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Mittwoch, 7.8.

Der folgende Morgen beginnt wieder mit strahlendem Sonnenschein. Zur Abwechslung marschiere ich heute mal mit Roland Richtung Streckelberg, dort sind unterhalb des höchsten Steilufers der Insel die verfallenen Befestigungsanlagen zu bewundern. Zunächst wandern wir am Strand entlang, Roland die Hose in der Hand, ich züchtig mit Badehose und Fotoapparat bekleidet. Zum Fotografieren der Fischerboote vom Wasser aus muß ich aber auch meine Bekleidung auf den Fotoapparat reduzieren. Dabei belasse ich es dann auch, weil wir am ehemaligen FKK-Strand entlang marschieren. Kindergruppen mit ihren Betreuern tollen herum, manche werden auch erst stramm militärisch in Reih und Glied sortiert, bevor sie ihrem Bewegungsdrang überlassen werden. Die meisten Kinder sind im Besitz von kleinen gelben Einheitseimern, wir prägen den Ausdruck "Eimerbrigade".

Schließlich umrunden wir den Streckelsberg, indem wir durch die verfallenen Mauerreste von Stein zu Stein hüpfen. Das Steilufer wollen wir nicht erklimmen, erstens ist es verboten, zweitens trägt man mit dem Betreten - wenn auch nur wenig - zum weiteren Abbau der Gesamtostseeküste bei, und drittens gibt man Beobachtern ein schlechtes Beispiel. Am Strand von Koserow müssen wir uns also wieder die Badehose anziehen und gelangen über die Treppe hinauf. An der Kante führt ein herrlicher Weg zurück, die 60 m Höhe zum Strand sind schon imposant.

Am Streckelsberg

An der höchsten Stelle befindet sich der Rest eines Bunkers, von dem aus zu Kriegszeiten ein jegliches Eindringen von feindlichen Kräften auf Reichsgebiet verhindert werden sollte. Ganz hat man es nicht geschafft. Ebensowenig ist es gelungen, den Bunker den Steilhang hinunter zu sprengen, er ist nur angekippt worden, nun steht er wie eine schräge Schachtel zwischen den Bäumen. Als Anlaß zum Nachdenken erfüllt er heute eine gänzlich andere Aufgabe als die ihm ursprünglich zugedachte. An der Nordspitze der Insel Usedom befindet sich auch der mystische Ort "Peenemünde", wo an der Wunderwaffe namens V1 und V2 herumgebosselt wurde. Heute soll dort ein Museum oder Gedenkstätte sein, mangels Unabkömmlichkeit vom Strand können wir das alles nicht innerhalb dieser zwei Wochen bewältigen.

Der restliche Strandtag verläuft wie gewohnt. Ulla und Roland erwarten am Abend ein junges Ehepaar, die von Usedom nach Bielefeld übergesiedelt sind. Er hat im Atomkraftwerk Greifswald - Lubmin gearbeitet. Als das stillgelegt werden mußte, hat es natürlich eine Menge Arbeitslose gegeben. Roland hat in Bielefeld einen Arbeitsplatz in seinem Betrieb (NC-Maschine) besorgen können. So machen Heidi und ich eine kleine Radfahrt Richtung Ückeritz. Auf's Geratewohl durch den Wald kommen wir durch lockeres Siedlungsgebiet mit hübschen Häusern. Am Bahnhof Ückeritz kommen wir raus. Nach Überqueren der B 111 geht es hinunter an das Achterwasser, dort ist die Straße zuende. Auf Befragen einer Person, die aus dem Fenster lehnt, wird uns ein Weg Richtung Loddin gewiesen, der auch auf der Karte eingezeichnet ist. Vor uns fährt sogar ein Auto, doch wir müssen wegen des Sandes öfter schieben. Endlich kommen wir auf einen Betonplattenweg, der aber führt geradewegs in eine Deponie, wo Müll und der Inhalt von Sickergruben ausgekippt werden. Das Achterwasser liegt in Sichtweite... Wir machen schleunigst, daß wir da wegkommen, parallel zur B 111 schieben wir die Räder durch einen Wald und kommen dann wieder am Biergarten raus. Da muß man erstmal verschnaufen.

Wieder zu Hause setzen wir uns zu Anke und Achim. Jürgen und Christiane, die Nachbarn, sind auch dabei. Hinter'm Haus ist "Bielefelder Abend", das ist nicht so ganz glücklich, weil man nicht weiß, wo man sich nun dazusetzen soll. Ulla scheint auch etwas verstimmt. Schließlich sitzen wir aber doch noch an einem Tisch, "Schalck-Kosolowski", Unterschied von Thermometer und Thermostat, oder ein "Bayrisches Gebammel" in Zusammenhang mit FKK an der Adria werden diskutiert.

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