Tatsächlich kann man am Ufer Mauerreste oder gar Treppenstufen
erkennen. Vor der Halbinsel Simena
gehen wir vor Anker. Ein Boot holt uns ab und bringt uns zu dem Dorf Kale Köy, das nur per Schiff zu
erreichen ist und über dem eine Burgruine thront.
"Die
Ritterburg, welche den Ort überragt, wurde während der Kreuzzüge vom
Orden der Johanniter über den Grundmauern einer antiken Festung
errichtet. Trotz der späteren Eroberung durch die Osmanen ist die
Wallmauer mit ihren vielen Zinnen erhalten geblieben."
An Land wird man sogleich von geschäftstüchtigen bunt gekleideten Türkinnen begrüsst, die einem umgehend Armbänder, Halsketten oder textile Kostbarkeiten andrehen wollen. Eine ist besonders anhänglich: "Wie heisst du?" "Heidi" "Oh Heidi, Television! Ich Fatima". Dafür begleitet uns Fatima den steinigen Weg hinauf bis zur Burgruine und verweist noch auf einen 1000 jährigen Olivenbaum oder einen besonders schönen Aussichtspunkt. Nun ja, dafür kann man ihr schon zwei EURo in die Hand drücken. Gabi und Rainer passieren derweil im Stechschritt das Tickethäuschen zum Inneren der ehemaligen Burg. Hinterher können sie uns erzählen, was wir alles verpasst haben. Vor allem wohl antike Grabmäler abgesehen von den zinnenbewährten Burgmauern.
Das Dorf Kala jedenfalls hat man, soweit es ging, in seinem Urzustand belassen, so schlau war man immerhin. Vieles macht einen ärmlichen Eindruck, aber das kann täuschen. Wir überschlagen einmal, wie viele Gäste pro Saison das Dorf besuchen und was sie durchschnittlich dort verzehren oder an Geld ausgeben. Da kommt mindestens eine 6 stellige Summe heraus, wenn nicht mehr. Darf man nur hoffen, dass die gesamte Dorfbevölkerung daran teil hat.
Wir versammeln uns in dem Cafe namens "I am here" auf einen frisch gepressten Orangensaft. Nebenan sitzt eine Gruppe deutscher Touristen gemütlich um eine Wasserpfeife versammelt. Die Schuhe müssen ausgezogen werden, Rheuma- oder Thrombosesocken dürfen anbehalten werden, sorry.
Bevor wir uns wieder am Hafen einfinden, entdecken Rainer und ich noch eine Gasse unten am Meer mit schönen Motiven und am Schluss dem Blick auf das Wahrzeichen, das man auf allen Postkarten findet: ein halb im Meer versunkener Sakopharg. Inzwischen haben sich alle wieder versammelt. Hans hat sich eine schicke Türkenmütze (leider ohne Bommel) samt Oberhemd gekauft. Damit kann er nun wie bisher und weiterhin den Pascha spielen.
Bald sind wir wieder an Bord und fahren nur eine kurze Strecke weiter. In dem moderneren Touristenort ücagiz gehen wir dagegen nicht an Land, sondern es wird per Beiboot nur frischer Brotenachschub gefasst.
Zum Abschluss für heute geht es in eine weitere Bucht zur übernachtung. Hier lässt es sich besonders gut schwimmen bzw. schnorcheln und flösseln. Jörg, der Experte in maritimen Dingen, erteilt einem jeden, der möchte, einen Crashkurs im Schnorcheln. Das wichtigste beim Tauchen sei: das Atmen nicht zu vergessen. Da muss man erst einmal drauf kommen. (Sarah ist da schon weiter: sie studiert gerade eines der dazu notwendigen Organe!) Bei der Gelegenheit lernt man, dass jede Krankheit mit der Endung ...itis auf eine Entzündung zurückzuführen ist. Bis uns eine Unart einfällt, die auch mit ...itis endet, aber auf keiner Entzündung beruht. Und das ist: Rederitis.
Jörg hatte uns einen Seeigel versprochen. Er präsentiert ein quicklebendiges Exemplar mit pechschwarzen Stacheln. In der anderen Hand hat er ein langes Messer einsatzbereit (Jörg, nicht der Seeigel). Der Seeigel ist dabei so niedlich, dass nach lautem Protestgeschrei auf eine Sektion verzichtet wird und der kleine Bursche wieder im Meer landet, um zu seinen Kumpels zurück zu kehren. Danach wird noch eine besondere Muschel zu Tage gebracht, deren Namen wir uns leider nicht gemerkt haben (Steckmuschel - danke Conni). Die können auch Perlen ausbilden, manchmal sogar schwarze, heisst es. Diese Muschel ist leider bereits beschädigt und deswegen auch ohne Perle.
