Mittwoch, 21.4. Inselrundfahrt Lanzarote

Die Inselrundfahrt kostet 72 € p.P. Da kann man nur sagen: so preiswert kommen wir nie wieder auf diese Insel. Von FuerteVentura ist es ja nur ein Katzensprung von 20 Minuten mit der Fähre. Wir haben uns pünktlich wecken lassen, aber dann stimmt das Datum auf unserem Faxbeleg nicht, da war unsere Reiseberaterin zu schusselig. Der Reisebegleiter lässt sich aber überzeugen, dass alles seine Richtigkeit hat. Es geht zunächst zum Hafen, von wo aus man in einer knappen halben Stunde mit der Fähre Volcan de Tindaya nach Playa Blanca auf Lanzarote übersetzt. Mit dem Bus geht es weiter, vorbei an den Salinas de Janubio, auch einer Salzgewinnungsanlage. Das erste Ziel ist der Nationalpark Timanfaya. Hier haben in den Jahren 1730 – 1736 Vulkanausbrüche stattgefunden und große Flächen mit einer meterdicken Lavaschicht bedeckt, wodurch viele Dörfer und deren Ackerflächen vernichtet wurden. Die Gegend gleicht einer Mondlandschaft, es gibt kaum Vegetation. In den seit damals unveränderten Lavaformationen kann auch kein Mensch herumlaufen, dazu sind die Strukturen zu schroff und messerscharf. Außerdem ist das Verlassen der Fahrstraßen im Nationalpark nicht erlaubt, nur Busse dürfen hier fahren, keine Pkws.

Es wird Halt gemacht an der Islote de Hilario, wo sich das Rundrestaurant El Diablo befindet, erbaut von Cesar Manrique, dem allgegenwärtigen Künstler der Insel. Wir werden noch mehr darüber hören. An dieser Stelle nimmt die Erdwärme in wenigen Metern Tiefe rapide zu, erst 400 Grad, dann in 27 m Tiefe auf 700 Grad Celsius. Das wird nun in bekannter Weise demonstriert. Erst reicht einem ein Mann mit Schaufel eine Handvoll Kies vom Boden. Ja, der ist schön mullig warm. Dann geht es zu einem Erdloch, dort werden Gebüschzweige hinein geworfen, wenig später gehen diese in Flammen auf. Dann geht man zu einem senkrecht in den Boden eingelassenen Rohr. Da wird Wasser hinein geschüttet, was dann gleich explosionsartig als kochende Fontäne heraus schießt. Da heißt es Abstand halten. Im Innern des Lokals befindet sich ein Naturgrill über einer brunnenartigen Vertiefung, aus der gleichermaßen die benötigte Hitze nach oben strömt. Wenn man sich darüber beuge, würden einem sofort die Haare abgesengt – heißt es. Das probieren wir lieber nicht aus.

Nun fahren wir dem Rundkurs Ruta de los Volcanes durch einzigartige Lavaformationen, vorbei an Vulkankegeln und erstarrten Lavaströmen. Die reichen bis zum Horizont und bedecken die ganze Gegend wie ein See aus Stein. Hier passt auch eine Kamelkarawane in die wüstengleiche Landschaft, vielleicht aber auch nicht.

Nächstes Ziel ist die Gegend von La Geria, wo Wein angebaut wird. Das ist bei der vermeintlichen Unfruchtbarkeit des Bodens zunächst erstaunlich. Man hat hier eine besondere Anbaumethode entwickelt. Der Rebstock wird in einer Kuhle direckt in die Lava-Asche gepflanzt, rings herum ein kreisförmiges Mäuerchen als Windfang und –schutz aufgestapelt. Die poröse Lava-Asche hat die Eigenschaft, in der Kühle der Nacht viel Feuchtigkeit aufzunehmen und am Tage viel Wärme zu speichern. So funktioniert das wohl prima, wenn auch aufwändig.

