Reiseführer Aziz Ausblick im Hotel Falcon |
Nach der Landung geht alles planmäßig vor sich, nachdem die Koffer endlich auf dem Förderband erscheinen. Wir sind 10 Gäste, die mit dem Flug von Hannover gekommen sind. Man bringt uns nun zu unserem ersten Hotel, dessen Lage oder gar Namen noch keiner von uns kennt. Vorbei an zahllosen mehr als zehnstöckigen Wohnblocks und z.T. auf abenteuerlichen Wegen werden wir schließlich im Club Hotel Falcon im Ortsteil Lara abgeliefert. Der Reiseleiter namens Aziz erwartet uns schon. Man kann nun zusätzliche Buchungen vornehmen: Gala Abend, All Inclusive, Mittagessen. Wir beschränken uns auf die Eintrittsgelder für die Rundfahrt von 25 € p.P. Wir bekommen ein Zimmer zur Straße raus, wo zwar kein Durchgangsverkehr ist, aber im Eingangsbereich des Hotels herrscht immer Trubel, zumal hier heute eine Hochzeit stattfindet
Obst- und Gemüsemarkt Viele Fische Kükenkarton |
In der Nähe ist heute ein ausgedehnter Obst- und Gemüsemarkt. Da schlendern wir nun einmal hin und einmal her. Es werden auch kleine gelbe Küken aus ihrer Kartonbehausung angeboten. Wenn man die fotografiert, will der Besitzer gleich ein paar Münzen sehen. Zurück im Hotel ist schon bald das Abendbuffet geöffnet. Das ist mittelmäßig aber man findet schon was zum Sattessen. Nur das Bier ist eine Katastrophe, blassgelb und wässerig zum stolzen Preis von 3 €. Danach gibt es nicht mehr viel zu tun, wir werden am nächsten Tag um 8 Uhr zur ersten Unternehmung starten, so legt man sich nicht allzu spät zur Ruhe nieder. Wegen des Lärms muss die Balkontür geschlossen werden. Am frühen Morgen übernehmen ein Hund und die Muhedzine die Gestaltung des Konzerts.
Hafenpanorama in Antalya |
2. Tag, Ostersonntag, Antalya
Um 6.30 werden wir per Telefon geweckt. Wenn man heute jemandem Frohe
Ostern wünscht, heißt es "Ach ja, ist ja Ostern". Nach dem
Frühstück geht es pünktlich ans Werk. Unser Busfahrer
heißt Schakir und wird
im folgenden sehr besonnen fahren, sodass
die Sorge über allzu rabiate Busfahrer gegenstandslos ist. Wir
haben einen schönen Platz zwei Reihen hinter dem Fahrer. Unser
Reiseführer Aziz bringt den Busgästen das "Guten Morgen" auf
Türkisch bei, und das heißt "Günaydin". Das i ist
allerdings ohne Punkt und wird wie ein stumpfes e ausgesprochen.
Aussichtspunkt Laterne Ein Durchblick |
Erker 2007 Erker 2009 |
In Abänderung des ursprünglichen Programms ist für den ersten Tag der Besuch von Hafen und Altstadt Antalyas und weiterer Sehenswürdigkeiten vorgesehen, wie wir sehen werden. Zuerst wird ein Ausblickspunkt angefahren, wo man einen herrlichen Blick auf die Bucht von Antalya, den Strand und das Taurusgebirge hat. Anschließend geht es ins Zentrum. Der Hafen, umgeben von steilen Felsen, bietet wie immer ein malerisches Bild. Die verwinkelten Gassen der Altstadt sind vorbildlich mit Natursteinen gepflastert. Ein Foto von ein paar malerischen Balkonen - und oh Wunder, das gleiche Motiv hatten wir zwei Jahre zuvor auch schon fotografiert. Viel hat sich nicht verändert - zum Glück. Alles Moderne rund um die Altstadt ist schlichtweg scheußlich. Laut Merian Reiseführer hatte Antalya in den 60er Jahren gerade mal 60.000 Einwohner, mittlerweile sind es über 800.000, und da kann man sich vorstellen, welch ein Bauboom hier stattgefunden hat.
Prozessionsspinner Prozessionsspinner |
Als wir auf den Bus warten, kommt eine Kette kleiner Raupen des Weges.
Die haben sich eine nach der anderen am hinteren Ende des
Vorgängers eingeklinkt und steuern geradewegs auf den Fußweg
zu. Dort sind bereits einige Raupen zertreten. Ein mitleidiger Passant
versucht, den Weg der Raupen in ein nahes Gebüsch abzulenken.
Ziemlich sicher rettet er damit gerade einen Schädling namens Prozessionsspinner. Diese Spezies
befällt ganze Kiefernwälder und bringt die Bäume nach
und nach zum Absterben. Giftig sind sie noch obendrein durch ihre sog.
Brennhaare. Man kann überall die Gespinste der Brutstätten in
den Wipfeln der malätrierten Kiefern hängen sehen. Beliebter
sind natürlich die Seidenraupen, die den Maulbeerbaum bevorzugen.
