Setur Marina Setur Marina Bazar in Antalya |
Ab hier werden wir von der türkischen Argentur H&H TUR betreut, und
deren Service ist perfekt, was man vorausschickend schon einmal
erwähnen darf. Der Shuttle Bus läd in der dunklen Nacht den Rest der
Mitreisenden an einem unsichtbaren Hotel aus, und nur wir beide werden
noch hinaus zum entfernten Hafen namens Marina Setur (hört sich an
wie der Name einer RapSängerin - Sabrina
Seltlur - hatte die nicht was mit Boris Becker?) chauffiert. Ein
devoter Herr empfängt uns zu so früher Stunde per Handschlag, aber die
Koffer ergreift ein junger Bursche namens Kenneth - kürzer Ken - und
ballanciert damit einen wackeligen Laufsteg hinauf auf das Schiff Scarlet 2. Heidi ballanciert
weniger elegant hinauf, fast auf den Knien oder so: und dann sind wir
an
Bord. Inzwischen ist es 5 Uhr morgens und damit kurz vor Sonnenaufgang.
Wir beziehen eine Kabine, die ist naturgemäss nicht gerade geräumig,
aber
man will hier ja nicht unbedingt Parties feiern, das findet woanders
statt, wie wir sehen werden. Es gibt zu der Kabine sogar eine Art
Badezimmer, mit Waschbecken, Dusche und Toilette. Für die 5 Sterne -
Hotels gewohnten Edeltouristen sei gleich gesagt: benutztes
Toilettenpapier ist in den bereitstehenden Eimer zu entsorgen, damit
die Abwasserpumpe nicht verstopft. Letztere entsorgt die ganze
Geschichte aber nicht in die blaue See, sondern in einen Abwassertank,
dessen Inhalt in den Häfen hoffentlich anständig weiter verarbeitet
wird.
Zum Schlafen sind wir eigentlich zu aufgekratzt, aber nach zwei Bier an
Deck verschwinden wir endlich für eine Mütze Schlaf in den Kojen.
Sonntag, 3.6., Antalya
Um 8.30 gibt es Frühstück. Da treffen wir die meisten Teilnehmer der
vorangegangenen Reise an und können denen Löcher in die Bäuche fragen.
Die haben alle noch glänzende Augen und können nicht verstehen, dass
wir danach noch eine Woche Hotelurlaub gebucht haben. Das wäre ja
nichts - jetzt auch noch in ein lautes Hotel? Aber abreisen müssen sie
eben auch.
Hadrianstor Hadrianstor Gassen und Balkone Korkut Moschee |
Wir machen uns auf den Weg in Richtung Antalya, wo wir einen Dolmus zu
ergattern hoffen. Daraus wird nichts, weil der Weg zur Hauptstrasse zu
weit ist. An einem schattigen Plätzchen steht ein Taxi, wo die
Beteiligten sich dem Backgammon Spiel hingeben. Wir kommen schnell ins
Geschäft, für 25 EUR wird man uns hin und zurück bringen. Nach etwa 30
min Fahrt durch wenig anheimelnde Gegenden Antalyas
werden wir in einer Tiefgarage abgeladen, die nennt sich Otogard. Da umschwirren einen
sogleich etliche dienstbare Geister, der eine hat es mit Juwelen oder
ein anderer hat es mit Ledertextilien zu tun. Mit dem Taxifahrer machen
wir
eine Zeit für die Rückfahrt aus, bezahlen sollen wir dann erst. Das
finden wir nobel.
Nun streben wir, die dienstbaren Geister hinter uns lassend, zunächst
den Markthallen zu und hoffen auf einen orientalischen Basar oder sowas
zu treffen. Damit kann man nicht dienen, stattdessen: Jeans und andere
Klamotten, meist mit dem notwendigen Markenzeichen (Boss, Versace,
Gucci, Lacoste usw.) versehen. Die Schuhe sind von Adidas oder Puma -
versteht sich. Kitschige Souvernirs und Modeschmuck - ab und zu auch
Gewürze, Obst oder Brot. Aber das ganze hat keine Atmosphäre, wie wir
finden.
Deshalb machen wir uns auf zum Hadrianstor
und bewundern es (im Reiseführer steht mehr darüber drin). Nach einer
Rast auf einer schattigen Bank bummeln wir durch die verwinkelten
Gassen der Altstadt. Da kommt uns ein Bursche entgegen, der ein Tablett
mit Gebäck auf dem Kopf ballanciert. Unversehens haben wir beide so
eine Art Fladenbrot in der Hand. Das ist ja nett, denke ich, beisse
rein, sage danke und wende mich dem weiteren Weg zu. Das war falsch, 2
EUR sind zu löhnen, ach so!
