Urlaub auf Usedom, oder auf den Hund gekommen
6.9-20.9.2003

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Gemalte "Krause-Karte" von Usedom


Album1  Panoramas

Kann man denn eigentlich nicht auch mal einen Erholungsurlaub machen? Und den Hund mitnehmen? Und mal nichts tun? Und mal mit dem Hund im Meer schwimmen? Und Fisch essen bis zum Abwinken? Und was nicht noch alles...?

Natürlich kann man das alles. Für uns gibt es dafür nur einen Ort - und da fahren wir nun hin. Eigentlich wollten uns noch diverse Kinder - und womöglich der Enkel Jonathan auch noch - begleiten, aber dann kam dann doch dieses und jenes dazwischen und es blieben am Schluss nur Heidi, Otto und ich übrig.

Otto soll sich erst mal vorstellen:

"Ich heiße Otto und bin ein Beagle. Alle Beagles, die ich kenne, sind schwer erziehbar. Darum bin ich es auch. Trotzdem will ich mit in Urlaub fahren. Da treffe ich bestimmt viele andere Hunde. Die mag ich gern, wenn es Mädchen sind, wenn es Rüden sind, muss ich mich meistens aufregen. Wo ich hin fahre, da gibt es auch einen Rüden aus Chow-Chow und Spitz oder so was zusammengemischt, der heißt Paul. Außerdem ist der schwarz. Da sehe ich aber schwarz!".


Hallo, ich bin Otto...

...und ich bin Paul

Samstag

Also sitzen wir drei am Samstagmorgen um 8.30 im Auto, zwei Fahrräder auf dem Dach und Otto hinter dem Rücksitz im Kofferraum. Bis nach Berlin geht es - bis auf einige wenige undisziplinierte Autofahrer - alles sehr gut. Als dann die langen Baustellen zwischen Eberswalde und Prenzlau kommen, wo man absolut nicht anhalten kann, fällt es Otto ein, einen plötzlichen Vorstoß in die vorderen Regionen des Autos zu unternehmen. Heidi kann ihn gerade noch davon abhalten, das Steuer zu übernehmen. Und ich spüre einen heißen Atem im Genick. Bei der nächsten Gelegenheit - da sind wir schon auf der neuen Autobahn hinter Prenzlau, muss die Sache erst mal wieder in Ordnung gebracht werden. Vielleicht sollte man doch so ein Zwischengitter einbauen, wie das auch bei den Fahrzeugen der Vollzugsanstalten üblich ist.


Kirche in Usedom

Kirche in Usedom

Anklamer Tor in Usedom

Nachdem wir ein wenig in der landschaftlich schönen Gegend (Uckermark) herum geirrt sind (Strasburg - Friedland) und die Stadt Anklam mit ihren lästigen Ampeln und der Brückenbaustelle hinter uns haben, gelangen wir endlich in den Ort Usedom auf Usedom. Obwohl nun fast schon am Ziel machen wir hier traditionsgemäß eine Pause mit Spaziergang. In diesem Ort sind erwähnenswert: die Kirche, das Anklamer Tor, der Marktplatz mit den kleinen Gassen und der Hafen. Eine Burg oder Reste davon soll es auch noch geben, die lassen wir für heute mal weg. Wir begeben uns an den Hafen, wo es dankenswerterweise ein öffentliches Toilettenhäuschen gibt. Einer Schautafel ist zu entnehmen, dass man hier Großes vor hat. Es soll eine Marina entstehen. Jeder Segler weiß, was das ist, ich weiß es nach zwei Radtouren an den Küsten Norwegens inzwischen auch (Restaurant, Läden, Toiletten und Waschräume für Bootsanlieger).

Wir genießen die (noch) beschauliche Ruhe ein wenig und lassen uns dann von Otto zurück zum Auto ziehen. Wir biegen bald von der Hauptstraße Richtung Ahlbeck ab und fahren über Pudagla quer rüber zur anderen Hauptstraße Ahlbeck - Wolgast, die in der Hauptsaison durchgängig verstopft sein mag. Das ist zur Zeit besser. Und - aufwachen! - wir sind daha: Stubbenfelde und ab in die Büsche. Die Abzweigung zum Teufelsberg verpasst man nämlich leicht. Außerdem geht es da zu dem wieder in Gang gebrachten Campingplatz. So das waren knapp 500 km in 6 Stunden: Aussteigen und recken bzw. das Bein am nächsten Baum (Birke) heben.

