Türkei - Blaue Reise - Alanya 2.6. - 16.6.2007

Vorgeschichte

Wenn man sein Bier bei REALKAUF kauft (Nörten Hardenberger, 21 Ct. die Fl.) kommt man am LIDL nicht vorbei, was es da wohl wieder geben mag? ALDI ist auch in der Nähe, da werden immer lecker Krabben, Flusskrebse oder gar Partykrebse, vor Weihnachten sogar leckere Aale eingekauft. Bei LIDL dagegen gibt es schon mal Hühnerbeine, Hirschkeule, Weihnachtsente oder eine preiswerte Handsäge oder auch Schwimmflossen samt Taucherbrille mit Schnorchel. Oder einen Flyer (früher hiess das Prospekt), da steht drauf: "Traumhaft reisen zu LIDL-Preisen!": Malediven, Hochsauerland, Gardasee - oder "Blaue Reise"?  Irgedwas mit Türkei und 1 Woche auf einem Schiff. Wer meine Gattin Heidi kennt, kann sich vorstellen, dass die Blaue Reise eine halbe Stunde später per Telefon von zu Hause aus gebucht ist.  Mit Verlängerungswoche im Hotel Gold Safran in Alanya. Bevor man sich per Internet näher erkundigen kann, ist die Reise bereits vom Konto abgebucht (469+270 EUR).

Zitat:
"Blaue Reisen entlang der türkischen Mittelmeerküste sind eine ganz besondere Art, die traumhaft schöne Südküste kennen zu lernen.
Die Gegend (Lykien) zwischen Antalya und Marmaris gehört mit zu den abwechslungsreichsten Küstenstreifen am Mittelmeer. Einsame Buchten, von Pinienwäldern gesäumte Küstenstriche, Orangenplantagen, Olivenhaine, die Taurusausläufer mit schroffen Gebirgszügen und lange Sandstrände bieten herrliche Landschafts- und Naturerlebnisse. Kleine Fischerdörfer und malerische Ortschaften laden zu Landausflügen ein und der Koch sorgt mit Köstlichkeiten der türkischen Küche für das leibliche Wohl an Bord."

Während man sich in den folgenden Wochen um Informationen über die mysteriöse Blaue Reise bemüht, ist von den Veranstaltern nichts zu hören. Die haben ja auch schon gleich einen Tag später vom Konto abgebucht (Bucher Reisen). Eine Woche vor Reisebeginn muss man dann doch mal durchtelefonieren, wie es denn nun mit den Reiseunterlagen, Flugterminen usw. steht. Durchtelefonieren ist leicht gesagt, da weiss der eine nichts vom anderen und der heutige Kollege ist nicht der von gestern - oder sind die alle von gestern? - es scheint so! Aber immerhin wird im Telefon Musik eingespielt, bis die Verbindung jeweils zustande kommt. Nach so etwa fünf Telefonaten, die natürlich mit der nötigen Vehemenz von Heidi vorgetragen werden (ich bin inzwischen meistens mit dem Hund draussen oder mähe den Rasen) stellt sich heraus: man hat unsere Adresse nicht vollständig notiert, die Reiseunterlagen sind deshalb nicht zugestellt worden und liegen nun irgendwo auf Lager. Immerhin kann man uns die Abflugzeit nennen, und die Reiseunterlagen von Paneuropa Reisen sollen wir am Schalter von Thomas Cook am Flughafen in Empfang nehmen. Dann verschiebt sich die Abflugzeit - wie per Telefon mitgeteilt wird - noch einmal um drei Stunden, und als wir dann endlich am Flughafen sind, verschiebt sich alles noch einmal um zwei Stunden. Ich köchele und Heidi kocht!!!