Zum Abschluss des Badenachmittags muss Conni Toilette machen, damit es
hinterher heissen kann "Du hast die
Haare schön". Dazu wird ein
spezielles für Salzwasser entwickeltes Shampoo eingesetzt, das man
unbedenklich verwenden könne, ohne befürchten zu müssen, dass die
Wasserqualität des gesamten Mittelmeeres hinterher umkippen könnte. Nun
ist
Chris vom Fach, was die reinigungschemische Angelegenheit betrifft, und
Conni hat
endlich wieder die Haare schön (mit geliehenem Föhn).
In dieser Bucht verleben wir wieder einen besonders schönen Abend. Es
lässt sich nicht vermeiden, dass es jedesmal später wird. Darunter
leidet am ehesten die Besatzung, die ja nicht den lieben langen Tag
faulenzen kann. Deshalb haben wir zwischendurch bereits mal eine
Portion Trinkgeld verteilt (20 EUR p.P.). Da schaut man uns schon mit
freundlicheren Augen an. Für den nächsten Tag werden einige
überraschungen
auf uns warten.
"Gabi wartet im Park" Conni hat die Haare schön Martin sucht eine Höhle |
Donnerstag 7.6., Finike und
Hamam (Türkisches Bad)
Bei der Abfahrt zeigen sich endlich die ersehnten Bergziegen, so sieben
an der Zahl. Sie begleiten uns eine Weile an den felsigen Ufern und
verschwinden dann um eine Felsnase. Wir befinden uns nun bereits auf
der Rückreise und nehmen Kurs auf die Hafenstadt Finike. Zwischendurch wird
gestoppt, damit man das Mittagessen einnehmen kann. Die Uferstrasse
verläuft gleich gegenüber und die See läd auch nicht zum Baden ein.
Hafen von Finike |
Landschaftlich ist diese Küstenpartie nicht so reizvoll, zudem ziehen
dunkle Wolken auf. Eigentlich müsste man von hier aus den höchsten Berg
der Gegend sehen können, das ist der Berg Akdag mit 3070 m Höhe. Heute klappt
das nicht. Schliesslich laufen wir in dem grossen Hafen von Finike ein.
Alsbald sind wir auf dem Weg zu dem besagten Hamam, geführt von Ken. Wir
bezahlen den stattlichen Eintritt von 20 EUR p.P. und kriegen dafür ein
Badetuch überreicht und werden in eine stickige Kabine eingewiesen.
Dort legt man die Kleider ab und das Badetuch um.
Soweit sind wir noch auf Reihe. Nun harren wir der Dinge, die da kommen
sollen. Es ist doch wohl zu erwarten, dass in der sittenstrengen
islamischen Welt die Gäste einzeln aufgerufen werden und in diskreter
Weise der Zeremonie des Türkischen Bades zugeführt werden. So sitzen
wir in der stickigen Kabine und harren weiter der Dinge. Schwitzen kann
man auch hier. Nach so einer halben Stunde erscheint ein aufgeregter
Herr mit Glatzkopf und gleichfalls nur mit Badetuch bekleidet. "Hamam
finish, Hamam finish" zischt er uns zu und führt uns endlich eine
Treppe hinunter. Dann kommen wir in einen dampfenden Raum, und da ist
unsere ganze Gruppe bereits spradelnackt zugange. Das hätte man ja
nicht erwartet. Und alle lachen sich kaputt über unsere Unbedarftheit.
Und wir dachten, wir wären besonders schlau!
Nun wird geduscht, aufgegossen und die Sitzpartie auf dem zentralen
beheizten Steinpodest erhitzt, dass es eine Lust ist, bis es qualmt.
Der Reihe nach wird
man dann aufgerufen, sich auf eine Liege zu betten, da wird man nun mit
speziellen Handschuhen abgerubbelt, das nennt sich Peeling. Da kommt wohl einiges
runter, nicht dass man die ganze braune Haut wieder los wird? Der
zweite Durchgang ist dann eine Schaummassage. Da wird ein grosser
Plastiksack aufgeschlagen und ist plötzlich meterhoch mit Schaum
gefüllt. Den bekommt man dann auf den Körper geklatscht und wird damit
eingerieben, bis man froh ist, unter die nächste Dusche entfliehen zu
können. Das war es dann schon, jedenfalls fühlt man sich sauberer als
jemals zuvor (was diese Reise betrifft). So ein paar Haremsdamen hätten
da auch gut rein gepasst, aber wenn man mit seiner Gattin unterwegs
ist, ist das vielleicht nicht so unproblematisch.
