Faulenzen

Es wurde ja schon angedeutet, dass wir doch schon von Anfang an uns mehr der Faulheit verschrieben haben. Z.B. wird aus einer Fahrradtour nichts - leider, hallo Terje - obwohl man an jeder Ecke Fahrräder zu einem günstigen Preis mieten könnte und Heidi an einem Tag sogar eine derartige Unternehmung vorschlägt. Aber das würde einen Tag am Pool ja total über den Haufen werfen, diesmal bin ich nicht aufgelegt, weiß auch nicht warum.

Am Pool geht es dann folgendermaßen zu: morgens sind alle Liegen frei, das leidige Belegen mit Badetüchern schon vor dem Frühstück ist nicht üblich und daher nicht nötig. Vor dem Sonnen muss man sich eincremen, 30 Min vor dem Sonnenbad, steht auf der Verpackung. Wir kommen auf 5 Min: "Crem' mir mal den Rücken ein". Dann geht man aus seinem Zimmer hinunter, sucht sich eine Liege samt Sonnenschirm bzw. Fächerpalme aus. Am besten die von gestern, da fühlt man sich dann wie zu Hause. Dann hat man eine Weile zu tun, darauf zu achten, wann das eigene Zimmer "gemacht" wird (da ist ein Putzgeschwader unterwegs). "Im Nebenzimmer sind sie schon!". Und wenn dann die Vorhänge von innen zugezogen werden, weiß man: nun ist wieder freie Bahn für das hinter Ende der Verdauung - wenn es denn nötig ist. Aber eine Treppe runter kann man auch vom Pool aus eine Toilette erreichen, notfalls.

Nun lesen wir für eine Weile. Heidi jagt irgendwelchen Mördern hinterher, ich bin in Australien (Down Under) oder auf dem Appalachian Trail (A Walk in the Woods). Das strengt an, also ab und zu ins Wasser. Da darf man sich beim Schwimmen nicht die Knie aufhauen, weil es so flach ist. Aber es erfrischt. Bis zum frühen Nachmittag bleibt es am Pool einigermaßen ruhig, vielleicht weil die Sonne so hoch steht und man leicht einen Sonnenbrand bekommt. Aber man kann ja auch im Schatten liegen, und so bleiben wir von einem Sonnenbrand verschont und verfügen bald über eine gute Bräune. "Seid's ihr braun, das ist ja wohl künstlich" sagt Serafina einmal zu uns. Auf Serafina werden wir noch zu sprechen kommen.

So etwa nach 14 Uhr ist die Sonne weniger heiß und nun finden sich etliche Leute ein, die nicht über den "Liegenführerschein" verfügen. D.h. die wissen nicht, wie man geräuschlos die Liegen auf ihren Rollen in eine optimale Sonnen- und Gruppendynamik-Position manövriert. Da wird gekratscht und geschurrt, dass es eine Lust ist. Wenn das alles gerichtet ist, verfällt man in Schlaf, liest oder unterhält sich. Nun geht es meiner lieben Frau immer so, dass sie liebend gern nachbarlichen Gesprächen lauscht oder sich Beobachtungen hingibt. "Soll ich dir mal das Kinn hochbinden?" entfährt es mir einmal.

Da man uns hinsichtlich der Reiseberichte zuweilen vorwirft, uns über andere Leute lustig zu machen, fangen wir einmal so an: bei uns kann es passieren, dass bei einem Husten oder Niesen auch mal ein Geräusch aus der entgegengesetzten Körperregion enfleucht. Das passiert durchaus auch bei manchem anderen. Damit dürfen wir einen Herrn aus der anglistischen Welt vorführen, bei dem wir zwischen den Namen Buddha oder Kinkong nicht so ganz einig sind. Trotz seiner schwellenden Körpereigenschaften ist er tiefbraun, und kann sich in Badekleidung auf einen Stuhl an der Bar zwängen auf ein oder zwei Pint oder so. Oder er ist irgendwo auf Achse. Wenn dann ein dringender - vielleicht geschäftlicher? - Anruf aus der anglistischen Welt auf dem wohlklingenden Handy erklingt, muss die Gattin leider bedauern: "Charly is not here, he is in the Pub!". Oder wenn man die Kinder am Pool toben hört: die reden wie unser Enkel Jonathan(7) nach einem Jahr in England, und das ist native English.

