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Montag, 29.7.

Am Montagmorgen kann ich endlich schmatzend meinen Aal zum Frühstück vertilgen. Dabei beobachten wir einen Kleiber, der einen Meter entfernt an einem Akazienstamm herumturnt. Schon früh sind wir am Strand. Dort herrscht bald helle Aufregung. "Man glaubt das ja nicht" - "Solche Tussis!" - "Und das vor den Kindern!" - usw. Grund sind ein paar Leute, die etwas freizügig miteinander umgehen, z.B. Bonbons an mehr oder weniger geeigneten Körperzonen verteilen. Trotz aller Aufregung kriege ich gar nichts davon mit, wenn ich schon mal vorsichtig äuge. Aber so interessant ist das ganze auch wieder nicht, ein paar Tage später ist die ganze Bagage verschwunden. Christian beschäftigt sich mit dem Bau von verwegenen Steinpyramiden, regelmäßig muß er die vom Vortag wieder neu aufbauen, weil sie über Nacht zusammengefallen ist. Einmal ist ihm beim Bau auch ein Wacker auf das Bein gefallen - "das erste Mal seit 30 Jahren" behauptet er. Ich habe immer Bedenken, ein Kind könnte mal in die Nähe so eines Monstrums geraten, aber da die Erde hier nicht bebt, geht alles gut.

Roland behandelt inzwischen ein anderes Wehwehchen, indem er sich kleine Hölzchen zwischen die Zehen klemmt. Das macht sich ausnehmend gut. Grund dafür ist, daß ihm bei einem früheren Lagerfeuer ein glühender Holzspan zwischen die Fußzehen geflogen ist, worauf eiligst das Wasser aufgesucht werden mußte. Nun hat sich das entzündet und reagiert weder auf Sand noch auf Salzwasser besonders freundlich.

So vergeht so ein Strandtag auf die angenehmste Weise. Viele Neuigkeiten hält auch die alltäglich obligate BILD-Zeitung für uns bereit. In dieser Woche beschäftigt man sich ausgiebig mit dem "Rosa Riesen", einem Lustmörder, der in der Gegend um Treuenbrietzen sein Unwesen getrieben hat. Ich baue mir stattdessen zwischen den Steinen der Uferbefestigung ein "Sonnenzimmer", dabei ist darauf zu achten, daß der Kopf auf einem geeigneten Stein in einer zum Lesen günstigen Lage zur Ruhe kommt. Andere Steine eignen sich gut als Ablage oder Kaffeetisch, was dann in den fortgeschrittenen Nachmittagsstunden zum Tragen kommt.

Wir haben die Zeit des Sonnens am Nachmittag um eine halbe Stunde verlängert, indem wir uns eine geeignete Lücke zwischen den Baumwipfeln zunutze machen. So ist es heute am Montag schon lange nach 17 Uhr, bis wir uns um den Abendbrotstisch scharen. Ich bin vollauf mit dem weiteren Vertilgen von Aalen beschäftigt.

Anschließend begeben sich Roland und ich mal eben in das Hotel Ostsee. Roland will die Unterbringung für eine Bielefelder Fußballmannschaft organisieren. Zielgerichtet setzt er sich an den Stammtisch, bald haben wir unser Bier, bei einem bleibt es nicht, bald sitzen noch zwei Herren, einer davon einheimisch, mit am Tisch. Später erfahre ich, daß das der Vater von Anke, dem "Fischer sin Fru", ist. Zum Glück "versacken" wir aber nicht und kehren fristgerecht in unser Domizil zurück.

Als der Mond zu scheinen beginnt, begeben Stefanie und ich sich nochmal an den Strand. Es herrscht ein ziemlicher Seegang. Da macht es besonders Spaß, ein abendliches Bad zu nehmen. Wegen des Seegangs ist das Anspülen von weiteren Bernsteinladungen zu erwarten. Um in aller Frühe "absahnen" zu können, stellen wir vor dem Einschlafen den Wecker.

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