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Samstag, Vohburg - Wörth, 95 km

Heute wird uns wieder eine interessante Etappe erwarten wie man sehen wird. Hinter Bad Gögging machen wir vor einer Kirche die erste Rast. Dann geht es durch Hopfenfelder, die durch die hochgebundenen Hopfenpflanzen ein eigenartiges Aussehen haben.


Hopfenfelder
Nochmal über eine Anhöhe, dann in sausender Fahrt wieder hinab zur Donau, wo große Parkplätze bereits die Nähe von Kloster Weltenburg ankündigen. Am Kloster lassen wir die Räder draußen - hier wird ja wohl nicht geklaut - und betreten die Klosterkirche. Wieder alles Barock. Im Vorraum sammelt sich gerade eine Gruppe zu einer Führung, ein schwarzbekittelter Mönch tritt hinzu. Wir auch. Der Mönch eröffnet, daß nicht viel Zeit sei, weil bald eine Hochzeit stattfinde. Dann fängt er mit seinen Ausführungen an, wir wollen aber nicht dumm auffallen und begeben uns wieder zu den Rädern, die tatsächlich nicht geklaut sind.


Kloster Weltenburg
Wir schieben zum Schiffsanleger. Das Schiff, das gerade abfahrbereit ist, nimmt keine Radfahrer mehr mit, es ist auch das erste an diesem Morgen.

Jetzt muß man erstmal die Situation erklären. Das Tal wird hier so eng, daß auch kein Radweg mehr zwischen Wasser und Felsen paßt. Daher muß man auf das Schiff umsteigen und bis Kelheim fahren, eine nicht unwillkommene Abwechslung. Bis zum nächsten Schiff müssen wir nur eine halbe Stunde warten, bald kommt es auch schon vollbeladen um die Ecke. Als erste steigt eine Art Hostess aus, die steht dann an dem Laufsteg und weist jeden Teilnehmer einer amerikanischen Reisegruppe auf die Abfahrt in einer Stunde hin: "See you at ten thirty at this place". Die meisten verstehen das wohl auch. Was man sonst so zu sehen kriegt an Mode, Hüten, Brillen und Make-up kann man gar nicht beschreiben. Als die letzten das Schiff verlassen haben, schieben wir die Räder hinauf und machen es uns gemütlich.


Die ''Lange Wand''
Es gleiten nun die steilen Felsabbrüche des Donaudurchbruchs an einem vorüber. Lange Wand, Peter und Paul Felsen, der Hohlenstein und Klösterl, eine ehemalige Eremitage. Bald schon erscheint hoch oben über Kelheim die Befreiungshalle, über deren Bewandnis wir uns mit der Information aus dem Reiseführer begnügen. Es ist ganz praktisch, daß wir zwei verschiedene Büchlein dabeihaben, eines ist Heidis, das andere meines. Wir wetteifern ein wenig, welches die besseren Informationen enthält. Vor uns sitzt ein weiteres amerikanisches Ehepaar, da werden die Filme wohl meterweise verknipst. Manchmal nur schräg hinunter auf die Wasseroberfläche, wo vielleicht eine Ente dümpelt.

In Kelheim ist die 20 minütige Fahrt zu Ende und wir vertrauen uns wieder dem Radweg an. Es treffen sich hier der Altmühl-Radweg, die Tour de Baroque und natürlich unser Donauweg. Leider geht es bald nur auf der Landstraße weiter, außerdem über einen Berg. Die Donau ist stark kanalisiert, ab hier herrscht auch Schiffsverkehr vom Rhein-Main-Donaukanal her, dem umstrittenen Jahrhundertbauwerk.

Dann wird das Tal wieder enger und gewunden. Durch die Flußbiegung hinter Kalkofen genießen wir für ein kurzes Stück sogar Rückenwind, wie schön könnte das sein. Einmal machen wir eine Rast und knabbern Maiskolben von einem Feld. Heidi entdeckt zwei Störche am Gegenhang. Bei der Weiterfahrt entpuppen sich diese aber als Golfspieler.

Kurz vor Regensburg mündet die Naab, dann sieht man auch schon den Dom vor sich. In Regensburg ist ordentlich was los, Touristen und Radfahrer in Mengen. Ich suche erstmal die Info wegen eines Stadtplans auf. Auf dem Weg dorthin komme ich an einem friedlich schlummernden Penner vorbei. Sein Schlafmittel in Gestalt einer leeren Flasche steht neben ihm.

Den Dom besuchen wir umschichtig, Heidi ist nach fünf Minuten wieder da, ich nach drei. Dann interessiert uns mehr ein türkischer Gemüseladen und wir hocken uns auf eine Treppe. Immerhin können wir zwei berittene Rittergestalten beobachten, die mit gezückten Lanzen aufeinander losgehen. Es finden wohl irgenwelche Ritterspiele statt, für die auf diese Weise geworben wird.

An der "Steinernen Brücke" befindet sich ein historischer Würstchengrill, das lassen wir uns dann doch nicht entgehen. Allerdings darf man für die Würstel im Sechserpack auf Sauerkraut ordentlich löhnen. An dieser Brücke war wohl mal der berühmte Strudel, mir kommt der Refrain in den Sinn:

...Schiffsmann, sag's mir ähr-hährlich,
ist's denn so gefähr-hährlich...

Das ist es wohl nicht, denn eine Meute Kanufahrer tummelt sich um die Brückenpfeiler herum. Von einem vorbeifahrenden Ausflugsschiff vernehmen wir die Kunde, daß durch das Aufstauen der Donau das Gefälle an dieser Stelle entschärft wurde.

Wir sind froh, uns wieder auf dem ruhigeren Radweg wiederzufinden. Ein paar Ortschaften weiter thront sie dann direkt über uns, die Walhalla. Dort hinaufzuklettern ist wiederum nicht unser Ding.


Die Walhalla
Wir machen noch etwas Strecke, fahren aber nicht nach Bach, wo wir das Nachtquartier eingeplant haben, sondern gelangen noch bis Wörth. Das ist schon von weitem durch seine malerische hochgelegene Burg auszumachen. Ich habe hier einen Tip von meinem Kollegen Bernd Sch., der vor ein paar Wochen mit seiner Truppe hier in einem Lokal mit Metzgerei übernachtet hat. Es handelt sich um das Gasthaus Butz. Da findet heute eine Hochzeit statt. Wir können gerade der Blasmusik und den hinterherziehenden Hochzeitern ausweichen. Platz ist aber genug in einem der Gästehäuser.


Die Burg von Wörth
Die Qualität des Gasthauses erkennt man deutlich am Hüftumfang der Kellnerin. Auch wir lassen uns es gut schmecken. Dieses Lokal ist mehr als Zwischenstop für Reisende der nahen Autobahn gedacht, aber auch Radfahrer finden sich noch genug.

Bei dem Rundgang finden wir auch das mir ebenfalls empfohlene Fachgeschäft für O....-Taschen (ich lasse den Namen mal weg, denn ich habe keinen Werbevertrag). Da das Geschäft natürlich am Wochenende geschlossen ist, können wir nichts erwerben, ein Paar lila Taschen für Heidis Rad wären nicht schlecht gewesen. Wir müssen uns mit den ausliegenden Prospekten begnügen.

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