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Kapitel 2 Ilfeld - Wippra
Kapitel 3 Hahausen - Thale
Kapitel 4 Halberstadt - Sangerhausen

Der Harzrandweg

Externe Web-Links:

Peter Grote: Radfernwege - neue Wege für den Tourismus
Diskussion: Vorzeitige Eröffnung des Harzrandweges schadet seinem Ansehen.

Kulturlandschaft Harz mit clickbarer Panoramakarte der einzelnen Orte.
Hier ist alles zu finden, was in dem folgenden Bericht weggelassen worden ist.

Willkommen im Harz Sehr umfassende Sammlung von Informationen über den Harz.

Golf-Zentrum Meisdorf

Hahausen (Seesen) - Appenrode (Ellrich), 9.8., 100 km

Es ist Anfang August und schönstes Sommerwetter, da steht mir plötzlich ein Samstag ins Haus, den ich allein zu Hause verbringen muß, nach dem Motto: "ich bin allein zu Haus und weiß kein Bescheid..." (Kempowski). Heidi muß nämlich arbeiten und Stefanie hat ihre Buchhändlerausbildung bei Pfannkuch angetreten.

Da der Rasen gemäht und auch sonst alles weg geschreddert ist, kann ich ja mal überlegen, was man mit so einem Tag machen könnte. Auf dem Weg zur Arbeit fällt es mir ein: der Radwanderweg rund um den Harz! Es fällt mir nicht nur ein, sondern packt mich regelrecht, so daß ich schon wenig später in diverse Buchhandlungen eile, bis ich den Radwanderführer "Harzrundweg" von der BVA erwerben kann. Der Harzrundweg ist insgesamt über 400 km lang, das gibt Arbeit für einige Tourentage.

Das Vorabstudium der ersten Tour besteht darin, die Eisenbahnverbindungen am südlichen Harzrand zu prüfen. Leider besteht auf der Strecke Herzberg - Seesen nur in der Woche eine Verbindung. Ansonsten kann man zwischen Sangerhausen und Herzberg nach Belieben hin und her reisen.

Als Startpunkt nehme ich mir aber die Bank vor, auf der Heidi und ich im vergangenen Jahr rasteten, als wir auf dem R1 auf dem Weg nach Pyritz/Pommern waren. Da haben wir uns am nördlichen Harzrand entlang gequält und festgestellt, daß der R1, hier zusammenfallend mit dem Harzrundweg, für bergscheue Gepäckreisende ungeeignet ist.

Heute ist die Lage anders, ich habe weder Gepäck mit zu führen noch bin ich bergscheu. Außerdem mache ich gerne mal wieder eine Tour allein, da kann ich mich nach Herzenslust verfransen usw. So bin ich entschieden übermotiviert, denn ich wache schon nachts um drei auf. Als ich um halb vier immer noch nicht wieder eingeschlafen bin (der Wecker ist auf fünf programmiert), stehe ich auf - fühle ich mich doch topfit und kann den Aufbruch kaum erwarten.

So kommt es daß ich schon um fünf Uhr morgens mein Auto in Neuekrug bei Seesen abstelle. Es ist noch so gut wie dunkel, im Nordosten wird der Himmel schon ein wenig hell. Mit surrendem Dynamo fahre ich los. Erst geht es über freies Feld, doch dann fährt man auf einem Waldweg, da ist es fast stockdunkel. Lautlos streicht ein größerer Vogel durch die Baumwipfel, das ist sicher eine Eule, wie es sich um diese Zeit gehört.

Morgengrauen am Harzrand
Laut Karte müßte ich nun bald eine Bahnlinie queren, aber es geht immer weiter rauf und rauf, links liegt eine finstere Bachschlucht. Einmal lichtet sich der Wald etwas und ich kann in der Dämmerung gerade so die Karte erkennen. Da bin ich natürlich völlig falsch unterwegs und würde genau wieder am Abfahrtsort raus kommen. Also zurück und alles wieder hinunter, dort ist die Abzweigung, die man eben auch leicht übersehen kann. Der Harzrundweg ist durch ein kleines – eher unscheinbares – Schildchen mit einer radelnden Hexe gekennzeichnet. An die muß man sich erst gewöhnen. Und an der nächsten Wegbiegung verpasse ich sie schon wieder, vielleicht bin ich doch noch nicht richtig wach.

