Nun haben wir mit Rosemarie und Hans zwei Mitstreiter gefunden. Die waren vor einer Woche mit dem Fahrrad schon einmal dort, sind aber vor einem Absperrgitter des Militärs aufgelaufen. Eine andere Wanderpartie berichtet am Pool von der Nachbarliege aus, dass man festes Schuhwerk benötige, nachdem man an eine zischende Schlange geraten ist, die mindestens 1 m lang gewesen sei oder länger (angezeigt wird sowas mit ausgebreiteten Armen wie es ein Angler zu tun pflegt, der gerade den größten Hecht seines Lebens gefangen hat).
So brechen wir erwartungsvoll auf, es sind 8 km zu laufen und zurück kann man mit dem Bus fahren. Man schlängelt sich zunächst zwischen den 5 Sterne Hotels (5 geschossig) hindurch, schrammt an dem einen oder anderen Pool entlang, wo bereits vorsorglich belegt wird. Eine Gruppe junger Leute rüstet sich gerade für eine Paddeltour. Damit alle wach werden, hat man sich im Kreis aufgestellt und präsentiert die aufgestellten Paddel. Nur dass einer immer unversehens sein Paddel loslässt, das dann ein anderer greifen muss, nachdem er sein eigenes Paddel auf die gleiche Weise einem hoffentlich behende zugreifenden Partner überlässt. Wir können uns kaum vom Zuschauen trennen, Kinn hochbinden ist wieder angesagt!
Nun sind wir aber auf einem schönen Plattenweg, den man wohl erst im letzten Jahr angelegt hat. Das stellt man dadurch fest, dass seinerzeit sich Jenny and Jim, my Love oder so, und andere in dem damals noch frischen Zement verewigt haben. Und da steht dann July oder August 2005. Links und auch rechts - da ist das Meer - eine wunderschöne Vegetation. Z.B. die gemeine Winde blüht überall üppig. Wir befinden uns inzwischen oberhalb einer felsigen Küste, die auch "The Palaces" genannt wird. Das hat seine Bewandtnis darin, das hier das Meer bizarre Gesteinsformationen "gemeißelt" hat (laut Infobroschüre). "Sie sind kein architektonisches Werk" ist dort weiter zu lesen. Hatten wir auch nicht erwartet. Es sind vielmehr wohl auch angeschnittene Naturhöhlen dabei, wo man Tropfsteinformationen erkennen kann, die sehen aus wie Orgelpfeifen.
Und dann erreichen wir einen Parkplatz und Bänke. Diese Einrichtungen sind deswegen an dieser Stelle, weil dort ein Loch in einer Klippe ist, und das ist ja überall auf der Welt eine Sensation. Auf Mallorca und anderswo kennt man diese Erscheinung als Foradada. Jedenfalls ein nettes Plätzchen für eine Rast und ein paar Fotos. Von hier aus muss man sich zwischen vielen Pfaden hinauf zum Kap entscheiden. Während man so hinauf blinzelt, verschwindet gerade ein ausgewachsener Gecko(?) im Gebüsch. Man kann ihm gerade noch die Kamera hinterher schmeißen, um ihn ins Bild zu bekommen. Oder war es ein Waran, Leguan oder Krokodil?
An der nächsten Wegbiegung ist sie dann da: die Schlange! D.h. sie ist gleich wieder weg und auch im Gebüsch verschwunden, da lässt sich die Kamera nicht so schnell hinterher schmeißen. Und gesehen habe auch nur ich sie, weil ich gerade voraus ging. Wenn man mir das nicht glaubt, kann ich aber mit ausgebreiteten Armen die Länge der Schlange vorführen - und wie man weiß, stimmt das immer!
Wegen der vielen Pfade müssen wir uns nun doch kurz trennen. Mich interessiert eine blitzende Kugel rechterhands, die anderen halten sich linkerhands. So kommen sie nicht in den Genuss, diese eigenartige Institution mit der blitzenden Kugel kennenzulernen. Die Kugel dreht sich im Wind und dient der Belüftung eines: jawohl, Stehklos! Wegen der einzigartigen Aussicht hat man die Tür weggelassen. Leider gibt sich gerade keiner dieser Aussicht hin.
Das Kap Greko ist etwa 60 m hoch und bietet einen Rundumblick über
diese Region der Insel. Störend - wie immer - sind die benachbarten,
strategisch wichtigen militärischen Einrichtungen. Da sind etliche hohe
Sendemasten, was die wohl da tagein tagaus herumfunken? Fotografieren
verboten, versteht sich, ist wohl alles geheim. Dafür verbietet uns
eine kleine Eidechse das Fotografieren nicht, sondern verharrt wohlig
in der Sonne, bis das Foto gelungen ist. Ihr Körper ist
dankenswerterweise prächtig gezeichnet und hat einen türkisfarbeigen
Streifen an den Seiten. Sonst sind die Eidechsen meistens
unscheinbarer, Fachwort Mimikry,
dh. die Eidechsen bevorzugen eher das sandbraune Outfit. Bei der
Gelegenheit sei auch noch die eine oder andere Heuschrecke erwähnt, die
sich jeweils dem Farbton der Pflanze (z.B. Tamariske) anpasst, auf der
sie sich niedergelassen hat. Wenn es denn so ist. Eine saß nämlich auch
mal auf einer der blauen Liegen, wurde aber partout nicht blau!