Hafenpanorama Hafenpanorama |
Damit sind wir am Hafen angelangt, den man schön von oben sehen kann.
Wenn man sich da hinunter begeben würde, müsste man hinterher ja wieder
hinauf, deshalb lassen wir das lieber und schieben eine weitere Rast
auf einer Bank ein. Ein nahegelegener Park kostet Eintritt, das ist
auch wieder nichts. Stattdessen stolpern wir an den Resten einer
Moschee vorbei, das sind ziemlich alte Steine.
Zurück am Hadrianstor ist es nicht weit zum Otogard, aber wir haben
noch fast 2 Stunden Zeit bis zur Rückfahrt. Es ist heiss, wir sind müde
und sehen uns danach, die Seele baumeln zu lassen. Vielleicht kann man
das Taxi umbuchen? Die genannten dienstbaren Geister umschwärmen uns
sofort und reissen uns das Rückfahrticket (obwohl noch nicht bezahlt)
geradezu aus der Hand. Der Juwelier gewinnt und läd uns in sein
Geschäft zu einem Tee ein. Als jener für einen Augenblick verschwindet,
taucht der Lederfuzzi mit unserem Ticket auf und beordert uns in seinen
Laden und in eine komfortable Lederpolsterecke. Da muss man aufpassen,
dass man nicht fest klebt, verschwitzt wie man ist. Natürlich wird
sogleich ein Tee gereicht.
Das Taxi sei unterwegs, man habe telefoniert. Nun erfahren wir
dankenswerterweise einiges über die Hintergründe dieser und anderer
Handelseinrichtungen. Zunächst stellt sich unser Herr als gebürtiger
Bulgare vor. Er habe einige Zeit in Deutschland zugebracht - "Wo?" "In
Haldensleben" "Ja das kennen wir, das ist nicht weit von Braunschweig
und kurz vor Magdeburg". Nach dem Ende des Sozialismus durften 8000
türkischstämmige Siedler aus Bulgarien in die Türkei umsiedeln. So sei
man nun hier gelandet. Nun habe man dieses hochelegante Geschäft unter
sich und einen Vertrag mit russischen Reiseveranstaltern. "Da rollt der
Rubel?" "Nein, der Oeldollar". Aber für deutsche Gäste gäbe es noch
einen Extrarabatt. Es gelingt mir nur mit Mühe, meine Gattin wieder aus
dem Laden heraus zu lotsen.
Bald ist das Taxi mit unserem Fahrer da, und bringt uns in sportlicher
Fahrt, ohne dass wir darauf hingewiesen hätten, direkt zu unserer
Scarlet 2. Nun erst wird bezahlt, und das tut man gern, denn die
Strecke von der Marina Setur bis in das Centrum und zurück mag 2 mal 30
km (geschätzt) betragen. Da kann man nicht meckern. Der Dolmus (sprich
Dolmusch) wäre natürlich billiger - aber bis man sich damit auskennt...
Und nun sind wir an Bord und werden es eine Weile bleiben. Ob man da
seekrank wird? Die Befürchtung hat man ja immer. Ab und zu schaukelt es
auch, wenn ein anderes Schiff vorbeirauscht, von der Sahil Güvenlik (Coast Guard) z.B.
Das macht einem rein gar nichts aus, ich glaube aber auch, dass wir
inzwischen auf dem komfortablen Liegedeck unter einem Sonnensegel
eingeschlummert sind.
Zum Abendessen sind jedenfalls alle Gäste der
vorangegangenen Reise irgendwie verschwunden bis auf eine
Dame aus Offenbach oder so, die perfekt türkisch spricht. Das liegt
daran, dass sie Türkin ist. Sie wird erst spät am Abend abgeholt.
Wir lernen die ersten Mitstreiter kennen. Bei so einer
Reise ist eine erhebliche Ungewissheit, wie die Gruppe zusammengesetzt
sein mag,
ob sich alle verstehen werden, ein Stinkstiefel
dabei ist usw. Bislang sind wir zu sechst: das sind
Marina und Jörg, Andrea und Sarah sowie wir zwei beide. Sechs
weitere Gäste werden während der Nacht noch "anheuern". Zu gegebenem
Zeitpunkt werden wir die anderen Kumpels noch vorstellen.
