Dubrovnik Hafenpanorama |
Dubrovnik
Dubrovnik(gemalt) |
Schliesslich dürfen wir in Dubrovnik direkt an der Altstadt aussteigen, um augenreibend den Befestigungsgraben zu überqueren und das Pile Tor zu durchschreiten. Da befindet sich sogleich der "Grosse Onofrios Brunnen" oder sowas. Wir durchschreiten nun etliche Gassen, zuerst die Placa Stradun (Hauptstrasse). Da ist alles tiptop, und so bleibt es auch weiterhin - eben perfekt für den Tourismus - mittelalterlich durchgestylt. Die wesentlichen Sehenswürdigkeiten kosten alle Eintritt. Wir nassauern mal eben bei einer deutschsprachigen Besuchergruppe, wo jemand mit einem hochgereckten Stab die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken versteht. So erfahren wir: "Die roten Dachziegel stammen alle von nach dem Krieg, die mehr vergilbten dagegen sind noch original mittelalterlich". Nun hat man Dubrovnik, auch die Altstadt - trotz Weltkulturerbe -, ja seinerzeit mit Kanonen bearbeitet(1993, 2000 Granaten), aus welchen strategischen Gründen auch immer. Die Häuser hätten alle Holzdecken, heisst es, so seien die Geschosse bis in die Keller gehagelt, bevor sie detonierten. Mehr wollen wir eigentlich nicht hören.
Wir stolpern eine Treppe hinauf und begeben uns vorsichtig in ein Gebäude, wo kein Eintritt erhoben wird. Da kommt aber schon so eine Art Drache herangezischt, dies sei eine Schule und man solle den Betrieb nicht durcheinanderbringen. Das ist einzusehen! Draussen sitzen dann auch in ihr Morgenbrot vertiefte Jugendliche, vielleicht ist gerade Pause?
Nun wäre leider beinahe vergessen worden, was es auf besagter Mauer zu sehen gibt. Natürlich Dächer noch und noch, ob rot oder vergilbt, von Osten und Westen oder sonstwo. Lassen wir die Bilder sprechen - historisches ist anderenorts nachzulesen oder besser: man fährt selbst einmal hin. Ich kann nur ein Gefühl wiedergeben, das einen bei so ganz ausgefallenen Erlebnissen befällt: die Zeit müsste jetzt still stehen.
Meine Gattin finde ich tatsächlich in ihrem Cafe wieder. Wir wandeln
anschliessend zum Hafen und werden fast in das nächste abfahrende Boot
nach Cavtat gezerrt. Das ist allerdings eine schöne Sache, eine kleine
Seefahrt und um irgendwelche Busprobleme braucht man sich nicht zu
kümmern. Trotzdem werden wir im hinteren Hafen in Cavtat ausgeladen und
dürfen so an die 2 km zu unserem Hotel zurücklaufen.
Wir kommen noch zum Mittagessen zurecht und können auch erfolgreich
"belegen", jeder Sonnenanbeter weiss, was damit gemeint ist.
Ronald Brown Pathway
Schon im Reisebüro fragt man sich, ob hinter dem schliesslich gebuchtem
Hotel die abgebildeten Berge irgendwie besteigbar sind - jedenfalls
geht es mir so. Und da findet sich im Touristenbüro von Cavtat ein
Blättchen (moderner: Flyer)
mit dem Hinweis auf den oben genannten Steig. Der führt demnach hinauf
auf 700 m Höhe, wo sich dann ein Bergkreuz befindet, als Mahnmal
für ein Flugzeugunglück, das sich am 3. April 1996 ereignet hat. Dabei
ist besagter Ronald Brown in
seiner Mission als Amerikanischer Handelsminister mit mehr als 30
Begleitern ums Leben gekommen.
Das lässt einem natürlich keine Ruhe, wenn man sich auf der schon vor
dem Frühstück belegten Strandliege aalt. Punkt 8.45 - also früh
morgens - heisst es "Tempus peto", was in Studentenverbindungen früher
hiess: "Ich muss mal pinkeln" - sorry - da ist man schon wieder
abgeschweift. Jedenfalls geht es mit den Puma Turnschuhen (man kann ja
nicht immer in Sandalen rumlaufen) dann auf den Weg. Der Pfad ist
eigentlich leicht zu finden und gut markiert. Nur ist die
Landkartenskizze nicht ganz korrekt, deswegen beginnt der Aufstieg
für mich erstmal auf einer betonierten falschen Fährte, bis man auf die
Wegmarkierung stösst: ein roter Kreis. Der Pfad windet sich im
Zickzack den Hang hinauf und ist sehr aufwändig angelegt. Mit grossen
Blöcken ist der Weg hangabwärts befestigt. Das muss eine Menge Arbeit
und Kosten verursacht haben, und man mag sich vorstellen, in wessen
Interesse dieser Steig angelegt wurde und wer das finanziert hat.