Eine Geschichte aus der Vergangenheit
Anfangen werden wir mit der Gegenwart, bzw. jüngeren Vergangenheit.
Wenn es jemand gibt, der sich über unsere Reiseberichte freut, so sind
es unsere liebe Tante Otti und der liebe Onkel Walter in Lübeck. Die
Berichte gibt es immer zu Weihnachten und die Dankesantwort kommt dann
immer zu meinem Geburtstag (und der war ja gerade). Nun weilen wir aber
immer noch auf der Insel Zypern und ich führe eine Unterhaltung
(Nebenliege) mit einem Herrn aus Travemünde, gebürtiger Danziger und
der heißt Bruno W. Ja, die alten Hansestädte, wie sehen sie sich
ähnlich, Danzig, Stralsund und auch Lübeck. Das Gespräch entwickelt
sich daraufhin sensationell!
Als meine liebe Gattin wieder dem Wasser entsteigt, habe ich eine
Rätselgeschichte, und die lautet:
Da gab es jemand, der musste in
russischer Kriegsgefangenschaft das Beladen der Panjewagen mit
Baumstämmen organisieren. Da er über Kenntnisse der Mathematik, in
diesem Fall speziell der Geometrie verfügte, war er in der Lage, das
Problem der dichten Packungen umgekehrt anzuwenden. Das heißt möglichst
viel Leerraum zwischen den Stämmen zu lassen, damit erstens die
Aufladearbeit in "Werst" gemessen, weniger anstrengend war, zweitens
der Panjewagen nicht so schwer wurde und drittens sich die
Tagesleistung und -anzahl der gefüllten Wagen besser ausnahm. "Wer war das
wohl?" frage ich Heidi. "Rumpfnagel!" sagt sie (Name v.d. Red.
geändert), aber der kann es nicht
gewesen sein, das ist ein ehemaliger Kollege, und der war damals noch
nicht dabei.
Nein, es ist so: als das Stichwort Lübeck bei dem Gespräch mit Bruno W.
an der
Nebenliege aufkam, sagte ich: "Ich habe einen Onkel in Lübeck, Walter Manegold". "Das war doch
mein Lehrer" sagt Bruno W., "Quarta, Tertia, Obertertia am Johanneum".
Mathematik und Geografie, und dann kommt die Geschichte mit den Baumstämmen, die
immer dazu führte, dass der Unterricht bei ähnlich gelagerten Inhalten
anschaulich und spannend verlief.
Wenn sich so etwas zuträgt, sagt man immer: "Klein ist die Welt", aber
die Geschichte von den Baumstämmen kannten wir noch nicht. Und unser
lieber Onkel Walter
kommt nun damit leibhaftig in diesem Reisebericht vor. Das wird ihn
freuen!
Tiere und Pflanzen
Einige Tiere haben wir inzwischen ja schon kennen gelernt. Was wir
vermissen, sind Hunde, die gibt es hier irgendwie nicht. Dafür einige
Katzen, hinter denen Heidi gern hinterher flötet und selig ist, wenn
die eine oder andere ihre Handtasche inspiziert oder sich sogar auf
ihrer Liege kuschelt. "Hoffentlich haben sie keine Flöhe", murmele ich
dann hinter meinem Buch hervor. Außerdem haben wir zwei "Kumpels". Das
sind zwei Pelikane, die hinter einem Holzgitter ihr Dasein fristen.
Denen sollte man sich besser nicht auf weniger als bis drei Metern
nähern, ist zu lesen. Das befolgen wir. Was die für einen Kehlsack
haben, wenn sie schon mal gähnen oder von einem menschlichen Kumpel
Fisch zugeworfen bekommen. Da möchte man eigentlich nicht so gerne
hinein geraten.
Traurig ist dann die Geschichte mit einem kleinen Spatzenkind, das
hilflos auf unserem Außenflur im Hotel herum tschilpt. Da kann man nur
hoffen, dass die Spatzeneltern das noch auf Reihe bekommen haben, denn
die blaubekittelte Putzkolonne ist schon im Anmarsch. Und die sind
vielleicht nicht so zimperlich.
Einmal beobachten wir auch ein Elsternpaar, eine steht Schmiere, die
andere fliegt mit einem kleinen Gegenstand im Schnabel von einem der
Balkone auf. Wir wünschen ihr nur, dass sie einen Brilli ergattert hat
und den günstig bei eBay
verscherbeln kann.
