Mittlerweile sind vier Reiseführerinnen im Einsatz - das haben wir letztlich dem Turmbau zu Babel zu verdanken. Da die Gäste aus unterschiedlichen Heimatländern angereist sind, werden die Erläuterungen in Englisch, Französisch, Flämisch und Deutsch von jeweils einer anderen Dame verabreicht. Unsere ist aber die hübscheste - wie wir meinen, trotz der Zahnspangen. Die ihrem Aussehen, wie sie selbstironisch meint, besonders beim Spinatessen allerdings einigen Abbruch tun, besonders wenn man lacht.
Kolocep |
Nun geht es aber los, immer an der felsigen Küste nordwärts zu der
Elafiten Inselgruppe. Dort
laufen wir zuerst die Insel Kolocep
an. Für den Landgang hat
man eine knappe Stunde Zeit, die reicht gerade für einen Besuch der
Toiletten des Strandhotels. Von den eigentlichen Schönheiten der Insel
kann man so nichts weiter mitbekommen und hier am Meer ist der Hund
verfroren. Eine schöne Villa liegt dann auch direkt am Hafen weiter
hangaufwärts und rottet vor sich hin. Es ist zu lesen:
"Auf den bewaldeten Hügeln liegen
verstreut die Ruinen zahlreicher Sommerhäuser und Villen des früheren
Dubrovniker Adels".
Wir sind froh, als es wieder weiter geht, zumal nun ein paar lustige Musikanten aufspielen. Da kommt Stimmung in die Bude, wenn man nicht gerade so sauertöpfisch guckt - wie wir. "Warum ist es am Rhein so schön?" - oder war es "Trink, trink, Brüderlein trink..."? Nein, es sind auch Lieder des Landes dabei, wo man natürlich den Text nicht versteht. Der Herr am Akkordeon sieht übrigens einem lange und immer noch gesuchten Kriegsakteur recht ähnlich, vielleicht hat er sich auf diese Weise getarnt. Bei diesem Thema sollt man sich mit Spässen allerdings zurückhalten...
Sipan |
Die nächste Insel heisst Sipan.
Die Hafenszene in dem Ort Sudurat
ist sehr malerisch - so wie man es sich vorgestellt hat. Wir erfahren
nun, dass es auf der Insel eine 5 km lange Strasse gibt, auf der auch
Autos fahren. Allerdings gibt es weder Verkehrszeichen, Nummerschilder,
TüV oder gar Polizei. Das mag man manchen Rostlauben am Hafen auch
ansehen. Interessanter ist ein Anwesen mit zwei Wehrtürmen, umgeben von
Festungsmauern und leider nicht zu besichtigen, obwohl es seit kurzem
wieder hergerichtet ist, da es sich in Privatbesitz befindet. Früher
hat man sich dort wohl vor den Piraten in Sicherheit gebracht - heute
vor den Touristen. Man kann nun ein wenig herum wandeln und Eindrücke
sammeln. Bei einem Abstecher treppauf in die Hinterhöfe entdecke ich
eine gelbe Blume, die einer Herbstzeitlosen gleicht. Es handelt sich um
den Herbst-Goldbecher (Sternbergia
lutea).
Damit wollen wir zu der letzten Insel schippern, die heisst Lopud. Ein fideler Herr aus dem
Schwabenland wird ganz aufgeregt, es komme ihm alles so bekannt vor -
ob er schon mal hier gewesen sei? Vor 20 oder gar 30 Jahren?
Schliesslich fragt er die gute Yvonne aus und beschliesst dann, dass er
sehr wohl schon mal hier gewesen sei. "I henns an der Burg kennt"
verkündet er mit grösster Zufriedenheit. Die Burg ist allerdings ein
Franziskanerkloster aus dem 15. Jahrhundert, wenn auch ein recht
wehrhaftes. Zur Zeit aber herrschen dort Renovierungsarbeiten, was man
daran erkennt, dass gerade ein Arbeiter eine schwer beladene Schubkarre
über eine aufgestelzte schwankende Planke ballanziert. Das wäre was für
Heidi - wird gescherzt.
Auf dieser Insel sollen wir nun einige Stunden verweilen. Es soll nämlich einen Badestrand geben, allerdings auf der anderen Seite der Insel, wo man erst hinlaufen müsste. Auf dem Weg dahin gibt es auch das Restaurant Konoba Barbara, das eine Touristin gleichen Namens aus Deutschland mit ihrem kroatischen Gatten betreibt, an dem sie vor vielen Jahren während eines Urlaubs hängen geblieben ist. Man sitzt dort sehr angenehm unter einer weinumrankten Laube. Leider werden wir zu lange nicht bedient und ziehen wieder des Weges. Am Meer - Boulevard oder auch Hafenpromenade nennt man das wohl, bekommen wir unseren Cappuccino.