Darüber werden wir zu gegebener Gelegenheit mehr erfahren.
Die Weiterfahrt führt uns durch nicht endende Hochhaus-Siedlungen.
Viele der Gebäude sind gar nicht oder spärlich bewohnt. Dazu
wird etwa folgender Kommentar gegeben: "Hier links war früher
alles grün, durfte nicht bebaut werden. Aber die Politiker haben
sich durchgesetzt, vielleicht auch gut verdient. Aber nun durch die
Finanzkrise ist es schwer, Mieter oder Käufer zu finden. Rechts
ist ein Naturschutzgebiet, da kann man mit dem Geländewagen hin
und her fahren, als Sport". Es ist bemerkenswert, wie die Stadt Antalya
sich in den vergangenen Jahren ausgebreitet hat, fast ist es schon eine
Millionenstadt. Da mag manches sich nicht so gut auf die umgebende
Natur auswirken. Was wir vor zwei Jahren auch noch nicht beobachtet
haben sind die vielen Treibhausflächen, wo Gurken, Tomaten,
Erdbeeren, Succhini usw. usw. gezogen werden. Alle Güter werden zu
90% per Schwerlastverkehr befördert, die Bahnstrecken sind in der
Türkei nur spärlich vorhanden. Berühmt ist allerdings
die historische Bagdadbahn.
Aksu Blühende Wiese |
Wir fahren nun in das, wie es heißt, typisch türkische Dorf Aksu, direkt an der Autobahn gelegen. Aziz entschuldigt sich geradezu: "Das Programm ist vorgegeben, ich fülle es nur mit Inhalt". Da hat er recht, denn hier gibt es nichts zu sehen, außer einer blühenden Wiese. Nach kurzem Aufenthalt geht es weiter zu den Kursunlu Wasserfällen.
Grüne Hölle Kursunlu Wasserfall Schildkröte |
Das ist schon interessanter, geradezu eine grüne Hölle. Auf befestigten Wegen gelangt man zu dem ersten Wasserfall, die weiteren sind in der verfügbaren Zeit nicht zu erwandern. Über Treppen und Stege gelingt es uns, ein Stück weit vorzudringen, eine Schildkröte mit der Sonne entgegen gerecktem Hals zu beobachten. Beim weiteren Vordringen kommen uns Leute entgegen: "We are completely lost". Da kehren wir lieber auch um. Bei dem Rückweg gilt es, auf den schmalen Stegen den entgegenströmenden Menschenmassen auszuweichen. Wenn sich japanische Touristen gegenseitig und gleichzeitig fotografieren, ist man immer im Wege. Hin und wieder quakt ein Frosch. Als wir wieder den Ausgang erreichen, atmen wir auf. Inzwischen geht es auf die Mittagszeit zu, und schon strömen einheimische Großfamilien bepackt mit Riesentaschen voller Picknickausrüstung in Richtung grüner Hölle. Schön ist es da!
Namensschild Baumpflanzaktion Namensschild |
Auch für uns ist die Mittagsrast angesagt. Ein Restaurant am Meer wird angefahren. Die Gäste, die ein Mittagsessen gebucht haben, werden an den gedeckten Tischen plaziert, wir anderen etwas abseits. Der Wirt dieses Etablissements ist sehr geschäftstüchtig und erscheint lautstark anpreisend mit Tabletts voller Rakigläser oder gar einem Granatapfelcocktail. Das geht alles reißend weg, während wir an der Cola schlürfen. Schließlich kann man am Strand einige hübsche Muscheln sammeln, die darf man hoffentlich zollfrei exportieren. Nun findet die berühmte Baumpflanzaktion statt. Es werden Kiefernschösslinge in Eimern bereit gestellt, Schaufeln verteilt, und dann kann man buddeln. Das eingepflanzte Pflänzchen wird sodann gegossen und mit einem Namensschild versehen, damit man sehen kann, was man für einen Mammutbaum geschaffen hat, falls man mal wieder hierher kommt. Wir wüssten aber nicht, wo das überhaupt war. Nebenan spielen Kinder auf den frischen Anpflanzugen Fußball. Dann ist das Schicksal der Pflanzen wohl ungewiss. Längs der Küste befinden sich in dieser Gegend öffentliche Flächen, wo Grillplätze eingerichtet sind und heute an diesem schönen Sonntag eifrig genutzt werden.
Gazanie Gazanie |
Cafe beim Bazar |
Inzwischen unterhalten wir uns mit unserem Ehepaar über diese und jene Reisen. Ja, die schönste Reise sei ja nun eine Fahrt mit dem russischen Atomeisbrecher Jamal zum Nordpol gewesen. Alles vom feinsten, und man sei wirklich bis auf wenige Breitengerade an den Nordpol herangekommen, der Kompass sei dort ratlos gewesen. Es wird uns auch der Preis für die Reise verraten: so etwa der Preis eines Kleinwagens. Ende diesen Sommers soll es dann Richtung Antarktis gehen, das wird von den norwegischen Hurtigrouten veranstaltet.