Sowas macht man natürlich heimlich, dann tritt man seiner lieben Frau entgegen und verkündet: Hainleiteblick, Frühstücksbuffet, Swimmingpool, Sauna und Solarium. Vergessen ist Mallorca (außerdem ist es dort bewölkt bei 15 Grad).
Nun die zweite Ortsbegehung von Bad Frankenhausen. Es ist Frühling und die Kastanien grünen. Der graue Märztag unseres ersten Besuches ist gar nicht mehr vorstellbar. Plötzlich entdecken wir Seitenstraßen, sogar den Marktplatz finden wir, das alles war an diesem damaligen kalten Tag verborgen geblieben. Reste der Stadtmauer, der schiefe Kirchturm der Oberkirche, mit 3.80 m Überhang der schiefste Turm in Deutschland! Wir kommen noch darauf zurück.
Hunger haben wir. Es ist 16 Uhr, da haben die Lokale nicht so gern geöffnet. Vor einem Supermarkt rüstet einer gerade seinen Grill auf, aber das hilft uns auf die Schnelle auch nichts. Nun, wir finden das Restaurant „Rhodos“, leider 15-17 Uhr geschlossen, dennoch geöffnet. Wir dürften essen, wenn wir wollten, teilt uns die freundliche Wirtin mit. Um uns nicht aufzudrängen, versuchen wir uns noch an der „Grabenmühle“ , aber die hat auch erst ab 17.30 etwas für Gäste übrig. Also wieder ins Rhodos. „Ich kann nicht nein sagen“ sagt uns die Wirtin, eine wirklich echte Griechin, wenn auch blond. Und so erleben wir eine Extraschicht für einmal Leber und einmal Gyros. Man kommt auch ins Gespräch: unser Glück war nur, daß heute die Leuchter geputzt wurden, das herabgelaufene Stearin aus den Messingleuchtern entfernt werden mußte - „wenn fertig, dann schön“. Natürlich gehört auch ein Gratis Ouzo zum Service. So nett, wie wir hier bedient wurden, versprechen wir, wieder zu kommen.
Unser Forschergeist ist heute ungebrochen. Zwar sind wir nun vom Hunger befreit, aber Heidi besteht darauf, noch „Egon´s Bistro“ aufzuspüren, das ist im Stadtplan vermerkt, vielleicht einer Inspektion würdig. Adresse: „Am Tischplatt“. Und wo ist dieses Tischplatt? Es handelt sich genau um die Plattensiedlung, die unseren Hainleiteblick vom Hotelzimmer verstellt. Wir gucken uns das mal an. Eine Siedlung, das sieht aus wie unsere Westadt oder Heidberg in Braunschweig. Unterschied: Die Leute liegen mit Kissen unter den Ellenbogen in den Fenstern und haben alles im Griff, Kinderhorden tollen lustvoll auf den Rasenflächen herum, ein EDEKA-Laden entläßt tütenschwere Hausfrauen. Die Sensation zeigt sich im letzten Block, bevor die Botanik beginnt. „Guck mal da: zwischen den rostigen Wäschepfosten, da ist eine Hühnerleiter!“ Die führt stracks von der Rasenfläche zu dem verglasten Balkon im Untergeschoß eines dieser Plattenbauten. Wir verkneifen uns das Lachen, weil man hier ja nicht gerade unbeobachtet ist.
Wir finden dann erstmal nicht „Egon´s Bistro“, sondern „ABC-Schuhe“, „Fritz-Jeans“ und „ALD-Markt“. Ob da ein I absichtlich vergessen wurde? Egons´Bistro finden wir dann auch noch, da sitzen aber nur die drin, die sonst nichts mit sich anzufangen wissen.
Wir verziehen uns in unser Hotel und testen alsbald Schwimmbad, Sauna und Solarium, das alles kursiert unter dem Namen „Karl´s Bad“. Beim Betätigen eines geheimnisvollen Unterwasserschalters ergießt sich plötzlich ein gewaltiger Schwall über mich und meine Brille. Es handelt sich um die Gegenschwimmeinrichtung.
So kommen wir mit dem Testen recht gut voran!
k15 Bild 1 k12 Der schiefe Kirchturm
Wir marschieren einen steilen Weg hinauf zum Rundpanorama. Dabei handelt es sich um das oder eines der größten Ölgemälde der Welt (123 x 14 m) im Innern eines architektonisch nicht gerade in die Landschaft passenden Rundbaus. Wir kommen gerade noch zurecht zu der Führung, nachdem wir ordentlich Eintritt gelöhnt haben. Aber die Garderobe ist umsonst.