Lopud |
Damit ist die lange Zeit noch nicht vergangen und wir sinnen über ein
paar der Erzählungen der guten Yvonne nach. Die Palmen an der Kirche
ständen im Guinessbuch - es seien die höchsten an der Adria oder gar
des Mittelmeeres. Seeigel könne man essen: durchschneiden und
auslöffeln. Die Reste ins Meer schmeissen, die leben noch wie bei einem
durchgeschnittenen Regenwurm und vermehren sich dann wieder. Die
Dachziegel auf den Dächern seien ja so hübsch rund. Das läge daran,
dass man als es noch keine Maschinen gab, die Tonziegel vor dem Brennen
auf den
Oberschenkeln in Form gebracht habe. Daher seien sie je nach
Leibesfülle des Arbeiters auch verschieden gross. Dass menschliche
Seelen aus den Spitzen der Zypressen gen Himmel fahren, hatten wir
schon
erwähnt. An den Fenstern der alten Häuser befinden sich eigenartige
steinerne Nasen. An denen könne man einen Sonnenschutz anbringen, sie
aber auch als Aufzugshilfe verwenden, wenn man einen Schrank bei Ikea gekauft habe. Und der Oleander, der sei extrem giftig.
Wenn man die Blätter trocknen und daraus einen Tee zubereiten würde,
wäre der bestens für eine ungeliebte Schwiegermutter geeignet.
Wir schlendern nun noch zu dem Hotel
Lafodia, wo das Schiff auch wieder ablegen wird. Das Hotel ist
ein ziemlicher Kasten, der hier nicht so gut herpasst, aber das kennt
man ja schon aus vielen anderen Regionen. Die schöne Geschichte ist,
dass man für das Hotel auf öffentlichem Gelände am Meer einen Pool
angelegt hatte, der aber - Ordnung muss sein - wieder entfernt werden
musste. Daraufhin hat man so eine Art Gartenpool aufgestellt, wie man
sie notfalls im Baumarkt erwerben kann. Nun liegen da wie auf dem
Präsentierteller ein paar Badegäste herum, die sich wahrscheinlich
ärgern, wenn ein Schiff anlegt und Touristenmassen direkt vor ihren
Nasen oder gar entbl. Busen entlässt.
Herbstgoldbecher Feigenkaktus Neapolitanisches Alpenveilchen |
Man kann noch ein Stück weiter laufen - Heidi wird es bald wieder zu
luftig. Aber wenig weiter ist ein ganzes Feld von wilden Alpenveilchen
(Neapolitanisches Alpenveilchen, Cyclamen hederifolium)
zu entdecken. Heidi hatte inzwischen auch noch eine "Orchidee"
entdeckt. Aber das war nur ein "Krummstab" aus der Gruppe der
Aronstabgewächse. Bis zur Abfahrt bewundern wir abschliessend die
Landschaft ringsum, und die ist schon sehenswert.
Die Rückfahrt verläuft nach Plan - wieder mit Musike, es finden sich
alle Passagiere ein, oder auch nicht, das wird weiter nicht überprüft.
Zurück im Hafen von Dubrovnik dürfen wir noch zwei Kreuzfahrtschiffe -
Träume aus Stahl und Glas - bewundern: das kleinere heisst Sky Glory oder so, das Superschiff
ist dagegen die "Brilliance of the
Seas". Allerdings warten am Pier lange Menschenschlangen auf die
kleinen Zubringerboote, die die Ausflügler wieder an Bord bringen
sollen. Dort wird es dann sicher etwas Leckeres zu essen geben.
Aber auch wir sind nach einer längeren Busfahrt noch rechtzeitig zum
Abendessen zurück.