Schließen wir ab mit den Pflanzen. Auf der Inselrundfahrt konnten wir
nun nach mehr als zehn Jahren Mittelmeererfahrung endlich das Geheimnis
dieser Dickzwiebel lösen,
deren Blätter im
Frühjahr üppig sprießen und bald danach gelb verwelken. Das ist, wie
uns die Reiseführerin Eva nach unserer vagen Beschreibung vorschlug: Affodil, aber so weit waren wir
auch schon, dass es die nicht ist. Nein es ist die Meerzwiebel! Die blüht erst in der
Zeit Sept. - Okt. und gehört der Hyazinthenfamilie an. (für die
Internet Experten: Wikipedia
weiß mehr darüber, von Google
gar nicht zu reden). Bei der gleichen Gelegenheit haben wir auch in
Erfahrung gebracht, dass diese seltsamen spinnenwebartigen Netze in den
Kieferbäumen von den Maden zukünftiger Schmetterlinge oder auch nur
Motten angelegt werden. Damit ist diese Wissenslücke noch nicht ganz
geschlossen...
Den Abschluss jeder Reise im mediterranen Raum bildet der Beutezug von
Heidi mit geklautem Teelöffel und gezücktem Taschenmesser und einer
mitgeführten Plastiktüte. "Wenn das jeder machen würde," murmele ich
dann grollend, "dann wäre der ganze Mittelmeerraum bald schon wieder
eine öde Traurigkeit wie zur Zeit der Römer". Diesmal sind unsere
Mitstreiter Rosemarie und
Hans auch infiziert und mit von der Partie - ich nicht. Hans kommt
unauffällig aus irgendeiner Ecke mit ein paar Büscheln zurück, Heidi
dagegen mit leeren Händen. "Das können wir erst im Dunkeln holen". Sie
hat sich ein Depot angelegt. Das liest sich nun schlimmer, als es ist,
ein paar Ableger unbekannter Gattung, die dann zu Hause sowieso nicht
gedeihen. Vielleicht überstehen sie den Sommer und man kriegt heraus,
um welche Blumen es sich gehandelt haben mag. (Die ganze Aktion spielt
sich auch nur im Hotelbereich ab, sodass keine bedrohten Pflanzen in
der Natur dem Aussterben näher gebracht werden). Eine Fächerpalme wäre
schön gewesen, die Ableger kriegt man aber nicht aus den Ritzen der
Bepflasterung, trotz Schweizer Taschenmesser.
Heimreise
Der meistgehörte Spruch am Ende einer jeden gelungenen Reise lautet
bekanntlich "Nun ist die schöne Zeit vorbei!". Das stimmt dieses mal
für uns nicht. Denn wir befinden uns im "dritten Leben", seit einem
Jahr inzwischen. Wir fahren von diesem Urlaub in den nächsten, und der
findet zu Hause statt. Und den Sommer bringen wir mit! Und das Wetter
tut das seinige. Und unserer Hund Otto sitzt die ganze Zeit im Knast,
auch ein Grund, sich auf zu Hause zu freuen, wenn sich dann der Hund
über das Wiedersehen freut.
Damit lassen wir uns zurück über das Mittelmeer schaukeln um im Flieger
mit Tomatensaft und angelegten Armen ein weniger schmackhaftes Gericht
einzunehmen (Goulasch, zäh, sorry!). Und die Monitore an der Decke
zeigen unisono "Das Wunder von Bern", leider ohne Ton, denn dafür muss
man spezielle Ohrstöpsel mieten. In Gedanken fast schon zu Hause
erleben wir dann am Flughafen zu Hannover doch eine böse Überraschung:
unser Taxidienst (Nightliner)
hat uns anscheinend vergessen. Egal, nach einer Stunde Warten nimmt man
dann ein anderes Taxi, und muss dann sehen wie man das reklamiert.
Dafür lernen wir mal endlich das GPS-System kennen, nach Eingabe der
Zieladresse brauchen wir weiter nichts zu sagen, wo es lang geht, das
weiß die Damenstimme aus dem All viel besser. Nur den Stau auf der
Autobahn hat sie nicht im Programm.
Unser Fahrer ist ortskundig und wählt Nebenstrecken, obwohl die Dame
aus dem All ständig plärrt "Sofort rückwärts wenden" - oder so.
Trotzdem
erreichen wir unser Ziel, weil die Dame aus dem All das anscheinend
schon kennt und uns direkt an unserer Eiche vor dem Haus aussteigen
lässt: "Sie haben Ihr Ziel erreicht!". Zu Hause ist alles OK, sofort
das Auto starten, um unseren Hund Otto
aus dem "Knast" zu holen.
Wen es dann noch interessiert, unser Otto ist bei einem Herrn
einquartiert, der sich auch auf die Hundeerziehung versteht - im
Gegensatz zu uns. Als wir erwartungsvoll dem Auto entsteigen, werden
wir für Sekundenbruchteile angeknurrt, aber dann bricht die Freude los!
Damit ist der Urlaub zuende und wir mähen Rasen, zuppeln Unkraut,
freuen uns über unsere Enkelin Pauline mit ihrem "Lustschirm", und wenn
sie einmal groß genug ist, schicken wir sie auch zu einer Pharmacia - und bis dahin müssen
wir als Belohnung statt Cypr. Pfund dann auf Euro umstellen und mal
sehen, was die Oma als Belohnung gibt!
Unkraut zuppeln? Nee, da gehe ich lieber auf meine Liege |