Zu dem Ort Teufelsberg ist folgendes zu finden:

Die Sage vom Teufelsberg Stubbenfelde
Ein klumpfüßiger Schuster, der mit dem Teufel im Bunde stehe, habe sein Domizil in der Nähe des Strandes aufgeschlagen. Nachts unternahm er ausgedehnte Spaziergänge, um sich mit seinen Brüdern zu treffen. Was sie dort taten, hat niemand erfahren, nur laute Geräusche wurden vernommen. Eines Tages durchzuckten ungewöhnliche Blitze mit starken Donner verbunden die Nacht und seitdem sind Hab und Gut des Schusters verschwunden. Nur der Teufelsberg und die Teufelskuhle erinnern noch an ihn.

Das erinnert einen irgendwie an etwas anderes und ähnliche Himmelserscheinungen - aber war das nicht in Peenemünde?


Der 99 cm Aal

Dekoration

Wie dem auch sei, wir müssen nun Anke rausklingeln, die schon morgens um vier oder so aufstehen muss und dann gegen Mittag von der Arbeit auf dem Campingplatz in Ückeritz nach Hause kommt. Großes Hallo zum Wiedersehen - und dann können wir alle einen Kaffee vertragen. Achim ist heut mal nicht zum Fischen sondern zum Fußball, der kommt dann auch bald. "Mensch, du hast dich ja gar nicht verändert!" "Und du doch auch nicht" - so klingt das dann. Otto liegt derweil an der Leine im Garten. Das geht nicht lange gut, da stellt Paul - der Herr in Haus und Garten - die Herrschaftsverhältnisse klar und stattet Otto einen entsprechenden Besuch ab, was dieser nicht weniger lautstark quittiert und einige Hunde in der Nachbarschaft gleich mit. Um es vorweg zu nehmen, alle im weiteren Verlauf liebevoll unternommenen Verbrüderungsversuche scheitern kläglich, d.h. gleich lautstark, sodass wir gezwungen sind, fürderhin einen Sicherheitsabstand von mindestens 20 Metern einzuhalten.

Nun beziehen wir die Wohnung, an der sich seit unserem letzten Besuch 1996 einiges verändert hat, indem nun Kühlschrank, Kochgelegenheit und Toilette mit Dusche integriert sind. Nun aber an den Strand, wie sieht es dort aus? Man hat seit der großen Sturmflut 1996 einiges getan. Natürlich sind die von der Steilküste herab gestürzten Bäume beseitigt - sie haben sicher gutes Brennholz abgegeben. Außerdem hat man zum Küstenschutz eine Schrägdüne aufgeschwemmt und mit Strandgras bepflanzt. Das seinerzeit exponierte und etwas luftige Haus steht wieder auf festen Füßen.

Wir marschieren auf einem schmalen Holzsteg am Strand entlang. Das geht mit Otto normalerweise schief, weil es zu eng ist und er sich bei Gegenverkehr dann wieder aufregen muss. Aber heute ist er wohl noch nicht so ganz da und wir kommen heil durch. In dem Ort Kölpinsee hat sich einiges getan. Mit einem Wort: es scheint Geld rein zu kommen und das sieht man dann. Die meisten Quartiere sind auch jetzt noch belegt. Den Bäcker gibt es auch noch, das wird schon mal vorgemerkt.


Steilufer, Strand und See

Wir bringen Otto zurück bzw. er uns und gehen dann in die Stranddistel zum Essen. Ich fange schon mal mit Matjes an, wir werden sehen, was dann im Laufe der Zeit an Fischgerichten zusammen kommen wird. Heidi belässt es bei einem Bauernfrühstück.

