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10. Tag, Sonntag

Der Tag beginnt wie der vorherige, Heidi belegt zwei Liegen, dann Frühstück und ich gehe auf Wanderschaft. Eine schöne Tour kann man noch machen: über Cala Fornells zur Mönchsbucht und zum Cap Andritxoll. Bis zum Ende der Bucht von Cala Fornells ist der Weg bereits bekannt. Auf einer kleinen Halbinsel liegt ein eigenartiges Gebäude, das ist wie ein Schiff gebaut, auch mit einem Mast und Beflaggung versehen.

Das Schiff-Haus

Am Hotel Coronado steigt man über Treppen hinauf zum Klippenweg. Hier liegt eine verlassene Villa am schönsten Punkt der ganzen Bucht, ob die überhaupt bewohnt ist?


Klippenweg
Entlang dem Klippenweg blüht es bunt,der Blick auf das Meer muß nicht näher beschrieben werden. Kurz vor der Cala Monjo (Mönchsbucht) öffnet sich eine schroffe Minibucht, die ist umstanden von senkrechten Felsen wie ein Krater. Die gesamte Mönchsbucht befindet sich im Privatbesitz eines Deutschen, doch dieser soll im Gefängnis sitzen. Seitdem wird das Gelände wohl wieder als der Allgemeinheit gehörig angesehen. "Mallorca is SPAIN" hat einer mit Kreide auf die Einfriedungsmauer des Grundstücks geschrieben. Es sollen sich Schmuggler-, Seeräuber- und Mordgeschichten um diesen Ort ranken. Es war früher mal ein idealer Unterschlupf für Gestalten, die nicht weiter auffallen wollten. Heute ist hier ein Nacktbadestrand.

Um nicht in den Verdacht zu geraten, ein Spanner zu sein: das habe ich erst später erfahren, außerdem habe ich keine Nackten gesehen. Nur ein Knabe und ein Mädchen turnen in waghalsiger Kletterei auf dem gegenüberliegenden Felsen herum. Leider ist die Bucht inzwischen auch motorisiert erreichbar, dadurch verliert sie den Reiz der Abgeschiedenheit.

Zum Cap Andritxoll führt nun ein steiler Weg hinauf, bei der brennenden Sonne gerät man ins Schwitzen. Im Hochsommer lassen sich solche Wanderungen bei heißem Wetter wohl gar nicht ausführen. Auf dem Bergrücken befindet sich der Rest eines alten Wachtturms. Diese dienten in vergangenen Zeiten der Beobachtung der Küste wegen der häufigen Seeräuber-Überfälle. Die Türme standen um die ganze Insel in Sichtverbindung und eine Nachricht konnte über festgelegte Zeichen in kürzester Zeit verbreitet werden. Heute scharen sich die wandernden Touristen um den Turm. Ein Herr sagt zu den begleitenden Damen: "Nu gehet scho mal vor". Dann stellt er sich mit seinem Kamcorder standfest in Positur, filmt die wandelnden Damen vor dem Wachtturm und grummelt in sein Mikrofon: "Kap Andrischoll, dös Ziel isch erreicht". Ich bleibe diskret im Hintergrund, um die Idylle nicht zu stören.

Cap Andritxoll

Der Hinweg war so abwechslungsreich, daß der weniger interessante Rückweg durch den Wald sich lang hinzieht. Nochmal durch die Cala Fornells, dann bin ich einigermaßen fristgerecht wieder am Pool. Während ich mich aus den Sachen pelle und einige Leute von den Nachbarliegen herüberblinzeln, gebe ich an: "Wer da nicht war, wo ich war, der war nicht da".

Aber hier ist auch was passiert: eine ältere Dame ist auf dem Weg zum Örtchen vorzeitig explodiert. Das hatte einige weniger angenehme Nebenerscheinungen, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann. Inzwischen sitzt die Dame aber wieder quietschvergnügt bei Torte und einem Cognac unter ihrem Sonnenschirm.

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