|
Da staunen wir nicht schlecht, wir sind mitten unter Engländern, hauptsächlich Familien mit Kindern. Das Wetter erscheint uns zunächst gar nicht so angenehm, es weht ein heftiger Wind. Trotzdem laufen alle nur leicht bekleidet herum, Tatoos auf nackter Haut wohin man sieht. Wir kommen uns in unseren langärmeligen Pullovern schon komisch vor. Beim Essen hat dann Heidi auch gleich eine Katze geködert, die sich gern füttern lässt. Auch die Spatzen sind gerne gesehen Tischgäste. Die männlichen Spatzen sind hier um einiges bunter als die unsrigen zu Hause. Leider kann man sie nicht fotografieren, dazu sind sie zu flink. Gerne klauen sie schon mal ein paar Pommes vom Tisch, und wenn die dann auf der Erde landen, stecken sie die umher kriechenden Kleinkinder in den Mund.
|
|
|
Beim anschließenden Erkundungsgang entdecken wir einen Supermarkt gleich gegenüber. Da können wir uns Badelaken besorgen, denn die haben wir zu Hause gelassen. Nach ein paar abschließenden Glas Rotwein geht es uns ganz gut. Mit dem Bierzapfen gibt es noch Probleme. Da kommt nur Schaum raus. Bei anderen Biertrinkern klappt es irgendwie besser, die haben ihr Glas randvoll. Da muss man mal kiebitzen wie die das machen: den Hahn nicht vorsichtig sondern bis zum Anschlag aufdrehen und das Glas schräg halten – damit ist auch das erledigt.
|
|
Mittwoch, 14.4.
|
Freitag - Sonntag, 16.4. – 18.4.
Nun haben wir einen Ruhetag verdient und halten uns vormittags am Pool
auf. Mittags ziehen Wolken auf, und da kommt ein Anruf, unsere Freunde
aus unserem Dorf melden sich, sie stehen schon an der Rezeption. Sie
sind im Hotel Tres Islas im
Bereich der Dünenlandschaft El
Jable untergebracht und mit dem Bus hergefahren. Sie seien
gerade noch vor dem Vulkanausbruch mit dem Flieger rausgekommen. „Was
für ein Vulkanausbruch? In Deutschland?“ fragen wir ganz erstaunt.
Nein auf Island habe der stattgefunden und nun breite sich eine
Aschwolke über ganz Europa aus. Na das ist ja ein Ding, wo wir uns
hier auf den Kanaren im größten Vulkangebiet der Welt – wie
es heißt – befinden.
|
|
|
|
Nach einem Bierchen an der Poolbar machen wir uns auf zu einem
Rundgang, denn wir sind ja schon ortskundig. Es gibt auch einen
kürzeren Weg zum Meer, gleich hinter dem Supermarkt. Wir
schlendern in Richtung Hafen und kehren irgendwann um. Am Schluss war
es doch ein langer Weg und unsere Mitstreiter sind schließlich
froh, das gerade der Bus des Weges kommt.
Am Abend herrscht vor dem Restaurant einige Aufregung. Einigen
Gästen werden die All Incl.-Bändchen abgenommen, die bekommen
stattdessen eine sog Yellow Card. Schließlich sind an die 100
englische Gäste versammelt und durch eine Animateurin instruiert.
Leider verstehen wir kein Wort. Langsam dämmert es uns: die
können nicht zurück fliegen, wegen des Vulkanausbruchs. An
der Rezeption liegen inzwischen Stapel von Faxeingängen mit den
neuesten Informationen. Demnach ist über ganz Europa der
Flugverkehr wegen der Aschewolke zum Erliegen gekommen. Die ersten
Gäste erscheinen mit Dosenbier aus dem Supermarkt in der Hand.
Die nächsten zwei Tage unternehmen wir weiter nichts. Einzelne der
blockierten Gäste verschwinden so nach und nach, die
Dosenbier-Fraktion werden wir noch eine ganze Woche beobachten.
Unversehens lernen wir auch ein weiteres deutsches Ehepaar aus Hamburg
kennen. Diese marschieren jeden Tag unverdrossen in die Dünen, es
sind etliche Kilometer. Sie haben auch einen Windschutz dabei und sind
obendrein Nordsee-erprobt. Abends sitzen wir ein paar mal zusammen und
verstehen uns prima.
Am Sonntag buchen wir bei unserer Betreuungsdame eine Rundfahrt auf
Lanzarote für Mittwoch.
Montag 19.4.
|
Wir marschieren also zu dem anderen Hotel, das ist ohnehin das
richtige. Unsere Freunde erwarten uns schon in der Rezeption, die wir
hier anstandslos betreten dürfen. Dieses Hotel Tres Islas hat vier
Sterne, unser Oasis Village dagegen nur drei. Somit ist hier alles
mondäner, von der Einrichtung, dem Personal bis zu den
Gästen. Das Essen soll vorzüglich sein, was wir von unserem
Hotel nicht sagen können. Aber auch hier sitzen die Gäste
fest, es seien sogar 200 an der Zahl. Einer soll es geschafft haben,
der sei über Bulgarien nach Paris geflogen und dann mit Bahn und
Fähre nach England gelangt. Die Heimreise habe soviel gekostet wie
der ganze Urlaub, ca. 3000 €.