Der abendliche Gang mit Otto gestaltet sich dann sehr schön oben auf der Kante der Steilküste, die hier 40-50 m hoch ist (die höchste Steilküste mit 60 m ist am Streckelsberg, 2 km von hier). Otto hat offensichtlich keine Tiefenangst, der würde sich sofort den Steilhang hinunter stürzen, wenn es da unten am Strand etwas wichtiges zu erledigen gäbe. Nur die bequeme Treppe mit Lochplatten, die kann er nicht leiden. Dabei führt die direkt zum offiziellen Hundestrand.

Damit klingt der Abend besinnlich mit einem Boxkampf im Fernsehen aus (Sven Ottke gegen Mads Larsen, Punktsieg). Schade aber doch um den versäumten Schlaf.


Strandpanorama

Sonntag

Ich muss gleich am Morgen zwei Pflichten nachkommen: erstens Brötchen beim Bäcker holen, zweitens mit Otto in die Büsche. Dann erst gibt es Frühstück. Wir befinden uns bereits im fortgeschrittenen September, trotzdem herrscht Strandwetter. Ich muss mit Otto die Steilküste hinunter turnen, weil er ja die Treppe verschmäht. Es gibt hier zwei bis drei solcher Ab- bzw. Aufstiege, ansonsten ist das Betreten der Steilküste strengstens verboten. Das ist zwar nirgends ausgeschildert, aber es sollte aus Gründen des Küstenschutzes eigentlich jedem bekannt sein.

Wir finden eine schöne Kuhle zum Schutz vor dem Wind, daneben steht ein Baumstamm zum Festmachen von Otto. Der mault erst einmal und giftet jeden vorbeikommenden Hund an.

Man kann aber auch einen längeren Strandgang machen. Der führt uns bis zur nächsten Treppe an der Reha-Klinik "Ostseeblick" vor Ückeritz. Da kehren wir um, denn: zu viele Hunde voraus. Das ganze dauert fast eine Stunde, und danach geht es ruhiger zu. Blinzelnd beglückwünschen wir uns, dass schon der Anfang des Urlaubs sich so gestaltet, wie wir uns das vorgestellt haben.

Der Strand unterhalb der Steilküste hat einen Nachteil: die Sonne verschwindet bereits gegen 14 Uhr hinter den Bäumen oben auf der Kante. Dann wird es doch zu kühl. Wir kehren erst mal zurück und essen die heute morgen eingekauften Klopse mit Pellkartoffeln und Gemüse. Otto bekommt seine Mittagsruhe und wir suchen eine andere Strandstelle in der Nähe der Stranddistel auf, wo die Sonne länger scheint. Auf dem Rückweg erstehen wir in der Fischräucherei eine Portion Butterfisch.


Fang

Fischer

Fang

Zurück im Garten darf Otto mit Genehmigung des Hausherrn frei gelassen werden: "Der kann ja hier nirgends abhauen". Denkste, schon kreischt eine Frau auf der Straße "Wo kommt denn dieser Hund her?" Da sieht man auch gerade noch die hoch erhobene Route von Otto, wie er zielstrebig um die nächste Ecke biegt. Im Laufschritt muss ich hinterher und ihn wieder einfangen. Er ist wohl unter dem Gartentor durch gekrochen.

Dafür wird der abendliche Ausgang wegen des ungebührlichen Betragens heute gestrichen. Außerdem gibt es Rosamunde Pilcher im Fernsehen. Aber das ist eher für Heidi von Interesse (da geht es meistens um Erbschaften, untreue Verlobte und wieder auflebende Liebschaften, die durch ein dummes Missverständnis in die Brüche gegangen waren - wohlgemerkt: das gilt für fast alle Pilcher Filme).

Montag

Weil am nahen Campingplatz auch ein Einkaufsladen ist, werden die Brötchen statt beim Bäcker nun dort geholt. Die müssen allerdings vorbestellt werden. Eine Frau bittet um "zwei normale doppelte Brötchen und zwei Mischkornbrötchen". "Also zwei Doppelte zwei Korn" sagt der Chef. Als ich an der Reihe bin sage ich gleich "Zwei Doppelte zwei Korn" und damit betrachten wir beide (Otto und ich) uns bereits als alte Hasen. Wir gehen über den Platz zurück, wo die Frühaufsteher - in einer Hand das Campingklo, in der anderen die Frühstücksbrötchen - ihren mobilen Behausungen zustreben.

