Nach dem herrlichen Wetter am Vortag beginnt dieser Tag mit anhaltendem Regen. Wir lassen uns Zeit mit Aufstehen und Frühstücken. Gegen 9 Uhr aber brechen wir trotz des andauernden Regens auf. Es geht nun wieder links der Donau weiter, auf der rechten Seite liegt ein düster anmutendes Industriegebiet, wir betrachten das Donauwasser mehr und mehr argwöhnisch. Der Regen hört nun irgendwann auf, wir fahren stur einer anderen Gruppe vor uns nach, bis wir merken, daß wir auf der falschen Strecke sind. Nun würde das Umkehren einen großen Umweg bedeuten, so geraten wir wieder auf das rechte Donauufer nach Enns. Um wieder Anschluß an den Radweg zu bekommen müssen wir auf verkehrsreicher Straße bis zur nächsten Donaubrücke in Mauthausen fahren. Unterwegs kehren wir etwas entnervt standesgemäß in einer Imbißbude ein.
In Mauthausen suche ich mir eine Strecke über die Dörfer Naarn und Ruprechtshofen für die Weiterfahrt heraus, da das Stück an der Donau entlang hier nicht so reizvoll erscheint. Vielleicht kommen wir hier auch etwas flotter voran, durch unseren Abstecher nach Enns haben wir zwar schon eine ganze Menge Kilometer, aber wenig Strecke hinter uns gebracht.
In Naarn hat Verena ein kleines Problem an der Tretkurbel, da muß geölt und eine Schraube nachgezogen werden. Heidi solle man schon vorrausfahren, sage ich so nebenbei und widme mich der Pedale. Als die Sache erledigt ist, ist Heidi verschwunden - aha, vorausgefahren also. Hurtig nehmen wir die Verfolgung auf, nach 50 m aber kommt eine Abzweigung. Laut Karte muß hier abgebogen werden, aber das hatten wir nicht abgesprochen. Trotzdem fahre ich erstmal in diese Richtung, Verena bleibt besser zurück. Nun kann ich endlich aufs Tempo drücken, nur ist mir nicht so ganz wohl dabei. Prompt kommt auch nichts dabei heraus, von Heidi bis zum nächsten Ort keine Spur. Also wieder zurück, und nun erkunde ich die andere Richtung. Auch das bringt nichts, wieder zurück an den Ort der Verfehlung. Nun geht einem einiges im Kopf herum: was tun, wenn man sich nun nicht wiedertrifft, wie wird sich Heidi ohne Geld und Ausweis in der Fremde zurechtfinden??
Solche Sorgen sind natürlich angesichts des momentanen Schrecken dann sehr gewichtig. Doch wenn man das Richtige tut - nämlich gar nichts, dann klärt sich das schon wieder auf. Eine Weile fege ich noch wie ein Wilder in und um das Dorf herum. Wahrscheinlich fällt man den Einwohnern auch schon auf, schließlich sitzen wir mit hängenden Köpfen auf dem Bordstein. Nach knapp einer Stunde erscheint dann endlich Heidi in leicht gereizter Stimmung, um es vorsichtig auszudrücken. Wie sie meint, sei sie schon kurz vor Wien gewesen, und nun alles wieder zurück!? So haben wir eine ganze Weile zu tun, die Schuldfrage zu klären, schließlich einigen wir uns darauf, daß die Sache wenigstens recht lehrreich war.
Endlich fahren wir nun weiter auf der von mir für flottes Vorankommen ausgesuchten Landstraße. Bei Wallsee treffen wir wieder auf den Donauradweg, der durch Ufersümpfe bis Grein führt. Vor Grein ist der Weg entlang einer Steilufertrasse etwas exponiert, da fährt Heidi wieder weniger elegant, den Kopf möglichst nicht bewegend, auf der linken Seite. Am Ortseingang von Grein spricht uns eine Frau auf der Suche nach Pensionsgästen an. Gerne hätten wir das Quartierangebot angenommen, aber es ist noch etwas früh und Heidi "möchte noch etwas weiter". Na das sind Sprüche!
In Grein sind schon viele Touristen und uns wird wieder ganz urlaubsmäßig. In einem hübschen Cafe sitzen wir gemütlich und gucken anderen Leuten zu, was wegen meiner zur Lächerlichkeit neigenden beiden Damen für mich manchmal etwas peinlich ist. Irgendwann ist genug geprustet, es geht auf die letzten 20 km bis Ybbs. Leider können wir hier nur auf der Bundesstraße fahren, landschaftlich ist die Strecke wieder wunderschön.
In einem Gasthaus in der Ortsmitte kommen wir nicht unter, werden stattdessen an ein Privatquartier bei Frau Katzensteiner weitervermittelt. Dort ist es herrlich, nachdem wir uns frisch gemacht haben, beschließt der abendliche Ortsbummel und ein kräftiges Abendessen den Tag.