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7. Tag, Donnerstag

Zusammen mit R.s haben wir uns zu einer weiteren Einkaufsfahrt entschlossen. Diese bietet ein interessantes Programm im Norden der Insel. Schon am Anfang wird mit einer gut kommentierten Palma Rundfahrt etwas Neues geboten. Wieder die Geschichte mit: "Ich habe gut gegessen...". Dann rollen wir, wie könnte es anders sein, wieder in der Finca bei La Puebla vor. Wer sitzt schon zum Einsatz bereit: Betten-Dieter! Wenig begeistert nehmen wir Platz. R.s sitzen mit am Tisch, dazu ein junges Pärchen, Frohnaturen, die gern lachen. "Der hat 'ne Schacke weg" flüstert mir Heidi zu, und meint unser Gegenüber. So beginnt die Einkaufsvorstellung schon etwas spaßig. Schließlich ist auch unser Dieter bemüht, einen lustigen Vortrag, wie er ihn nennt, darzubieten.

Nun kommt seine Geschichte mit der Plastiktüte. Man tue in eine Tüte ein paar Federn aus Oberbett oder Kopfkissen, hänge diese verschlossen an die Luft und schaue drei Tage später wieder nach. "Und was finden wir da? Eine schwarze Brühe! Und was ist das dann?" fragt der Dieter in die Runde. (Wir wissen es ja schon, das sind die Exkremente der Federmilbe). Unser Spaßvogel gegenüber aber sagt: "das ist der Pups". Das bringt Heidi aus der Fassung. Ich schenke mir einen Sangria nach. Frau R. gerät auch aus der Fassung. Herr R. duckt sich hinter den Sangriakrug. Heidi schnauft, dann hält es unser Gegenüber auch nicht mehr aus und gluckst mehrmals hörbar auf.

"Wenn Ihnen das hier zu lächerlich ist, bitte ich Sie, rauszugehen! Ja Sie 6 an dem Tisch dahinten meine ich." Wir gucken verdutzt. "Sie haben das letzte Mal schon gestört, ich bitte Sie nochmal, gehen Sie bitte raus!" Wir können nicht anders, wir müssen uns vor den brummelnden Leuten erheben und den Raum verlassen. Mein gerade eingeschenktes Glas Sangria bleibt zurück. "Ist Ihnen nicht gut?" fragt eine der Begleitungsdamen an der Tür. "Das ist ja wie in der Schule" sage ich, und wir erklären, daß wir rausgeflogen seien. Dann lachen wir weiter, aber doch ein wenig mit Verlegenheit durchmischt.

Natürlich ist es draußen nun viel schöner, die Sonne scheint.


Son Cladera

In Ruhe können wir uns die Maffay'sche Heiratskapelle Son Cladera von innen ansehen. Etwas kitschige Heiligenbilder und ein üppiger Blumenschmuck zieren das Innere der Kapelle.

Beim Einnehmen des Mittagessens sitzen am Nebentisch ein paar Geschäftsleute, die das Ganze hier offensichtlich fingern. Die bestellen selbstredend "Rumpsteak, wie immer". Was da verhandelt wird, können wir nicht in Erfahrung bringen, es wird in deutsch, englisch und spanisch korrespondiert, sympatisch können die Herren einem nicht sein. Eine Dame entsprechenden Kalibers gehört auch noch dazu. Die muß alles aufschreiben.

Wir warten noch die Tombola ab, an der wir aus verständlichen Gründen nicht teilnehmen. Wir benehmen uns möglichst unauffällig, vermeiden auch dem Dieter noch einmal über den Weg zu laufen. Dann sitzen wir wieder im Bus, der uns nach Puerto Pollensa bringt. Links am Hang ist eine Prominentensiedlung entstanden, da wohnen: Frank Elsner (Wetten daß..), Horst Tappert (Derrick), Heinz Rühmann (Bruchpilot), Peter Maffay (7 schwere Jahre...), J. Mario Simmel (Es mu" nicht immer Kaviar sein), Rudi Carell (Am laufenden Band) und als Symbol des Schickimicki-Schwachsinns der Autor von Hotel Paradies, Traumschiff und derlei (meistens spielt Sascha Hehn und Uschi Glas mit): Herbert Reinecker (Filmproduzent). Auf der Nordseite des Hangs hat Johanna von Koscian (ein bißchen Haushalt...) ihr Anwesen.

Andächtig schaut alles links aus dem Fenster auf die paar Häuser, die auch nicht anders aussehen als alle anderen hier herum. Wir erreichen den Hafen und steigen auf ein Ausflugsschiff um. Das bringt uns an der Nordseite der Bucht von Pollenca zum legendären Hotel Formentor. Es geht vorbei an zwei spektakulären Anwesen, das eine hat was mit einem Schönheitschirurgen zu tun, das andere ist im Besitz der monegassischen Fürstenfamilie. Im Hotel Formentor sind schon berühmte Gäste abgestiegen, Chaplin, Churchill, neuerdings auch Helmut Kohl, um sich wieder satt zu essen, wie es heißt. An das Hotel kommt man auch nicht ran, alles ist eingezäunt. Der Strand hier wurde verschiedentlich als Filmkulisse herangezogen, die Farbe des Wassers ist auch sehr blau. Nach einem Kaffee besteigen wir wieder den Bus.

In halsbrecherischer Fahrt geht es nun steil hinauf. Heidi und ich tauschen die Plätze, ich darf auch mal am Fenster sitzen. Man kann so besser sehen, wie die Räder des Busses am Abgrund entlangschrappen, wenn bei Gegenverkehr ausgewichen werden muß. Oben auf der Höhe ist ein Parkplatz für einen Fototermin. Ein Steig führt noch weiter hinauf zu einem Aussichtspunkt auf einem überhängenden Felsen. Heidi setzt sich hin und studiert lieber die Botanik. Ich nehme die Kamera und turne hinauf. Auf der Spitze des Felsens hat man einen atemberaubenden Blick senkrecht hinunter auf die Klippen.


Klippenausblicke

Über 200 m geht es direkt abwärts, die Schutzmauer ist nur hüfthoch. Ab und zu setzen sich dort Kinder drauf und lassen sich von den Eltern fotografieren. "Rutscht nicht so weit nach hinten" heißt es dann, während durch den Sucher der Kamera geschaut wird. Das kann ich auch nicht lange mit ansehen und gehe wieder hinunter. Heidi hat derweil unter Einsatz ihrer Fingernägel ein paar Zweige Trockenmoos aus den Steinen gekratzt und dezent in einer Plastiktüte verstaut. Sie hat den Ehrgeiz nicht aufgegeben, zu Hause ein Klein-Spanien-Beet anzulegen. Vom Bus aus können wir dann auch noch einen kurzen Blick von ein paar Bergziegen erhaschen.

Die Rückfahrt geht an der Bucht von Pollenca entlang bis Alcudia. In dieser Gegend machen vorwiegend jüngere Leute mit Interesse am Wassersport Urlaub. Aber das im Sommer, zur Zeit ist noch alles wie ausgestorben. Während der ganzen Rückfahrt unterhält uns unsere Begleiterin, diesmal kommt sie aus Mainz, mit gut erzählten Informationen über alles mögliche, das muß man wirklich loben. Wir kaufen Ihr zum Dank auch ein Fläschchen des Allheilmittels ab, mit dem die Damen ihren Nebenverdienst bestreiten.

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