Trotzdem oder deswegen muss sie plötzlich feststellen, dass ihre Handtasche abhanden gekommen ist. Zum Glück muss man nicht lange suchen, wenige Meter hinter uns liegt sie auf der Erde. Das Problem ist nur, da steht ein Sicherheitsbeamter davor und kratzt sich am Kopf. Wahrscheinlich wird jetzt gleich der gesamte Flughafen gesperrt und evakuiert, die An- und Abflüge gestoppt und ein Sicherheitskommando mit Spezialgeräten wird die Tasche zu einem sicheren Ort transferieren, wo sie dann gesprengt wird. "Wann haben sie die verloren?" "Eben gerade!" "Na gut!". So haben wir das Schlimmste für den Flughafen Hannover abgewendet.

Ich befasse mich ab nun mit Sudoku Rätseln, da kommt man irgedwie nicht so zum Kochen und die Zeit vergeht, ohne dass man das merkt. Um 22.40 Uhr ist dann schliesslich der Take Off angesagt.

Den besagten Take Off besorgen die Sky Lines, eine türkische Fluggesellschaft, die anscheinend nur auf Verbindungen mit Antalya spezialisiert ist. Die Bordansagen sind jedenfalls total unverständlich, man kann nicht beurteilen, ob da in Türkisch oder gar auf Russisch parliert wird. Wir gedenken wehmütig der Flüge mit Hapag Lloyd oder so, wo wenigstens ein Herr Mr. Bean seine Unbeholfenheit auf den Screens präsentiert hat oder zuweilen auch die jeweilige Flugroute, Position, Geschwindigkeit, Flughöhe und Aussentemperaturen angezeigt wurden. Hier bleiben die Bildschirme, obwohl vorhanden, blind. Was den Imbiss betrifft, fehlt uns die Erinnerung, aber der Tomatensaft mit Pfeffer und Salz ist wie immer über jede Kritik erhaben. Nachts um 3.10 landen wir in Antalya. An der Passkontrolle legen wir die Pässe vor und bekommen einen Stempel mit dem Einreisedatum hinein - darauf werden wir noch einmal zurück kommen!


Setur Marina

Setur Marina

Bazar in Antalya

Ab hier werden wir von der türkischen Argentur H&H TUR betreut, und deren Service ist perfekt, was man vorausschickend schon einmal erwähnen darf. Der Shuttle Bus läd in der dunklen Nacht den Rest der Mitreisenden an einem unsichtbaren Hotel aus, und nur wir beide werden noch hinaus zum  entfernten Hafen namens Marina Setur  (hört sich an wie der Name einer RapSängerin - Sabrina Seltlur - hatte die nicht was mit Boris Becker?) chauffiert. Ein devoter Herr empfängt uns zu so früher Stunde per Handschlag, aber die Koffer ergreift ein junger Bursche namens Kenneth - kürzer Ken - und ballanciert damit einen wackeligen Laufsteg hinauf auf das Schiff Scarlet 2. Heidi ballanciert weniger elegant hinauf, fast auf den Knien oder so: und dann sind wir an Bord. Inzwischen ist es 5 Uhr morgens und damit kurz vor Sonnenaufgang.

Wir beziehen eine Kabine, die ist naturgemäss nicht gerade geräumig, aber man will hier ja nicht unbedingt Parties feiern, das findet woanders statt, wie wir sehen werden. Es gibt zu der Kabine sogar eine Art Badezimmer, mit Waschbecken, Dusche und Toilette. Für die 5 Sterne - Hotels gewohnten Edeltouristen sei gleich gesagt: benutztes Toilettenpapier ist in den bereitstehenden Eimer zu entsorgen, damit die Abwasserpumpe nicht verstopft. Letztere entsorgt die ganze Geschichte aber nicht in die blaue See, sondern in einen Abwassertank, dessen Inhalt in den Häfen hoffentlich anständig weiter verarbeitet wird.

Zum Schlafen sind wir eigentlich zu aufgekratzt, aber nach zwei Bier an Deck verschwinden wir endlich für eine Mütze Schlaf in den Kojen.

