Raststätte

Ofen

Souvenirs

3. Tag, Montag, Fahrt nach Kusadasi

Heute geht es schon um 7 Uhr los, weil eine lange Fahrt bevorsteht. Nachdem endlich die Außenbezirke der fast-Millionenstadt hinter uns liegen geht es durch eine Schlucht hinauf in das Taurusgebirge. Vor der Stadt Korkutel wird eine Rast eingelegt. Dort ist eine urige Raststätte nach Art eines Nomadenzeltes. Im Inneren kann man sich verköstigen lassen oder allerhand Merkwürdigkeiten erwerben. Wir fahren weiter durch interessante Landschaften, entlang am Salda See, an dessen Ufern weiße Magnesiumschichten abgelagert sind. Der Salda See ist mit 184 m der tiefste See der Türkei.

Einmal ist an der Straße ein Werbeschild für Metalldetektoren zu sehen. Die seien in der Türkei allerdings verboten, erklärt unser Führer Aziz. Es gebe tausende unerschlossene antike Fundstätten, finanziell sei es unmöglich, diese wissenschaftlich zu erschließen. So gebe es viele "Schatzwächter" - wie er sich ausdrückt -, die auf eigene Faust auf reiche Beute aus sind. Wir haben im vergangenen Jahr in Ägypten auch schon erfahren, welche Schätze durch Grabräuber leider unwiederbringlich verschwunden sind.


Raststätte

Raststätte

 

Der nächste Halt ist in der Nähe der Stadt Serinhisar. Die Raststätte ist total verkitscht, man hat eine Burg oder Kastell nachgebildet, das sieht furchtbar aus. Interessant aber ist die Kichererbse, die in dieser Gegend angebaut wird und in mancherlei Form verkauft wird, salzig oder süß geröstet und so. Bald hat fast jeder einen Beutel erworben und knispelt vor sich hin.

Auf der weiteren Strecke sieht man an den Berghängen häufig Marmorsteinbrüche. Große Blöcke liegen dort zur Weiterverarbeitung und zum Abtransport herum.


Sarkophage in Aphrodisias

Sarkophage in Aphrodisias

Bald biegen wir links ab in Richtung der Stadt Karacasu zu der ersten größeren Besichtigung, der antiken Stadt Aphrodisias. Hier ist alles an alten Steinen zu sehen, was man sich so wünscht, Sarkophage, Säulen, Fundamente, ein sog Tetrapylon, die Hadrianstherme usw.


Aphrodisias

Tetrapylon

Tetrapylon

Ein großes Theater diente Sportveranstaltungen und konnte 30.000 Besucher aufnehmen. Ein Stück weiter sind die Reste eines Amphitheaters freigelegt, wieder bildet eine herrliche Landschaft mit einem schneebedeckten Berg die Hintergrundkulisse.


Theater

Theater

Aphrodisias

Hadrianstherme

Aphrodisias

Amphitheater

Landschaft als Kulisse
In einer Halle hat man die wichtigsten Skulpturen der Ausgrabung ausgestellt.

An dieser Stätte finden sich nicht die üblichen Touristenströme ein, es ist wohl zu abseits gelegen. Ein paar Japaner finden aber auch hier hin. Zurück zum Busparkplatz fahren wir in einem Wagen, gezogen von einem Trecker. Eine junge Dame darf auf dem Beifahrersitz mitfahren, wahrscheinlich weil sie recht hübsch ist. Aziz geht derweil zu Fuß und sammelt Blätter der Rettichpflanze ein. Bei der Mittagspause lässt er sie in der Küche des Restaurants abkochen und reicht sie dann zum Probieren herum. Scheint aber nicht jedermanns Geschmack zu treffen.

Wir erreichen nun das fruchtbare Tal des Flusses Menderes. Auf 160 km im Tal kommen 280 Flusskilometer, wenn wir uns die Zahl richtig gemerkt haben. Daher hat dieser Fluss den Namen Mäander geprägt, wie man ihn für die gewundenen Flussschlingen verwendet. Insgesamt ist der Fluss 550 km lang. Damit ist gesagt, dass es sich um ein recht langes Tal hndelt und damit auch unsere Fahrt sich noch hinziehen wird.


Artemis Tempel

Es ist schon später Nachmittag, wir passieren die Provinzhauptstadt Aydin und gegen 18 Uhr laufen wir wegen der vorteilhaften Beleuchtung einen Parkplatz an, um die letzte Sehenswürdigkeit für heute zu bewundern. Es handelt sich um den Artemis Tempel in Ephesos, eines der sieben Weltwunder. Eine - wie gesagt wird - falsch aufgestellte Säule steht im Vordergrund. Obendrauf ein Storchennest. Das nächste Erdbeben würde die Säule wohl kaum überstehen. Im Hintergrund eine Burg, eine Art Moschee und andere Gebäudereste. Na ja, nach der langen Busfahrt sind wir nicht mehr so aufnahmefähig. Jedenfalls hat man es hier mit dem Apostel Paulus und auch dem Jünger Johannes, die hier gewirkt haben sollen.


Hotel Tuzan

Der Reisebus
Zu meiner Konfirmationszeit musste ich mal - wohl zur Strafe - die Abfolge der Apostelbriefe auswendig lernen. Voila, die kann ich noch: Römer, Korinther, Galater, Epheser, Philipper, Kolosser, Thessalonicher, Thimoteus, Titus, Philemon. Nicht abgeschrieben, ehrlich!! Und in diesem Jahr wird unsere goldene Konfirmation in Espelkamp gefeiert. Ob man da deswegen hinfahren sollte?

Wieder im Bus jippern alle nach dem immer noch unbekannten Hotel, dem Zimmer und Abendbuffet. Aber es ist noch eine Weile hin, und, wie uns Aziz erzählt, fahren wir nun in einer früheren Meeresbucht. Die wurde nach und nach durch den Fluss mit Ablagerungen zugeschüttet. "Von Menschen gemacht", denn durch die Abholzung in der hellenistischen und römischen Zeit wurde die Erosion der Berghänge ausgelöst und die Geröllmassen heran transportiert. So liegt der ehemalige Hafen der Stadt Ephesos heute ca. 20 km landeinwärts. Folge dieser Entwicklung war auch ein feuchtes ungesundes Klima, Malaria usw. So hat man in einer Schlucht, wo der Seewind für ein besseres Klima sorgt, die Stadt Ephesos umverlegt, und das werden wir morgen besichtigen.

Nach 19 Uhr erreichen wir das Hotel Tusan Beach Resort an der Küste des ägäischen Meeres. Das hört sich toll an, doch wir sind die einzigen Gäste dort. Wir haben ein Zimmer mit Meerblick ergattert. Leider hat man davon nicht viel, denn es wird schon dunkel. Beim Abendbuffet sind fast mehr Bedienstete als Gäste anzutreffen. Keiner weiß, wie das hier alles funktioniert. Damit ist der heutige Tag beendet, alle sind müde und - wie am nächsten Morgen zu hören ist - haben auch alle gut geschlafen, was daran liegen mag, dass in der Nacht nichts als Meeresrauschen zu hören war.


Kapitel 3
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