Die radelnde Hexe
Denn der Wanderweg führt nicht über Bornhausen, wohin es mich jetzt verschlagen hat. Wieder heißt es: zurück fahren, diesmal auf einer wegen einer Baustelle gesperrten, daher autofreien Straße. Der Karte ist zu entnehmen, daß mit dieser Aktion ein "ehemaliger Braunkohlentagebau" umrundet wird. Dann findet sich die Hexe wieder und durch ein Gebiet mit Fischteichen – hier hängen die Morgennebel besonders dick herum, erreicht man die Unterquerung der B248. Dann geht es stramm hinauf, wonach man nach Erreichen des Ortsrandes von Seesen nur energisch bremsend das vorgeschriebene "Tempo 30" einhalten kann.

Entlang an einem Bach namens Schildau auf der Straße nach Lauthental kann man sich wieder die Augen nach der Radelhexe ausgucken. An dieser Straße nach Lautenthal hat man übrigens im vergangenen Jahr zwei junge Bären aufgegriffen, leider konten sie nichts über ihre eigene Herkunft verraten. Hübsche Anwesen gibt es hier, da läßt es sich wohl gut wohnen. Schließlich habe ich die Schlüsselstelle gefunden, von wo es sich wieder steil hinauf in den Wald zieht.

Als es endlich eben dahin geht, ereignet sich die Begegnung der dritten Art – oder so. Voraus schicken muß ich eine kleine Gruselgeschichte. Da haben sich in den vergangenen Jahren ein paar unaufgeklärte Morde im Südharzbereich ereignet. Jedesmal wurden Wanderer oder Spaziergänger die Opfer, das letzte mal wurde ein Besucher der Himmelreichhöhle bei Walkenried auf dem Parkplatz erschossen. Der Täter muß ein Verrückter sein, der sich wahllos ein Zufallsopfer sucht. Von alledem habe ich zuvor zu Hause nichts erzählt.

Nun aber habe ich eine Gänsehaut. Voraus in einer Kurve steht eine Gestalt, es ist 6.30, die Sonne noch nicht aufgegangen. Das Fahrtempo wird erhöht, das geschieht ganz instinktiv. Umkehren kann man auch nicht, da würde man sich ja blamieren. Vielleicht ist es ja auch nur ein Forstarbeiter oder Pilzsucher. Aber nichts von beidem, ein langhaariges Individuum mit Rauschebart und Plastiktüten um sich herum. Wie ich näherkomme macht er die fragende Geste auf das Handgelenk: "Halb sieben!" rufe ich aus. Dann ruft er noch, ich bin fast schon wieder weg: "Wo geht’s n‘ nach Leege?" "Seesen?" "Nee, Leege" Ich kann nur noch mit den Achseln zucken und fahre mit unvermindertem Tempo weiter. Als ich außer Sicht- und Schußweite bin, atme ich tief durch. Wenig später kommen mir zwei Pilzsucher entgegen. Die kann ich nun ganz lässig mit "Guten Morgen" begrüßen.

Flott geht es wieder hinunter. Als ich den Waldrand erreiche liegt die Ortschaft Herrhausen schon im Sonnenschein. Während ich weiter hinuntersause, sehe ich in den Augenwinkeln das Hexenschild im Gebüsch mit einem Pfeil nach links vorbei huschen. Vollbremsung, das wäre doch beinahe wieder schief gegangen. Man muß nämlich über eine Knüppelbrücke und durch die Wiesen nach Münchehof, und dann geht es auf einer Nebenstraße weiter zur Domäne Stauffenburg. Damit man nicht auf der Landstraße bleibt, ist in der Wegbroschüre "Schlechte Wegstrecke" angegeben. Daran halte ich mich, wähle den am schlechtesten ausgebauten Weg mit Gras und Pfützen, und siehe da : es stimmt.

Im folgenden muß man den Blick möglichst auf den Weg gerichtet halten, hier ist eine Rennstrecke für Weinbergschnecken. Diese habe ich mit Erfolg in unserem eigenen Garten heimisch gemacht, da empfindet man schon so eine Art Artverwandtschaft. In Gittelde kommt man direkt an der Kirche heraus - und dann verließen sie ihn. Hübsche Häuser säumen die Straßen, aber trotz allen Herumirrens finde ich den weiteren Weg nicht. Noch viel weniger das Mundloch des berühmten Ernst-August-Stollens, mit 32 km der längste Europas. Irgendwie gelange ich dann doch über Teichhütte nach Badenhausen, wo ich schon wieder von allen Geistern, sprich der Hexe, verlassen bin.

