Dalmatien 2006
17.9.-1.10.


Dubrovnik Hafenpanorama

Dubrovnik

Zweimaster
Dubrovnik(gemalt)
Am vierten Tag ist es dann so weit: strahlend blauer Himmel - Fotowetter - und damit ist unser aller Dubrovnik angesagt. Man kann mit dem Linienbus fahren - muss dazu aber nach Cavtat wandern und am Busbahnhof in Dubrovnik Richtung Altstadt umsteigen. Der Touristenbus (doppelt so teuer: 20 Kuna) fährt dagegen am benachbarten Hotel Albatros ab und direkt an die Altstadt. Das ist praktischer. Der Bus erscheint sogar pünktlich, ist auch schnell randvoll. Unterwegs werden noch weitere Hotels angefahren, da möchte man lieber nicht untergebracht sein, denkt man dann immer. Es stehen dort auch einige Hotelkomplexe leer oder nicht fertiggestellt herum, vielleicht Folgen des unseligen Krieges?




Schliesslich dürfen wir in Dubrovnik direkt an der Altstadt aussteigen, um augenreibend den Befestigungsgraben zu überqueren und das Pile Tor zu durchschreiten. Da befindet sich sogleich der "Grosse Onofrios Brunnen" oder sowas. Wir durchschreiten nun etliche Gassen, zuerst die Placa Stradun (Hauptstrasse). Da ist alles tiptop, und so bleibt es auch weiterhin - eben perfekt für den Tourismus -  mittelalterlich durchgestylt. Die wesentlichen Sehenswürdigkeiten kosten alle Eintritt. Wir nassauern mal eben bei einer deutschsprachigen Besuchergruppe, wo jemand mit einem hochgereckten Stab die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken versteht. So erfahren wir: "Die roten Dachziegel stammen alle von nach dem Krieg, die mehr vergilbten dagegen sind noch original mittelalterlich". Nun hat man Dubrovnik, auch die Altstadt - trotz Weltkulturerbe -, ja seinerzeit mit Kanonen bearbeitet(1993, 2000 Granaten), aus welchen strategischen Gründen auch immer. Die Häuser hätten alle Holzdecken, heisst es, so seien die Geschosse bis in die Keller gehagelt, bevor sie detonierten. Mehr wollen wir eigentlich nicht hören.

Wir stolpern eine Treppe hinauf und begeben uns vorsichtig in ein Gebäude, wo kein Eintritt erhoben wird. Da kommt aber schon so eine Art Drache herangezischt, dies sei eine Schule und man solle den Betrieb nicht durcheinanderbringen. Das ist einzusehen! Draussen sitzen dann auch in ihr Morgenbrot vertiefte Jugendliche, vielleicht ist gerade Pause?

Das absolut einzigartige an Dubrovnik ist die geschlossene Stadtmauer, die rundherum mit den herrlichsten Aussichten begangen werden kann. Leider ist meiner lieben Gattin dieser Genuss verwehrt, denn dort hinauf gilt es eine luftige Stiege zu überwinden. So setzt man sich in ein nahes Cafe, ich nehme schon mal Kamera und Geldbörse in die Hand und mache mich auf den Weg. Eintritt 50 Kuna, einen elektronischen Führer per Ohrwurm kann man auch mieten: 40 Kuna! Auf der Stadtmauer sind an exponierten Stellen Nummern angebracht, diese muss man dann auf dem mitgeführten Gerät drücken und erfährt sogleich, wo man sich befindet und was man alles sehen kann und wie es früher war und was sich da alles zugetragen hat. Darauf muss ich leider verzichten, weil ich die Kosten im Cafe niedrig halten muss und vielleicht in Rekordzeit die Mauer umrunden kann? Ob es für das Guiness-Buch reicht: 35 Min. sind es dann gewesen? Wenn man nicht fotografieren würde, wäre man noch schneller. Als ich die Runde beendet habe, stehen inzwischen Hunderte von Menschen wartend vor der Eintrittskasse, da sind einige Staus auf den Engstellen der Mauer vorprogrammiert.