Wir begeben uns auf einen Rundgang, das Gelände um den Pool ist
etwas steril, wir werden über unsere Pool-Landschaft im Oasis noch
berichten. Das Faszinierende dieser Gegend ist die
wüstenähnliche Dünenlandschaft, die sich kilometerweit
von Nord nach Süd (oder umgekehrt) erstreckt. Der Sand ist – wie
wir schon gelernt haben – nur aus Muschelrückständen gebildet
und nicht, wie oft angenommen, von der Sahara herüber geweht
worden. Wir belassen es für heute mit einem Barfußgang an
den schwappenden Wellen entlang: einmal hin und einmal her.
|
Zurück am Tres Islas kann man sich den Sand an einer
Fußdusche abwaschen, aber wenn man den falschen Knopf
drückt, geht die große Dusche los, so ist es mir leider
ergangen. Meinerseits halbseitig durchnässt genießen wir
noch einen Drink und verabschieden uns dann: zurück „nach Hause“.
Es bleibt noch Zeit für eine Entspannung am Pool. Heidis
Lieblingskatze taucht auf und legt sich nach einigem Herumkratzen auf
meinen Bauch, da ist es wohl am gemütlichsten. Heidi ist
eifersüchtig, während ich so gar kein Katzenfreund bin.
Was auf dem Boden so an Krümeln herum liegt, erledigen die
Spatzen. Und die sind auch nicht ohne. manchmal spreizen sie
kampflustig die Flügel und gehen lauthals schilpend aufeinander
los. Was das soll, wissen wir auch nicht: we cannot understand them –
denn die tschilpen in Spanisch, obwohl sie inzwischen auch Englisch
können müssten. Zumindest den Begriff Pommes Frites.
Dienstag, 20.4.
Als Aktivität habe ich nur notiert: Pool. Heidi füllt
ununterbrochen Kreuzworträtsel in ihren Intelligenzzeitschriften
aus. Ich bin am Lesen. Mein Reemtsma
ist ausgelesen. Das Buch Lebendiger
Bambus, P.S Buck ist noch in Arbeit. Da weilt man geistig in
Korea. Da fahren wir das nächste mal hin, murmele ich blinzelnd,
bevor mich ein Schlummer überfällt. Mit offenem Mund
würde ich schlafen, wird mitgeteilt. So vergeht ein Tag. „Was a
long day“ sagt abends ein Engländer zum anderen. Da hat er recht.
Aber sonst verstehen wir praktisch nichts von den Gesprächen, die
anscheinend auch in einem mittelenglischen Slang geführt werden.
„See ya“ und so.
Ein Mädchen ist besonders aktiv und wir nennen es bald das Gespenst, bzw. in unserer
eigenen Sprache Penster, denn
die taucht überall auf. Immer mit vorgebeugtem Oberkörper
hastend, an ihren flattrigen Gewändern herum nestelnd und ein oder
zwei Trinkgläser oder sonst was in den Händen, geistert sie
lautstark durch die Gegend. An manchen Abenden geht ein Karikaturist
seiner Arbeit nach und zeichnet witzige Portraits nach Art des … von
den Modellsitzenden. Auch unser Penster lässt sich portraitieren.
Leider haben wir das Ergebnis nicht zu sehen bekommen. Ihre Stimme ist
fortan von überall zu hören, doch eines Tages ist sie ganz
verändert. Die hat einen auf den Deckel gekriegt, meinen wir, doch
wie zu vermuten, war ihr wohl die bevorstehende Abreise aufs Gemüt
geschlagen. Und als sie wirklich nicht mehr da ist, da fehlt uns was!
Freitag, 23.4. El Jable – Die
Dünen
An diesem Tag haben wir einmal einen wolkenlosen Himmel und wenig Wind.
Da kann man einmal einen Tag in den Dünen verbringen. Der Bus
bringt uns hin und dann marschiert man erst mal ein ganzes Stück
am Meer entlang, bis man weit genug von den Hotels weg ist. Denn da
fallen die Hüllen. Als Windschutz hat man hier Strandburgen
gebaut, das sind kreisförmig aufgeschichtete Steine. Die erste
inspizierte Burg ist besetzt, da liegen Badelatschen drin. Gleich
daneben ist aber eine frei. Also machen wir es uns gemütlich,
Badesachen braucht man nicht, die Burg eigentlich auch nicht, so
schwach weht der Wind. Bald kommen unsere Freunde aus Hamburg vorbei
und halten sich diskreterweise nicht weiter auf. Und da tauchen auch
schon unsere Freunde von zu Hause ebenfalls im Adamskostüm. Auf
diese Weise haben wir uns in unserem Dorf noch nicht getroffen! Wir
wähnten sie auf Achse, weil sie ein Auto mieten wollten. Die
Inselfahrt bis Jandia hatten
sie aber schon gestern gemacht.