Entschuldigt mich für einen Moment, ich muss meiner Gattin gerade wieder mal das Kinn hochbinden...

Special Evenings

Zwei Tage in der Woche findet im Hotel-Restaurant eine spezielle Veranstaltung statt, Freitags nennt sich das Cyprus Night. Da werden vorher etliche Tische und Stühle umgestellt, ein Grill aufgebaut und bereits am Spätnachmittag mit großen Spießen bestückt, die alsbald munter brutzeln und qualmen. Wenn man sich dann wie immer pünktlich um 19 Uhr zum Essen einfindet, wird man kurz vertröstet, man sei noch bei der Arbeit, weil heute ein besseres Buffet präsentiert würde. Wenig später aber darf man sich darüber her machen, und unsere Befürchtungen, einen Aufpreis leisten zu müssen, bestätigen sich nicht, auch dieses Buffet ist in der Halbpension inbegriffen, obwohl wir ja keinen All Inclusive Vertrag haben und damit auch kein Plastikamulett um den Arm tragen müssen. Nur die Suppe fällt heute aus, schade.

Dafür schaut öfters der Chefkoch mit seiner hohen Kochmütze nach dem Rechten. Das heißt der schlurft so uneilig und lautlos dahin, dass man zuweilen dabei erwischt wird, dass man z.B. ein Kalamaris Gulasch inspiziert und dann vor einem ausgewachsenen Tintenfisch mit allem dran (z.B. Saugnäpfe) zurückschreckt und den eigenen Magen am Umdrehen hindern muss. Dann schlurft er zufrieden glubschend von dannen, neuen Aufgaben entgegen.

Bei der Gelegenheit stellen wir nun auch Serafina vor. Eine Dame der Bedienung fällt dadurch auf, dass sie außer einer behenden Gang - oder Stampfart (Sorry) auch gelegentlich deutsche Worte von sich gibt. Wenn man sie dann darauf anspricht, bekommt man die etwas unwirsche Antwort: "Jo mei, i bin aus Oesterreich, nur an der Schönheit siecht man's net". Wenn man dann entgegnet: "Aber man hört's!" ist das vielleicht auch nicht so galant. Jedenfalls ist das Serafina - wie man sagt ist sie schon seit über zwanzig Jahren hier auf der Insel und hat schon Enkelkinder. Wenn man sie noch einmal zu fragen wagt, was für Fische die Fischer fangen, erhält man zur Antwort "Jo mei, das san halt alles Zypriotische Fische". Oder ein Krake, so groß wie vom Fußboden bis zur Kinnspitze sei auch schon mal dabei! Jedenfalls freuen wir uns immer, wenn Serafina Dienst hat. Eine Schwedin gehört auch zum Personal, das macht sich gut für die skandinavischen Gäste.

Wenn man dann gerade einen Fisch zerlegt oder auf einem Kalamaris-Gummi herumkaut läuft eine vierköpfige in Trachten gekleidete Volkstänzergruppe auf. Die machen eine Weile zur Sirtakimusik im Kreis herum. Dann präsentieren sich die beiden Mädchen mit Kopftuch und einem Tonkrug auf der Schulter, schwingen mit den Hüften zur Bouzuki, und das sieht ja nun echt griechisch aus - oder wie man es sich vorstellt.