Sonntag, 3.6., Antalya

Um 8.30 gibt es Frühstück. Da treffen wir die meisten Teilnehmer der vorangegangenen Reise an und können denen Löcher in die Bäuche fragen. Die haben alle noch glänzende Augen und können nicht verstehen, dass wir danach noch eine Woche Hotelurlaub gebucht haben. Das wäre ja nichts - jetzt auch noch in ein lautes Hotel? Aber abreisen müssen sie eben auch.


Hadrianstor

Hadrianstor

Gassen und Balkone

Korkut Moschee

Wir machen uns auf den Weg in Richtung Antalya, wo wir einen Dolmus zu ergattern hoffen. Daraus wird nichts, weil der Weg zur Hauptstrasse zu weit ist. An einem schattigen Plätzchen steht ein Taxi, wo die Beteiligten sich dem Backgammon Spiel hingeben. Wir kommen schnell ins Geschäft, für 25 EUR wird man uns hin und zurück bringen. Nach etwa 30 min Fahrt durch wenig anheimelnde Gegenden Antalyas werden wir in einer Tiefgarage abgeladen, die nennt sich Otogard. Da umschwirren einen sogleich etliche dienstbare Geister, der eine hat es mit Juwelen oder ein anderer hat es mit Ledertextilien zu tun. Mit dem Taxifahrer machen wir eine Zeit für die Rückfahrt aus, bezahlen sollen wir dann erst. Das finden wir nobel.

Nun streben wir, die dienstbaren Geister hinter uns lassend, zunächst den Markthallen zu und hoffen auf einen orientalischen Basar oder sowas zu treffen. Damit kann man nicht dienen, stattdessen: Jeans und andere Klamotten, meist mit dem notwendigen Markenzeichen (Boss, Versace, Gucci, Lacoste usw.) versehen. Die Schuhe sind von Adidas oder Puma - versteht sich. Kitschige Souvernirs und Modeschmuck - ab und zu auch Gewürze, Obst oder Brot. Aber das ganze hat keine Atmosphäre, wie wir finden.

Deshalb machen wir uns auf zum Hadrianstor und bewundern es (im Reiseführer steht mehr darüber drin). Nach einer Rast auf einer schattigen Bank bummeln wir durch die verwinkelten Gassen der Altstadt. Da kommt uns ein Bursche entgegen, der ein Tablett mit Gebäck auf dem Kopf ballanciert. Unversehens haben wir beide so eine Art Fladenbrot in der Hand. Das ist ja nett, denke ich, beisse rein, sage danke und wende mich dem weiteren Weg zu. Das war falsch, 2 EUR sind zu löhnen, ach so!


Hafenpanorama

Hafenpanorama

Damit sind wir am Hafen angelangt, den man schön von oben sehen kann. Wenn man sich da hinunter begeben würde, müsste man hinterher ja wieder hinauf, deshalb lassen wir das lieber und schieben eine weitere Rast auf einer Bank ein. Ein nahegelegener Park kostet Eintritt, das ist auch wieder nichts. Stattdessen stolpern wir an den Resten einer Moschee vorbei, das sind ziemlich alte Steine.

Zurück am Hadrianstor ist es nicht weit zum Otogard, aber wir haben noch fast 2 Stunden Zeit bis zur Rückfahrt. Es ist heiss, wir sind müde und sehen uns danach, die Seele baumeln zu lassen. Vielleicht kann man das Taxi umbuchen? Die genannten dienstbaren Geister umschwärmen uns sofort und reissen uns das Rückfahrticket (obwohl noch nicht bezahlt) geradezu aus der Hand. Der Juwelier gewinnt und läd uns in sein Geschäft zu einem Tee ein. Als jener für einen Augenblick verschwindet, taucht der Lederfuzzi mit unserem Ticket auf und beordert uns in seinen Laden und in eine komfortable Lederpolsterecke. Da muss man aufpassen, dass man nicht fest klebt, verschwitzt wie man ist. Natürlich wird sogleich ein Tee gereicht.