Wir landen nach dem Frühstück wieder in unserer Strandkuhle und machen von da aus gleich einen langen Strandgang. Danach ist Otto weiterhin auf der Hut, ob nicht ein interessanter Hund vorbei kommt. Und da kommt er schon, ein großer schwarzer mit rotem Brustgurt. Wütendes Gebell und ein Ruck, da reißt die Leine an der geflickten Stelle und unser Hund rast in voller Fahrt auf die arglose Gruppe zu. So schnell bin ich noch nie in meine Badehose gekommen. Die Lage hat sich allerdings sogleich entspannt. Otto hat wohl seine Grenzen schnellerkannt und schnuppert nun unauffällig vor sich hin pfeifend am Wasser herum. Alle Köpfe, die aus den Liegekuhlen hochgeschnellt sind: "Was ist denn da los?" können sich wieder versenken. So langsam - denken wir - werden wir hier bekannt.

Zum Glück haben wir eine Reserveleine dabei und von nun an Ruhe. Bis auf das elektrisch angetriebene Eisauto - das muss auch noch verbellt werden. Mit der Sonne gehen auch wir, um am Nachmittag an dem anderen Strand zwischen den Strandkörben etwas Windschutz zu nassauern. Zum Essen holen wir uns Sprotten von der Fischräucherei. Kauend gucken wir einer badenden Kindergruppe zu, die sind alle uniformiert, d.h. mit gleichen Badekappen ausgestattet. Ein Mann mit breitem Kreuz - also so was wie ein Baywatcher oder hier: Ostseewatcher - ist mit einem Megaphon zugange und achtet darauf, dass die Kids nicht zu nahe an die Buhnen geraten. Schließlich heißt es: "Alle rauskommen", womöglich haben einige schon blaue Lippen und den Tatterich.

Gegen 16 Uhr verliert die Septembersonne auch ihre Kraft und wir gehen unseren Otto erlösen, der die Wohnung inzwischen allein gehütet hat. Allerdings sind die ersten Hundehaare auf dem Sofa nicht zu übersehen.

Es gibt da einen hübschen Hundewitz:
Drei Hunde unterhalten sich und prahlen. Der größte sagt: "Ich bin von Adel und heiße Felix von Wolkenstein". Der zweite, ein Dackel, erwidert: "Ich bin auch adelig und heiße Filou vom Bernsteinstrand". Der dritte und kleinste aber will nicht zurückstehen und versichert begeistert: "Ich bin erst recht von Adel und zu mir sagt man immer Runter vom Sofa!"

Nachdem der gestrige Abendgang wegen ungebührlichen Verhaltens unseres Hundes ausgefallen war, geht es heute um so weiter. Ich muss unbedingt den Höhenweg an der Kante der Steilküste erkunden und kann nicht umkehren. Otto geht es ebenso, der kann auch nicht umkehren. Kann er eigentlich nie! Die Treppe zum Strand an der Reha-Klinik will er nicht benutzen, weil die Stufen auch aus Lochplatten bestehen. Also müssen wir ganz bis zum Campingplatz Ückeritz durchmarschieren, wo wir schließlich einen Zugang zum Strand finden. Es ist schon fast dunkel. Am Strand ist es allerdings noch einigermaßen hell und der Rückmarsch ist herrlich, solange man genügend große Bögen um Jogger und andere Hunde schlägt.

Und doch klappt es am Schluss nicht so ganz: als wir die Steilküste wieder erklimmen und Otto über die Kante hüpft, ist es schon stockdunkel. Da steht wie ein Nachtgespenst eine riesige Dogge vor uns. Aber da ist unser Otto ganz klein mit Hut und pfeift wieder unauffällig vor sich hin bzw. schnuppert lieber abseits im Gebüsch. Als wir wieder im sicheren Quartier sind, haben wir einiges zu erzählen.

Dienstag

Das Wetter ist weiterhin traumhaft. Aber bevor wir zum Strand aufbrechen, müssen wir Achims frisch eingebrachten Fang bewundern. Da ist ein Aal dabei, so um einen Meter lang. 99 cm wird geschätzt. Außerdem ein riesiger Zander, so einen hätte man noch nie gefangen. Also wird alles fotografisch dokumentiert. Wir ordern schon mal zwei Räucheraale und eine Flunder, die dann am Abend ihrer Bestimmung harren werden.