Die zweite Einlage ist dann ganz spektakulär: anscheinend ist man auf Zypern Spezialist darin, sich stapelweise gefüllte Ouzo Gläser auf dem Kopf übereinander zu türmen. Am Schluss sind es mehr als zehn oder so, bedenklich schwankend. Auch jemand aus dem Publikum muss sich da versuchen, da bringt man es dann auf drei oder vier. Ein älterer Herr - übrigens ein ganz netter Herr aus Russland - balanciert derweil sein Bierglas auf der Glatze und das zieht fast mehr Aufmerksamkeit auf sich, und die Blitze der Kameras zucken. Auch seine Frau ist mittlerweile in Stimmung geraten, und probiert mit ihrer Nachbarin "Give me five", sagt aber "Ras Dwa Tri" oder auch schon mal "One Two Three".

Bevor die Polonaise losgeht, wo alle scharf an der Kante des Pools entlang defilieren (die Vorderen heben die Arme und die Hinteren kriechen unten durch), haben wir schon unser Bier bezahlt und sitzen in sicherer Entfernung auf unserem Balkon und dekantieren unsere Tetra Packs. Wer es noch nicht gemerkt hat: wir sind so rechte Sauertöpfe!

Trotzdem haben auch wir Deutschen mitunter ein überschäumendes Kulturempfinden, und das nennt sich dann "Polonaise Blankenese" oder "Ich bin der König von Mallorca"!

Der zweite besondere Abend findet am Sonntag statt. Da ist ein talentierter Sänger zu Gange und intoniert einfühlige griechische Lieder, die wir nicht kennen, das ist schön! Wenn dann die Gäste nach und nach ihr Abendessen beendet haben und dem Restaurant entströmen, versucht unser vielseitiger aber einsamer Barde noch einige Zugaben. Da wir schon wieder auf dem Balkon dekantieren, können wir mit notieren - lassen wir das Programm mal kleingedruckt auflaufen - aber der Sound und dazu noch die nächtliche Aussicht - beides zusammen ist einfach unbeschreiblich.

Und hier wie versprochen einige der Titel:
West Virginia...Mountain Mama..,Country Rose;
On the Rivers of Babylon; Brown Girl in the Wind (Boney M.);
My My Delilah (weiland Tom Jones);
Let's Twist again...(weiland Bill Haley);
Obladi Oblada mit Desmond und Molly Joe (weiland die Beatles); usw.


Inselrundfahrt

Wir wollen nicht den Preis für die Inselrundfahrt verschweigen: es sind 33 CP bzw. ca. 66 EUR p.P. Da war das mit den Werbefahrten auf Mallorca preisgünstiger, aber wenn man sich dann nach einer Werbeveranstaltung mit 1000 EUR minus für speziell Edelstahltöpfe wiederfindet, ist das auch nicht gerade ein Schnäppchen gewesen. Aber heute sind die speziellen Töpfe in unserem Haushalt unentbehrlich geworden und keiner kocht die Kartoffeln schmackhafter - sagen die Kinder. Nun gut, das wird uns heute nicht passieren.

Wir sollen um 7.50 Uhr abgeholt werden, also muss man sich per Telefon wecken lassen, damit man noch auf die Schnelle sein Frühstück einnehmen kann. Wenn das man gut geht - so viele Mac Donalds gibt es auf Zypern schließlich auch noch nicht. Außerdem müsste der Bus dann jedesmal extra anhalten. Vorweg genommen, mit einigen Gesichtsverzerrungen haben wir das nötigste wohl anscheinend rechtzeitig erledigt, und nun lassen wir uns mal frohgemut über die Insel schaukeln.  Die Stoßdämpfer des Reisebusses sind allerdings diesesmal in Ordnung. Die erste Stunde der Rundfahrt vergeht damit, dass alle Teilnehmer auf der Strecke bis Larnaca an diversen Hotels eingesammelt werden, bis der letzte Platz besetzt ist. Von einer Reiseleitung keine Spur, da wird man langsam unruhig. Nach einer Herumgurkerei in der Stadt Larnaca ist man dann wohl nahe genug an den Wohnort der Reiseleiterin herangefahren, dass auch sie zusteigen kann, und nun erfährt man endlich, dass der Bussfahrer Kyriakos und die Dame Eva heißt.

