Nordzypern,
Kyrenia
21.4.-28.4.2013
Planung und
Anreise
Seit einigen Jahren hat man auch im türkisch besetzten
Norden von
Zypern erkannt, dass der Tourismus eine nicht unwesentliche
Einnahmequelle ist. Man kann lesen, dass Nordzypern noch als Geheimtipp
gehandelt wird, jenseits von Massentourismus usw. Wie man politisch
dazu eingestellt ist, steht auf einem anderen Blatt. Doch wenn man den
griechischen Teil von Zypern bereits besucht hat, ist man natürlich
auch gespannt auf den Norden.
Diesmal liegen die Reiseunterlagen praktisch unterm Weihnachtsbaum,
bereits im Dezember gebucht bei Lidl.
Das Reiseziel ist das Hotel
Vuni Palace in der Nähe des Ortes Kyrenia,
Reisedauer nur eine Woche. Bis es so weit ist, waren wir im März schon
einmal in der Türkei und haben bis April beinahe vergessen, dass es ja
auch noch nach Zypern gehen soll. Aber das Wetter in diesem Jahr
erinnert uns daran, dass es woanders
womöglich auch mal Sonnenschein geben kann.
Den
Transport zum Flughafen Hannover haben wir wieder bei Nightliner, Bus
zum Flug gebucht. Aber wieder gibt es ein Problem mit dem
GPS-Navi des
Fahrers, der unsere Straße nicht findet und erst per Telefon vor unser
Haus gelotst werden kann. Da kommt man sich vor wie im Tal der
Ahnungslosen. Alles weitere klappt dann reibungslos. Das besondere an
Hin- und Rückflug ist, dass eine Zwischenlandung in Antalya vorgesehen
ist. Das liegt daran, dass aufgrund eines EU-Embargos für Nordzypern
Direktflüge von EU-Ländern nicht durchgeführt werden dürfen. Außerdem
muss in Antalya auch die
Flugbesatzung
gewechselt werden. Aber schließlich kommt der vollbesetzte Flieger
wohlbehalten auf dem Flughafen Ercan
an. Da hat es kräftig geregnet,
und bei dem Transfer zum Hotel passieren wir rabenschwarze Gewitter-
und Wolkenfronten in den Bergen.
Die ersten Gäste werden in dem
Hotel Malpas
abgeladen, das liegt auf einem Berg und nicht sehr nahe an
der Küste oder einem Strand. Wir werden noch ein wenig weiter
kutschiert und erreichen dann pünktlich zum Abendessen unser Hotel Vuni.
Hoteleindrücke
Wir bekommen ein schönes Zimmer mit Balkon in Richtung Westen, wo man
auf die palmenbestandenen Anlagen des Nachbarhotels Oscar Resort
schaut. Aber es gibt auch mal wieder ein Aggregat, das uns mit der Zeit
aber nicht mehr so sehr gestört hat. Nur an einem Abend war es sehr
laut. Da war wohl der Strom ausgefallen und es mussten einige
Notstromaggregate angeworfen werden. Nach zwei Stunden war dann alles
wieder in Ordnung.
Mit dem Essen waren wir nun verwöhnt von dem
vergangenen Urlaub im Hotel Barut Hemera in Side. Da kann die Küche im
Vuni nicht heranreichen. Aber wer nicht zu mäkelig ist, der findet
immer etwas schmackhaftes. Die Bedienung ist ausnehmend freundlich und
aufmerksam. Es gibt auch einen recht beflissenen Herrn, der überall
herum läuft, sich um alles mögliche kümmert und die Gäste mit einem
einschmeichelnden Lächeln beglückt. Wie man hört, ist er für die
allgemeine Unterhaltung zuständig. Zum Glück findet aber noch kein
Animationsprogramm statt, das mag noch kommen, wenn die Saison richtig
begonnen hat. Zur Zeit ist man noch dabei, die Strand- und Liegeflächen
an der Seeseite zu säubern und herzurichten. Man fährt den Dreck weg
und Sand herbei, was hin und wieder mit Motorenlärm verbunden ist, aber
das lässt sich aushalten. Trotz dieser emsigen Tätigkeit entdecken wir
einmal eine große Eidechse auf einer Mauer. Die sieht fast wie ein
Chamäleon aus, mit gezacktem Rückenpanzer und farblich an die
Mauerfarbe angepasst. Leider hatten wir unseren Fotoapparat nicht
dabei, und ein weiteres mal haben wir sie nicht zu Gesicht bekommen.
Die Poolanlage des Hotels Vuni ist etwas steril, während die
Poollandschaft des Nachbarhotels Oscar unter vielen Palmen und anderen
Bäumen sehr abwechslungsreich gestaltet ist. Dort treffen wir einmal
auch unsere Sitznachbarn vom Hinflug wieder. Wir sind sehr glücklich
über das Wetter, das uns bei makellos blauem Himmel die erwünschte
Sonne beschert, und man es sich mit einem guten Buch und mit oder ohne
Sonnenschirm gut sein lassen kann.
Begrüßungsveranstaltung
Am Tag nach der Ankunft findet die Begrüßungsveranstaltung statt. Ein
smarter Herr, der aussieht wie der Schauspieler Erol Sander, tritt vor
das Publikum, das auch aus dem Nachbarhotel zahlreich erschienen ist.
Leider habe er sein Mikrofon verlegt. Wenig später taucht das Mikrofon
dann doch auf, aber die Akkustik ist ohne Mikro eher besser, so kann
man darauf verzichten. Nun wird einiges über Land und Leute erzählt.