Am Strand ereignet sich nun nichts neues mehr. Während Otto es sich in seiner Ecke gemütlich macht, beobachten wir einen kleinen Hund, der Sally heißt und freudig kläffend alles begrüßt, was Rang und Namen hat. Das zugehörige Ehepaar ist auf dem Campingplatz stationiert. Wir erfahren ungebeten einiges über diverse Operationen des Herrchens. Der scheut sich nicht, nur mit seinen am Körper befindlichen Kanülenbeuteln bekleidet, sich in der Ostsee zu tummeln. Da muss man sich mal wieder besinnen, wie gut es einem geht, dass man mit noch weniger Bekleidung rumlaufen kann.

Den Nachmittag verbringen wir wieder im Windschatten von unbenutzten Strandkörben. Wir haben einen Disput: Heidi möchte wetten (100 % sicher), dass wir vorgestern Speckfisch von der Räucherbude geholt haben. Ich kann dagegen halten (200 % sicher) und schlage deswegen die Wette aus. Also müssen wir auf dem Rückweg die Sache klären: es war eben doch Butterfisch. Ätsch!


Knüppelweg um den Kölpinsee

Den Nachmittagsspaziergang unternehmen Otto und ich allein. Wir wollen einen geheimnisvollen Weg erkunden, der auf einer Wiese beginnt und durch Geländer gesichert ist, damit niemand in die Botanik entweichen kann. Bald sehen wir auch zwei Rehe, da ist Otto natürlich einigermaßen aufgeregt. Und als uns ein paar ältere Herrschaften aus dem Sächsischen - wie man hört - auf dem schmalen Weg begegnen, ist er wieder aufgeregt.

Wir haben bald begriffen, dass es sich um den Fußweg um den Kölpinsee herum handelt. An den sumpfigen Passagen, also fast überall, hat man den Weg durch Knüppelbefestigung gesichert. Die Knüppel sind teilweise schon wieder verrottet, deshalb muss man ganz schön aufpassen, wo man hintritt. Aber man hat sich auch bemüht, Teile des Weges wieder zu reparieren. Da wird man ganz schön Arbeit mit haben.


Knüppelweg um den Kölpinsee

Zur Belohnung für diese Expedition warten dann die Aale und die Flunder auf uns. Eine Orgie, sagen wir mal, dass es einem geradezu aus den Mundwinkeln tropft. Auf Toast genossen, Butter muss auch noch drunter. Danach kann man nicht mehr viel unternehmen - schon gar nicht am nächsten Tag schon wieder einen Aal essen..


Kölpinsee Panorama

Mittwoch

Nun ist es endlich so weit, es regnet. Zu Hause mit unserem Garten da wäre uns der Regen schon recht, im Urlaub ist das etwas anderes. Schon beim Brötchen holen werden wir so nass, dass man mich und Otto hinterher abrubbeln muss.

Also fahren wir heute mit dem Auto nach Wolgast. Da gibt es drei Dinge zu besorgen: ein neues Halsband, Geld vom Automaten und Einwegrasierer. Aber bis Wolgast ist es weit, weil man in etliche Staus gerät. Zudem werden an der Brücke über den Peenestrom laut Ausschilderung um 12:40 Uhr die Schotten dicht gemacht, bzw. der Mittelteil der Brücke hoch gezogen, um die Schiffe durch zu lassen. Jetzt ist es 12:37 und einige Leute unter Regenschirmen warten schon auf das Ereignis. "Werden die auch mit hoch gezogen?" fragt Heidi. Jedenfalls wir rutschen noch durch, bevor die Ampel auf Rot springt, und hoch gezogen werden wir auch nicht.

Geparkt wird am Fischmarkt, da kostet es nichts. Die Altstadt von Anklam ist eng und verwinkelt, bei dem Regen hat man nicht so viel davon. Wir fragen nach einem Zoogeschäft und bekommen die gewünschte Auskunft. Wir finden dort ein Halsband aus Stahlgliedern, das den Bungeeversuchen von Otto in Zukunft auch mit Sicherheit stand hält. Das alte Halsband würde bei der nächsten Gelegenheit wohl mit Schmackes gesprengt.