Wenn man die Treppe emporsteigt in den dunklen Raum, umgeben von dem angestrahlten Rundumgemälde, dann muß man doch auf seine Kinnlade aufpassen, daß die nicht runterklappt. Dieses strahlende Monumentalwerk wurde 1983-1987 von dem Leipziger Professor Werner Tübke geschaffen. Es sind in verschiedenen Landschaften und Jahreszeiten 3000 Figuren dargestellt, die sich um eine Entscheidung im Bauernkrieg von 1525 bemühen. Unzählige Hinrichtungsszenen lassen auf Anlaß und Ausgang dieser Auseinandersetzung schließen. Die Schlacht von Frankenhausen hat zu genanntem Zeitpunkt genau an diesem Ort - dem Schlachtberg - stattgefunden. Von 8000 Aufständischen wurden 6000 niedergemetzelt - Schlacht oder Schlachtefest? Zu DDR-Zeiten entsprach die Verherrlichung des Bauernkrieges dem sozialistischen Selbstverständnis. Die Stadt Mühlhausen, in der Thomas Müntzer hingerichtet und gepfählt wurde, nennt sich konsequenterweise heute auch „Müntzer-Stadt“.
Eine Gruppe uniformierter Bundeswehrsoldaten befindet sich unter der Besuchergruppe. Sicher wird dieser Besuch als Dienstzeit angerechnet, weil man sich hier ja wehrtechnisch weiter bildet.
Ganz beeindruckt begeben wir uns wieder an das Tageslicht und wandern durch das „Wüste Kalktal“ hinunter nach Bad Frankenhausen. Es drüppelt weiter so auf uns nieder, so werfen wir einen Blick in die Unterkirche und begeben uns anschließend in das Schloß, wo das Heimatmuseum untergebracht ist.
Bemerkenswert ist die Abteilung über die Knopfproduktion, die ein wichtiger Zweig des Frankenhäuser Handwerks war. Weiterhin wird geologisches, archäologisches, botanisches oder historisches Bildungsgut vermittelt. Da hängt z.B. ein kunstvoll gearbeiteter Schlüssel mit dem Hinweisschild: „Schlüssel“. Wenig weiter ein Schwert mit dem Vermerk: „Schwert“. So haben wir wieder viel gelernt.
Da es immer noch regnet, müssen wir uns nun doch ins Auto setzen und fahren zur Barbarossahöhle. Wieder kommen wir genau zu einer Führung zurecht. Umringt von einem Ältere-Damen-Kränzchen - fast alle bebrillt - und einer Schulklasse erleben wir nun eine der größten erschlossenen Gipshöhlen. Die Damen bekunden ihre Anteilnahme an den Ausführungen der Führerin fast nach jedem Satz mit einem aufgestöhnten „Ooh!“ oder „Aah!“. Das übernehmen alsbald die Jungen der Schulklasse, worauf das Damenkränzchen merklich ruhiger wird.
Inhaltlich bietet die Führung eher Bescheidenes. An einer Stelle hat man einen steinernen Stuhl und Tisch in Anlehnung an die Barbarossasage errichtet. Leider sitzt er aber nicht dort, den Barbarossa darf man selber spielen. An einer anderen Stelle ist aber eine Felsgruppe so beleuchtet, daß der Schatten sich wie das Profil jenes schlafenden Kaisers ausnimmt. Ooh! und Aah! s.o. Höhepunkt der Führung ist ein Fototermin, da wird erst die Schulklasse abgelichtet. Ich bleibe aus Versehen hinter der Gruppe stehen und gerate wohl auch mit auf das Bild. Als Heidi auf ähnliche Weise hinter das Damenkränzchen zu stehen kommt, wird lapidar verlangt: „Bitte die junge Frau dahinten weg!“. Abschließend werden die Wasserlachen als Höhlenseen gepriesen und eine Gesteinsgruppe als Krokodil bestaunt. Unser Urteil als Höhlentester: Nicht lohnend.
Im Restaurant gönnen wir uns einen Kaffee und diskutieren, wer bei dem Fototermin besser wegkommt: ich falle hinter einer Schulklasse nicht auf, Heidi aber hinter einem Ältere-Damen- Kränzchen!
Unsere weiteren Arbeiten erschöpfen sich im Erleichtern des Postsparbuchs, Tanken, Besuch eines ALDI- und eines Baumarktes auf der grünen Wiese, sowie der Erkundung eines China Restaurants in Bahnhofsnähe.
Wir speisen aber heute in unserem Hotel Reichental. Bei Gänsebrust und Bauernteller lassen wir es uns gutgehen. Der Ober ist perfekt. Sehenswert, wie er am Nachbartisch eine Flasche Bordeaux entkorkt, zum Vorkosten einschenkt, das Etikett der Flasche sichtbar dem Gast zugewandt. Wir belassen es bei ein/zwei Bierchen.
Am Abend soll im Hotel ein Tanz in den Mai stattfinden, an dem wir aber nicht teilnehmen müssen, denn wir planen ja für Oktober. Die eine oder andere Melodie erfreut aber dann doch das Ohr: „You will never see the Rain..“ oder „You succeed at Night...“.
Der erste Teil ist fast der schönste, zwischen Kastanien wandert man auf „Stinkschiefer“, wie einer Schautafel zu entnehmen ist. Wenig weiter eine Schautafel die erklärt, was eine „Quellkuppe“ ist. Sowas kommt vor, wenn sich das Gestein Anhydrit unter Aufnahme von Wasser in Gips verwandelt und dabei um 60 % ausdehnt.