Gärten und Kirche in Gittelde
Als ich endlich festlegen kann, wo ich mich auf der Karte befinde, finde ich auch Weg und Hexe wieder. Man überquert die Söse, nach der ist auch eine Talsperre oberhalb von Osterode benannt.

Nun folgt eine wunderschöne Strecke durch die Felder. Die Sonne meint es inzwischen schon gut, aber noch ist es total windstill. Das vermelden auch sämtliche im Umkreis sichtbaren Windräder, die sich beharrlich weigern, heute Strom zu produzieren. Ich produziere alsbald wieder Schweiß, denn man muß hinter dem Ort Förste wieder ziemlich hinauf. Dort oben liegt dann die Pipinsburg (vorchristlich - keltisch) in strategisch günstiger Lage. Nur ein paar Wallreste sind noch erkennbar.

Die folgende Strecke bis hinter Ührde ist nicht nur landschaftlich wunderschön, sondern es geht die ganze Zeit auch noch bergab. Um nach Schwiegershausen zu kommen, muß man dann doch wieder über einen Berg. Neben der Landstraße fährt man an einem Bach entlang, der von irgendwoher kommt und irgendwo endet. Man befindet sich nämlich schon im Karstgebiet von Beierstein und Hainholz, wo wir vor vielen Jahren unsere ersten und schönsten Höhlentouren gemacht haben.
Jettenhöhle, Klinkerbrunnen, Marthahöhle, Polenloch... das klingt wie Musik in den Ohren.

Blick zum Baierstein


Hainholz und Kleinholz

Angesichts des Beiersteins lasse ich mir dann auch ein Käsebrot schmecken. Jahrelang hat man darum gekämpft, dieses einzigartige Gipskarstgebiet ringsumher vor dem Abbau zu retten. Man hat es geschafft, aber ein anderer Geselle hat sich nicht an die Vorschriften in einem Naturschutzgebiet gehalten. Das war der Sturm vor einigen Wochen. Der hat hier gründlich gehaust und im Hainholz, Schmuckstück mit seinem Buchenwald, dem Hirschzungenfarn und dem Bärlauch im Frühjahr, nun sieht es da aus wie Kraut und Rüben. Ein Trost bleibt: Wälder wachsen nach, Gips nicht. Jedenfalls nicht so schnell, daß man darauf warten könnte. (S. Artikel F. Vladi: Hainholz zu Kleinholz). Man schiebt nun hinauf nach Düna, ein Foto vom demolierten Hainholz, und weiter geht es in - zunächst noch - unbekannte Gefilde. Wenig später quert man die B243 und die Eisenbahn. Danach kann man die durch den Sturm angerichteten Schäden von nahem sehen. Es sieht grausig aus, man hat bei weitem noch nicht alles aufräumen können.

Das Fachwerkschloß in Herzberg


Der Juessee in Herzberg

Nun wird die Stadt Herzberg erreicht. Ein Schlenker durch die Fußgängerzone bringt nicht viel, die ist wie überall "Schleckergeschädigt". Lohnender ist die Umrundung des Juessee, dem größten Erdfallsee in Niedersachsen. Die Seerosen wachsen üppig. Vor der Badeanstalt warten ein paar Jugendliche darauf, daß diese geöffnet wird. Es ist ja erst 10 Uhr, ich habe ein gestörtes Zeitgefühl, nachdem ich bereits 5 Stunden unterwegs bin. Von Herzberg bis Bad Lauterberg geht es nun durchweg auf der Landstraße weiter, das ist weniger schön. Besonders in Scharzfeld hat man unterhalb der berühmten Steinkirche die vierspurige Trasse der B243 durch den Südhang mit Klippen und Trockenrasen gefräst. Befassen wir uns besser nicht näher mit diesem Teilstück des Harzrundweges, auch die Ortsdurchfahrt in Bad Lauterberg kann man getrost vergessen.

