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Montag, Vilshofen - Passau - Obernberg, 55 km

Draußen rauscht es, das ist nicht die nahe Bahnlinie, sondern der Regen. Und der Kopf, der ist auch nicht so ganz klar. Da läßt man sich Zeit. Nach dem Frühstück haue ich mich erstmal wieder hin. Heidi hält auf Abstand - der Knoblauch! Aus dem Fenster kann man beobachten, wie die Autos die Regenpfützen zerspritzen, die bald wieder aufgefüllt sind. Wir streunen ein wenig im Haus herum und finden uns in der Küche wieder. Hoffentlich verpeste ich sie nicht zu sehr mit meinem Knoblauch und anderem Dunst. Wir diskutieren den gestrigen Abend. "Ja der Schudi, woher kennt's denn den?"

Der Schudi hat auch ausgeplaudert, daß sich unter dem Haus ein geheimnisvolles Weinkellergewölbe verberge. Der Hausherr angelt nach einem riesigen Schlüssel und führt uns hinunter. Das ist dann ein eher nüchterner Raum, weiß ausgekalkt, keine Weinfässer, sondern Flaschenweine werden hier gelagert. Mit Ventilatoren wird für die klimagerechte Belüftung gesorgt.

Nachdem wir das nun auch gesehen haben und der Regen immer noch nicht nachläßt, brechen wir auf unter unseren Regenumhängen. Vor einer Buchhandlung treffen wir Leidensgenossen. Die verraten uns, daß um 11 Uhr ein Schiff nach Passau fährt. Das ist das Stichwort, die Strecke nach Passau besteht ab hier ohnehin weniger aus Radweg als aus Landstraße. Über eine Treppe und einen matschigen Weg arbeiten wir uns zu der Anlegestelle vor. Wir sind die ersten vor Ort, aber bald sind so an die fünfzehn Radfahrer beisammen, die unter ihren Regenumhängen ein eher trauriges Bild abgeben. Wie begossene Pudel!

Das Schiff hat eine Viertelstunde Verspätung, erscheint dann aber doch noch. Die Räder müssen eine steile Rampe hinaufgeschoben werden, finden aber alle Platz. Wir haben das modernste Fahrgastschiff auf der Donau erwischt, die "Deggendorf", erst seit vier Wochen in Betrieb. Es kann auf dem "Teller drehen" und in der Kommandokabine befindet sich sogar ein Fernsehschirm.

Kurz vor Passau muß dann in einer Schleuse ein Höhenunterschied von 9 Metern ausgeglichen werden. Wir fahren zwischen zwei Schleusentore und sinken dann. Bald ist die zweistündige Fahrt vorbei, wir stehen nun in Passau und reiben uns die Augen. Eigentlich ist die Fahrt ja nun zuende, der Urlaub aber noch nicht.


Endstation Passau
Ich hatte vorher immer schon etwas von Salzburg geunkt, das wird nun als nächstes Ziel anvisiert. Dafür gibt es den Inntal- und Salzachtal-Radweg, das zugehörige Büchlein (Esterbauer) habe ich schon in Vilshofen erworben.

Kapitel 3: Tauernradweg

Ganz ungeschoren dürfen wir aber auch in Passau nicht davonkommen, wenigstens den Dom mit der größten Orgel der Welt schauen wir uns an. Wieder umschichtig und nur ein paar Minuten lang. Dann geht es über den Inn und gleich danach zweigt der Inntal-Radweg ab. An dieser Stelle ist zweckmäßigerweise auch ein Edeka Geschäft, in dem Heidi für eine Weile verschwindet.


Passau-Panorama
Unversehens passieren wir die oesterreichische Grenze, das hatten wir ja nun gar nicht erwartet. Mir war geografisch nicht klar, daß die Grenze zwischen Bundesrepublik von Passau bis Salzburg immer in Flußmitte von Inn bzw. Salzach verläuft. Nun denn, radeln wir also in Oesterreich. Geld kann man sich ja noch den ganzen Nachmittag bei einer Post besorgen.

Erst müssen wir eine Gruppe von etwa 20 Tagesradlern vorbeilassen. "Alles OK?" fragt die Anführerin ihre Gruppe. "Na klar" sage ich (halblaut).

Der Charakter der Landschaft am Inn ist ganz anders, als an der Donau. Grüne hügelige Wiesen, einzelne Gehöfte, an denen der Weg vorbeiführt. Nach wenigen Kilometern das erste Highlight: Burg Wernstein und Neuburg.


Neuburg und Burg Wernstein
Bald sind wir in Schärding, der Weg ist allerdings sehr schlecht auf einer matschigen Strecke geführt. Wir finden wieder ein hübsches Ortsbild vor, farbenfrohe Hausfassaden und eine schöne Kirche. Allerdings verbrigen wir einige Zeit unter dem Vordach des Rathauses, um ein Gewitter und den zugehörigen Regen abzuwettern. Das dauert bald eine Stunde, dann geht es in die nahe Post, wo nun auch die nötigen Schillinge erworben werden.

Kurz hinter Schärding fängt es noch einmal an zu regnen, obwohl die Sonne schon wieder scheint. Beim Unterstellen geraten wir mit einem schwäbischen Ehepaar zusammen, das gerade den Inntalweg hinter sich hat. Der weitere Weg verläuft eine Weile neben der Autobahn und hat hier seinen Namen "Natur-Erlebnis-Weg" vielleicht noch zu Unrecht. Man kann auf dieser Strecke schadenfroh die sich kilometerweit aufstauenden Lastwagen vor der oesterreichisch-deutschen Grenze bestaunen. Dabei kommt mir hinter einer Hecke hervor ein Tempo-bolzender Mountainbiker frontal entgegen, nur durch Vollbremsungen kann Schlimmeres verhindert werden.

Nach einer Weile Zick-Zack an der Oberkante des Uferhangs folgt eine rasante Abfahrt. Sogleich geht es wieder steil hinauf, da oben thront das Kloster Reichersberg. "Warum sind wir nicht gleich oben geblieben?" fragt Heidi etwas giftig. Ja, das ist mir auch nicht klar, wir sind nur der Beschilderung gefolgt. Man hat auf einer Aussichtsplattform nun einen wunderschönen Blick über das Inntal.


Kloster Reichersberg
Man kann hier auch gleich übernachten, es gibt ein sog. "Radotel". Wir fahren lieber aber noch 3 km weiter nach Obernberg. Das Spiel wiederholt sich nochmal, erst hinunter, zur Ortsmitte wieder hinauf. Als wir endlich oben sind, zeigen sich bei Heidi deutliche Symptome für beginnende Verstimmung. Das läßt sich aber schnell vergessen, den Obernberg hat einen Marktplatz wie aus der Puppenstube. Die bunten Häusergiebel sind allerdings zum Teil Attrappe, die obere Fensterreihe ist zuweilen nur aufgemalt, weil dahinter nichts ist.


Die Puppenstube von Obersberg
Unser Quartier bekommen wir auch gleich beim Kirchenwirt in einem etwas finsteren Gästehaus. Zum Essen sind wir die einzigen Gäste in einem China-Restaurant. Wir bestellen einen Teller mit vier verschiedenen Gerichten für 2 Personen und dürfen wieder einmal schwelgen. "Gut schmeckt?" fragt die Bedienung anschließend, was wir bedenkenlos bejahen können. Zwei Bier gibt es auch noch anschließend auf dem Marktplatz unter einem dieser Partyzelte, die mittlerweile wohl europaweit verbreitet sind.

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