Dann immer durch den Wald, bis man den „Ententeich“ erreicht. Statt Enten entdecken wir im Wasser einen Doppeldecker, es handelt sich um ein ablaichendes Krötenpaar. Auch so manches Blümelein am Wegesrand erfreut das Auge. Neben Himmelschlüssel und Buschwindröschen auch die weniger bekannte „Frühlings-Platterbse. Tief eingeschnittene Rinnen scheinen alte Hohlwege zu sein, auf denen man in Vorzeiten mühsam das Gebirge überquert hat.
Damit man nicht zu übermütig wird, erfolgt schon in Sichtweite des Denkmals noch ein steiler Abstieg in das „Lange Tal“. Dann aber ist man schnell am Ziel, d.h. man erreicht die riesigen Parkplätze, wo die überwiegende Mehrzahl der Besucher gliederreckend den Autos entsteigt. Bevor man des gewaltigen Bauwerks hoch oben auf dem Berg nun ansichtig werden darf, muß man selbstredend wieder an einem Eintrittshäuschen vorbei.
Wir betreten schließlich die Plattform zu Füßen des Denkmals. Das ragt 60 m empor, ein gewaltiger Steinkoloß. Erbaut wurde das ganze zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. anläßlich dessen Ablebens. Sein Sohn Kaiser Wilhelm II. ließ es sich natürlich nicht nehmen, die Einweihung persönlich vorzunehmen. Im Juni diesen Jahres wird das genau 100 Jahre her sein, aber dann kommt statt eines Kaisers nur Rita Süßmuth. Der Erbauer des Denkmals war ein gewisser Prof. Schmitz, der hat nicht nur das hier, sondern auch noch das Kaiser Wilhelm Denkmal an der Porta Wetfalica, das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und das Deutsche Eck in Koblenz verbrochen. Das wußten wir alles nicht.
Unter dem Reiterstandbild des verherrlichten Kaisers hockt in Sandstein eingemeißelt der leibhaftige Barbarossa und grübelt. Damit man ihn besser erkennen kann, hat man den Tisch weggelassen. Das muß nun alles erstmal fotografiert werden. Wir wandern danach durch die Ausstellungsräume. Dort ist ein Spruch angebracht, der lautet (sinngemäß): Wem diese Art der Kaiserverherrlichung nicht gefällt, der schaue sich einfach die Landschaft an.
Das nützt uns heute nicht viel, weil es so diesig ist, daß man kaum bis in das Tal sehen kann. Heidi ist sowieso nicht so scharf auf die steile Wendeltreppe. Ich verzichte auch auf den Aufstieg zur Aussichtsplattform. Stattdessen werfen wir einen Blick in den 176 m tiefen Burgbrunnen. Ganz unten befindet sich ein Scheinwerfer und man sieht Wasser blinken. Um die Anlage des Denkmals herum befinden sich die Mauerreste der alten Burg Kyffhausen, die vergißt man beinahe zu würdigen.
Wir stärken uns anschließend mit einer leckeren Thüringer Bratwurst an einem Grillstand. Auch hier wird heute am 1. Mai für die zu erwartenden Biergäste musikalisch gesorgt und wir genießen auf den Höhen des Kyffhäusers die Aufforderung: „Kleine Möwe, flieg nach Helgoland...“. Dabei fallen einem die Raben ein, die ja laut Sage den Berg umfliegen sollen. Immerhin sichten wir einen Bussard.
Nun suchen wir das Lokal „Landsitz Thomas Müntzer“ auf, werfen einen Blick auf die Speisekarte, die Preise und die Teller der Speisenden. Das macht sich alles gut und die Chefin versichert uns, das wir im fernen Oktober gerne hier speisen könnten. Eine Speisekarte zur Vorbestellung bekommen wir selbstredend in die Hand gedrückt.
Gut gelaunt nehmen wir den zweiten Teil der Wanderung in Angriff. Das sind 5 km Hangweg am Nordabbruch des Kyffhäusers. Der Weg verläuft durchweg ohne Steigungen, rechter Hand hätte man, so man etwas sehen könnte, herrliche Ausblicke auf den Harz und die Goldene Aue. Das bleibt uns heute versagt. Nach gut einer Stunde erreicht man die Ruine der Rothenburg. Bisher hat alles so gut geklappt mit der Vorplanung, nun gibt es doch einen Rückschlag. Das Gebäude, das man von der Straße aus für ein Ausflugslokal hält, weist jede Annäherung durch das Schild „Militärisches Sperrgebiet“ von sich. Also nichts mit Kaffeetrinken.
Immerhin kann man links des abweisenden Tores auf einem schmalen Pfad zwischen Gitterzäunen zur Ruine vorstoßen. Die hat man sorgsam restauriert und man kann in den winkeligen Resten der ehemaligen Kammern und Räume herumgeistern.
k04 Bild 1 k06 Ruine Rothenburg
Nun sind wir einigermaßen ratlos. Erstmal müssen wir ja wieder zurück nach Frankenhausen. Man hat uns im Hotel angeboten, uns hier abzuholen. Da es aber keine Möglichkeit zum Telefonieren gibt, können wir uns leider nicht melden. Da bleibt uns nur der Marsch weiter zum Fernsehturm, der nicht allzu weit von hier auf dem Kulpenberg thront.