Nun steht man vor einer Weggabelung, da geht es zum Wiesenbeker Teich. Am oberen Weg turnen gerade zwei Mountainbiker voll in Schale herum. Einer kriegt anscheinend den Berggang nicht richtig in Gang, deswegen fahre ich vorbei, um mit einem Blick auf die Karte festzustellen, daß ich den unteren Weg hätte nehmen sollen. Nun kann ich wieder nicht umkehren, den heißen Atem der Mountainbiker im Nacken. Aber die kommen mit ihren Gängen anscheinend doch nicht in die Gänge, und so bin ich bald allein zum Wiesenbeker Teich hochgeklettert. Der untere Weg kommt natürlich auch hier unterhalb der Staumauer raus, aber das kommt aufs selbe raus, weil es ohnehin weiter bergauf geht. In reizvoller Lage liegt wie die Faust aufs Auge oberhalb des Teiches (Tretbootvermietung) ein Campingplatz. Die Wohnmobile haben abmontierte Räder, einen Vordergarten und einen Zaun drum rum. Das ist sicher nicht nur für ein Wochenende gedacht, schon gar nicht für nur eine Saison. Aber schön ist es hier schon, soll man denn das verkommen lassen?

Wiesenbeker Teich


Steina

Es geht im Zickzack weiter, immer bergauf, man umrundet ein Tälchen mit seinem Quellgebiet. Auf der Höhe dann ein Markstein: "Wasserscheide Weser Elbe". Ab hier findet also jeder Wassertropfen seinen Weg – je nach dem, wenn er denn so weit kommt. Bis zum Ort Steina saust man durch ein schattiges Wald- und Wiesental (Einzugsgebiet Elbe), das Pedalieren sollte man unterlassen und sich statt dessen der Natur erfreuen. Steina ist ein hübscher Ort, man hat eine schöne Aussicht zu den Römersteinen hinüber. Nur das Foto der Ortskulisse mit Kirche wird wohl durch den Anblick eines aufdringlichen Partyzeltes verschandelt sein. (Ganz so schlimm ist es dann doch nicht, wie man sieht).

Bad Sachsa
Gehörig schwitzt man noch, um über den Berg nach Bad Sachsa zu kommen. Dort ist es gleich 12 Uhr, gerade noch kann ich eine Flasche Sinalco (Zitrone, 1.5 l) erstehen, dann machen die Geschäfte zu. Über die Landstraße geht es weiter nach Walkenried, wo erst einmal die Klosterruinen entsprechend zu würdigen sind. Vor einem Brunnen mit der sich drehenden Nachbildung eines Gipskristalls pelle ich mir ein Ei und verzehre ein Wurstbrot. Es ist an der Zeit, sich über den weiteren Tagesverlauf Gedanken zu machen. Da der Wind auffrischt und ich auf der Rückfahrt mit ihm die gleiche Richtung haben werde, beschließe ich, mich bei diesem herrlichen Wetter nicht in einen Zug zu setzen. Da ich allein fahre, wollte ich ja auch mal wieder ein wenig am Limit schnuppern, die erforderlichen Kilometer kommen dann genau richtig.


Klosterruine Walkenried

Es wird beschlossen - keiner widerspricht - noch über Ellrich bis zum "Naturdenkmal Kelle" zu fahren. Zwischen Walkenried und Ellrich der verwachsene Streifen der ehemaligen Grenze. Vor Ellrich bemüht man sich, Industriegebiet anzubieten. Weiterhin ist der Solidaritätszuschlag wohl in die Pflasterung des Ortes eingebracht worden. Das wirkt steril im Gegensatz zu einigen Häusern, die eine Renovierung dringend nötig und verdient hätten. Ein eingefaßter Bach fließt durch den Ort, das ist die Zorge.

Ellrich


Die Furt durch die Sülze

Dann wird der Wanderweg wieder, wie man sich ihn wünscht. Auf Schotter ohne Autos und durch herrliche Landschaft. Rechts eine weiße Steilwand aus Gips. Diese entstehen dadurch, daß ein Bach den Fuß der Steilwand beständig ablöst, auflöst und abtransportiert. Der Wand bleibt nichts anderes übrig, als gelegentlich nach zu brechen, um auf festen Füßen stehen zu bleiben. Sowas lernt man, wenn man seit vielen Jahren den Höhlen- und Karstforschern gelauscht hat. Wem dieses Gkück nicht zuteil wird, der kann sich vor Ort an Schautafeln informieren, die entlang des liebevoll gestalteten Karstwanderweges aufgestellt sind.