Wir werden noch zu einem Mineralwasser versammelt, das wir hinterher
auch noch teuer bezahlen müssen. In der Zwischenzeit hat es draussen
geregnet, da haben wir es derweil mit den ganzen Prozeduren gut
abgepasst. Nach dem Schrecken versammeln wir uns auf ein paar Bier oder
den einen oder anderen Raki in einem netten Hafenrestaurant, wo eine
einsame Sängerin gar nicht mal schlecht für musikalische Untermalung
sorgt.
Zurück an Bord hat man für uns bereits extra gegrillt, Geflügelspiesse
mit Paprika, die dann lecker schmecken. Damit ist der weitere
heitere Verlauf des Abends gesichert. Wir liegen zwar nicht in einer
stillen Bucht, aber die Illumination der Hafenbeleuchtung,
Leuchtreklamen, Hotels usw.
hat nun auch was - nach der vielen Natur. Dennoch ist die Stadt Finike
nicht gerade ein Urlaubsort. Man lebt hier, wie man auch anderswo lesen
kann, hauptsächlich von den Hafengeschäften.
Auf dem Schiff nebenan hat man sich wohl einen Barbier gechartert. Da
wird eingeseift, rasiert und frisiert. Und dann wird mit offenem Feuer
gearbeitet, anscheinend geht das gegen die Nasenhaare oder evtl.
Ohrbewuchs an. So kommen wir auf das Thema: haben wir uns doch bei
Tchibo mal so einen Nasenhaar-Trimmer gekauft, der hörbar mit einem
klickenden Geräusch sich über die Nasenhaare hermacht. "Haben wir auch"
hört man, aber das Wort "Popelquirl"
- das hat sich noch keiner ausgedacht. Grosses Gelächter - aber dann
kommt Lilli angeschlichen und fragt Heidi "You were waiting in the
Hamam?" - noch grösseres Gelächter!
Aische Aische Arbeitssitzung |
Wir gehen vor Anker, das dauert immer ein bisschen, weil auch noch ein weiteres Tau jeweils an einem Uferfelsen angeschlagen werden muss, damit das Schiff sich nicht drehen kann. Dann heisst es "Wer will an Land gehen?". Natürlich wieder mal wir drei Musketiere: Gabi, Rainer und ich. "Watch the Scorpions" - da will sich sowieso niemand anderer auf das Abenteuer einlassen. Nachdem wir angelandet sind, entdecken wir statt der angedrohten Skorpione sogleich zwei Schildkröten, die sich ratzefatze unter einen Busch verdrücken.
Nun haben wir ein Gefühl wie Robinson oder James Cook (nicht Thomas): unbekanntes Terrain voraus. Natürlich tummeln sich hier sicher jährlich hunderte von Menschen, trotzdem hat man dieses Gefühl: mal sehen, was es da zu entdecken gibt. Wir klettern einen Abhang hoch, und da öffnet sich der Blick auf eine benachbarte Bucht. Unten bellt ein Hund, in der Bucht befinden sich seltsame ringförmige Netzeinfriedungen, da sind wohl Fischkulturen angelegt. Eine weisse Felsspitze ragt aus dem Wasser. Der uns umgebende Pinienwald ist teilweise verkohlt. Weitere Abstecher ersparen wir uns lieber, unten bellt der Hund, den möchte man nicht stören. Links und rechts ragen steile Felswände empor, von denen man auch lieber die Finger und Füsse lässt. Gabi ist allerdings kletterkundig, wer hätte das gedacht.
Nachbarbucht |
Wir kehren ganz brav an das Gestade zurück, sacken noch ein paar Skorpione ein (Wunschdenken), und werden schliesslich wieder von unserem Beiboot in Empfang genommen. Es ist noch Zeit zum Schwimmen, Schnorcheln und Flösseln. Was mich betrifft, sobald man die Uferfelsen erreicht, nur nirgends hinfassen oder -treten, nicht dass da gerade ein Seeigel sitzt.
Leider müssen wir diese malerische Bucht auch einmal wieder verlassen und steuern für heute die Bucht von Phaselis an. Nun finden sich auch einmal ein paar mehr Interessierte, die die dortigen Relikte aus der Römerzeit besichtigen wollen. über diese Stätte gäbe es sicher viel zu erzählen, was man an dieser Stelle nicht machen kann. Wir wandeln jedenfalls durch diverse Einrichtungen, Gymnasium, Thermalbäder (frühe Hamams) und klettern auf einem gut erhaltenen Amphitheater herum. Sehr beeindruckend sind auch die Reste eine Aquadukts, sowie die Tatsache, das diese Ansiedlung über drei Häfen in den diversen Buchten verfügte.