Für heute: das Abendessen (Hackfleisch usw.) schmeckt ganz toll - wer
hat es gekocht? Darüber werden wir noch öfter rätseln. Auch die 3
köpfige Mannschaft werden wir noch vorstellen. Jedenfalls verstehen wir
uns mit den ersten Mitreisenden ausgezeichnet, trotzdem wird es heute
nicht so spät nach zwei Bier oder so. Das wird nicht so bleiben!
In diese Richtung geht es los Freie Fahrt voraus |
Montag, 4.6., Olympos, Bucht von
Adrasan
Es schlummert sich gut in der Nacht. Gelegentliches Schaukeln stört
weniger, eher dagegen das Knatschen der Kabinenwände. Da es sich um ein
Holzboot (Gulet) handelt, ist
der Schiffskörper wohl nicht so steif und
da arbeiten die Innenwände bei allen Bewegungen mit. Bei der
Gelegenheit sei gleich klargestellt, dass die Gulets bei diesen Reisen
meistens nicht zum Segeln eingerichtet sind, es wird nur mit Motor
gefahren. Spät in der Nacht bzw. früh am Morgen kommen andere Geräusche
auf: Kofferrumpeln und Stimmen, bis einer ruft "Wollt ihr noch was
trinken?" "Jaha!!".
Zum Frühstück sind die Teilnehmer komplett. Es sind noch Gabi, Hans, Conni, Chris, Rainer
und Ingrid hinzu gekommen.
Noch sind wir uns fremd, reden uns per Sie an und schweigen
gelegentlich vor uns hin. Die eine oder andere Information können wir
unsererseits aufgrund unserer Fragereien vom Vortag einstreuen. Wir
warten noch auf
eine Dame der Reiseagentur, die aber dann kaum etwas anderes im Schilde
führt, als uns drei Ausflüge von unterwegs anzudrehen. Das Interesse
ist mässig und "Nebenan Boot ist noch nicht fertig" - so bleibt das mit
den Ausflügen erst mal ungeklärt. Gegen 9 Uhr legen wir ab, das ging ja
erstaunlich schnell.
An dieser Stelle muss man ja wohl die dreiköpfige Mannschaft vorstellen:
Der Kapitän heisst Yavuz,
genannt Balta. Dazu gibt es eine Geschichte, die wir hoffentlich
halbwegs richtig miterlauscht haben. Der Vorgängerkapitän hatte eines
Tages die Faxen dicke, hat alles hingeschmissen und ist einfach nach
Hause gegangen. Da hat Balta
gesagt: "Dann mache ich das jetzt" - und seitdem ist er der Kapitän.
Balta heisst übrigens Axt.
Der dienstbare Geist ist Kenneth,
kurz Ken. Seine schwerste Aufgabe ist, die Getränkeliste zu führen und
abzurechnen, was per Strichliste vor sich geht. Kapitän ist er zunächst
auf dem Beiboot, alles weitere mag sich noch ergeben. Kochen und andere
Arbeiten teilt er sich mit Oktay.
Oktay ist zu kurz geraten - nun gut,
ein Lilliputaner, was zu dem Kosenamen "Lilli" führt. Er ist eine
vollwertige Arbeitskraft und versteht, seine körperlichen
Einschränkungen durch eine gehörige Portion Charme zu ersetzen. Sein
Lieblingsplatz ist das Dach über dem Bootshaus, von wo aus er dann
mitunter unvermittelt in das Wasser springt. "I hope I see you again"
sind am Ende die letzten Worte, die wir wechseln.
Wir fahren entlang der Küste Richtung Süden. In diesem Bereich erheben
sich die hohen Berge des Taurus unmittelbar an der Küste, das macht die
Landschaft hier besonders reizvoll. Man passiert den bekannten Badeort
Kemer und einige Strandanlagen, wo noch nicht allzu viel Betrieb zu
sein scheint. Gelegentlich einige Jet Ski Fahrer, Wasserski oder
Parasailing - Schirme.
Das sind eigenartige Felsformationen |
Daher nun etwas für die mangelnde Bildung. Wir gleiten an eigenartigen
Felsformationen vorbei. Das sind lockere Gesteinsschichten, sicher
entstanden durch Meeresablagerungen. Darüber aber befinden sich
Schichten aus kompaktem Fels. Das kann man sich nur mit vulkanischer
Tätigkeit erklären. Wenn man dann jemanden fragt, was es damit auf sich
haben könnte, bekommt man zur Antwort: "Da muss ich meinen Telefonjoker anrufen".