Animation
Zum Abschluss wollen wir uns noch mit einigen Annehmlichkeiten des
Hotelambiente befassen. Wenn man so nach dem Frühstück so gegen 10 Uhr
beim dritten Kaffee vor sich hin döst, erklingt plötzlich eine Art
Discomusik und eine 6-köpfige fidele Jugendgruppe läuft auf und
versucht sich klatschend und gestikulierend in synchronen Tanzgebärden
zu bewähren. Anschliessend wird ein jeder befragt, ob er Lust auf ein
Spielchen hätte, Pfeile werfen (Game of Darts), Shuffleboard,
Tischtennis,
Volleyball, Poolgymnastik oder Bälle möglichst nahe an eine kleinere
Kugel heranwerfen (Boccia). Das Problem ist nur, dass ein jeder der
Teilnehmern lautstark mit seinem Namen angefeuert wird. Als ob es um
eine Weltmeisterschaft ginge. Bei schlechtem Wetter kan man auch
Kartenspiele ordern oder aus Hölzchen einen Turm bauen und hinterher
möglichst viele Hölzchen wieder heraus ziehen, ohne dass der Turm
zusammen bricht. Da guckt man dann von nebenan zu, bis der Turm endlich
doch
zusammen bricht.
Abends bietet die Animationsgruppe noch einiges mehr. Quiz,
Disco-Hitparade, Misterwahl usw. Das führt immerhin dazu, dass ich
einige male sowohl von und mit meiner Gattin zu einem Tänzchen
gezwungen werde,
als auch mit Rusy, der
hübschesten der Animateusen, obendrein kommt sie aus Bulgarien und
studiert ökologie. Nur mit den Walzerdrehungen klappt das nicht so
ganz, wenn man in abgetretenen Latschen (ehemals Sandalen) aufläuft.
Die Animateure sind allesamt Studenten: 4 Mädchen und zwei Knaben. Der
eine geht uns erst auf den Wecker, der sieht etwa so aus wie ein
gewisser Küblböck. Später
stellen wir fest, dass gerade dieser mit dem Namen Alexander bzw. Alex über bemerkenswerte
Tänzerqualitäten verfügt. Als wir mit ihm ins Gespräch kommen, stellt
sich heraus, dass er aus Skopje stammt und Musiktheater studiert.
Ausserdem verfügt er über so einen netten Charme - wir schmelzen dahin.
Ab da pflegen wir ein sehr herzliches Verhältnis miteinander und
vereinbaren schliesslich am Schluss, per Email in Kontakt zu bleiben.
Meistens klappt das dann nicht...
Ein Abend ist besonders bemerkenswert, das ist die Wahl des Mister Epidaurus. Zu dieser
Darbietung wird eigens ein professioneller Conferencier eingesetzt, der
über die notwendigen Sprachkünste verfügt. Man sucht zunächst
Kandidaten, einen aus den jeweiligen Herkunftsländern der Gäste. Es
finden sich ein Familienvater aus dem irischen Dublin, ein Franzose,
ein
Deutscher und ein Russe, der heisst Konstantin.
Nun geht es nicht nach Schönheit, sondern man muss diverse Aufgaben
bewältigen. Z.B. den River Quai Marsch pfeifen. Aber Konstantin kann
nicht pfeifen. Dann muss ein Luftballon bis zum Platzen aufgeblasen
werden. Aber Konstantin kann nicht blasen (sorry). Dann muss man ein
Bier, ein rohes Ei und einen Kakao auf Ex trinken. Da hat Konstantin
schon keine Lust mehr und zieht sich schmollend zurück: "Njet, Njet"
hört man nur, das ist zu verstehen. Wir fürchten schon um einen Eklat,
ist doch auch die politische Vergangenheit sowie auch die Gegenwart in
diesen Ländern etwas problematisch.
Konstantin lässt sich aber doch für eine weitere Aufgabe überreden:
möglichst viele Kleidungsstücke aus dem Publikum heranzuschaffen.
Verstohlen nesteln einige Damen aus Konstantins Umfeld an sich herum.
Die anderen Kandiaten bemühen sich vorwiegend um Schuhe. Der
Familienvater aus Dublin kann aber auch mit einer Windel seines Sohnes
(15 Monate) aufwarten. Aber Konstantin: er wedelt mit diversen BHs und
Slips herum. Wenn wir es richtig verstanden haben: damit mag er die
moralischen Etiketten zu stark strapaziert haben, denn er bekommt
anscheinend nur einen Punkt. Nun hat er überhaupt keinen Bock mehr.
Zum Schluss ist noch Armdrücken
nach Art der Bajuwaren angesagt. Konstantin verliert einmal, gewinnt
dann doch noch, aber am Schluss ist der Mister Epidaurus der Franzose,
der sonst weiter nicht aufgefallen ist. Das liege daran, dass die
meisten der anwesenden Gäste aus Frankreich seien, wird gemunkelt.