Bei der Bank haben wir mit dem Geldautomaten weniger Glück: die EDV-Anlage hat eine Störung. Zweigstelle Nord - mal sehen, ob man das findet. Zuvor kaufen wir die Einwegrasierer bei Schlecker und gehen einmal um das Rathaus herum. Das war’s dann schon, die Zweigstelle Nord finden wir schließlich auch.


Am Achterwasser in Loddin

Tretboote

Am Nachmittag fahren wir noch einmal kurz zum Achterwasser in Loddin. Da sind ein paar nicht ganz stilecht dekorierte Tretboote vor Anker. Ein Schwan passt zwar in die Gegend, aber nicht gerade, wenn er aus Plastik besteht und als Tretboot fungiert. Sonst ist heute hier nicht viel los, aber die Sonne kommt raus. Und am Abend gibt es sogar einen Sonnenuntergang am Kölpinsee.

Donnerstag

Wir haben es immer noch mit einem leichten Regen zu tun. Wenigstens muss man sich nach dem Brötchen holen heute nicht abrubbeln. Wir wollen mal zum Polenmarkt in Swinemünde oder - damit es leichter von der Zunge geht: Swinoujscie. Aber Heidi hat ihren Ausweis nicht dabei - ob verbummelt oder verlegt lässt sich heute nicht fest stellen. Vielleicht kommt man mit einem Passierschein oder so was rüber?

Wir müssen vor der Grenze erst mal wieder einen Stau abstottern. Es ist nicht zu erklären, warum es sich staut, denn man kann den Parkplatz schließlich zügig befahren und findet auch freie Plätze. Dann ab zur Grenzkontrolle. Die bange Frage: "Meine Frau hat keinen Ausweis dabei, gibt es so was wie einen Passierschein" wird lapidar beantwortet mit "Dann wird das wohl nichts". "Also das wird wohl nichts" sage ich zu Heidi. Darauf verzieht sie sich in das Imbissrestaurant gegenüber, die Toiletten kosten 50 Cent.

Ich überquere mal schnell die Grenze zum Zigaretten holen. Als mit einem Mal alle Leute den Kopf drehen, tue ich das auch: da kommt nämlich gerade ein älteres Ehepaar in Jägerkluft mit Gamsbart und so von drüben zurück. Der Mann trägt einen unförmigen Sack auf der Schulter, etwas schwarzes guckt oben raus. Haben die etwa ein gejagtes Wildbret dabei? Möglich ist ja alles. Und tatsächlich: es ist ein Wildschwein - aber aus Plastik. Vielleicht ist es für den Vordergarten.

So betreten einige Grenzgänger das gelobte Land schmunzelnd. Der Polenmarkt ist wenige 100 m von der Grenze entfernt wo die Siedlungsgebiete von Swinemünde beginnen. Ich werfe nur flüchtige Blicke auf die ausgestellten Waren, meistens Klamotten wie Trainingsanzüge, Jacken oder Schuhen mit dicken Sohlen, CDs oder Lebensmittel und Getränke. Am Straßenrand kauft gerade einer den angebotenen Pilzvorrat auf (Maronen). Da hätte ich vielleicht auch zugegriffen. So nach 20 Minuten bin ich aber schon wieder zurück und setze mich mit in das Imbissrestaurant, wo Heidi entsetzt auf das Gericht (Hühnerfricassee) eines Gegenübers starrt. Wir sind schnell wieder draußen.


Uhr an der Seebrücke in Ahlbeck

Seebrücke Ahlbeck

Wir fahren nach Ahlbeck und gucken uns da ein bisschen um. Da hat sich in den vergangenen Jahren wohl auch viel getan und es wird noch weiter emsig gebaut. Hoffentlich nicht zuviel des Guten. Wir sammeln einmal originelle Namen von Lokalitäten, bei denen man sicher lange überlegen musste, bis man drauf kam: Hotel Strandterrassen, Am Meer, Ostseehotel, Ahlbecker Hof, Hotel Seestern, Haus Seeblick, Seeschloss Ahlbeck, Villa Aquamarina. Klingt alles gut in den Ohren. Gewinner, was die Originalität angeht, ist: Am Meer.

