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Mittwoch, 13.7. Ybbs - Hollenburg 80 km

Frau Katzensteiner bewirtet uns zum Frühstück fürstlich und wir bekommen auch ein Proviantpaket. Zu Füßen der Wallfahrtskirche Mariataferl gelangen wir bei leichtem Gegenwind über Pöchlarn nach Melk. Hier zwingt einen das Kloster natürlich zu einer längeren Pause. Die wird aber erst mit ausgiebigem Einkaufen ausgefüllt, ich besorge mir einen neuen Reifen, weil der alte aus den Fugen zu gehen droht (er mußte aber erst zu Hause außer Betrieb gesetzt werden). Schließlich steigen wir zum Kloster hinauf, das ist wieder so eine einzige Baustelle. Zu einer offiziellen Besichtigung gegen Eintrittsgeld können wir uns angesichts der vielen hektischen Touristen nicht entschließen.


Wallfahrtskirche Mairataferl

Kloster Melk

Wir haben wieder sehr warmes Wetter und sind froh, Richtung Donaubrücke durch Wald fahren zu können. Der Wald wird immer unwegsamer bis wir merken, daß wir in einem Truppenübungsgebiet stecken. Obwohl die Wege durch Panzer gut ausgefahren sind, gibt es für unsere Räder nur schwer ein Durchkommen. Also umkehren, das können wir uns heute leisten, denn bisher sind wir ja flott vorangekommen. Auf dem Rückweg treffen wir viele andere Radfahrer auf dem Weg ins Manöver, die meisten klären wir auf, manche aber wollen es nicht glauben. Wir müssen nun auf der richtigen Straße den Höhenunterschied zur Brücke hinauf überwinden. Jenseits der Brücke beginnt die Wachau, und da zieht es einen schon voran. Die Fahrt über die Brücke ist herrlich, man glaubt, man fliegt. Ach - da fällt mir ein, daß Heidi nicht so ganz ein Freund unbeschwerter luftiger Wegstrecken ist, da fahre ich lieber zurück, um wenigstens den Raum zwischen Fahrerin und Brückengeländer zu besetzen.

Das ganze geht dann nur zu Fuß, öfter müssen wir andere Radfahrer sich vorbeizwängen lassen. Jenseits der Brücke erreichen wir links der Donau die romantische Wachau. Die Strecke führt hier durch einen idyllischen Ort nach dem anderen. Die offizielle "Wachaustraße", vor ein paar Jahren erbaut, führt dagegen geradlinig am Ufer entlang - mit der haben wir zum Glück nichts zu tun. Wieder machen wir eine schöne Rast am Wasser, dann geht es bei großer Hitze weiter durch die Weinberge. Als wir in Krems ankommen, sind wir von einem Sonnenstich oder Hitzschlag nicht allzuweit entfernt.

In der Wachau

Am Ortseingang kommen wir mit einer Familie aus Kanada ins Gesprüch, sie sind Verwandte der Besitzerin des vor uns liegenden Burghotels. Uns gelingt es aber nicht, daraus Kapital zu schlagen, rein äußerlich sind wir womöglich auch nicht die richtigen Gäste für dieses Etablissement. Trotzdem werden wir ob unserer Unternehmungs- und Abenteuerlust gebührend bewundert.

Bei dem herrschenden Druck im Inneren unserer Köpfe sehnen wir uns nach einem Lokal, um uns von der Anstrengung zu erholen. Diesmal scheint Verena am Ende, wir machen uns jedenfalls Sorgen um einen Sonnenstich. Erstmal schieben wir die Räder, durch Krems geht es direkt hindurch. Wir bekommen wenig von den sicherlich bemerkenswerten Sehenswürdigkeiten hier mit. An einer Anlegestelle der Donaudampfer können wir endlich einkehren und überlegen, was wir weitermachen. Beim Betrachten der Dampfer, Studieren des Fahrplans usw. kommen einem schon Ideen, wie man auch mit weniger Anstrengung weiterkommt.

Heute ist es aber schon zu spät, wir müssen uns bald um ein Quartier bemühen. Wir wollen noch einen Ort weiterfahren, Krems ist sicher überteuert. Ein Hindernis wird uns noch in den Weg gelegt, indem wir (bzw. ich) die Räder von einer Hochbrücke hinunter an den Donauweg tragen müssen. Dann ist es nicht mehr weit bis Hollenburg, hier frage ich in einem kleinen Kaufmannsladen nach einer Unterkunftsmöglichkeit. Das geht wie geschmiert, man telefoniert kurz und schon stehen wir auf der Straße in Erwartung von Robert, dem Pensionssohn, der uns abholen kommt. Zwar lotst uns Robert nochmal einen Berg hinauf, aber das stecken wir in Erwartung von Dusche und Schlafplatz weg. Nach uns kommen noch zwei Radehepaare, die auch gerade noch unterkommen.

Am Abend sind wir wieder soweit hergestellt, daß der Gasthausbesuch mit unserem Pensionswirt und zwei Arbeitern in Sachen Kanalisation sich noch einigermaßen in die Länge zieht.

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