Über die Zufahrtstraße der Rothenburg erreichen wir die B 85 mit ihren heißen Kurven. Heute ist der erste Mai, da mag man sich vorstellen, was hier los ist. Unsere Freunde von der motorisierten Zunft haben diese kurvenreiche Strecke heute fest im Gasgriff. Das jault und heult, mit Schwung wirft man sich in die Radien der Kurven. Wir freuen uns nur, wenn ein Bus oder eine PKW- Schlange den Geschwindigkeitsrausch der Lederritter hemmt.
Immerhin ist hier eine Bushaltestelle. Der nächste Bus fährt in c.a. 4 Stunden um 19 Uhr, sollen wir solange hier stehen? Der weitere Weg führt über Stufen steil den Hang hinauf. Heidi begibt sich in den Sitzstreik und läßt sich auf der Leitplanke nieder. Was tun? Wir können nur längs der B 85 auf dem Seitenstreifen ballancieren. Eine Rotte von Braunschweiger Hells Angels oder sowas, 18 Mann an der Zahl, knattert vorbei. Und wir schaffen es, bei lebendigem Leibe den Parkplatz am Fernsehturm zu erreichen.
Das beste wäre ja jetzt, abfahrende Leute zu fragen, ob sie die Freundlichkeit hätten, uns nach Frankenhausen mitzunehmen. Das erste Ehepaar fortgeschrittenen Alters, das wir fragen, wimmelt uns brummelnd ab, sie wollten zur Barbarossahöhle. Sonst fährt gerade niemand ab. Wenig weiter ist aber ein Cafe, da gehen wir lieber dorthin. Jetzt merken wir erst, daß inzwischen der herrlichste Sonnenschein herrscht. So lassen wir es uns auf der Cafeterrasse bei Kaffee und Kuchen gutgehen. Musikalisch untermalt wird das Ambiente durch mexikanische Weisen, die aus einem Schaukelesel heraus erklingen. „Teqila“ ist auf seiner Hinterpartie aufgemalt.
Jetzt wird es aber ernst, nach Frankenhausen sind es von hier noch 10 km. Heidi hat durch ihren vorherigen Sitzstreik schon ihre Bereitschaft zu einer Gewalttour demonstriert. Wir begeben uns also an die B 85, man kann hier gut anhalten und ich erinnere mich an frühe Studentenzeiten. Die Geste habe ich noch drauf: Daumen raus! Na, und was soll man sagen, nach weniger als 10 Minuten erlöst uns ein Ehepaar und läßt uns einsteigen. Ein von hinten heranrasender Jaguar und ein dahinter rasender Motorradfahrer lassen allerdings die Aktion fast zu einer Katastrophe geraten. Wenige Minuten später steigen wir uns herzlich bedankend in Frankenhausen aus.
Heidi setzt sich erstmal leicht geschafft in die Sonne an unserem Zimmerfenster. Ich wittere Morgenluft, ob ich noch fotografieren gehen dürfe, so auf ein Stündchen. Heidi ist froh, daß sie ihre Ruhe hat, und ich mache mich auf den Weg. Kaum aus dem Hotel, disponiere ich schon um - da gibt es doch das Ausgrabungsgebiet von jenem legendären Prof. Behm-Blancke mit den Gipshöhlen. Und das ist nicht weit von hier. So bin ich bald auf einem herrlichen Weg entlang an kahlem Gipsgestein. Links befindet sich eine tief eingeschnittene Rinne, das ist, wie ich später nachlese, die alte Salzstraße aus vorgeschichtlicher Zeit.
Mein Ziel ist die Ruine Kattenburg zu Füßen von Kosacken- und Galgenberg. Statt der Ruine Kattenburg finde ich einen Seitenweg der schräg an den kahlen Gipshängen hinaufführt. „Frankenhausen 3,5 km“ steht da auf dem Wegweiser. Das kann man noch schaffen in diesem Stündchen. Und was für ein herrlicher Weg. Botanisch, geologisch und landschaftlich ganz was Besonderes. Durch lichten Buchenwald geht es immer weiter hinauf, doch es zieht sich und zieht sich. Ob das mit den 3.5 km überhaupt stimmt? Von den Gipshöhlen auch keine Spur. Eine Abzweigung wird erreicht, dann eine Schautafel die erklärt, was eine „Quellkuppe“ ist. Das kommt mir bekannt vor. Wie ich mich genauer umschaue, finde ich mich auf selbigem Stinkschiefer wieder, auf dem wir just heute morgen gewandert sind. Na dann man los, das Stündchen ist bald um.