|
|
Wir verhalten uns zunächst unauffällig bis sie uns entdeckt haben: „Ah, da ist ja Familie Wittram“. Damit können wir uns ganz zwanglos zu einer gemeinsamen Wanderung in die Dünen begeben. Nur ich ziehe mir eine Hose an, weil ich die Geldbörse lieber in der Hosentasche mitnehme. Die Ausblicke sind phantastisch, das Meer hinüber nach Lanzarote hat eine türkisfarbene Farbe, ein Angler dümpelt in seinem Kahn. Es herrscht kaum eine Dünung, bei stärkerem Wind und einhergehender Brandung herrscht sonst Badeverbot. Heute ist das Wasser glasklar und das Baden ist ein Genuss.
|
|
|
|
|
Am frühen Nachmittag begeben wir uns vorsichtshalber auf den
Rückweg, denn die sonnenungewohnten Körperflächen
können zunächst nicht soviel Sonne vertragen.
Schließlich will man ja lieber weiterhin ohne Beschwerden auf dem
Hosenboden sitzen. Leider lässt uns der Bus im Stich, wir
müssen fast eine Stunde an der Bushaltestelle warten. Das liegt
daran, dass der Bus um 15 Uhr ausfällt, weil die Fahrer eine Pause
machen.
Zurück am Pool genießen wir dann doch die gemütlicheren
Sonnenliegen. Zu einem weiteren Besuch der Dünen wird es nicht
kommen. Wir erfahren auch, dass in den folgenden Tagen das Baden nicht
möglich war. Dafür haben wir heute hier noch ein Erlebnis. Da
spielen ein paar Kinder vor uns mit einem Brötchen Fußball.
Durch ein paar Gesten bedeuten wir ihnen, das sich das nicht
gehört. Ein kleines Mädchen hebt das Brötchen
schließlich auf und wirft es in den Papierkorb.
Zwei Minuten später erscheint das Kind mit ihrer Mutter vor
unseren Liegen. „You talked to the child in the wrong way“ erbost sich
die Mutter. “We cannot understand you” sagt Heidi – denn sie hat ja
einen Englischkurs belegt. Damit zieht die feindliche Abordnung wieder
ab und wir werden beim Abendessen weitere erboste Blicke zu erleiden
haben. Aber damit kann man leben.
|
|
Die restlichen Tage
Da wir ja einen Faulenzerurlaub geplant hatten, benehmen wir uns
entsprechend. D.h. wir halten uns am Pool auf, wo uns auch der Wind
nicht so viel anhaben kann. Im übrigen ist die Pool-Landschaft
hier ganz außerordentlich reizvoll. Die Bepflanzung weist wohl an
die 20 Palmenarten auf, im oberen Teil befindet sich noch eine
interessante Kakteenanpflanzung. Schöne Aufnahmen kann man da
machen.
Die Mehrzahl der Engländer verschwindet so nach und nach,
neue Gäste treffen nur vereinzelt ein. So ist gegen Ende unseres
Urlaubs die Umgebung fast menschenleer.
|
|
|
|
|
|
Am Sonntag habe ich Geburtstag, Heidi hat noch schnell im Supermarkt
zwei Andenken-Kakteen besorgt und neuen Lesestoff von zu Hause
mitgebracht (Uwe Timm). Am Pool wird das Lied von Tina Turner „Silent
Wings“ abgespielt, was besonders gut zu der Situation der vergangenen
Woche passt. Unsere Betreuungsdame teilt uns mit, dass unser
Rückflug planmäßig stattfinden wird. Abends erscheinen
unsere Hamburger Freunde mit einer Flasche Sekt, sie hätten an der
Rezeption erfahren, dass ich heute Geburtstag hätte“. Na, die
Rezeption kenne ich, die sitzt neben mir.
Rückreise
Nun hat Heidi doch leider kein Erdmännchen zu Gesicht bekommen.
Ein weiter Plan steht noch aus: die Hunderückführaktion.
Heidi hatte sich schon bei der Organisation OKAPI, Tierhilfe-Fuerte-Ventura als
sog. Flugpate angemeldet. Da
kommt auch rechtzeitig die Rückmeldung, um 17 Uhr sei man am
Flughafen. Auch wir werden pünktlich abgeholt und unser
Hundetreffen ist erfolgreich. Die Formalitäten am Flugschalter
erledigt eine Mitarbeiterin der Organisation. Es handelt sich um ein Bardino-Mischlingshündin
namens Ramona, ein Löke
groß wie ein Schäferhund. Der große Hundekasten wird
dann zusammen mit einem weiteren Leidensgenossen in den klimatisierten
Frachtraum verladen. Nach einem angenehmen Flug nehmen wir den
Hundekasten in Hannover wieder in Empfang. Es bereitet noch einige
Schwierigkeiten, die Kiste durch die Glastüren zu bugsieren, ein
freundlicher Herr kommt zu Hilfe. Und meine größten Bedenken
schwinden: die Familie, die den Hund abholen soll, ist tatsächlich
erschienen. So hat alles einen guten Ausgang genommen.
Am nächsten Tag holen auch wir unseren Hund Otto von seiner
Pension ab, damit sind wir wieder komplett und der Alltag hat uns
wieder.