Man merkt schon: ich habe mitgeschrieben...

Es geht nun schnurstracks nach Norden, der erste Anlaufpunkt wird die letzte geteilte Hauptstadt der Welt Nikosia bzw. Lefkosia sein. Bevor es ernst wird - wir fahren durch die fruchtbare Mesaoria Ebene mit den roten, mineralreichen Ackerflächen - wird der erstaunliche Wohlstand der südlichen bzw. freien Bevölkerung mit vielen Zahlen dargestellt. Wir haben zwar mitgeschrieben, ersparen uns aber mal die Details, es geht über das Bruttosozialprodukt, Arbeitslosenzahlen, Wohnungskosten, bis zum durchschnittlichen Verdienst und der extrem niedrigen Kriminalitätsrate. Man kann es vielleicht anderswo nachlesen. So auch die ältere und jüngere Geschichte dieser Insel. Jedenfalls haben die Engländer nach der Aufgabe von Zypern als Kolonie des Common Wealth die dankenswerte Aufgabe übernommen, für hundert Jahre, d.h von 1960 bis zum Jahre 2060 in Form von etlichen Stützpunkten auf der Insel für den Weltfrieden zu sorgen. Wenn die Engländer dann eines Tages abziehen, werden wir das feiern, fällt einigen grauhaarigen Mitreisenden ein. Aber bis dahin muss das geplagte Militär sich noch einiges einfallen lassen, wie man die Tage am besten herumbringt.

Anderes Thema: die Insel soll sich wieder eines Tages möglichst bewaldet darstellen. Dazu werden in den trockenen und felsigen Regionen Terrassen angelegt und dort Zypressen oder Aleppo-Kiefern angepflanzt. Einige sollen wohl auch Wurzeln schlagen. Wenn die Insel mehr Wasser hätte, wäre sie ein Paradies - heißt es. Das kann man sich durchaus vorstellen. Hätte man schon seit der Antike im Mittelmeerraum nicht so viel Holz geschlagen um damit Galeeren zu bauen und wichtige Kriege zu führen, wäre das Paradies heute vielleicht durchaus noch vorhanden.

Bei derlei Geplauder sind wir in Nikosia angekommen. Vom Bus aus bemerkenswert sind zunächst die üppig blühenden Orchideenbäume sowie bunte Beete des gemeinen Löwenmäulchens. Aber nun müssen wir für eine Stunde aussteigen und uns im Gleichschritt längs einer Palmenallee auf ein Kaufhaus zu bewegen, von wo aus man als dem höchsten Gebäude der Stadt oben von der Cafeteria aus einen tollen Ausblick haben soll. Das hat man, viele Häuser tief drunten und ein Gebirge voraus. Leider muss man den von hier aus angefertigten Fotos entnehmen, dass die Fensterscheiben nicht hundertprozentig durchsichtig sind.

Wieder am Boden, geht man logischerweise an die Grenze der geteilten Stadt, die sonderbarerweise grüne Grenze genannt wird. Sie wird bewacht von - nehmen wir mal an - Südzyprioten, Engländern, Blauhelmen der Uno und natürlich der Türkei. Da gibt es sicher einiges zu tun, bei der Bewacherei - notfalls gegenseitig. Fotografieren strengstens verboten, obwohl so manche schier unüberwindliche Sandsackbarriere mit Schießscharten in irgendeinem Hinterhof ein vortreffliches Motiv abgeben würde. Ein weiss-blau gestreiftes Grenzerhäuschen kommt dann doch irgendwie ins Bild. Da sitzt wahrscheinlich ein "Blauhelm" drin und langweilt sich den ganzen Tag.