Weil es immer bergab geht, schaffe ich den Rückweg mit 10 Minuten Überziehen, allerdings leicht in Schweiß gebadet. Heidi ist aber bei bester Laune, denn sie hat einen Bus aus Kassel ausgeguckt. Und das ist ein Gesangsverein. Zum Abschied bringen sie ein Ständchen auf dem Parkplatz: „Es tönen die Lieder, der Frühling kehrt wieder, auf seiner Schalmei...“ . Ich dusche erstmal. Dann lese ich schnell nach in dem besagten Buch, das übrigens „Höhlen, Heiligtümer, Kannibalen“ heißt. Ja, da bin ich doch genau in der richtigen Gegend gewesen. Nun darf man dort - wie ich als zahlendes Mitglied der Harzer Höhlen- und Karstforscher weiß - nicht einfach im Gelände herumsteigen, weil es Naturschutzgebiet ist.
Außerdem ist dies der viel schönere Einstieg in unsere geplante Wanderung, wie mir dann auch noch dämmert.
Zum Abendessen wollen wir wieder ein neues Lokal testen: die „Grabenmühle“. Dort hat man aber - unverständlich am 1. Mai - ab 17 Uhr geschlosssen. Und Sonntags Ruhetag, verstehe einer sowas. Wir machen unser Versprechen wahr und beehren das Rhodos ein zweites Mal. Als Bekannte werden wir nett begrüßt. Nach dem Essen setzt sich die Wirtin an unseren Tisch, nun möchte sie erstmal ein wenig sprechen mit uns. Sie hat das Lokal vor drei Monaten eröffnet usw. Wir können ihr nur immer wieder wünschen, daß sie Erfolg mit ihrem Unternehmen hat. Immerhin ist ihr Mann selbst der Koch und man bereitet die Speisen immer frisch und nach Familienrezepten zu. Wir versprechen, Werbung zu machen. Als wir schon aufbrechen, kripselt sie hinter der Theke herum, und dann bekommen wir zum Abschied eine Flasche Wein von der Insel Mykonos geschenkt. Wir sind einigermaßen gerührt.
Zurück im Hotel treffen wir Herrn Gommlich persönlich an der Rezeption. Beiläufig ergibt sich, daß im Hotelcomputer unser Oktobertreffen um einen Tag verschoben gespeichert ist. Es dauert eine Weile, bis das korrigiert ist, anscheinend müssen alle 25 bestellten Doppelzimmer einzeln umgebucht werden. Ebenso beiläufig ergibt sich, daß der legendäre Prof. Behm-Blancke weiland just im Hotel Reichental logiert hat, Herr Gommlich kann sich gut an ihn erinnern. Ich bekomme ganz blancke Augen.
Nachdem ich mein langgesuchtes Taschenmesser wiedergefunden habe (es lag im Handschuhfach), können wir uns auch der Flasche Mykonos annehmen und abschließend konsultieren: Das war doch mal wieder ein Tag!
Und wir pfeifen auf Mallorca (15 Grad, wolkig)!
So ein Dunst aber auch. Man fährt mit Licht. Sondershausen empfängt uns erwartungsgemäß mit Industriegebiet und Plattensiedlungen, bis man hinter der Kirche einen Parkplatz und etwas Altstadt findet. Man betritt den Marktplatz, dort ist das Rathaus mit Ratskeller, oben darüber thront das Schloß. Wir klettern eine Treppe hinauf und checken uns für eine Schloßbesichtigung ein. Man ordnet uns zwei älteren Damen sowie einer Führerin zu und wir betreten den spätbarocken blauen Saal. Der hieß auch schon mal „Grüner Saal“, als ein jagdbesessener Hausherr diese Farbe über alles liebte. Blau aber sei die Wappenfarbe derer von Schwarzburg- Sondershausen.
Weitere Einzelheiten sollte man in einschlägigen Reisebroschüren nachlesen - sie liegen dem Verfasser vor (DM 5.80 im Verkehrsverein erhältlich). Trotzdem geht die Schloßbesichtigung natürlich weiter, wir werden einer neuen Führerin zugeteilt, und diese ist nur für uns beide zuständig. Sie beginnt dann auch ihren Vortrag rhetorisch pathetisch, wie sie es vor größeren Besuchergruppen gewohnt ist. Es dauert eine Weile, bis man sich in unserer Dreierrunde an ein mehr vertrauliches Fragen und Antworten angenähert hat.
Nun muß ich einfügen, daß wir bei dem letzten Herbstspuz eine sensationelle Führung durch das Würzburger Schloß erleben durften. Da hat eine Kunststudentin eine Show abgeliefert, die ihresgleichen sucht. Sie verstand es meisterhaft, ihre Begeisterung über die dargebotenen Kunstschätze auf die Zuhörer zu übertragen. Anhaltender Beifall und gern gespendetes Trinkgeld war der verdiente Lohn.
