An der Endstation am Hafen steigt man augenreibend aus und versucht den allgegenwärtigen Autos auszuweichen. Am Hafen ist es recht ungemütlich, die Windstöße bringen auch schon den einen oder anderen Regentropfen mit. Wir machen, daß wir in die Altstadt kommen, stellen uns wieder mal etwas dumm an, und laufen immer außen rum.
Rhodos Stadt: Altes und Neues |
Ich dränge auf Weitergehen, aber Heidi (als Kollegin) und die Dame sind schon in ein Gespräch verwickelt, uns wird ein Kaffee angeboten, wir möchten doch bitte hereinkommen. Ich bin begeistert und habe die Hand fest auf der Geldtasche. Die Verkäuferin, die uns angesprochen hat, ist in unserem Alter, blond und aus Schweden. Seit 20 Jahren lebt sie auf Rhodos, weil sie in einem Urlaub hier hängengeblieben sei. Ihre Chefin, die sich auch kurz vorstellt, stammt aus Oesterreich.
Offensichtlich floriert das Geschäft mit dieser Masche von Kundenfang. Wir schlürfen unseren Kaffee und erfahren doch manches Interessante. Ab 1. April sei die Altstadt von Rhodos für jeglichen Verkehr gesperrt. Zur Zeit beherrschen noch die Vorbereitungsarbeiten auf die Saison die Szenerie. Auf dem Flughafen von Rhodos seien am Freitag über 30 Flugzeuge mit Touristen niedergegangen. Die Armbanduhren im Kasten dort seien individuelle Stücke im Technik-Look direkt aus London. Auch Gold sei ja hier so billig...
Da habe ich schon einen Fuß im Ausgang. Wir verabschieden uns dankend, und werden mit einer Visitenkarte und einem ein wenig säuerlichen Lächeln entlassen.
Nun irren wir erstmal ziellos herum. Die Altstadt ist ein Labyrinth, lauter verwinkelte Gäßchen, in denen man schnell die Orientierung verliert. Immer wieder kommt man unversehens an bekannten Plätzen heraus. So bekommen wir eine ganze Menge zu sehen. Die Ritterstraße ist seit dem Mittelalter unverändert. Heute bezwingen zwei Mountainbiker die Steigung der Straße mit kleinster Übersetzung.
Bilder aus Rhodos Stadt |
Der Großmeisterpalast ist Montags geschlossen - heute ist Montag. Auch die zahlreichen Kuppelkirchen sind alle geschlossen. Wenn hier in der Altstadt Erdarbeiten gemacht werden, so kommt wohl in der Regel eine archäologische Sensation dabei zu Tage, ob aus der Barbylonier-, Griechen-, Römer- oder Johanniterzeit. Alle diese Kulturen haben hier ihre Reste übereinandergeschichtet hinterlassen. Da geht man wie auf Eiern!
In den Straßen findet man in erster Linie Geschäfte derselben Art wie in Lindos. Es folgen Handwerksbetriebe, Schneider, Pelzmacher, Tischler, Goldschmiede. Die Werkstätten sind zur Straße offen und man kann hineinsehen. In den kleinsten Gassen schließlich wohnen sogar Menschen. Eine alte Frau hat ihren Stuhl auf die Straße gesetzt, hinter ihr befindet sich - für jeden einsehbar - ihr Wohnraum mit allerlei Krimskrams.
Trotz des heftig um die Ecken brausenden Windes lassen wir uns endlich vor einem Restaurant auf einem der vielen Plätze nieder. Etwas trinken und speisen bringt uns wieder in Gang. Ab und zu muß man Gegenstände, die vom Tisch geweht werden, wieder einfangen. Eine über der Tür angebrachte Reklametafel landet auf dem Kopf einer der Bedienungen.
Auch der Wirt ist sehr behende und wuselt ständig zwischen den Tischen herum. Einige Hunde sorgen auf dem Platz für Abwechslung, indem sie einmal die Weite des Platzes in allen Diagonalen nutzen, das andere Mal in einem Knäuel übereinanderpurzeln. Wir denken an unseren Ajax, der sich gegegenüber anderen Hunden nur wie eine giftige Kröte zu benehmen weiß.
Unser Aktionsdrang ist damit erschöpft, Stefanie sucht noch ein Geschäft für Kosmetikartikel (Body Shop) in einer der Nebenstraßen auf, das gäbe es in Deutschland nur in Berlin. Die Artikel sind aber wohl überteuert, so ziehen wir weiter und landen wieder an der Bushaltestelle. Gerade fährt ein Bus direkt nach Kolimbia, schon sitzen wir drin.
Nach der wohlverdienten Ruhe raffen wir uns noch zu einem Spaziergang auf, am Meer entlang. Es herrscht eine für diese Gegend wohl starke Brandung. Baden wäre sicher nicht ratsam, es würde einen ganz schön auf die Steine knallen. Eine tote Ziege ist angeschwemmt worden, das Fell ist weitgehend abhanden gekommen, kein schöner Anblick. Hinten am Berg, wo die schönen Blumen blühen kehren wir wieder um.
Als abends über das schlechte Wetter lamentiert wird, meint eines der Tücherweiber, auf der anderen Seite der Insel habe die Sonne geschienen. Damit kann sie diskret dokumentieren, daß sie mit ihrem Leihauto ungeheuer mobil sind. - Na, wartet! -