Die wichtigste Mitteilung ist wohl, dass die Menschen untereinander, ob
türkischen oder griechischen Ursprungs, meistens in Frieden miteinander
ausgekommen sind. Die Teilung Zyperns beruhe eher auf politischen
Hintergründen, wo nationale Interessen eine Rolle spielen, die nicht
immer oder eher selten den Ansichten und Wünschen der Bevölkerung
entsprechen. Bei einer Volksbefragung 2004 war Nordzypern für eine
Wiedervereinigung (64,9 Prozent), Südzypern jedoch dagegen(75,8
Prozent), so hat sich leider nichts geändert. Südzypern ist in die EU
aufgenommen worden, und zusammen mit Griechenland in den vergangenen
Monaten in eine beklemmende Finanzkrise geraten. Soviel zur politischen
Lage.
Wesentlicher Bestandteil jeder Begrüßungsveranstaltung ist immer das
Angebot an Ausflugsfahrten. Es sind dies im wesentlichen: Nicosia, die
geteilte Stadt, Karpaz,
die Nordspitze, Famagusta,
die Geisterstadt. In einer Fotoschau werden die Highlights einer jeden
Tour repräsentiert, meistens sind das alte Gemäuer mit entsprechendem
historischen Hintergrund. Z.B. die Burgruine St. Hilarion, die
als Vorbild für das Schloss von Cinderella
gedient haben soll. Da dieser Urlaub für uns nur eine Woche währt, hält
sich unsere Wissbegier in Grenzen und wir verzichten auf die Teilnahme
an einer der genannten Touren.
Doch müssen wir unseren smarten Reisebetreuer zu einem späteren
Zeitpunkt noch einmal in Anspruch nehmen. Es war bis dahin unmöglich,
mit dem Handy eine SMS nach Hause abzusetzen, um unsere heile Ankunft
zu melden. Ja, mit Prepaid ginge das nicht, da müsse man von der
Rezeption aus telefonieren. Dann fällt ihm aber doch was ein, er nimmt
sein eigenes Handy zur Hand, tippt ein wenig herum, dann auf unserem,
und plötzlich hat er unsere Tochter an der Strippe. Wie denn sowas
gehe, fragen wir. "Berufsgeheimnis" ist die lapidare Antwort. In der
restlichen Zeit gab es dann keine Probleme mehr mit dem Handy.
Kyrenia
Die Stadt Kyrenia liegt gleich um die Ecke, und so faul darf man
natürlich nicht sein, dass man dieser keinen Besuch abstattet. Das geht
zudem ganz bequem und kostenfrei mit einer kleinen Zuckelbahn, die aber
auf Gummirädern und mit offenen Anhängern für die Fahrgäste unterwegs
ist. Da wird man nach wenigen Minuten am Rande der historischen
Altstadt ausgeladen und erreicht über einen großen Parkplatz die
Geschäftsstraßen. Nach Einkäufen - es kann alles in EURo bezahlt werden
- steht uns allerdings nicht der Sinn. Nach ein wenig Herumirren finden
wir auch zum Hafen, der die eigentliche Sehenswürdigkeit dieser Stadt
ist. Da liegen in buntem Gewirr Segelschiffe und Boote und es bietet
sich ein herrlicher Blick mit den Bergen oder der Hafenfestung im
Hintergrund.
Bald ist man müde vom Herumlaufen, wir gehen den Rückweg aber zu Fuß,
weil man auf die Zuckelbahn sonst zu lange warten müsste. Es bietet
sich noch ein schöner Blick auf die Befestigungsanlage und man passiert
einen alten Friedhof. Sonst ist der Rückweg nicht so attraktiv und man
ist froh, wieder am Hotel anzukommen, wo man sich alsbald wieder auf
den Sonnenliegen niederlässt.
Heimreise
Eine Woche ist dann schnell vergangen, so kann dieses Mal nicht ganz so
viel von der Reise berichtet werden. Wir müssen schon mitten in der
Nacht los und lassen uns von der Rezeption wecken. Die letzten Gäste
des Spielcasinos verlassen gerade - mehr oder weniger frustriert - ihre
abendliche bzw. nächtliche Betätigungsstätte. Der Hintergrund der
Angelegenheit ist, dass in der Türkei als islamistisches Land das
Glücksspiel verboten ist. Da hat man kurzerhand das Sündenbabel in das
besetzte Nordzypern verlegt. Wir hatten einmal kurz in die Spielhalle
hinein gesehen, dort reihte sich ein einarmiger Bandit
an den anderen. Vielleicht gibt es auch Poker- Black Jack- und
Roulette-Tische. Zumindest verdankt Nordzypern diesem Umstand die
Existenz der Hotels, die fast ausnahmslos über ein Spielcasino
verfügen. Aber den Bacon
zum Frühstück gibt es auch hier nicht. Heute bekommen wir zur Abreise
statt Frühstück ein spärliches Lunchpaket, was von den meisten Gästen
weiter nicht beachtet wird.
Um 6 Uhr in der Frühe startet unser Flieger vom Flughafen Ercan.
Nach - wie gehabt - Zwischenlandung und Personalwechsel in
Antalya sind wir schon am Vormittag zurück in Hannover und mittags zu
Hause. Da bleibt noch Zeit, unseren Hund Otto von seiner Pension
abzuholen und die Freude über unsere "Familienvereinigung" zu
genießen.