Ganz anders die heutige Führung. Sehr einfühlsam mit Liebe zum Detail, untermauert mit profundem Wissen und dann so ganz individuell nur für uns zwei. Wir sind uns hinterher einig, daß das doch kaum weniger eindrucksvoll war, wenn auch auf ganz andere Weise. Soll ich aufzählen, was wir zu sehen bekommen? Heidi diktiert es mir am Abend: das kleine Zimmertheater mit gemaltem Vorhang, Stuck und Raumdekor, die Schloßkapelle, wo die Fensterhöhe nicht zu der eingezogenen Empore paßt und der Altar sich auf der Westseite befindet, alte Musikinstrumente z.B. ein Klavier mit vier Pedalen, auf dem keiner spielen kann. Zwei Räume sind mit Figurenstuck verziert, da kann man immer wieder neue Motive entdecken. Ein Raum ist ganz ausgefüllt mit einer goldenen Kutsche, die sicher mal für eine bessere Verwendung gut war, als heute so hier herum zu stehen. Abschließend die Ahnengalerie derer von Schwarzburg-Sondershausen, der verzweigte Stammbaum, aber kein Happy End. Anfang dieses Jahrhunderts ist die Linie ausgestorben, eine ältere Nachfahrin hat noch lange in diesem Schloß ausgeharrt, bis sie 90 Jahre alt war, aber das hat auch nichts genutzt.
Als wir wieder draußen sind, reiben wir uns erstmal die Augen. Als die wieder klar sind, betreten wir neugierig das im gleichen Gebäude befindliche Schloßrestaurant. Zum Testen natürlich, wobei wir aber das Speisen nur theoretisch in Angriff nehmen. Wir haben es auch sogleich mit dem Wirt zu tun, der mit der Aussicht, 50 Schwaben im fernen Oktober zu beköstigen, zu einer geschäftigen Aktivität aufläuft. Nach einiger Zeit sind wir im Besitz einer Fotokopie der umfangreichen Speisekarte.
Anschließend testen wir die Parkmöglichkeiten und wie man dorthin gelangt. Dann aber sind wir wieder ganz die alten, begeben uns zwischen die Marktbuden, verschmähen den „Asia Grill“ und verzehren stattdessen eine weitere leckere Thüringer Bratwurst für DM 2.50. Noch nicht ganz mit dem Testen fertig geraten wir in den Ratskeller, da ist ein einladender Gewölbekeller. Wenn wir uns nicht irren, ist der Betreiber dieses Restaurants just unser Chef vom Hotel Reichental. Da wundern wir uns aber, leider müssen wir nach einer kleinen Diskussion dann beschließen, daß die Wahl dieses Restaurants für den fernen Oktober uns unter Umständen in den Ruf der Vorteilnahme oder des Verdachts einer Provisionsbeteiligung bringen würde.
Durch die diesige Landschaft fahren wir wieder zurück und lassen es uns gut gehen mit Schwimmbad, Sauna und Solarium.
Am Abend machen wir nun den Marsch durch die Schrebergärten zum Restaurant „Shanghai“. Von der chinesischen Küche sind wir noch selten enttäuscht worden, so auch hier nicht. Während ich noch genüßlich schaufele und kaue, lehnt sich Heidi schon mal gesättigt zurück. Sogleich ist die Bedienung zur Stelle und räumt mit der Frage „Hattu alle“ die leeren Teller weg. Ich bereite Heidi darauf vor, daß sie gleich mit der Frage „Gut meckt ?“ zurückkehren wird. Das führt mal wieder zu dem berüchtigten Lachkoller. So kommt dann auch vorsoglich ein männlicher Kollege und räumt wortlos auch meine inzwischen leergefegeten Platten ab. Weil sich doch noch ein paar weitere Gäste einfinden, räumen wir unseren Platz und wandeln über den „Wallgraben“, die Grabenmühle und den Botanischen Garten heimwärts.
In diesem Garten gibt es noch ein Problem zu lösen. Da liegen auf der Erde braune Schoten herum, und wir müssen noch ergründen, wo die herkommen. Ich finde es heraus und schicke Heidi auf eine Linde zu, die sie versonnen betrachtet. Daneben steht aber ein Baum, der heißt sonderbarerweise „Christusdorn“, in Klammern darunter aber auch „Lederbrotbaum“. Damit ist das Rätsel gelöst.
Zurück im Hotel lese ich noch ein wenig über die letzten Tage des Thomas Müntzer nach, auch darüber habe ich ein Buch vom Flohmarkt. Der Thomas Müntzer hatte sich im Jahre 1525 nach der schmählich ausgegangenen Schlacht zu Frankenhausen in ein Haus am Angertor geflüchtet. Das Angertor haben wir nun schon mehrfach passiert, leider ist das ursprüngliche Haus heute nicht mehr vorhanden, ein Geschäftshaus wird dort gerade gebaut. Der arme Müntzer wurde seinerzeit alsbald dort aufgespürt und in Ketten gelegt, danach in die Festung „Heldrungen“ verbracht. Schon haben wir für den nächsten Tag wieder ein Ziel.
Wir machen uns auf den Weg zu der Wasserburg Heldrungen. Nach einigen Umwegen finden wir diese endlich. Während ich zu einem ersten Foto aufrüste hat Heidi schon mit einem Herrn angebändelt - oder umgekehrt. Er stellt sich als „der Chronist“ vor und bietet seine Bereitschaft an, uns herum zu führen. Das läßt sich ja gut an. Nach und nach erfahren wir näheres. Der nette Herr ist pensionierter Bäckermeister. Sein Urgroßvater war auch schon Bäckermeister, aber auch ein begeisterter Heimatforscher. Aus jenen Zeiten stammen umfangreiche Sammlungen und Dokumente, aus denen unser Lehrmeister nun seinen reichen Kenntnisstand ableitet.
