Sonnabend, 3.7.
Der letzte Tag in Malchow hält eine Überraschung für uns bereit.
Beim Frühstück schlägt Herr Müller eine Bootsfahrt zum Jabelschen
See vor. Da sind wir Feuer und Flamme. Diesmal ist ein Ehepaar aus
Starnberg mit von der Partie, das die zweite Ferienwohnung bei
Müllers bewohnt.
Vorher besuchen wir Herrn Müller noch in seinem Bootshaus. Das liegt
in der Nähe des Klosters auf der anderen Seite des Malchower Sees.
Zurück überführen wir die Fahrräder von Müllers, die noch vom
Vorabend im Bootshaus stehen.
Alsdann tuckern wir bald Richtung Fleesensee. Leider hat sich das
Wetter verschlechtert, es bläst ein kräftiger Wind und der Himmel
ist bedeckt. Wir hüllen uns in die Trainingsanzüge, Herr Müller
kommt eisern mit einem T-Shirt aus.
Auf der Hinfahrt haben wir Rückenwind. Die Durchfahrt vom Kölpinsee
zum Jabelschen See ist wieder besonders idyllisch. Auf dem Jabelschen
See beobachten wir Seeschwalben, die wir glatt für Möwen gehalten
hätten. Die Seeschwalben erkennt man an dem gespaltenen
Schwanzgefieder und ihrem kunstvollen Flug. Wenn sie eine Beute im
Wasser ausgemacht haben, kippen sie seitlich ab, fallen wie ein Stein
auf das Wasser und sind sogleich wieder in der Luft. Was sie gerade
erbeutet haben, kann man bei der Geschwindigkeit nicht erkennen.
Am Campingplatz von Jabel legen wir an. Der Platz ist fest in
Rostocker Händen, wie man an den Autokennzeichen HRO feststellen
kann. In einem der beiden Lokale essen wir zu Mittag. Heidi muß mal
wieder eine "Soljanka" reinziehen, außerdem gibt es Brathähnchen
(früher "Broiler").
Herr Müller erzählt seine Geschichte. Er stammt eigentlich aus dem
Westen, nämlich aus Bochum. Als Ende der 50er Jahre die Grenzen
dichtgemacht wurden, kam er nicht mehr aus der DDR raus, landete in
Malchow, wo er dann mit Familie und Haus seßhaft wurde. Nun ist er
wie viele andere arbeitslos und Frührentner.
Als wir ablegen wollen, kommt das Boot nicht in Gang. Aber Herr
Müller hat nur vergessen, den Anker einzuholen. Nun weht der Wind von
vorn. Auf dem Jabelschen See geht das noch, der ist nur klein und von
Wald umgeben. Aber auf der Einfahrt vom Kölpin- zum Fleesensee steht
voll der Wind, unser Boot kommt gerade so gegen die Wellen an. Herr
Müller muß sich voll konzentrieren, ab und zu den Motor drosseln um
nicht mit voller Fahrt in die von vorn anlaufenden Wellen zu
klatschen. Wenn man zum Ufer peilt, denkt man, daß man kaum von der
Stelle kommt. Außerdem sind wir mit Abstand das kleinste Boot auf dem
kabbeligen See. Da macht man sich so seine Gedanken.
Es geht aber alles gut, keiner wird seekrank, und in Seenot geraten
wir auch nicht. Wir sind nicht mal langsamer als auf der Hinfahrt. Das
liegt daran, daß das Boot entgegenlaufende Wellen besser abreitet,
wie Herr Müller erklärt. So steigen wir nach zwei Stunden wieder an
Land, doch froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Für den Rest des Tages bleibt uns nur das Faulenzen, doch die
Gepäcktaschen für den nächsten Morgen werden schon mal vorbereitet.