Wir machen Halt an einer Verkostungsstation und dürfen ein Gläschen des Weins probieren, schmeckt wirklich gut und süß. Angeschlossen sind natürlich ein Souvenir- und ein Schmuckladen. In letzterem kann man den inseltypischen Olivinschmuck erwerben. Olivin od. Peridot findet man hier in der Lava, wenn man weiß wo. „Sieht aber alles ziemlich bröselig aus“ – mit diesen Worten zerre ich meine Gattin wieder aus dem Schmuckladen heraus. Auf der Rückseite des Gebäudes breitet sich nämlich ein eindrucksvolles Panorama aus, und auch die vereinzelten Anwesen bieten hübsche Fotomotive.

In der Gegend von Mozaga wird dann Mittag gegessen. Bei der Weiterfahrt kommen wir an dem Monumento al Campesino, dem Fruchtbarkeitsmonument vorbei, das wiederum besagter Cesar Manrique geschaffen hat. Das nächste Ziel ist ein Aussichtspunkt in der Nähe von Haria bei der höchsten Erhebung der Insel mit 670 m. Der Reiseführer ist ganz glücklich, als die dortige Radarkuppel kurz aus den Wolken auftaucht. Der Aussichtspunkt ist leider ziemlich wolkenverhangen, doch einen kurzen Lichtblick gibt es doch.

Durch das Tal der tausend Palmen geht es über El Cortijo zu der Jameos del Agua. Dort ist der Parkplatz gestopft voll mit Bussen. In Arrecife – der Hauptstadt von Lanzarote hat nämlich ein Kreuzfahrtschiff angelegt, die Costa Magica, auf die passen über 2000 Passagiere. Die drängeln sich nun hier herum. Nach kurzer Zeit hat sich die Menge verlaufen und man kann in Ruhe die Angelegenheit in Augenschein nehmen.

Es handelt sich hier um einen 6 km langen Tunnel in einem Lavastrom, der vor 3-4000 Jahren von dem Vulkan La Corona herab geflossen ist. 1 ½  km verlaufen davon noch unter dem Meeresspiegel. Jener Künstler Cesar Manrique hat an dieser Stelle eine sehenswerte Anlage entworfen und verwirklicht. Da gibt es einen See, in dem einzigartige weiße und blinde Krebstiere leben, eine üppige Bepflanzung der steilen Lavawände, Treppen und Durchgänge. Eine Etage höher befindet sich ein türkisfarbener Pool: Baden verboten. Den Abschluss der Grotten bildet ein Konzertsaal mit einer herausragenden Akustik. Über diesen Anlagen befinden sich Gebäude mit Restaurant, einem Museum zur Vulkankunde , Verkaufsräumen und einer seismischen Messstation.

Bei aller Anerkennung muss man sich fragen – das ist meine persönliche Meinung – ob man dieses einzigartige Phänomen einer Lavahöhle nicht doch besser in ihrem Urzustand hätte belassen können. Trotz gekonnt künstlerischer Gestaltung ist die Distanz zu einer Disneyland-Atmosphäre vielleicht doch nicht mehr so groß.

Zurück an die Oberfläche, die nennt sich hier Malpais de la Corona. Da der letzte Vulkanausbruch hier vor ca. 4000 Jahren statt fand, konnte sich eine Vegetation bilden, die der uns vom Mittelmeer bekannten Macchia entspricht mit stacheligen Büschen usw. Am Horizont erkennt man im Meer einen kleinen Kegel, das ist ein Vulkan, von dem nur die Spitze heraus ragt.

Damit ist der Besichtigungsteil der Rundfahrt beendet und die Rückfahrt geht zügig vonstatten. Es wird noch darauf hingewiesen, dass auf der Insel nur zweistöckig gebaut werden darf. In Arrecife allerdings auch dreistöckig, ein Hochhaus gibt es aber doch. Außerdem sehen wir dort von weitem die Costa Magica im Hafen liegen. Mit der Fähre geht es zurück und wir sind rechtzeitig zum Abendessen und Bierzapfen im Hotel.


Fortsetzung Reisebericht
Zurück zur Kapitelseite