Konstantin ist zwei Tage später abgereist - aber wohl nicht wegen
dieser Episode.
Gegen Ende unseres Aufenthalts geht es wohl schon dem Ende der Saison
entgegen. Vier Animateure, darunter unser Alex beenden ihren
6-monatigen Dienst, der, wie man hört, auch recht anstrengend sein
kann. Man muss immer lustig und gut drauf sein und ständig Kontakt
suchen. Was dabei zu verdienen ist, dürfen sie uns allerdings nicht
erzählen. Auf jeden Fall lohnt sich die Sache für das Pflegen der
Fremdsprachen, weil man schliesslich tagein tagaus Unterhaltungen führen
muss. Man kann sich aber auch vorstellen, dass jede sich anbahnenden
freundschaftliche Beziehungen immer nur von kurzer Dauer sind, und dann
sind wieder neue (fremde) Gäste da undsoweiter undsoweiter...
Die beiden zurückgebliebenen Mädchen Rusy
und Maja tun uns etwas leid.
Sie müssen sich nun noch weitere vier Wochen bemühen, zu zweit das
akustische und stimmungsmässige Niveau zu halten. Was uns betrifft: es
war ja mal ganz interessant, die geschilderten Beobachtungen zu machen.
Man muss es aber nicht unbedingt haben, man fährt schliesslich nicht in
ferne Länder, um Luftballons aufzublasen oder sich sonstwie zum Horst
zu machen zu lassen. Diese Ansicht gilt natürlich nur für Leute wie wir
es sind: Sauertöpfe und Miesepampel. Es gibt dagegen auch
Herrschaften, die blühen bei derlei Unterhaltung regelrecht auf, und
denen sei es herzlich gegönnt!
Menschen im Hotel
Man hat uns mal böse kritisiert, dass wir uns gern über andere Gäste
amüsieren, darüber auch noch in den Reiseschilderungen berichten und es
obendrein noch im Internet kundtun. Bisher war es aber immer so anonym,
dass sich noch keiner wiedergefunden oder gar beschwert hat. Um euch zu
beruhigen: diesmal haben wir (fast) niemand, über den man sich lustig
machen würde. Dennoch wollen wir ein paar Mitgäste erwähnen, allein
schon um die eigenen Erinnerungen festzuhalten. Wenn man doch ein
bisschen lästern darf: man sieht eine Menge wohlbeleibte um nicht zu
sagen übergewichtige Figuren, die auch in der Garderobe nicht immer das
richtige Händchen haben. Wie verhüllt man Wölbungen vorn oder hinten in
der Grösse eines Kartoffelsacks? Eine Dame versteht sich wohl auf
Spitzen, Rüschchen und Bändchen und bekommt von uns - verzeiht es - den
Spitznamen "Spielchen", wenn sie da so im Wasser plätschert. Im übrigen
scheint die Regel zu gelten: je beleibter die Gäste, desto voller die
Teller.
Das Publikum ist um diese Jahreszeit stark ruhestands-geprägt. Auch wir
tragen natürlich unseren Teil dazu bei. Doch da tut es gut wenn man
auch mal zwei hübsche junge Damen an den Tisch bekommt. Das sind Yvonne und Manuela aus Kaiserslautern, die
einen Kongress EUROTOX (über toxologische Forschungen) im Hotel Croatia
in Cavtat besuchen. Zur Erholung weilen sie aber in unserem Hotel und
werden in den nächsten Tagen auch zuweilen am Beach gesichtet. Man kann
sich ja auch nicht ständig mit der Giftmischerei beschäftigen. An dem
Büchergrabbeltisch in der Rezeption findet man eine Woche später den
Tagungsband. Da könnte man nun einiges daraus zitieren. Ein
Vortragsthema stellen wir mal vor:
"A Review of Background Findings in Cynomolgus Monkeys (Macaca
Fascicularis) from Three Different Origins" (S. 89).
Wollte man darüber nicht schon immer etwas genaueres wissen?
Granatapfel Feigen Feigenkaktus |
über die Nationalitäten wurde schon gesprochen. Die Deutschen sind
keineswegs - endlich mal - in der überzahl. Das grösste Kontingent
stellen die Franzosen, gefolgt von den Engländern. Die deutschen Gäste
kommen vorwiegend, wie man an der Sprache hören kann, aus den neuen
Bundesländern. Wie beim letzten Urlaub auf Zypern haben wir auch wieder
mit einem Ehepaar aus Leipzig angebändelt und ein paar gemeinsame
Abende mit "Ein Bier - ein Rotwein"
auf der Terrasse zugebracht.