Amphitheater |
Aquadukt |
Kulturmüde lassen wir uns auf einen frisch gepressten Orangensaft am Gestade nieder. Man kann hier sogar wissenswerte Literatur erwerben: Türkische Küche, Reiseführer oder eine "Karte von Lykien". Die hätte man gleich am Anfang schon gut gebrauchen können. Nun kann man anhand der Karte mal klar stellen, wie der hier alles beherrschende Berg heissen und wie hoch er sein mag. Wir schätzen eine Höhe von etwa 1500 m aber es sind tatsächlich 2366 m und der Name des Berges ist (bitte nachsprechen): Tahtali Dagi.
Am Abend soll es heute etwas besonderes geben. Das läuft unter dem Arbeitsbegriff Captain's Dinner, wie man es anscheinend von Kreuzfahrtschiffen kennt. Einen Smoking brauchen wir dafür allerdings nicht! So hatte man gestern in Finike bereits Fische zum Grillen besorgt. Das sind Doraden, die auch bei uns als Leckerbissen gelten. Und das sind sie auch. Besonders wenn sie dann mit in Folie gedünsteter Kartoffel und Kalamares Ringen als Augenschmaus serviert werden. Ein würdiges Abschiedsessen!
Von einem weiteren Fischzug kann noch berichtet werden. Oktay hatte den ganzen Tag Haken und Köder auf eine lange Schnur gezogen und diese gegen Abend in der Nähe des Ankerplatzes ausgelegt. Später kann man es nicht erwarten, noch einmal ins Beiboot zu steigen und zu schaun, was sich da ergeben hat. Und siehe da: 6 Fische haben angebissen. Wer diese hingegen verzehrt hat, haben wir nicht mehr erfahren.
Nun verleben wir unseren letzten gemeinsamen Abend an Bord, und da wir
uns einig sind, dass wir uns alle so gut verstehen, wird das
feuchtfröhlich gebührend gefeiert und es wird ein letztes mal sehr
spät, bis das
Bier schliesslich alle ist.
Samstag 9.6., Kemer, Rückkehr nach
Antalya
Der letzte Abschnitt der Rückfahrt ist abzusehen. Wir passieren die
bereits bekannten Küstenstriche mit etlichen touristischen
Einrichtungen, mehr oder weniger geschmackvoll. Kurz nach jenen
rätselhafen Felsformationen laufen wir in die Bucht von
Kemer
ein, gehen dort vor Anker und
dürfen noch einmal für eine Besichtigung an Land gehen.
Das hätte sich
eigentlich nicht gelohnt, hätte man nicht einige Fischer beobachten
können, die gerade ganz aufgeregt einen wohl sehr erfolgreichen Fang
bergen. Da sind etwa 5 Schwertfische dabei, so an die 2 m lang. Leid
tun sie einem, wie sie nun ihrem lebenslustigen Dasein aus den Tiefen
des Meeres entrissen worden sind. Nun verschwinden sie in Bergen von
Eisblöcken, werden filetiert und schliesslich irgendwo ein abendliches
Buffet bereichern.
Wir bummeln noch ein wenig herum, machen Fotos von einander vor einem
Restaurant, das für eine Hochzeit geschmückt ist. Schliesslich enden wir
wie üblich bei einem Orangensaft in einem Strandrestaurant.
Auf der allerletzten Etappe spendiert unser Kapitän Balta eine
Ehrenrunde, d. h. er fährt einmal im Kreis herum, und Jörg verkündet
aufgeregt: "Wir fahren zurück, weil es
so schön war!". Schön war es - das ist allerdings wahr - aber wir
fahren nicht zurück!
Stattdessen wird uns ein Fragebogen vorgelegt, in dem wir unsere Meinung äussern
dürfen, wie die Reise, Betreuung, Verpflegung, Unterkunft usw. zu beurteilen
seien. Wir jauchzen auf! Na alles doch sehr gut bis "super sehr gut",
und einig wie immer werden die Fragebogen - hoffentlich zum Wohl der
geschätzten Mannschaft - einstimmig ausgefüllt ihren Weg zu den uns
unbekannten Eignern, Organisatoren, Vorgesetzten oder was immer im
Hintergrund finden.
Pünktlich um 15 Uhr legen wir an der Setur Marina
an. Unsere Koffer haben wir bereits an Deck gebracht. Wir umarmen uns
zum
Abschied, ein letzter Raki wird gereicht
- und man glaubt es ja nicht - die eine oder andere Träne stiehlt sich
in die Augenwinkel.
Wir hatten in einem anderen
Reisebeicht gelesen: "Das war der schönste Urlaub meines Lebens!". Nun
gut, das sagt man oft gleich hinterher. Aber dieses mal kommt man doch
ins Grübeln, ob da nicht was dran sein könnte...