Alles hat mal sein Ende. Ulla und Roland treten am Freitag die
Rückreise an. Wir schwingen uns nochmal auf die Räder und fahren zum
"Bummeln" nach Koserow. Auch die uralte Backsteinkirche wird bewundert,
dort ist z.Zt. eine Ausstellung über die sagenumwobene versunkene Stadt
"Vineta". Leider hat die Kirche aber nicht geöffnet. Eine weitere
Sehenswürdigkeit ist die Wirkungsstätte des verstorbenen Malers
"Niemeier-Holstein", die sich an der Straße Richtung Zinnowitz
befindet. Dort ist heute geschlossen. Ein Blick auf den Strand, "unser
ist schöner" finden wir wieder. Auf dem Rückweg schauen wir uns
am Ortsrand von Koserow noch die "Salzhütten" an, das sind kleine
Katen, wo früher das Salz zum Konservieren der Fische gelagert wurde.
Jetzt werden hier Künstlerkurse angeboten. Auch ein Fischrestaurant
hat sich etabliert. Bei ein paar Gästen kann ich Fischstäbchen auf
den Tellern ausmachen.
Wir machen uns an den Rückweg. Am Ortsausgang von Koserow widerfährt
es Stefanie, daß ihr Fahrrad "tiefergelegt" wird, indem die Luft aus
dem Hinterrad entweicht. Auch sofortiges Aufpumpen bleibt erfolglos.
Also muß ich mich wieder aufmachen und das Auto holen. Bei der
Gelegenheit kann auch gleich getankt werden, das ist hierzulande ja
immer noch mit etwas Wartezeit verbunden.
Zum letzten Mal bibbern wir am Strand, unsere Berliner sind auch
wieder da (mit Angeln). Aber heute wird nichts gefangen, bald
sind wir auch durchgefroren und streben der Behausung zu. Heute ist
unser letzter Abend, die Maurer bauen vor unserer Tür das Gerüst
auf, da ist es nicht mehr so gemütlich.
Noch wartet aber die Überraschung in Form des Bleifisches im
Kühlschrank. Dieser wird nun gebraten und dann mit Butterkartoffeln
verzehrt. Wegen der Vorgeschichte schmeckt es uns diesmal besonders
gut.
Nach dem delikaten letzten Abendessen dieses Urlaubs kommen wir
uns plötzlich etwas einsam vor. Alle Mitgäste sind abgereist, da
gibt es gar nicht's mehr zu quatschen. Wir stöbern denn noch ein
wenig um das Haus herum. Das ehemals zusammenhängende Gelände ist
nun in kleinere Grundstücke aufgeteilt und mit mehr oder weniger
großen Gebäuden bebaut. Über allem thront die Fernsehantenne des
Nachbarn Jürgen, für die der Name "Salatschüssel" kaum mehr
anwendbar ist. Es sieht schon eher wie eine Badewanne aus. Im Haus
mußte denn wohl auch ein extra Träger eingebaut werden, damit
die ganze Geschichte die Ostseestürme übersteht. Außerdem pflegt
Jürgen im Winter seinen Fernsehraum auf 28 Grad Wärme zu heizen,
weil er gern im T-Shirt sitzt. Die Eigentumsfrage in dieser
Gegend ist auch nicht ganz klar, weil es noch einen Erben des
Vorbesitzers zu geben scheint.
Zum letzten Abend sind wir in die gute Stube von Anke und Achim
eingeladen. Wir erfahren noch so mancherlei aus alten Zeiten.
In einem Bildband von Usedom ist der Großvater von
Achim als Fischer abgebildet. Von den Bernsteinen muß auch noch
etwas mehr berichtet werden. Im Winter, wenn die Stürme toben und
den Sand umwühlen oder gar ein Stück von der Küste ablösen, kann
man mitunter die Bernsteine nur so auflesen. Sie kommen nur da vor,
wo auch Holzkohle auftritt, erkennbar an den angeschwemmten schwarzen
Stücken oder an schwarzen Streifen am Steilufer. An diesen Stellen
hat man durch Aufspülungen dem Glück etwas auf die Sprünge geholfen.
Zu DDR-Zeiten war das streng verboten. Noch fataler wäre es gewesen,
wenn herausgekommen wäre, daß die Bernsteine für Devisen oder
Baumaterialien auf abenteuerliche Weise in den Westen geraten sind.
So besteht dieses Haus quasi aus einem Teil Bernstein.
Heute ist der Handel zum Erliegen gekommen, weil der Hauptabnehmer
verstorben ist, außerdem liefern die Polen den Bernstein zu
Schleuderpreisen.
Zum Abschied
darf sich Stefanie aus den großen Plastiksäcken mit Restvorräten per
"Rollgriff" bedienen.
Freitag, 9.8.
Bernsteinernte