In der Nacht, d.h. um ca. 5.30 Uhr,
schmeißt uns ein gewaltiger Donnerschlag fast aus dem
Bett. Achim wollte zu dieser Zeit zum Fang auslaufen. Da macht man
sich ja richtig Sorgen. Sie mußten denn auch umkehren, weil das
aufziehende Gewitter die Geschichte zu gefährlich machte. Nun ist
das Wetter anschließend nicht mehr so gut, wir kaufen dann auch
erstmal ein, Heidi fährt mit nach Koserow, um Fleisch zum Grillen
für den Abend zu besorgen. Wir gehen nochmal an den Strand, manchmal
scheint sogar die Sonne.
Am Vortag haben wir ein Ehepaar aus Berlin mit einem strandfreundlichen
Minischnauzer kennengelernt, die sind
heute auch wieder da. Der Mann ist Angler, der hat sich gestern ein
Boot gemietet und ist zum Fang hinausgerudert. Dabei ist ihm seekrank
geworden, sodaß er vorzeitig - natürlich ohne Fang - zurückkehren
mußte. Heute hat er bereits zwei Angeln in den Buhnen
in Arbeit. "Falls wir was fangen, müssen wir noch einen Abnehmer finden,
weil wir selbst keinen Fisch essen" ist die erstaunliche Mitteilung.
Wozu man angelt, wenn man keine Verwendung für den Fang hat, ist uns
absolut unverständlich. Das mit dem "Abnehmer" können wir natürlich
sogleich klarstellen - "Na, woll'n mal sehen".
Inzwischen ist es ungemütlich geworden, schon rüsten wir uns zum
Aufbruch. Da sehe ich, daß eine der beiden Angeln verschwunden ist.
Da der zugehörige Besitzer im Sand döst, mache ich ihn darauf
aufmerksam. Schnell ist er im Wasser und bei den Angeln, die eine liegt
auf dem Boden im Wasser, etwas zieht daran. Glück jedenfalls, daß die
Angel nicht ganz verschwunden ist. Noch mehr Glück, als tatsächlich ein
Fisch an der Angel hängt, der wird immer größer, je mehr der aus dem
Wasser kommt.
Es ist ein "Bleifisch". Der Angler zückt waidgerecht
sein Messer, ich trete abseits. Was machen wir nun mit dem Fisch. Da
wir uns ja als "Abnehmer" angemeldet hatten, kommen wir nun
unversehens zu der Beute, der Fisch paßt gerade zwischen die Seiten
der BILD-Zeitung. Dann ein Handtuch drum herum und damit ist der
heutige Strandtag erfolgreich abgeschlossen. Von Anke und Achim
lassen wir uns Genaueres über den Fisch berichten. Der Bleifisch
wird im Winter in großen Mengen gefangen und ist als "Kaltfisch"
besonders in der kalten Jahreszeit sehr schmackhaft. Aber auch jetzt
schmecke er gut. Achim macht ihn uns zurecht, Kopf und Schwanz werden
abgeschnitten, etwas enttäuscht nehmen wir das, was vom Fisch übrig
geblieben ist, in Empfang. Da er sehr grätenreich ist, kann man das
hintere Teil des Fisches kaum verwenden. Weil heute Grillabend angesagt
ist, wandern die "Bleistücke" erstmal in den Kühlschrank.
Der Grillabend wird durch eine aufziehende Regenfront verschönt.
Bis alles
gegrillt und verzehrt ist, bleibt es aber trocken. Als der Regen dann
einsetzt, setzen wir uns wie die Hühner in einer Reihe entlang
der Hauswand, Christiane und Anke drängeln sich unter einem etwas
größeren Regenschirm. Hauptsache, man kann draußen sitzen, wie man es
nun seit drei Wochen gewohnt ist.
Donnerstag, 8.8.
Der Bleifisch