Auf etwa dem halben Weg erreicht man ein Gedenkkreuz mit dem Datum: 27.11.94. Was sich derzeit an dieser Stelle oder anderswo ereignet haben mag, ist leider nicht herauszufinden. Inzwischen ist die Aussicht grandios, hinunter nach Cavtat oder hinüber nach Dubrovnik. Schliesslich erreicht man eine Kante, von wo aus der Weg auf der Rückseite des Berges weniger steil verläuft und man einigen frei grasenden glockentragenden Rindern begegnet. Die sind zum Glück friedlich. Und dann kommt sogar ein wanderndes Ehepaar entgegen. Ich frage lieber, ob sie deutsch sprechen, "because it would be funny to speak English with German people". Da lacht man schon mal zusammen - nein, es sind wohl Amerikaner, und sie suchen den besagten Pathway. Auf dem befinden sie sich zwar schon, aber nicht in Richtung auf das Gipfelkreuz. "Here you will only go downhill and at last reach the main street" kann ich vermitteln und so kehren sie natürlich lieber um "Many Thanks". Sie hätten ihr Auto hier oben irgendwo geparkt. Das ist etwas enttäuschend, nachdem man nach über einer Stunde Aufstieg sich in einer absoluten Bergeinsamkeit wähnte. Aber es gibt hier oben noch die kleine Ansiedlung Velji, auch ein Restaurant namen Konavoski Komin.
Velji Kürbisse Gottesanbeterin |
Das Gedenkkreuz ist mittlerweile in Sicht gekommen, es liegt metallisch glitzernd ein ganzes Stück weiter oben auf einem Berg, der heisst wohl Strazisce und ist 701 m hoch. Kann man noch riskieren, dort hinauf zu steigen, ohne durch zu lange Abwesenheit die bangende Gattin zu ängstigen? Versuchen wir es mal! In der Ansiedlung ist wohl die Kürbisernte gut geraten, da liegen hunderte von gelben Kürbissen zum Trocknen aus. Der letzte Teil des Anstiegs ist nicht so komfortabel angelegt und eher naturbelassen. Eine tote Schlange liegt auf den Steinen, die bietet leider keinen schönen Anblick mehr. Aber nun entdecke ich das zweite mal in diesem Jahr sowie das zweite mal im Leben überhaupt (s. Zypern) eine Gottesanbeterin. Die klettert gerade an ein paar Gräsern herum und lässt sich in ihrer behäbigen Art bereitwillig fotografieren. Da hat sich der ganze Aufstieg ja schon wieder gelohnt.
Nach 2 1/2 Stunden Wanderung taucht dann das Gedenkkreuz auf. Es sind
dort 36 Namen auf einer Tafel benannt. Damit kann eine Pressemitteilung
aus dem Jahr 1996 eingefügt werden, aus der hervor geht, was sich hier
am 3.4.1996 ereignet hat:
Die Aussicht ist natürlich grandios, man erkennt in Richtung Osten -
womöglich Montenegro? - weitere Gebirgszüge, die sich bis 2000 m Höhe
erheben. Inzwischen ist auch unser amerikanisches Ehepaar eingetroffen.
Die Dame kommt wedelnd heran, "The flies bother me, may be caused by
the sun tan". Ich mache mich an den Abstieg, man ist schliesslich unter
Zeitdruck. Es ist noch zu sagen, dass der Weg zwar weitgehend bequem
geführt - aber auch sehr steinig ist. Da sind selbst Turnschuhe nicht
ganz das richtige, besser man hätte richtige Wanderstiefel mit dicken
Sohlen. Der Abstieg dauert 1 1/2 Stunden, damit kommt man auf 4 Stunden
für die ganze Unternehmung. Mit qualmenden Socken und Füssen bin ich
dann noch rechtzeitig zum Mittagsbuffet wieder unten, da kann man dann
gut eine Cola nach der anderen wegzischen.
Der Rest des Nachmittags dient selbstredend der Entspannung.