Leider bietet die Innenstadt von Lefkosia (der griechische Name) nicht den erhofften mediterranen Flair - oder wir laufen in den falschen Gassen herum? Da kaufen die Damen (Heidi und Rosemarie) lieber ein Paar Schuhe in einem Laden um die Ecke. Ich stehle mich derweil mal kurz um eine andere Ecke, wo es eine Kirche gibt, in der man, mit kurzen Hosen bekleidet, auch nur den Eingangsbereich betreten sollte. Irgendwie erinnere ich mich an Ikonen und Kronleuchter und Kerzen, die man hier wie überall an solchen Orten zu seinem Seelenheil erwerben und entzünden kann.

Und dann finden wir gleich um die Ecke auf dem Pflaster dekorative Schoten oder was das sein mag, die sich vorzüglich für Trockengestecke eignen würden. Da zieht man die neu erworbenen Schuhe lieber an, damit man eine Plastiktüte frei hat. Es handelt sich um Früchte des Glockenbaums, nur dass wir den Baum nicht eines Blickes würdigen - bei der eifrigen Einsammelei.

Durch diese Abwechslungen abgelenkt, gelingt es uns, als letzte wieder am Bus einzutreffen, wo man schon ungeduldig wartet. Laut Armbanduhr sind wir aber pünktlich, gar nicht vorzustellen, wenn wir uns noch an der anderen Zeit von zu Hause orientiert hätten, dann wären wir eine Stunde zu spät? - oder zu früh? - oder was, da kenne sich einer aus.

Die Fahrt geht nun weiter durch fruchtbare Landstriche, wo die Bauern, wie schon erwähnt, ein gutes Auskommen haben. So sind die Orte, die wir durchfahren (Akaki, Peristerona oder Astromerites) schmuck und neu erbaut aber nicht so romantisch, jedenfalls was man vom Bus aus so sehen kann. Nun ist es ja so, dass man die in unseren Augen schönste Romantik meistens in Gegenden antrifft, wo die Bevölkerung infolge einer nicht so prosperierenden Wirtschaft nicht in der Lage ist, alles so TipTop und den zeitgemäßen Baumärkten gerecht zu gestalten. Deswegen machen wir auch den nächsten Halt in einem Ort namens Kakopetria.

Da hat man das gerade so hinbekommen, nicht gleich mal alles renovieren, sondern die alte Dorfstraße lieber mal so lassen, wie sie immer war - und schon kommen die Touristen in Scharen und schon prosperiert die Wirtschaft auf diese Weise. So herum kann es auch gehen. Leider probiert Heidi gleich die neuen Schuhe aus, dadurch kommt sie nicht die kleine Steigung zu der besagten Dorfstraße hoch und setzt sich lieber auf einen Stein in die Sonne. Ich hetze derweilen die vermeintliche Dorfstraße hinauf und wieder hinunter, um durch ein paar Fotos zu dokumentieren, wie es dort ausgesehen haben mag.

So sind wir diesmal nicht die letzten am Bus, wohl aber einige andere Herrschaften, die die Treppenabkürzung, wo immerhin die öffentlichen Toiletten sind, zum Busparkplatz nicht gefunden und sich schier im Troodos Gebirge verlaufen haben. Als sie endlich am Horizont erscheinen, ist nun aber der Busfahrer Kyriakos verschwunden, indem er die verschollenen Herrschaften aufzustöbern versucht. Das kann natürlich nicht funktionieren, weil er die besagte Treppenabkürzung hinunter geeilt ist. Nachdem wir mal so überdacht haben, was man da als einsamer Reisegast machen würde, wenn der Bus weg wäre - oder gar, was alle Reisegäste machen würden, wenn der Busfahrer weg wäre (in letzterem Fall würden wir alle reklamieren) sind wir alle wieder vereint.

Als nächste Station ist nun ein Meze Essen im Troodos Gebirge angesagt. Unsere Reiseleiterin Eva zählt nun auf, was wir alles zu verzehren haben werden. Da kann man gar nicht so schnell mitschreiben, deswegen befrage ich jetzt Heidi, meine lückenhafte Erinnerung und das Internet und gebe alles kursiv und in Kleinschrift wieder, damit hier nicht so viel Platz drauf geht.