Nun wäre leider beinahe vergessen worden, was es auf besagter Mauer zu sehen gibt. Natürlich Dächer noch und noch, ob rot oder vergilbt, von Osten und Westen oder sonstwo. Lassen wir die Bilder sprechen - historisches ist anderenorts nachzulesen oder besser: man fährt selbst einmal hin. Ich kann nur ein Gefühl wiedergeben, das einen bei so ganz ausgefallenen Erlebnissen befällt: die Zeit müsste jetzt still stehen.

Meine Gattin finde ich tatsächlich in ihrem Cafe wieder. Wir wandeln anschliessend zum Hafen und werden fast in das nächste abfahrende Boot nach Cavtat gezerrt. Das ist allerdings eine schöne Sache, eine kleine Seefahrt und um irgendwelche Busprobleme braucht man sich nicht zu kümmern. Trotzdem werden wir im hinteren Hafen in Cavtat ausgeladen und dürfen so an die 2 km zu unserem Hotel zurücklaufen.

Wir kommen noch zum Mittagessen zurecht und können auch erfolgreich "belegen", jeder Sonnenanbeter weiss, was damit gemeint ist.





Ronald Brown Pathway

Schon im Reisebüro fragt man sich, ob hinter dem schliesslich gebuchtem Hotel die abgebildeten Berge irgendwie besteigbar sind - jedenfalls geht es mir so. Und da findet sich im Touristenbüro von Cavtat ein Blättchen (moderner: Flyer) mit dem Hinweis auf den oben genannten Steig. Der führt demnach hinauf auf 700 m Höhe, wo sich dann ein Bergkreuz befindet, als Mahnmal für ein Flugzeugunglück, das sich am 3. April 1996 ereignet hat. Dabei ist besagter Ronald Brown in seiner Mission als Amerikanischer Handelsminister mit mehr als 30 Begleitern ums Leben gekommen.

Das lässt einem natürlich keine Ruhe, wenn man sich auf der schon vor dem Frühstück belegten  Strandliege aalt. Punkt 8.45 - also früh morgens - heisst es "Tempus peto", was in Studentenverbindungen früher hiess: "Ich muss mal pinkeln" - sorry - da ist man schon wieder abgeschweift. Jedenfalls geht es mit den Puma Turnschuhen (man kann ja nicht immer in Sandalen rumlaufen) dann auf den Weg. Der Pfad ist eigentlich leicht zu finden und gut markiert. Nur ist die Landkartenskizze nicht ganz korrekt, deswegen beginnt der Aufstieg für mich erstmal auf einer betonierten falschen Fährte, bis man auf die Wegmarkierung stösst:  ein roter Kreis. Der Pfad windet sich im Zickzack den Hang hinauf und ist sehr aufwändig angelegt. Mit grossen Blöcken ist der Weg hangabwärts befestigt. Das muss eine Menge Arbeit und Kosten verursacht haben, und man mag sich vorstellen, in wessen Interesse dieser Steig angelegt wurde und wer das finanziert hat.




Auf etwa dem halben Weg erreicht man ein Gedenkkreuz mit dem Datum: 27.11.94. Was sich derzeit an dieser Stelle oder anderswo ereignet haben mag, ist leider nicht herauszufinden. Inzwischen ist die Aussicht grandios, hinunter nach Cavtat oder hinüber nach Dubrovnik. Schliesslich erreicht man eine Kante, von wo aus der Weg auf der Rückseite des Berges weniger steil verläuft und man einigen frei grasenden glockentragenden Rindern begegnet. Die sind zum Glück friedlich. Und dann kommt sogar ein wanderndes Ehepaar entgegen. Ich frage lieber, ob sie deutsch sprechen, "because it would be funny to speak English with German people". Da lacht man schon mal zusammen - nein, es sind wohl Amerikaner, und sie suchen den besagten Pathway. Auf dem befinden sie sich zwar schon, aber nicht in Richtung auf das Gipfelkreuz. "Here you will only go downhill and at last reach the main street" kann ich vermitteln und so kehren sie natürlich lieber um "Many Thanks". Sie hätten ihr Auto hier oben irgendwo geparkt. Das ist etwas enttäuschend, nachdem man nach über einer Stunde Aufstieg sich in einer absoluten Bergeinsamkeit wähnte. Aber es gibt hier oben noch die kleine Ansiedlung Velji, auch ein Restaurant namen Konavoski Komin.