Das erste Mittagessen wird mit gutem Appetit verzehrt. Mich darf man
nach den Gerichten nicht fragen, meistens rätselt man, um was es sich
handeln mag. Auf jeden Fall schmeckt es immer ausgezeichnet, und das
ist die Hauptsache. Fragt man dir Köche Ken oder Oktay nach den Gerichten so erfährt
man "Alles Konserve", was natürlich nicht stimmt.
Panorama der Bucht von Olympos |
Bald nach dem Mittag haben wir uns der Bucht von Olympos genähert und gehen dort vor Anker. Ingrid und ich beschliessen, vom Schiff bis zum Strand zu schwimmen, es mögen knapp 200 m sein. Das ist herrlich! Die anderen fahren mit dem Beiboot und bringen Fotoapparate und andere wasserscheue Gegenstände mit. Hans verschwindet sogleich in Richtung einer Taverne, wo es Raki geben soll. Um die Ecke an einer Flussmündung seien dann die Reste einer Siedlung aus hellenistischer Zeit (1. Jh. v. Chr.) zu bestaunen. Vorübergehend wurde diese Stadt von Piraten erobert, bis die Römer kamen. Oder die Hippies, die wussten genauso wo es am schönsten ist.
Flussmündung Raki-Taverne in der Ferne Alte Mauern |
Rainer und ich stehen dann ratlos vor einem Kassenhäuschen, an
Geld haben wir natürlich nicht gedacht. Später tut sich Rainer mit Gabi
zusammen, die Geld dabei hat, aber da bin ich schon wieder woanders. An
einer Felswand befindet sich nämlich eine Höhle. Das wäre auch
interessant, aber eine Taschenlampe hatte ich natürlich ebenso wenig in
der Badehose.
(Rainer hat mir dankenswerterweise einige Fotos der Angelegenheit
zugesandt)
Inzwischen hat sich der Strand gefüllt, es geht ein Schiff nach dem anderen vor Anker und bringt wahre Menschenmassen an Land. Zurück schwimme ich mit Gabi, die sich als Leistungsschwimmerin outet. Irgendwie erscheint der Rückweg weiter, vielleicht liegt das an den leicht kabbeligen Wellen. Gabi krault in der Hälfte der Zeit zum Schiff, aber schliesslich bin ich auch gerettet.
Für heute fahren wir dann nicht mehr weit, an einer felsigen Küste
entlang in die Bucht von Adrasan.
Dort geht das Schiff vor Anker und
hier werden wir über Nacht liegen bleiben. Nun ist die Atmosphäre
inzwischen aufgetaut, wir sind nun alle per Du und verleben einen
ersten geselligen Abend. Bemerkenswert ist noch der Sternenhimmel, wo
man vor lauter Sternen die Sternbilder gar nicht ausmachen kann. Den
grossen
Wagen findet man schliesslich irgendwo hinter der Takelage.
Nach und nach sind wir uns auch einig geworden, dass wir in dieser
stillen Bucht keine Animationsmusik (Cola
in Angola, Pogo in Togo usw.)
benötigen. Conni stellt den gerade mühsam reparierten CD Player
kurzerhand ab, und damit ist alles gesagt.
Dienstag 5.6., Felsengräber von Myra
Heute sollte der erste organisierte Ausflug zu den antiken
Felsengräbern von Myra und der Basilika des Bischof Nikolaus
stattfinden. Da ist aber nichts organisiert. Zunächst ankern wir in
einer eher hässlichen Bucht. Es sind nur drei Interessenten da: Gabi,
Rainer und ich - wie gehabt. Da macht man sich evtl. Gedanken, dass nur
wegen uns dreien hier ausgeharrt werden muss. Aber wir lassen uns an
Land bringen und zahlen einem Taxifahrer jeder 20 EUR, der uns dafür
die Eintrittstickets der beiden Sehenswürdigkeiten aushändigt und uns
hinfährt.
Die Felsengräber und ein gut erhaltenes Amphitheater sind sehr
beeindruckend. Wer näheres wissen will kann
sich an einer Schautafel informieren oder bei Wikipedia nachgucken. Da
fängt das dann so an:
Myra war seit dem 6. Jh. v. Chr.
eine der sechs grössten Städte des Lykischen Bundes...
Heute klettern hier viele deutsche Touristen herum
und die Fotoapparate laufen heiss. Ich komme neben ein Ehepaar zu
stehen, die gerade mit dem Kopf im Nacken ein Felsrelief bewundern, das
man wohl sonst
kaum entdeckt hätte. In dem Theater haben auch Gladiatorenkämpfe statt
gefunden. Die angrenzenden Reste der Theatergebäude hat ein Teil der
Darsteller dann wohl nach der Vorstellung nicht mehr benötigt.