Meze - Essen ist ein traditionell zypriotisches Mahl und besteht darin, dass man in kleinen Portionen eine möglichst vielfältige Auswahl der landesüblichen Nahrungsmittel zu verkosten bekommt. Als da sind: Salat, Tomaten samt Dressing, Tzaziki, eine Krabbensoße, Oliven, gebackener Ziegenkäse, Spinatomelett, gegrilltes Hähnchen, auch schon mal ein Fisch unbekannter Art, Kuskos (Hirse?), "so eine Art Goulasch" (wird mir jetzt beim Niederschreiben wörtlich aus dem Hintergrund zu gerufen), Schweinefleisch vom Grill, schließlich zum Nachtisch hauchdünne Apfelsinenscheiben, wo man sich nicht gerade die Zähne daran ausbeißen kann. Dazu dekantierten Rotwein, die Karaffen mit Alufolien überdeckt, damit er frisch bleibt. Aber der bleibt nicht lange frisch, sondern wird eher ausdekantiert. Der Abschluss ist ein spezieller Schnaps namen Zivania, und der hat 45 % Alc. Den muss man nippen und nicht kippen.

Bei all der Schwelgerei fällt einem dann irgendwann ein, dass man ja gerade heute Geburtstag hat. Da kann man ja mal einen ausgeben und das lässt sich mit dem im Preis inbegriffenen dekantiertem Rotwein kostengünstig erledigen. Anstoßen und von nun an reden wir uns alle mit Du an (jedenfalls mit Rosemarie und Hans aus unserem Hotel Limanaki, die anderen Gäste aus den verschiedenen "All Inclusive" Einrichtungen rings um die Lamanarca Bucht mit ihren Plastikarmbändchen werden wir ja wohl nicht so ohne weiteres wieder sehen).

Als wir schließlich blinzelnd und ächzend oder mit welchen Geräuschen auch immer wieder ins Tageslicht treten, entdecken wir oben unter dem Dachvorsprung des Restaurants eine Kolonie von florierenden Schwalbennestern. Da ich die Kamera gerade noch halten kann, gelingt sogar das eine oder andere Foto, so auch von unseren neu gewonnen Duzfreunden Rosemarie und Hans, die ansonsten am Neckar nahe Heidelberg (Bammental) zu finden sind.

Wieder im Bus auf der Strecke durch das Troodos Gebirge gelingt es nur schwer, den Aufzählungen der Baumarten in dieser Region zu folgen. Das sind derartig viele, dass ich sie nur unter der Bezeichnung Mischwald zusammenfassen kann. Wenn einem dann der wegsinkende Kopf an der Fensterscheibe hinunterrutscht und der Name Olymp erklingt, schreckt man womöglich auf. Der Olymp - nicht der Göttersitz Griechenlands aber hier der gleichnamige höchste Berg mit knapp 2000 m ist erkennbar durch eine weiße Kugel auf dem Gipfel, in der sich eine Radarstation versteckt, sicher strategisch wichtig einzustufen. Dann sinkt der Kopf wieder weg.

Vorletzte Station der Rundreise ist ein Dorf, das als das schönste auf Zypern bezeichnet wird, jedenfalls sagen das die Reiseveranstalter, die dieses Dorf im Programm haben. Das dorf heißt Omodos und hat natürlich einen großen Busparkplatz. Von dort ist man alsbald zu dem hübschen Dorfplatz gewandelt, wo man zwischen Souvernirläden, Restaurants oder einem Kloster wählen kann. Wir trennen uns, Heidi streift durch die Souvernirläden und erwirbt schließlich einen wunderhübschen gehäkelten kleinen Lustschirm für unsere Enkelin Pauline (13 Mon.). In der Zeit drücke ich mich um das Kloster herum. Immer noch mit kurzen Hosen, gelingt wieder nur ein kurzer Blick in den Eingangsbereich der Kirche - überall Ikonen. Dafür finde ich auf der Rückseite des Klosters (Sorry) ein abenteuerliches Steh-Plumpsklo, zum Glück sind wir diesmal ausnahmsweise nicht gezwungen, es zu benutzen.