Das Taxi sei unterwegs, man habe telefoniert. Nun erfahren wir dankenswerterweise einiges über die Hintergründe dieser und anderer Handelseinrichtungen. Zunächst stellt sich unser Herr als gebürtiger Bulgare vor. Er habe einige Zeit in Deutschland zugebracht - "Wo?" "In Haldensleben" "Ja das kennen wir, das ist nicht weit von Braunschweig und kurz vor Magdeburg". Nach dem Ende des Sozialismus durften 8000 türkischstämmige Siedler aus Bulgarien in die Türkei umsiedeln. So sei man nun hier gelandet. Nun habe man dieses hochelegante Geschäft unter sich und einen Vertrag mit russischen Reiseveranstaltern. "Da rollt der Rubel?" "Nein, der Oeldollar". Aber für deutsche Gäste gäbe es noch einen Extrarabatt. Es gelingt mir nur mit Mühe, meine Gattin wieder aus dem Laden heraus zu lotsen.

Bald ist das Taxi mit unserem Fahrer da, und bringt uns in sportlicher Fahrt, ohne dass wir darauf hingewiesen hätten, direkt zu unserer Scarlet 2. Nun erst wird bezahlt, und das tut man gern, denn die Strecke von der Marina Setur bis in das Centrum und zurück mag 2 mal 30 km (geschätzt) betragen. Da kann man nicht meckern. Der Dolmus (sprich Dolmusch) wäre natürlich billiger - aber bis man sich damit auskennt...

Und nun sind wir an Bord und werden es eine Weile bleiben. Ob man da seekrank wird? Die Befürchtung hat man ja immer. Ab und zu schaukelt es auch, wenn ein anderes Schiff vorbeirauscht, von der Sahil Güvenlik (Coast Guard) z.B. Das macht einem rein gar nichts aus, ich glaube aber auch, dass wir inzwischen auf dem komfortablen Liegedeck unter einem Sonnensegel eingeschlummert sind.

Zum Abendessen sind jedenfalls alle Gäste der vorangegangenen Reise irgendwie verschwunden bis auf eine Dame aus Offenbach oder so, die perfekt türkisch spricht. Das liegt daran, dass sie Türkin ist. Sie wird erst spät am Abend abgeholt.

Wir lernen die ersten Mitstreiter kennen. Bei so einer Reise ist eine erhebliche Ungewissheit, wie die Gruppe zusammengesetzt sein mag, ob sich alle verstehen werden, ein Stinkstiefel dabei ist usw. Bislang sind wir zu sechst: das sind Marina und Jörg, Andrea und Sarah sowie wir zwei beide. Sechs weitere Gäste werden während der Nacht noch "anheuern". Zu gegebenem Zeitpunkt werden wir die anderen Kumpels noch vorstellen.

Für heute: das Abendessen (Hackfleisch usw.) schmeckt ganz toll - wer hat es gekocht? Darüber werden wir noch öfter rätseln. Auch die 3 köpfige Mannschaft werden wir noch vorstellen. Jedenfalls verstehen wir uns mit den ersten Mitreisenden ausgezeichnet, trotzdem wird es heute nicht so spät nach zwei Bier oder so. Das wird nicht so bleiben!


In diese Richtung geht es los

Freie Fahrt voraus

Montag, 4.6., Olympos, Bucht von Adrasan

Es schlummert sich gut in der Nacht. Gelegentliches Schaukeln stört weniger, eher dagegen das Knatschen der Kabinenwände. Da es sich um ein Holzboot (Gulet) handelt, ist der Schiffskörper wohl nicht so steif und da arbeiten die Innenwände bei allen Bewegungen mit. Bei der Gelegenheit sei gleich klargestellt, dass die Gulets bei diesen Reisen meistens nicht zum Segeln eingerichtet sind, es wird nur mit Motor gefahren. Spät in der Nacht bzw. früh am Morgen kommen andere Geräusche auf: Kofferrumpeln und Stimmen, bis einer ruft "Wollt ihr noch was trinken?" "Jaha!!".

