Erst einmal stehen wir auf dem Bahnsteig inmitten unseres Gepäcks und suchen verzweifelt nach einem Schaffner oder dgl., der uns den Gepäckwagen öffnet. Es vergehen bange Minuten, es zeigt sich keine Menschenseele weit und breit. Ich als Pessimist warte nur darauf, dass der Zug wieder aus dem Bahnhof fährt und mitsamt unseren Rädern auf irgendeinem Abstellgleis im grossen Paris verschwindet.
Dann erscheint aber doch noch ein Arbeiter, der hat den passenden Drei- oder Vierkantschlüssel dabei und aufatmend nehmen wir unsere Räder in Empfang. Nun wird geschnallt und gezurrt, bis die Räder fahrbereit sind. Wir schieben aus dem Bahnhof hinaus, die Sonne über Paris empfängt uns.
Sacre Coeur |
Centre Pompidou |
Der Barkeeper verabschiedet einen Gast mit einem Gesang - na also, das ist Paris! Unser nächstes Ziel ist Notre Dame auf der Ile de la Cite. Mit unseren bepackten Rädern sind wir etwas unbeweglich und schauen uns die ganze Sache mehr oberflächlich an. Auf der anderen Seite der Seine geht es weiter in Richtung Versailles, von Ampel zu Ampel, immer vom Verkehr umtost. Man passiert den Eiffelturm, mächtig spreizt er seine Füsse, um die die Touristen emsig wimmeln.
Wir wechseln über eine Brücke zurück auf das andere Ufer der Seine und befinden uns auf der Avenue de Versailles offensichtlich auf der richtigen Strecke. Wenig später aber kommen wir inmitten verwirrender Verkehrsschilder bald durcheinander. Leicht gerät man auf eine Autobahn oder Fernstrasse. Dann wissen wir nicht mehr, wo wir uns befinden. Rainer und Thomas zücken ihre Lesebrillen, um ihren Senf auf der Michelinkarte dazuzugeben. Ein Passant, der Englisch spricht, erbarmt sich unserer kleinen Gruppe, die da gestikulierend und heftig aufeiander einredend am Strassen rand für Aufsehen sorgt. Er erklärt uns den Standort, was wir erst nach längerem Neigen der Köpfe und Drehen der Karte nachvollziehen können.
Über die Pont du Sevres gelangen wir nach Meudon und dann immer geradeaus nach Versailles. Thomas schwitzt wie in der Sauna, wir anderen beiden auch. Aber Thomas ist bald wie ausgedörrt und wir suchen in Sichtweite des Schloss Versailles ein Restaurant auf. Das tut allen gut. Nun ist schon früher Nachmittag und wir sind noch nicht weit gekommen.
Schloss Versailles |
Uns dagegen macht ein Wachmann klar, dass wir mit den Rädern hier nichts zu suchen hätten. Mit einer ausholenden Armbewegung erklärt er uns den Weg, den wir in den Park auf der Rückseite des Gebäudes zu nehmen hätten. Wir machen uns auf und radeln dann durch den Park, der von Wasserläufen durchzogen ist. Da kann man Boote mieten und herumpaddeln oder sich im Grünen lagern, die geschichtsträchtige Szene in sich aufnehmend. Auf bequeme Weise kann man den Park mit einem kleinen Bummelzug besichtigen, der aber ist fest im Griff der Japaner.
Wir verlassen den Park wieder und befinden uns endlich auf der Strecke, die uns endgültig von Paris wegführt. In Dampiere wird verschnauft. Um die Ecke steht das erste Schloss, mal abgesehen von Versailles. In einem kleinen Laden können wir uns Trinkbares kaufen. Wenig später drücken sich die einkaufenden Damen aus Dampiere die Nasen an der Schaufensterscheibe von innen platt, als Thomas sich erstmal trockenlegt.
Unser Tagesziel haben wir schon im Visier, es ist die Stadt Ramboulliet. Wir fahren auf einer Nebenstrasse durch ein bewaldetes kleines Tal, in jedem Busch scheint eine Nachtigall zu hausen. Eine alte Abtei lassen wir rechts liegen. Das letzte Stück Weges an diesem Tag fahren wir statt auf der Autobahn auf einer eigens für Radfahrer angelegten Trasse durch den Wald von Ramboulliet.
Das Hotel St. Charles nimmt uns auf, vor allem Thomas ist am Ende seiner Kräfte. Neben dem Hotel ist eine Kaserne, dort marschiert eine Militärkapelle unter schmetternden Weisen umher, wie wir von unserem Fenster aus feststellen können. So wird offebar der Weltfrieden erhalten.
Schloss Ramboulliet |
Mit der französischen Küche sind wir noch einigermassen unentschlossen, deswegen suchen wir ein Chinarestaurant auf. Von drei verschiedenen Gerichten lassen wir uns es wechselweise schmecken, Rainer macht das alles zünftig mit den Stäbchen.