Noch zwei Highlights sind uns eingeimpft worden: "Alte Weinpresse" und "Sokrates Haus". Die sind bald gefunden und ein paar Fotos angefertigt (den Dorfhochwürden habe ich auch erwischt), das war's dann wieder mal. So ist der Tourismus, leider eben oberflächlich, und die wahren Perlen findet man wohl doch woanders, wo die Reisebusse sich nicht hin verirren. Leider sind wir diesmal nicht mit dem Fahrrad unterwegs, das nur als Tipp.

Zurück im Bus kämpft man wieder mit den wegklappenden Augenlidern. Deswegen wird uns von unserer Eva ein Witz erzählt und den geben wir gern wieder, schließlich sind wir auch Großeltern. Aber so kurz wie möglich:

Opa schickt seinen Enkel zur Pharmacia, er solle mal Viagra holen, ein Cypr. Pfund gibt's zur Belohnung. ... Am nächsten Tag zeigt der Enkel drei Pfund vor: "Die möchte ich auf mein Sparbuch einzahlen". "Aber wo hast du denn die anderen Zwei Pfund her?" fragt der Opa. "Die habe ich von der Oma!"

Als wir uns ausgelacht haben sind wir schon an der letzten Station für heute angekommen: einer antiken Ausgrabungsstätte namens Apollon Ylatis. Darüber wird einem nun einiges erzählt, uns ist nur erinnerlich, wo sich in den Mauerresten Kalt- Warm- und Heissraum des altrömischen Bades - so eine Art antiker Sauna - befunden haben mag.

Ein älteres Ehepaar aus Düsseldorf sitzt gleichermaßen geschafft auf einem Mäuerchen. Sie ähneld übrigens aufs Haar der Mutter eines guten Freundes und heißt deswegen für uns Frau Glg. (Name von der Red. verk.). Ihr Mann hat einen Bart wie Asterix, hat's aber auch an der Bandscheibe, wie man erfahren kann. Ja, man habe schon so viel von der Welt gesehen, von Minos bis Yucatan. Da können wir nicht mithalten, nur mal eben "Festos" einwerfen, und dann warten, bis man auch so alt ist und das alles gesehen haben mag, wenn es denn sein muss.

Die Rückfahrt geht nun schließlich entlang der Promenade in Limassol, damit man das auch noch zu Gesicht bekommt. Reißt einen nicht vom Hocker, wenn man so in einem bequemen Buspolster sitzt. Man rechnet eher aus, ob man noch rechtzeitig zum Abendbuffet zurück ist und sich vorher noch den Tetra Pack Rotwein besorgen kann. Belassen wir es bei der letzten Sehenswürdigkeit der Reise: dem Aqua Park in Nissi Beach, da steht eine Anzahl von himmelhohen Wasserrutschen in Spriralform herum, kaum zu übersehen, auch nicht von weitem.

Jedenfalls haben wir zuguterletzt noch Tetra Pack und Abendbuffet auf Reihe bekommen, und während man sich auf dem Balkon der nächtlichen Aussicht widmet (das Aggregat schaltet wie immer pünktlich um 22.30 ab) hört man schließlich irgendwie auch die tiefen Atemzüge aus den hinteren Regionen des eigenen Zimmers. Oder ist es das Meeresrauschen?  Jedenfalls war es ein schöner Geburtstag! (Die Geschenke - Schlips und Socken? - nein Bill Bryson Bücher und Gartenscheren, zwei Oberhemden, von Quelle, die nicht passen, wg. KingKong-Format - hatte ich aber alles schon vorher bekommen).


Wanderung zum Kap Greko usw.
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