt, noch einsamer gelegen, das heißt Crask Inn. Bald darauf überholt mich ein Auto, der Fahrer steigt aus und macht ein Foto von mir. Das ist natürlich Lindsay auf seinem Weg nach Inverness zum Shopping. Für diese Strecke werde ich den ganzen Tag benötigen.
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Nach Lairg geht es schnell hinunter. Zwischendurch eine Rast an einem Gattertor und man kann studieren, wie der an sich als sparsam geltende Schotte eine Kette mit Vorhängeschlössern verlängert. Von Lairg aus geht es an dem malerischen Fluss Shin entlang. Da sind die Shin Falls angesagt, vom Parkplatz aus muss man einen Trampelpfad hinunter klettern. Da stehen einige Leute mit gezückten Kameras und Camcordern. Vielleicht kommen da ein paar Wildwasserfahrer längs? Während ich meine Fotos von den schäumenden Wassern mache, schreien plötzlich alle auf. Ich kriege gerade noch ein Schwanzstück mit: ein Lachs ist den Wasserfall hinauf gesprungen, erstaunlich, welche Sätze die machen können. Man muss nun aufpassen, dass man nicht an jeder Brücke anhält und dem "Lachsguck" verfällt. Mir ist das an der nächsten Brücke einmal passiert, ohne Erfolg.
Shin Falls |
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Meine Gastgeber hatten mir die Straße "The Struey" (B9176) empfohlen. Die führt noch einmal über einen Berg und vermittelt einen letzten Eindruck von den schottischen Highlands. Auf einem Parkplatz eröffnet sich dann auch ein schöner Blick über dem Dornoch Firth. Ich komme mit einem holländischen Ehepaar ins Gespräch, die wollen heute noch bis Lairg, wo ich gerade her komme. Dann wird es voll. Ein Bus kommt an mit allerhand Plakaten: End-to-End Runners. Wo sind aber die Fahrräder? Ach so, man kann das auch ganz anders machen. Hier läuft immer einer 30 Minuten lang und wird dann abgelöst, 18 Stunden am Tag. So schaffen sie den Britischen Kontinent in 9 Tagen. Wie üblich geht es um Charity-Angelegenheiten: Home for Children oder so was. Hinter der nächsten Kurve kommt dann auch die diensthabende Läuferin angetrabt, begleitet von einem Radfahrer zur Sicherheit. "Round the bend they are waiting for you!" rufe ich ihnen zu. Danach kann ich das Lied von Tony Christie: I did what I did for Maria nicht mehr aus dem Ohr kriegen: ... down in the courtyard the’re waiting for me...
Die restliche Strecke für heute führt wieder hinab zum Cromarty Firth. Da stehen einige Ölplattformen in der Gegend rum. Eine Brücke führt quer über das Wasser, das wäre eine Abkürzung, aber der Verkehr ist dort zu stark. Hinter Dingwall muss ich dann doch auf die Hauptstraße (A835) ausweichen, bis man kurz vor Inverness wieder verkehrsfrei geführt wird. Über die Kessock Bridge erreicht man Inverness, das von hier aus viel Industrie und wenig Szenerie zeigt. Ich suche den Weg zur Touristeninformation, wo ich gerade noch vor 18 Uhr eintreffe. Für die Vermittlung eines Quartiers sind 8 £ Provision zu zahlen. Dafür bekomme ich eine Unterkunft im Cuchulin Lodge Hotel, dem ältesten Hotel in Privatbesitz, heißt es. Das hört sich teuer an, ist es aber gar nicht, und ein Teil der Vermittlungsgebühr wird auch wieder von der Rechnung abgezogen.
Heute kann und will ich mal wieder in einem Chinesischen Restaurant speisen. Da hat man mir eines in der Academy Street empfohlen. Nach einem ordentlichen Marsch finde ich das Restaurant, bin aber heute nicht so besonders begeistert. Am Nebentisch speist eine chinesische Familie mit Stäbchen, aber denen fällt hin und wieder auch einiges runter...
Zurück im Quartier wird noch ein wenig gewaschen, dabei finde ich ein vergessenes Paar Socken. Die werden gleich mit gewaschen und können als Souvernir mit wandern (weil die Qualität so gut ist).