Zum Frühstück sind die Teilnehmer komplett. Es sind noch Gabi, Hans, Conni, Chris, Rainer und Ingrid hinzu gekommen. Noch sind wir uns fremd, reden uns per Sie an und schweigen gelegentlich vor uns hin. Die eine oder andere Information können wir unsererseits aufgrund unserer Fragereien vom Vortag einstreuen. Wir warten noch auf eine Dame der Reiseagentur, die aber dann kaum etwas anderes im Schilde führt, als uns drei Ausflüge von unterwegs anzudrehen. Das Interesse ist mässig und "Nebenan Boot ist noch nicht fertig" - so bleibt das mit den Ausflügen erst mal ungeklärt. Gegen 9 Uhr legen wir ab, das ging ja erstaunlich schnell.

An dieser Stelle muss man ja wohl die dreiköpfige Mannschaft vorstellen:

Der Kapitän heisst Yavuz, genannt Balta. Dazu gibt es eine Geschichte, die wir hoffentlich halbwegs richtig miterlauscht haben. Der Vorgängerkapitän hatte eines Tages die Faxen dicke, hat alles hingeschmissen und ist einfach nach Hause gegangen. Da hat Balta gesagt: "Dann mache ich das jetzt" - und seitdem ist er der Kapitän. Balta heisst übrigens Axt.

Der dienstbare Geist ist Kenneth, kurz Ken. Seine schwerste Aufgabe ist, die Getränkeliste zu führen und abzurechnen, was per Strichliste vor sich geht. Kapitän ist er zunächst auf dem Beiboot, alles weitere mag sich noch ergeben. Kochen und andere Arbeiten teilt er sich mit Oktay.

Oktay ist zu kurz geraten - nun gut, ein Lilliputaner, was zu dem Kosenamen "Lilli" führt. Er ist eine vollwertige Arbeitskraft und versteht, seine körperlichen Einschränkungen durch eine gehörige Portion Charme zu ersetzen. Sein Lieblingsplatz ist das Dach über dem Bootshaus, von wo aus er dann mitunter unvermittelt in das Wasser springt. "I hope I see you again" sind am Ende die letzten Worte, die wir wechseln.

Wir fahren entlang der Küste Richtung Süden. In diesem Bereich erheben sich die hohen Berge des Taurus unmittelbar an der Küste, das macht die Landschaft hier besonders reizvoll. Man passiert den bekannten Badeort Kemer und einige Strandanlagen, wo noch nicht allzu viel Betrieb zu sein scheint. Gelegentlich einige Jet Ski Fahrer, Wasserski oder Parasailing - Schirme.


Das sind

eigenartige

Felsformationen

Daher nun etwas für die mangelnde Bildung. Wir gleiten an eigenartigen Felsformationen vorbei. Das sind lockere Gesteinsschichten, sicher entstanden durch Meeresablagerungen. Darüber aber befinden sich Schichten aus kompaktem Fels. Das kann man sich nur mit vulkanischer Tätigkeit erklären. Wenn man dann jemanden fragt, was es damit auf sich haben könnte, bekommt man zur Antwort: "Da muss ich meinen Telefonjoker anrufen".

Das erste Mittagessen wird mit gutem Appetit verzehrt. Mich darf man nach den Gerichten nicht fragen, meistens rätselt man, um was es sich handeln mag. Auf jeden Fall schmeckt es immer ausgezeichnet, und das ist die Hauptsache. Fragt man dir Köche Ken oder Oktay nach den Gerichten so erfährt man "Alles Konserve", was natürlich nicht stimmt.


Panorama der Bucht von Olympos

Bald nach dem Mittag haben wir uns der Bucht von Olympos genähert und gehen dort vor Anker. Ingrid und ich beschliessen, vom Schiff bis zum Strand zu schwimmen, es mögen knapp 200 m sein. Das ist herrlich! Die anderen fahren mit dem Beiboot und bringen Fotoapparate und andere wasserscheue Gegenstände mit. Hans verschwindet sogleich in Richtung einer Taverne, wo es Raki geben soll. Um die Ecke an einer Flussmündung seien dann die Reste einer Siedlung aus hellenistischer Zeit (1. Jh. v. Chr.) zu bestaunen. Vorübergehend wurde diese Stadt von Piraten erobert, bis die Römer kamen. Oder die Hippies, die wussten genauso wo es am schönsten ist.


