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Samstag, 7.4.

Das zunächst schöne Wetter lockt uns an den Strand. Stefanie und ich nehmen derweil die noch ausstehende Erkundung Richtung Norden am Strand entlang in Angriff. Links zieht sich die mit Kiefern bestandene Schmale Heide entlang. Etwa in Höhe von Prora beginnt ein Sperrgebiet, der Strand endet an einem Zaun. Gleich hinter den Dünen befinden sich hier die Erholungsheime der NVA, entsprechend kasernenmäßig sieht es dort aus. Die Heime ziehen sich in einem einzigen Trakt wohl fast einen Kilometer hin. Sie stammen auch noch aus der Vorkriegszeit im Zuge der KdF Aktionen. Sie sind gut durchnumeriert, sodaß ein jeder sich zurechtfinden kann.


Blicke vom Turm

Wenig begeistert von dieser Örtlichkeit machen wir uns auf den Rückweg. Das Wetter wird wieder schlechter, so verziehen wir uns bald in unser Quartier und erledigen die Schreibarbeiten. Am Nachmittag erst werden wir wieder aktiv. Geplant ist ein Besuch der "Zeitungsannonce", nämlich von Frau Müller in Gr. Zicker. Anschließend wollen wir im Cliff-Hotel in Sellin speisen. Zunächst absolvieren wir den offiziellen Besuch des Jagdschloß Granitz, mit Besteigung des Turmes (ohne Heidi). Im Turm führt eine eigenartig verzierte Wendeltreppe an der Innewand des Turmes wie ein einem Schneckengang hinauf. Die Aussicht ist beeindruckend, gerade fährt der Rasende Roland mit gewaltiger Rauchfahne in den Bahnhof Binz ein. Im Norden sieht man Kap Arkona. Nach Süden öffnet sich ein schöner Blick auf die Insel Vilm und das Mönchgut.

In Sellin suchen wir zuerst das Cafe Frohsinn auf, aber heute ist es zu voll. Ein anderes gemütliches Cafe in der Hauptstraße dient als Ersatz. Trotz des heftigen Windes gehen wir anschließend noch einmal an den Strand. Wenn man über ein paar Steine und um ein paar Ecken klettert, erreicht man eine Steilküste, die sich fast nur aus Sand aufbaut und der Abtragung besonders ausgesetzt ist. Überall rieselt der Sand nach unten. Die oberhalb angelegten Bauwerke werden die Ewigkeit hier nicht erleben.

Dann geht es erstmal zum Cliff Hotel, alle sind neugierig. Dieses Etablissement war bis vor einigen besagten Monaten hermetisch abgeriegelt und nur ZK-Mitgliedern und anderen Priveligierten zugänglich. Jetzt ist es für die Öffentlichkeit geöffnet. Diese \ffentlichkeit präsentiert sich vorwiegend durch Autos der oberen Preisklasse mit westdeutschem Kennzeichen, die direkt vor dem Hoteleingang geparkt sind, genau wie es vor dem "Maritim" in Braunlage und sonstwo aussieht. Trotzdem gehen wir hinein und schauen uns mal um, um später zielgerichtet auf das Speiselokal zusteuern zu können. Die Frage, ob man am Abend hier essen könne, wird positiv beantwortet, so können wir uns beruhigt erstmal an die weitere Inselerkundung machen. Ueber Baabe fahren wir nach Süden. Nun wo man darauf achtet, kann man auch die Reste des Mönchgrabens zwischen Sellin und Baabe erkennen. An der Straße sind viele Campingplätze und Ferieneinrichtungen zu sehen, im Sommer ist es hier sicher weniger beschaulich.

Auf einer Nebenstraße biegen wir schließlich ab nach Gr. Zicker. Dieser Teil der Insel ist gar nicht so flach, ein kahler Höhenrücken von über 60 m Höhe erhebt sich neben dem Ort. Gr. Zicker ist wieder sehr malerisch und gepflegt. Erst das letzte Haus ist das von uns gesuchte. Statt zu klingeln nähere ich mich einem bellenden Neufundländer. Das Schild "Bissiger Hund" hat schon an der Pforte den Rest der Familie zu geduldigem Warten veranlaßt. So muß ich den Dompteur spielen, schließlich ist der Hund ganz freundlich und die Frau Müller kommt auch heraus. Sie ist natürlich etwas enttäuscht, daß wir seinerzeit abgesagt haben. Jetzt steht ein Auto aus Salzgitter vor dem Haus. Es geht alles nicht von heute auf morgen, aber über Mangel an Gästen wird sich hier bald niemand mehr beklagen. Die Landschaft ringsumher ist ganz herrlich und total abgeschieden. Zum Dämpfen der Stimmung läßt sich das berüchtigte Atomkraftwerk Greifswald-Lubmin jenseits des Greifswalder Boddens gut ausmachen.


Am Greifswalder Bodden

Wir verabschieden uns, fahren noch ganz hinunter über Thießow bis nach Kl. Zicker. Hier ist Rügen und - so kommt es einem vor - auch die Welt zuende. Nun aber ab zum Cliff Hotel, der Hunger ist schon groß. Dort wird uns nun aber von einem lackierten Kellner Bescheid gegeben, daß alles vorbestellt sei. In einer Kellerbar könne man auch essen. Nochmals zockeln wir quer durch die Hotelhallen, wie jedesmal an der Rezeption vorbei, wo man schon auf uns aufmerksam wird. Vorbei an einem Hallenbad mit einem Badenden und zwei Bademeistern finden wir endlich das Kellerlokal. Dort stehen aber nur kleine Häppchen auf der Speisekarte - nichts für unseren Hunger. So trinken wir kurz ein Wasser, Tonic oder O-Saft und machen uns wieder auf die Socken. Nochmal an der Rezeption vorbei, dann sind wir wieder draußen und das ganze ZK mit seinen Nobelherbergen kann uns mal. Zum Ueberfluß lege ich mich beim Zurücksetzen auf dem Parkplatz noch mit einem unauffällig plazierten Fahrradständer an. Es entstehen zum Glück keine bleibenden Schäden.

Zurück in Binz geht es wieder in die Kurhausklause. Mit dem Platz gibt es heute Probleme, der Eingang ist mit einer Kette zugehängt. Irgendwie hintenherum kommen wir aber doch hinein und finden einen Tisch. Später klagt uns die Kellnerin ihr Leid. Da man total unterbesetzt sei, hängt man einfach eine Kette vor die Tür, wenn es einem zuviel wird. Wir sind jedenfalls froh, daß wir endlich was zu essen bekommen.

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