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13. Tag, Mittwoch

Mittwoch ist Wochenmarkt in Andraitx, da dürfen wir nicht fehlen. Gleich wie wir aus dem Bus steigen, will ein Händler mit Perlenschmuck mit uns ins Geschäft kommen. Heidi läßt zu offensichtlich ihr Interesse für eine Kette aus den berühmten Mallorca-Perlen erkennen. Die Mallorca Perle ist eine Perlenimitation, anscheinend hat sie sich so sehr einen Namen gemacht, daß inzwischen ein Qualitätsbegriff daraus geworden ist. 5000 Peseten nennt der Händler als Preis. Wir nehmen eine ablehnende Haltung ein, darauf holt er einen Zettelblock herbei, wir sollen unsere Preisvorstellung notieren. Wir bleiben aber ablehnend und gehen einfach weiter. Eine ganz Weile krakeelt der enttäuschte Händler hinter uns her. Ein paar Stände weiter sind die Schmuckwaren mit Preisen versehen, die gleiche Kette kostet hier um die 2000 Peseten.


Friedhof in Andraitx
Zunächst verlassen wir erst einmal den Markt, wir wollen uns noch den Friedhof anschauen, über den wir in einem Buch gelesen haben. Da wir nicht wissen, wo sich der Friedhof befindet, gehen wir aufs Geratewohl durch ein paar Hintergassen, schon geht es wieder bergauf. An einem Tor will Heidi umkehren. Aber wenn man durch das Tor hindurchgeht, gelangt man zu der oberhalb des Ortes gelegenen Ruine einer Befestigungsanlage. So weit kann ich mich durchsetzen. Als wir wieder hinabsteigen, sehen wir den Friedhof vor uns, er liegt neben der Kirche (wo auch sonst)!

Wegen des felsigen Untergrunds und aus Platzmangel werden die Toten hier oberirdisch beigesetzt. Dafür gibt es Grufträume, die übereinander liegen wie bei einem Schrank die Schubfächer. Verschlossen wird die Gruft nach vorne mit einer Steinplatte, auf der dann Name, Sterbedatum und evtl. ein Foto des Verstorbenen zu sehen ist. Eine Gruft kann jeweils zwei Personen aufnehmen. Daneben gibt es luxuriösere Grabstellen, ebenso einfachere und sowas wie Gemeinschaftsschlafräume. Das ist alles ein bißchen gruselig und wir schlendern lieber wieder dem Markt zu.


Markt
Hier füllt es sich so langsam, es kommen immer wieder Busse an. Es gibt sogar Sonderbusse eigens wegen des Marktes. Am interessantesten sind die Lebensmittelstände, wo neben Gemüse und Gewürzen Wurst- und Fleischprodukte, auch Fische gehandelt werden. Uns läuft nicht direkt das Wasser im Munde zusammen, wenn man so einen angeschnittenen Schinken sieht. Die Schinken werden luftgetrocknet, man hängt sie einfach irgendwo auf. Am unteren Ende wird ein kleines Schälchen befestigt zum Auffangen von tropfendem Fett.

Wir kaufen einen Krug als Mitbringsel für Verena und handeln erfolgreich ein paar 100 Peseten herunter. Heidi piert weiter auf eine Perlenkette. 2900 ruft uns ein Händler zu. "Tausend vielleicht" murmelt Heidi und meint das gar nicht richtig ernst. "Gut, Tausend", sagt der Händler unerwarteterweise, so kommt Heidi endlich zu ihrer Kette und wir zu dem Erfolgserlebnis, gut handeln zu können.

Ein anderer Zeitvertreib besteht in dem bekannten Hütchenspiel. Hier wird es von einer Zigeunerin mit ausgehöhlten Kartoffeln praktiziert. Unter einer von drei Kartoffeln befindet sich ein kleines Kügelchen, die Kartoffeln werden ein wenig umhergeschoben und vertauscht, dann muß man Geld einsetzen und die Kartoffel benennen, unter der das Kügelchen verborgen ist. Die Frau macht das so einfach, daß man gar nicht irren kann, aber in dem Moment, wo man zu Geld greift und kurz wegsieht, sind die Kartoffeln schon wieder verändert. Neben uns macht einer ein langes Gesicht, der hat verloren. Ich halte meine Geldtasche lieber fest, als daß ich mich auf sowas einlasse.

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