Flussmündung

Raki-Taverne in der Ferne

Alte Mauern

Rainer und ich stehen dann ratlos vor einem Kassenhäuschen, an Geld haben wir natürlich nicht gedacht. Später tut sich Rainer mit Gabi zusammen, die Geld dabei hat, aber da bin ich schon wieder woanders. An einer Felswand befindet sich nämlich eine Höhle. Das wäre auch interessant, aber eine Taschenlampe hatte ich natürlich ebenso wenig in der Badehose.
(Rainer hat mir dankenswerterweise einige Fotos der Angelegenheit zugesandt)

Inzwischen hat sich der Strand gefüllt, es geht ein Schiff nach dem anderen vor Anker und bringt wahre Menschenmassen an Land. Zurück schwimme ich mit Gabi, die sich als Leistungsschwimmerin outet. Irgendwie erscheint der Rückweg weiter, vielleicht liegt das an den leicht kabbeligen Wellen. Gabi krault in der Hälfte der Zeit zum Schiff, aber schliesslich bin ich auch gerettet.

Für heute fahren wir dann nicht mehr weit, an einer felsigen Küste entlang in die Bucht von Adrasan. Dort geht das Schiff vor Anker und hier werden wir über Nacht liegen bleiben. Nun ist die Atmosphäre inzwischen aufgetaut, wir sind nun alle per Du und verleben einen ersten geselligen Abend. Bemerkenswert ist noch der Sternenhimmel, wo man vor lauter Sternen die Sternbilder gar nicht ausmachen kann. Den grossen Wagen findet man schliesslich irgendwo hinter der Takelage.

Nach und nach sind wir uns auch einig geworden, dass wir in dieser stillen Bucht keine Animationsmusik (Cola in Angola, Pogo in Togo usw.) benötigen. Conni stellt den gerade mühsam reparierten CD Player kurzerhand ab, und damit ist alles gesagt.

Dienstag 5.6., Felsengräber von Myra

Heute sollte der erste organisierte Ausflug zu den antiken Felsengräbern von Myra und der Basilika des Bischof Nikolaus stattfinden. Da ist aber nichts organisiert. Zunächst ankern wir in einer eher hässlichen Bucht. Es sind nur drei Interessenten da: Gabi, Rainer und ich - wie gehabt. Da macht man sich evtl. Gedanken, dass nur wegen uns dreien hier ausgeharrt werden muss. Aber wir lassen uns an Land bringen und zahlen einem Taxifahrer jeder 20 EUR, der uns dafür die Eintrittstickets der beiden Sehenswürdigkeiten aushändigt und uns hinfährt.

Die Felsengräber und ein gut erhaltenes Amphitheater sind sehr beeindruckend. Wer näheres wissen will kann sich an einer Schautafel informieren oder bei Wikipedia nachgucken. Da fängt das dann so an:

Myra war seit dem 6. Jh. v. Chr. eine der sechs grössten Städte des Lykischen Bundes...

Heute klettern hier viele deutsche Touristen herum und die Fotoapparate laufen heiss. Ich komme neben ein Ehepaar zu stehen, die gerade mit dem Kopf im Nacken ein Felsrelief bewundern, das man wohl sonst kaum entdeckt hätte. In dem Theater haben auch Gladiatorenkämpfe statt gefunden. Die angrenzenden Reste der Theatergebäude hat ein Teil der Darsteller dann wohl nach der Vorstellung nicht mehr benötigt.

Im Nu ist die mit dem Fahrer vereinbarte Stunde herum und wir fahren in die moderne Stadt Myra zur Nikolausbasilika.

Das liest sich so:
Die Kirche des Heiligen Nikolaus, erste Basilika des hl. Nikolaus, wurde im 6. Jahrhundert erbaut...