Zuerst besichtigen wir die Golgathakapelle, die auf dem ehemaligen Richtplatz der Burg Heldrungen errichtet ist. Ein schlichtes Gebäude aus grauem Kalkstein erbaut, viele Fossilien und Versteinerungen kann man in dem Gestein entdecken, wenn man eine so sachkundige Führung hat. Vor langer Zeit ist mal der Turm dieser Kapelle eingestürzt. Neben dem Gebäude findet man den Stubben einer abgestorbenen Ulme. Da grünt frisches Leben und eine neue Ulme wächst heran.
Die Abfolge der Machtverhältnisse in diesem Herzog- Fürsten- oder Grafentum, was immer es war, kann ich nicht mehr wiedergeben. Daß in dieser Gegend früher mal ein ergiebiger Anbau von Zwiebeln betrieben wurde und der Zwiebelmarkt in Weimar hauptsächlich von hier aus beliefert wurde, das haben wir uns gemerkt.
Nun betreten wir erwartungsvoll die eigentliche Sehenswürdigkeit, die Burg Heldrungen über eine Brücke des Wallgrabens, früher mal ein Knüppeldamm. Den Knüppeldamm konnte man im Fall einer Belagerung entfernen und dann den Belagerern eine lange Nase zeigen. Eine Zugbrücke gab es natürlich außerdem. In einem Seitenfenster des Tordurchgangs hat man heute die Attrappe eines fauchenden Burggespenstes installiert, das ist historisch weniger ergiebig.
Um das ganze noch etwas literarisch aufzumöbeln: durch dieses Tor, flankiert von zwei runden Mauerbrüstungen und dem dunklen Torgang in der Mitte mag weiland dem Thomas Müntzer die letzte Reise wie eine Geburt zum Tode erschienen sein. So nachzulesen in der o.g Müntzerbiographie.
Unser Herr Chronist zeigt uns nun ein kleines Erdhäufchen im Wallgraben. Dahinter verberge sich ein Zugang zu den labyrinthartigen Kellergewölben der Burg, auch ein paar Geheimgänge sollen dort vorhanden sein. Aber das behalten wir lieber für uns.
Wir versammeln uns nun vor einem hervorstehenden Stein in der Burgmauer - dem „Krötenstein“. Dazu gibt es ein Gedicht über den Hellerbach, das wird uns nun in mehreren Strophen rezitiert. Leider haben wir auch nur das Gedächtnis einer Kröte und können uns den Wortlaut für eine Überlieferung nicht merken. Es handelt sich jedenfalls um einen hochverschuldeten Herrn der Burg, der in seiner Verzweiflung einer Kröte im heutigen „Hellerbach“ seinen letzten Heller zuwirft. Als besagter Herr zu seiner Burg zurückkehrt, findet er die Burggräben gefüllt mit Hellern vor und ist seiner Sorgen ledig.
Noch mehr begeistert sind wir, als wir erfahren, daß diese Darbietung auch schon in einer Fernsehsendung zum besten gegeben wurde. Aber heute nur für uns, da fühlen wir uns sehr geehrt. Der Herr Chronist muß nun nach Hause, sicher wartet das Mittagessen auf ihn. Wir bedanken uns überschwenglich. Wir wünschen allen Besuchern der Burg Heldrungen, die Bekanntschaft dieses netten Herrn zu machen. In der Burg ist eine Jugendherberge und eine Müntzer Gedenkstätte untergebracht. Letztere können wir besichtigen. Neben vielen historischen Dokumenten, z.B. Original-Fotokopien von Original-Müntzerbriefen, peinlichem Geständnis und Widerruf findet sich auch ein Schaukasten mit einer Kette. Daneben das erklärende Hinweisschild: „Kette“. So haben wir wieder eine Menge gelernt und suchen - noch ganz benommen - den Ratskeller auf. Den testen wir auch noch kurz an, Heidi läßt sich den Schlüssel zur Toilette aushändigen. Die Herrentoilette ist dagegen frei zugänglich. Vor dem Rathaus ist auch wieder ein Wurststand - das bedeutet, soviel kann schon verraten werden - die letzte Thüringer Bratwurst dieser Reise.
Die Rückfahrt führt uns durch die „Thüringer Pforte“, wo sich der Fluß Unstrut seinen Weg zwischen Hainleite und Schmücke gebahnt hat. Wegen der strategisch bedeutsamen Lage befinden sich hoch oben auch die Reste der Sachsenburgen. Über Orte wie Kannawurf und Bilzingsleben fahren wir weiter. Heidi entscheidet, daß sich diese Strecke zum Radfahren sowieso nicht eignet, weil es immer rauf und runter geht. Ich sage lieber nichts.