Die auffälligsten Erscheinungen sind allerdings die junge Familie aus
Dublin. Die Eltern sind sehr nett und führen zwei Kinder mit sich: ein
Mädchen vielleicht 8 Jahre alt und einen 15 Monate alten kleinen Racker
mit kahlem Kopf und O-Beinen. Der hat wohl gerade erst das Laufen
gelernt und ist dadurch befähigt, überall dort aufzutauchen, wo das
meiste Rämmidämmi herrscht. Und das geht meistens bis 23 Uhr. Als
dreifache Grosseltern machen wir uns allmählich Sorgen, ob der ständige
Aufenthalt des kleinen Kerls vor vollbeschallten Lautsprecherboxen
nicht eines Tages Spätschäden nach sich ziehen könnte. Da muss doch
ausser den Windeln
so einiges in Schwingungen geraten. Die Eltern sind aber in dieser
Beziehung
völlig unbesorgt. So hat natürlich so mancher seine Freude an diesen
Vorstellungen.
Einen Abend verbringen wir mit einem Ehepaar aus Franken oder so, die
haben schon an etlichen Kreuzfahrten teilgenommen. So haben sie das
Glück, bei ihrem Besuch in Dubrovnik ein Kreuzfahrtschiff der Costa Lines anzutreffen. Dadurch
strömen dann an so einem Tag so an die 4000 Besucher in die Stadt - und
das ist dann auch kein Vergnügen.
Im übrigen haben wir auch den einen oder anderen Kontakt mit englischen
Herrschaften. Heidi besucht schliesslich seit einiger Zeit einen
Englischkurs. Ein Ehepaar aus Southhampton empfiehlt uns den
ausgezeichneten Brandy an der Bar. Das ist ein guter Tipp, wo man doch
gar nicht dahinter kommt, was sich in den geheimnisvollen Flaschen
hinter dem Tresen so alles verbirgt. Ein anderes Ehepaar stammt aus
Kent, sie
ist eher geneigt, den Aufforderungen der Animateure zu einem Tänzchen
oder so zu folgen, er dagegen mehr englisch reserviert. Lustig sind
allerdings drei alte Damen, die eine erinnert an Miss Marple. Die sind
sehr reiselustig und waren schon in Mexiko oder Cape Town. Morgen ist
der Ausflug "Montenegro Blue" angesagt.
Ein anderer Engländer macht einen weniger vornehmen Eindruck. Der läuft
nur mit nacktem Oberkörper herum und muss von einem leitenden
Hotelangestellten
im Foyer darauf hingewiesen werden, dass sowas nicht geht. Heidi
spricht ihn bei "Bier und Rotwein" auch einmal an. Er ist wohl
Gleisarbeiter oder sowas. Am Tag sitzt er immer auf der Mauer und
füttert die Fische - mit Brotbröckchen. Ein Angler sitzt daneben und
ärgert sich, dass er trotzdem nichts fängt.
Heimreise
Wir haben diesmal das Glück, dass der Rückflug erst spät am Abend
stattfindet, da hat man noch einen vollen Tag auf der Sonnenliege und
das Wetter tut das seinige. So ein Nachtflug ist dann eine triste
Sache, man hängt zwei Stunden auf dem Flughafen rum, bis es endlich los
geht. In Hannover erwartet uns nach Mitternacht der Fahrer des Nightliner. Er muss zuerst eine
zugestiegene Dame in Müden an der Aller abliefern. Hinter uns sitzen
Herrschaften, die eigentlich noch in dieser Nacht nach Helmstedt
gelangen wollen. "Was fahren wir denn hier durch die Heide" erklingt
eine erboste Stimme von der Rückbank. Der Fahrer gibt sich unschuldig,
er sei nur eingesprungen und befolge seine Anweisungen. "Morgen können
sie sich telefonisch beschweren" rät er. "Darauf können sie einen
lassen" - aber danach ist Ruhe. Unser Ehepaar aus Rühme ist auch wieder
dabei, danach werden wir nach über zwei Stunden Fahrt endlich im Süden
Braunschweigs abgeladen. Das ist aber auch nicht gerade der kürzeste
Weg in Richtung Helmstedt. Nach uns die Sintflut!
Wir finden jedenfalls unser Haus noch vor und einen Tag später erlösen
wir auch unseren Hund Otto aus seinem Gefängnis.