Weil heute kein Strandwetter ist, können wir (Otto und ich) Heidi zu dem Knüppelweg um den Kölpinsee überreden. Nun werden die notwendigen Fotos produziert - leider ohne Sonne. Aber wir kommen ohne Knöchelverstauchung oder dgl. Durch.

Als wir wieder zurück sind gibt es eine Überraschung: da kommt Anke Arm in Arm mit Bärbel daher. Die ist extra aus Berlin "mal rüber" gekommen, "Man sieht sich ja sonst doch nicht" sagt sie. Das finden wir auch und gehen gleich einkaufen, damit der gesellige Abend gesichert ist. Das ist er dann auch. Wir freuen uns zusammen zu sein, man merkt überhaupt nicht, dass man sich ein paar Jahre nicht gesehen hat.


Drei Grazien

Eine Grazie

Zwei Grazien

Freitag

Nach einem gemeinsamen Frühstück machen wir uns auf zu einer Radtour nach Heringsdorf. Dazu ist zu sagen, dass vor der Haustür der Fernradweg Ostseeküste entlang führt. Da kann man jetzt außerhalb der Hauptsaison stündlich immer noch mehr als 100 Radfahrer zählen, was auf den ganzen Tag umgerechnet über 1000 sein mögen. Das sind zum Großteil natürlich Tagesfahrer, aber einige führen auch Gepäck mit sich oder übernachten auf dem Campingplatz.

Wenn man nun in Richtung Ückeritz aufbricht, mag man sich bald wundern, da gibt es eine Steigung mit ausgeschilderten 18%. "Radfahrer absteigen" steht da zu lesen, und das tun die meisten, einige auch bergab. Natürlich ist es eine Herausforderung, da im Sattel hoch zu fahren und nachher ohne zu bremsen wieder hinunter. Letzteres geht nur ohne Gegenverkehr.



Auf der Strecke bis Ahlbeck folgen noch eine ganze Reihe von Steigungen, einige meinen, bald and der Baumgrenze anzukommen. Das ist leicht übertrieben. Im Bereich Campingplatz Ückeritz ist alles eben. Nach Bansin geht es am Schluss dann endlich bergab.

Man fährt nun immer an der Kurpromenade lang, wo es nach dem Regen auch die eine oder andere Seenplatte zu umfahren gilt. Außerdem muss man sich mit den vielen Promenierenden gut stellen, damit die nicht maulen über die lästigen Radfahrer. Aber die gemeinsame Nutzung ist offiziell gestattet. Wir fahren bis zur Seebrücke Heringsdorf, der längsten Seebrücke Kontinentaleuropas - was immer das heißt. In den nächsten Tagen soll dort der russische Großsegler MIR (wir dachten eigentlich, das sei eine Raumstation) anlegen. Man kann da für teures Geld eine Rundfahrt mitmachen und sogar in die Takelage klettern (Möglichkeit in die Masten aufzuentern). "Stöckelschuhe nicht geeignet" ist zu lesen, darauf wäre man sonst gar nicht gekommen.


Baulücke in Bansin...

...aber nicht mehr lange
Kurz darauf treffen wir das Ehepaar mit Sally, die kommen aus Leiferde bei Gifhorn, unserer Gegend, "die Welt ist klein". Dann fahren wir wieder zurück, auf der Rückfahrt seien die Steigungen gar nicht so schlimm, meint Heidi.

Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang Richtung Streckelsberg. Dort soll es Steinpilze geben, wie wir später erfahren. Gut, dass wir das zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewusst haben. Bärbel überrascht uns später mit der Information, am Achterwasser gebe es Tausende von Champignons. Bärbel muss morgen wieder fahren, abends haben wir noch einen Schnack, verabschieden uns aber noch nicht offiziell. Bärbel will morgen um 9 Uhr los, da werden wir hoffentlich schon aufgestanden sein.





Kapitel 2
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