Die Flüsse dieser Gegend sind offenbar ganz kregel, so hat auch die Wipper sich einen Durchbruch durch die Hainleite erstritten. Der Wipperdurchbruch ist landschaftlich wesentlich interessanter als die vergleichsweise langweilige Thüringer Pforte. Auch hier hat man seine Burg: die Ruine Arensburg. In dem Ort Göllingen gibt es neben der Klosterruine St. Wigbert (Benediktinerprobstei um 1000 - 1200) auch andere alte Gemäuer.
Der Rest ist Landstraße zurück nach Frankenhausen, wo wir uns mit Schwimmen, Lesen und einem Schläfchen wieder entspannen. Als wir uns wieder die Augen reiben, scheint die Sonne - nun schnell los zu einem Fotospaziergang. Dann wandern wir hinauf zum Hausmannsturm, ein schönes Panorama bietet Bad Frankenhausen, die Diamantene Aue und die dahinter liegende Hainleite.
k10 Bad Frankenhausen in der Totalen
Unversehens stehen wir vor dem „Hotel Residence Frankenburg“. Heidi besteht darauf, das muß nun auch noch getestet werden. Eigentlich sollte man über dieses Bauwerk keine weiteren Worte verlieren, ich tue es trotzdem. Es sind die Kontraste, die geradezu weh tun. Auf der einen Seite steht der Hausmannsturm, Rest einer ehemaligen Festung und Wahrzeichen des Ortes. Weiter unten versackt die Kirche mit ihrem schiefen Turm, auch ein Wahrzeichen. Zu deren Sanierung fehlen heute noch 150 Tsd. DM. Mitten dazwischen hat man schneeweiß dieses Hotel mit den drei hochaufragenden Giebeln hineinbetoniert. Das hat ja wohl etliche Millionen gekostet.
Wir gehen zwar kurz in dieses Gebäude hinein, sind aber auch genau so schnell wieder draußen. Das ist so steril vornehm darin, da kriegt man sofort eine Gänsehaut und fröstelt.
Um etwas mehr Romantik zu erleben, gehen wir zum Abendessen nun endlich in die Grabenmühle. Da hat man sich mit der üppigen pflanzlichen Dekoration zwar auch etwas vertan, indem alle Topfpflanzen und Hydrokulturen aus Plastik sind. Doch speisen kann man gut (wie es sich in einer „Mühle“ gehört: Forelle). In Frankenhausen ist an diesem Wochenende die Jugendweihe angesagt. So fällt auch hier bald eine geschlossene Gesellschaft ein und wir dackeln zurück, um unsere Koffer zu packen.
Nun wollen wir nicht auf dem kürzesten Weg nach Hause fahren. Stattdessen statten wir der Lutherstadt Eisleben einen Besuch ab. Am schönsten ist, daß wir gleich einen Parkplatz an einem Stadtgraben finden und dann um die Ecke gleich den „durch seine Geschlossenheit beeindruckenden Marktplatz“ (Reiseführer) erreichen. Am Denkmal des allgegenwärtigen Luthers vorbei entern wir die Marktkirche St. Andreas, einer „dreischiffigen Hallenkirche , 15. Jahrh.“ (Reiseführer). Gleich daneben befindet sich das Sterbehaus des allgegenwärtigen Luthers.
Da wir nun von unserer Testtätigkeit befreit sind, verkneifen wir uns die Entrichtung des Eintrittsgeldes und lassen uns den Weg zum Geburtshaus des allgegenwärtigen Luthers weisen. Wegen des mehr freudigen Anlasses hat man das Geburtshaus im Gegensatz zum Sterbehaus konsequent vermarktet.
Wir setzen uns dann auf die Spur von einigen Busgruppen, eine davon wird in Englisch von einem Stadtführer instruiert. Da kommt immer wieder das Wort „Loother“ vor - was immer das heißen mag. Wir betreten noch eine Kirche, die heißt St. Petri-Pauli-Kirche (Taufkirche).
Auf der Weiterfahrt haben wir genug Gelegenheit, über einige Fortschritte in den neuen Bundesländern nachzudenken. So sind viele Innenstädte immer noch in desolatem Zustand, die schönsten Häuser sind unbewohnt, weil man sicher nur schwer Geldgeber findet. Stattdessen hat man allerorts auf der grünen Wiese riesige Einkaufsparks geschaffen, die heißen dann „Saalepark“ oder so. Deutlich hat hier die Gewinnmaximierung über die Verbesserung der Lebensqualität in den Orten gesiegt. Grau-in-grau präsentiert sich die Durchfahrt durch Aschersleben - wie der Name dieses Ortes schon sagt.
Um noch etwas Romantik zu erleben, machen wir Halt in Quedlinburg und erklimmen den Burgberg. Da Quedlinburg nicht weit von Braunschweig liegt, wissen wir, hier kann man immer mal wieder herfahren.
Ein letzter Halt in Hessen, dort zeige ich Heidi die Burgruine und die Süntelbuche im Park. Der Süntel ist ein Mittelgebirge an der Weser bei Hameln, das wissen wir schon lange, den Kyffhäuser kennen wir nun auch.