Im Nu ist die mit dem Fahrer vereinbarte Stunde herum und wir fahren in
die moderne Stadt Myra zur Nikolausbasilika.
Das liest sich so:
Die Kirche des Heiligen
Nikolaus, erste Basilika des hl.
Nikolaus, wurde im 6.
Jahrhundert erbaut...
Hier wimmelt es von Touristen. Da sind etliche Gruppen die von russisch
sprechenden Reiseführern geleitet werden. Da kann man sich noch so
lange daneben stellen, man versteht kein Wort. Der eine Führer sieht
sogar ganz wie ein Mongole aus. Zu sehen gibt es ein paar Säulen, eine
Kuppelmalerei und den Sakopharg des Hl. Nikolaus. Der ist wohl aber da
nicht mehr darin, denn die Seitenwand ist aufgebrochen ("1087 von italienischen Kaufleuten nach
Bari abtransportiert"). Nur das Relief des ruhenden
Weihnachtsmannes befindet sich auf der Oberseite des Schreins. Da gibt
es doch wieder Leute, die für ihr Seelenheil oder so mit glasigem Blick
oder verdrehten Augen eine
Berührung mit der steineren Figur suchen. Deswegen ist es in diesem
Raum
so brechend voll.
Im Ort hat man sich nicht entblödet, eine Statue des Weihnachtsmannes
zu errichten - so wie wir ihn kennen, Rotes Wams, Glocke, Sack und
Zipfelmütze. Unser Fahrer sitzt nahebei und danach sind wir froh, als
wir wieder auf unserem Schiff sind. Dort erfahren wir, dass die
weiteren Exkursionen mangels Interesse bereits abgesagt sind.
Nach dem Mittagessen fahren wir weiter. Das Wetter ist leider etwas
trübe. So laufen wir schon recht früh unsere "Schlafbucht" an, deren
Lage oder gar Name nach der Karte in den komplizierten Küstengewässern
dieser Region nachträglich nicht mehr festzustellen ist. Dafür ist sie
ob ihrer landschaftlichen Schönheit aber gebührend in einem
Panoramafoto
festgehalten. (Kleine Schönheitsfehler treten bei Panoramas immer mal leicht auf,
wenn man sie freihändig anfertigt...)
Es laufen auch eine etliche Anzahl Schiffe
der Blauen Reisen ein. Neben uns liegen eine Zeit lang russische Gäste,
die aber irgendwann wieder verschwinden. Ein anderes Schiff mit blauem
Rumpf kennen wir schon, das heisst "Valentinas" und wird daher immer
überschwenglich mit dem Zuruf "Veltins, Veltins!" (Biermarke) begrüsst.
Der meiste Teil des Nachmittags wird zum Schwimmen benutzt. Gabi zieht
weite Kreise, der Rest "flösselt", wie es ab nun heisst. Wenn man sich
die Bucht vom Boot aus betrachtet, entdeckt man in der Nähe ein
ärmliches Anwesen, auch das Meckern einer Ziege klingt zuweilen
herüber. Einmal fährt sogar ein Boot mit zwei Ziegen darin vorbei.
Hoffentlich geht es mut denen nicht zum Schlachten, denn sie sind so
guter Dinge. Die Berghänge sehen so aus, als ob es hier vor Bergziegen
wimmeln müsste, aber auch mit dem Fernglas ist keine zu entdecken. Am
Ufer stehen zwei Angler, die wie immer nichts zu fangen scheinen.
Zweimal kommt ein Boot daher, da will einer Eis verkaufen. Der
verbraucht aber sicher mehr Spritkosten als dass er Profit macht.
Schliesslich kommt Ken mit der Sensationsmeldung, dass er uns mit dem
Beiboot zu einer Höhle ("Phosphorhöhle") fahren wolle. Schon habe ich
Taschenlampe und Kopflampe (von Tchibo) griffbereit, aber die braucht
man dann doch nicht, da es sich um eine Ufergrotte handelt. Nur blau
ist sie nicht - wie auf Capri - aber es ist doch recht interessant. Auf
der Rückfahrt zeigt Ken auf eine Hütte in einer Seitenbucht. Das sei
eine Disco.
So nimmt es nicht Wunder, dass Ken und Sarah am späten Abend mit dem
Beiboot in Richtung Disco verschwinden, während wir anderen uns selbst
genug sind.