Vorletzte Attraktion für diesen Abschnitt ist eine Furt durch das Flüßchen Sülze nahe der Untermühle. Da kann man sich doch tatsächlich nasse Füße holen, heute eine Wohltat! Letzte Attraktion ist aber das Naturdenkmal Kelle. Hier war ich einmal im Jahre 1990 im Rahmen einer Karstexkursion.

In dem Bericht über jene Unternehmung ist das geologische Umfeld dieser Höhlenruine und anderes mehr aus dieser Gegend beschrieben. Inzwischen hat man etwas getan, Wege und Treppe mit Geländer angelegt, so daß man bequem alles ansehen kann, ohne in der Gegend herum zu trampeln.

An diesem heißen Tag ist es besonders beeindruckend, wie sich beim Hinabsteigen in den Erdfall schlagartig die Temperatur ändert. Offenbar liegt die kalte und schwere Luft hier unten wie in einem Keller. Wenn man sich dem Höhlenrest mit dem 7m tiefen See weiter nähert, wird es noch kühler. 8 Grad C beträgt in unseren Breiten die Durchschnittstemperatur untertage. Wenn man dann wieder oben ist, kommt man sich wie in der Sauna vor.

Die Höhlenruine der Kelle


Das Mundloch des Ernst-August Stollens

Nun zeigt der Tacho 110 km an, wobei die Umwege und Irrfahrten eingerechnet sind. Aber der Rückweg wird 75 km betragen. Der Ostwind hat aufgefrischt, so daß man gut vorankommen wird. Andererseits fehlt der Fahrtwind von vorn, das ist bei der Hitze ein Problem.

Zunächst geht es auf einer Art Abkürzung nach Woffleben, auf schöner Strecke immer schön parallel zum Harzrand bis Branderode, wonach man mit Neuhof wieder auf bekannte Gefilde stößt. Zwischen 14 und 15 Uhr wird die Hitze nun doch fast unerträglich. Das löst sich allerdings von allein, denn zwischen Bartolfelde und Barbis geht ein ziemlicher Regenschauer nieder. Es zeigt sich einmal wieder, das Regenzeug auch bei der besten Wetterlage brauchbar ist. Hinter Scharzfeld ist dann wieder alles trocken und keine Wolke am Himmel.

Jetzt auf der Rückfahrt komme ich in Gittelde auf der Hauptstraße direkt am Ernst-August Stollen vorbei. Diesem entströmt regelrecht ein kalter Wind. Was ist hier wohl im Winter los? Kommt dann warme Luft raus, oder wird kalte Luft eingesaugt? Wieder auf dem Rad, habe ich damit zu tun, darüber nach zu denken. Vor Jahren waren wir bei Braunlage mal an einem kalten Wintertag im Oderstollen, der wenige 100 m lang ist und blind endet. Zur Sicherheit hatten wir eine Kerze mit. Die ging prompt aus, als wir einigermaßen tief im Stollen drin steckten. Und ein Streichholz ließ sich nicht anzünden. "Nichts wie raus" war die Devise. In Sichtweite des Mundlochs brannte dann sowohl Streichholz als auch Kerze wieder.

Wir hatten uns das so erklärt, daß im Winter bei leichtem Stollenanstieg die wärmere und leichtere Luft im Berg gefangen bleibt. Der Sauerstoff dieser stehenden Luft ist schnell aufgebraucht, zum Glück hatten wir es gleich gemerkt. Der Oderstollen ist inzwischen verschlossen worden, damit nicht andere auf den gleichen Unsinn verfallen.

Im Sieberstollen gab es vor einigen 100 Jahren in der Neujahrsnacht mal einen schlimmen Unfall mit mehreren Toten, als ein Wasserstrahl aus einem abgesoffenen Schacht in den Stollen strömte und durch die Entspannung des Wassers giftige aber nicht zu bemerkende Gase freigesetzt wurden.

Soviel zu den Geschichten, die sich um die Bergwerksstollen ranken. Inzwischen irre ich in Osterode herum, um die Nebenstraße parallel zur B243 zu finden. Das ist ziemlich nervig, weil nichts ausgeschildert ist. In Seesen bin ich dann schneller als erwartet, aber die letzten paar Kilometer bis zum Auto geraten besonders lang. 4 Stunden hat der Rückweg gedauert, vielleicht hätte man doch besser von Nordhausen bis Herzberg die Bahn benutzt.

Über die körperliche Leistung des heutigen Tages kann ich sehr zufrieden sein, jedenfalls fühle ich mich gründlich ausgetobt.


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