Hier wimmelt es von Touristen. Da sind etliche Gruppen die von russisch sprechenden Reiseführern geleitet werden. Da kann man sich noch so lange daneben stellen, man versteht kein Wort. Der eine Führer sieht sogar ganz wie ein Mongole aus. Zu sehen gibt es ein paar Säulen, eine Kuppelmalerei und den Sakopharg des Hl. Nikolaus. Der ist wohl aber da nicht mehr darin, denn die Seitenwand ist aufgebrochen ("1087 von italienischen Kaufleuten nach Bari abtransportiert"). Nur das Relief des ruhenden Weihnachtsmannes befindet sich auf der Oberseite des Schreins. Da gibt es doch wieder Leute, die für ihr Seelenheil oder so mit glasigem Blick oder verdrehten Augen eine Berührung mit der steineren Figur suchen. Deswegen ist es in diesem Raum so brechend voll.

Im Ort hat man sich nicht entblödet, eine Statue des Weihnachtsmannes zu errichten - so wie wir ihn kennen, Rotes Wams, Glocke, Sack und Zipfelmütze. Unser Fahrer sitzt nahebei und danach sind wir froh, als wir wieder auf unserem Schiff sind. Dort erfahren wir, dass die weiteren Exkursionen mangels Interesse bereits abgesagt sind.

Nach dem Mittagessen fahren wir weiter. Das Wetter ist leider etwas trübe. So laufen wir schon recht früh unsere "Schlafbucht" an, deren Lage oder gar Name nach der Karte in den komplizierten Küstengewässern dieser Region nachträglich nicht mehr festzustellen ist. Dafür ist sie ob ihrer landschaftlichen Schönheit aber gebührend in einem Panoramafoto festgehalten. (Kleine Schönheitsfehler treten bei Panoramas immer mal leicht auf, wenn man sie freihändig anfertigt...)

Es laufen auch eine etliche Anzahl Schiffe der Blauen Reisen ein. Neben uns liegen eine Zeit lang russische Gäste, die aber irgendwann wieder verschwinden. Ein anderes Schiff mit blauem Rumpf kennen wir schon, das heisst "Valentinas" und wird daher immer überschwenglich mit dem Zuruf "Veltins, Veltins!" (Biermarke) begrüsst.

Der meiste Teil des Nachmittags wird zum Schwimmen benutzt. Gabi zieht weite Kreise, der Rest "flösselt", wie es ab nun heisst. Wenn man sich die Bucht vom Boot aus betrachtet, entdeckt man in der Nähe ein ärmliches Anwesen, auch das Meckern einer Ziege klingt zuweilen herüber. Einmal fährt sogar ein Boot mit zwei Ziegen darin vorbei. Hoffentlich geht es mut denen nicht zum Schlachten, denn sie sind so guter Dinge. Die Berghänge sehen so aus, als ob es hier vor Bergziegen wimmeln müsste, aber auch mit dem Fernglas ist keine zu entdecken. Am Ufer stehen zwei Angler, die wie immer nichts zu fangen scheinen. Zweimal kommt ein Boot daher, da will einer Eis verkaufen. Der verbraucht aber sicher mehr Spritkosten als dass er Profit macht.

Schliesslich kommt Ken mit der Sensationsmeldung, dass er uns mit dem Beiboot zu einer Höhle ("Phosphorhöhle") fahren wolle. Schon habe ich Taschenlampe und Kopflampe (von Tchibo) griffbereit, aber die braucht man dann doch nicht, da es sich um eine Ufergrotte handelt. Nur blau ist sie nicht - wie auf Capri - aber es ist doch recht interessant. Auf der Rückfahrt zeigt Ken auf eine Hütte in einer Seitenbucht. Das sei eine Disco.

So nimmt es nicht Wunder, dass Ken und Sarah am späten Abend mit dem Beiboot in Richtung Disco verschwinden, während wir anderen uns selbst genug sind.


Kapitel 2
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