Velji

Kürbisse

Gottesanbeterin

Das Gedenkkreuz ist mittlerweile in Sicht gekommen, es liegt metallisch glitzernd ein ganzes Stück weiter oben auf einem Berg, der heisst wohl Strazisce und ist 701 m hoch. Kann man noch riskieren, dort hinauf zu steigen, ohne durch zu lange Abwesenheit die bangende Gattin zu ängstigen? Versuchen wir es mal! In der Ansiedlung ist wohl die Kürbisernte gut geraten, da liegen hunderte von gelben Kürbissen zum Trocknen aus. Der letzte Teil des Anstiegs ist nicht so komfortabel angelegt und eher naturbelassen. Eine tote Schlange liegt auf den Steinen, die bietet leider keinen schönen Anblick mehr. Aber nun entdecke ich das zweite mal in diesem Jahr sowie das zweite mal im Leben überhaupt (s. Zypern) eine Gottesanbeterin. Die klettert gerade an ein paar Gräsern herum und lässt sich in ihrer behäbigen Art bereitwillig fotografieren. Da hat sich der ganze Aufstieg ja schon wieder gelohnt.

Nach 2 1/2 Stunden Wanderung taucht dann das Gedenkkreuz auf. Es sind dort 36 Namen auf einer Tafel benannt. Damit kann eine Pressemitteilung aus dem Jahr 1996 eingefügt werden, aus der hervor geht, was sich hier am 3.4.1996 ereignet hat:

US-Experten untersuchen Boeing-Absturz

DUBROVNIK/WASHINGTON - In den USA und in Kroatien wehen die Flaggen auf halbmast: Trauer um US-Handelsminister Ronald Brown und 34 weitere Passagiere, die am Mittwoch bei einem Flugzeugabsturz bei der kroatischen Hafenstadt Dubrovnik umkamen (wir berichteten). über die Unglücksursache herrschte auch gestern Unklarheit. 25 US-Experten untersuchen vor Ort die Katastrophe. Bei Regen und Sturm war die Boeing 737 an einem Berg zerschellt. Der Pilot hatte offenbar die Orientierung verloren, flog beim Landemanöver eine Schleife in Richtung Berge statt zum Meer. Ein Grund könnte sein: Die Flughafen-Technik in Dubrovnik ist total veraltet. Es gibt keine Computer, die anfliegende Jets zur Landebahn lotsen...

Damit sind die näheren Umstände der Angelegenheit geklärt. Gedenkt man auch der Tausende von Opfern in den Massengräbern in ähnlicher Weise?

Die Aussicht ist natürlich grandios, man erkennt in Richtung Osten - womöglich Montenegro? - weitere Gebirgszüge, die sich bis 2000 m Höhe erheben. Inzwischen ist auch unser amerikanisches Ehepaar eingetroffen. Die Dame kommt wedelnd heran, "The flies bother me, may be caused by the sun tan". Ich mache mich an den Abstieg, man ist schliesslich unter Zeitdruck. Es ist noch zu sagen, dass der Weg zwar weitgehend bequem geführt - aber auch sehr steinig ist. Da sind selbst Turnschuhe nicht ganz das richtige, besser man hätte richtige Wanderstiefel mit dicken Sohlen. Der Abstieg dauert 1 1/2 Stunden, damit kommt man auf 4 Stunden für die ganze Unternehmung. Mit qualmenden Socken und Füssen bin ich dann noch rechtzeitig zum Mittagsbuffet wieder unten, da kann man dann gut eine Cola nach der anderen wegzischen.

Der Rest des Nachmittags dient selbstredend der Entspannung.


3 Insel Kreuzfahrt usw.
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