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Freitag, 9.8.

Alles hat mal sein Ende. Ulla und Roland treten am Freitag die Rückreise an. Wir schwingen uns nochmal auf die Räder und fahren zum "Bummeln" nach Koserow. Auch die uralte Backsteinkirche wird bewundert, dort ist z.Zt. eine Ausstellung über die sagenumwobene versunkene Stadt "Vineta". Leider hat die Kirche aber nicht geöffnet. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Wirkungsstätte des verstorbenen Malers "Niemeier-Holstein", die sich an der Straße Richtung Zinnowitz befindet. Dort ist heute geschlossen. Ein Blick auf den Strand, "unser ist schöner" finden wir wieder. Auf dem Rückweg schauen wir uns am Ortsrand von Koserow noch die "Salzhütten" an, das sind kleine Katen, wo früher das Salz zum Konservieren der Fische gelagert wurde. Jetzt werden hier Künstlerkurse angeboten. Auch ein Fischrestaurant hat sich etabliert. Bei ein paar Gästen kann ich Fischstäbchen auf den Tellern ausmachen.

Wir machen uns an den Rückweg. Am Ortsausgang von Koserow widerfährt es Stefanie, daß ihr Fahrrad "tiefergelegt" wird, indem die Luft aus dem Hinterrad entweicht. Auch sofortiges Aufpumpen bleibt erfolglos. Also muß ich mich wieder aufmachen und das Auto holen. Bei der Gelegenheit kann auch gleich getankt werden, das ist hierzulande ja immer noch mit etwas Wartezeit verbunden.

Zum letzten Mal bibbern wir am Strand, unsere Berliner sind auch wieder da (mit Angeln). Aber heute wird nichts gefangen, bald sind wir auch durchgefroren und streben der Behausung zu. Heute ist unser letzter Abend, die Maurer bauen vor unserer Tür das Gerüst auf, da ist es nicht mehr so gemütlich.

Noch wartet aber die Überraschung in Form des Bleifisches im Kühlschrank. Dieser wird nun gebraten und dann mit Butterkartoffeln verzehrt. Wegen der Vorgeschichte schmeckt es uns diesmal besonders gut.

Nach dem delikaten letzten Abendessen dieses Urlaubs kommen wir uns plötzlich etwas einsam vor. Alle Mitgäste sind abgereist, da gibt es gar nicht's mehr zu quatschen. Wir stöbern denn noch ein wenig um das Haus herum. Das ehemals zusammenhängende Gelände ist nun in kleinere Grundstücke aufgeteilt und mit mehr oder weniger großen Gebäuden bebaut. Über allem thront die Fernsehantenne des Nachbarn Jürgen, für die der Name "Salatschüssel" kaum mehr anwendbar ist. Es sieht schon eher wie eine Badewanne aus. Im Haus mußte denn wohl auch ein extra Träger eingebaut werden, damit die ganze Geschichte die Ostseestürme übersteht. Außerdem pflegt Jürgen im Winter seinen Fernsehraum auf 28 Grad Wärme zu heizen, weil er gern im T-Shirt sitzt. Die Eigentumsfrage in dieser Gegend ist auch nicht ganz klar, weil es noch einen Erben des Vorbesitzers zu geben scheint.


Bernsteinernte

Zum letzten Abend sind wir in die gute Stube von Anke und Achim eingeladen. Wir erfahren noch so mancherlei aus alten Zeiten. In einem Bildband von Usedom ist der Großvater von Achim als Fischer abgebildet. Von den Bernsteinen muß auch noch etwas mehr berichtet werden. Im Winter, wenn die Stürme toben und den Sand umwühlen oder gar ein Stück von der Küste ablösen, kann man mitunter die Bernsteine nur so auflesen. Sie kommen nur da vor, wo auch Holzkohle auftritt, erkennbar an den angeschwemmten schwarzen Stücken oder an schwarzen Streifen am Steilufer. An diesen Stellen hat man durch Aufspülungen dem Glück etwas auf die Sprünge geholfen. Zu DDR-Zeiten war das streng verboten. Noch fataler wäre es gewesen, wenn herausgekommen wäre, daß die Bernsteine für Devisen oder Baumaterialien auf abenteuerliche Weise in den Westen geraten sind. So besteht dieses Haus quasi aus einem Teil Bernstein. Heute ist der Handel zum Erliegen gekommen, weil der Hauptabnehmer verstorben ist, außerdem liefern die Polen den Bernstein zu Schleuderpreisen. Zum Abschied darf sich Stefanie aus den großen Plastiksäcken mit Restvorräten per "Rollgriff" bedienen.

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