Venedig
14.5.-20.5.2011
Mittwoch, 18.5.

Im Fernsehen gab es einmal eine Sendung über das "andere Venedig", und da wurde die Gemüseinsel Le Vignole vorgestellt. Da möchte Heidi nun unbedingt hin. Mir schwant schon, dass es da nicht so viel zu sehen gibt, und damit werde ich recht behalten. Mit dem Vaporetto fährt man wieder an der Fondamenta Nove los und über Murano geht es mit der Linie 13 in Richtung Le Vignole und S. Erasmo. Auf dieser Strecke wird wohl Landgewinnung betrieben, indem man mit Baggerschiffen über Rohrleitungen den Schlamm der Lagune zu Trockenflächen aufspült. Wenn sich dort auch Vegetation ansiedelt, werden das Rast- und Nistflächen für die Seevögel.

So erwartet uns am Anleger in Vignole auch ein Ibis am Ufer. Von diesem Vogel, den wir von Ägypten her kennen, mag es hier eine ganze Menge geben, denn auch am Canal Grande hatten wir einen Ibis gesehen. Man ist nun gut beraten, wenn man sich gleich die Zeit für die Rückfahrt einprägt, denn hier fahren die Boote nicht so oft. Die Insel, so ist zu lesen, ist ca. 69 ha groß und hatte 2001 69 Einwohner. Man kann nun an einem Kanal entlang spazieren, eine Brücke überqueren und weiter laufen bis der Weg zuende ist. In einiger Entfernung soll es inmitten von Gemüsefeldern eine urige Trattoria geben, laut Ausschilderung sogar geöffnet. Aber kurz nach dem Frühstück steht uns danach noch nicht der Sinn. So begeben wir uns wieder zur Anlegestelle und warten auf das Boot nach S. Erasmo.

Dort ist die Endstation und der Bootsführer wundert sich, dass wir nicht aussteigen wollen. Aber er kapiert schnell, dass wir zurück nach Venedig wollen. Man kann nun direkt zum Piazzale Roma fahren und lernt dabei noch den Canal de Canaregio kennen, der von Nordwesten in den Canale Grande einmündet.

Vom Piazzale Roma laufen wir durch den Park Giardini Papadopoli und irren danach durch die Gassen  dahinter, bis man Mühe hat herauszufinden, wo man sich befindet. Aber wir finden zurück zum Canalee Grande, weil ein menschliches Bedürfnis drängt. Da bleibt einem nur übrig, mit dem Vaporetto die zwei Stationen zur Ca' D' Oro zu fahren und das nahe Mc Donalds aufzusuchen. Dort herrscht immer so ein Betrieb, dass ein Besuch des Örtchen weiter nicht auffällt.

Es wäre nun Zeit für einen Museumsbesuch, aber bei dem Wetter können wir uns nicht dazu entschließen. Es sei nur erwähnt, dass sich in dem Palazzo Ca' D' Oro eine anspruchsvolle Bildergalerie befindet und der Eintritt für Senioren ab 65 sogar frei ist. Stattdessen schlendern wir wieder zur Rialto Brücke, wo einer der Ballungspunkte für Touristen ist.

Wir lassen uns auf ein paar Stufen der Riva del Carbon an der Anlegestelle der Polizeiboote nieder und verzehren Bananen und Erdnüsse. Hinter uns steht eine deutsche Schulklasse samt erklärendem Führer beieinander. Wir irren uns wohl nicht in der Annahme, dass wir aufmerksamer den Ausführungen lauschen als die gesamte Schar der Jugendlichen. Es wird aber auch jeder Palazzo aufs Korn genommen, wann erbaut, wem er gehört oder gehört hat usw. In der Gegend soll auch die Dachterrasse sein, auf der der Kommissar Brunetti immer sein Frühstück zu sich zu nehmen pflegt. Das ist dann schon interessanter.

Wir schlagen uns noch durch zum Markusplatz, wo Heidi noch einmal einen Versuch mit den Tauben unternimmt. Natürlich müssen wir bei der Gelegenheit auch die Seufzerbrücke Ponte dei Sospiri heimsuchen. Leider ist diese z.Zt. teilweise von Bauplanen verhüllt, was aber die fotowütigen Touristen nicht stört. Zum Abschluss für heute nehmen wir uns einen Besuch der Friedhofsinsel Isola di S. Michele vor. Das ist noch einmal mit einer längeren Bootsfahrt um die Isola di S. Elena verbunden.

Leider darf man auf der Friedhofsinsel nicht fotografieren, und bei einer neuen Kamera geht man da kein Risiko ein. An Berühmtheiten liegen laut Reiseführer auf diesem Friedhof  Igor Strawinsky, Ezra Pound und ein russischer Tänzer, den wir nicht kennen. Da hätte man nach Thomas Mann's Tod in Venedig mehr erwartet. Es ist sehr heiß geworden, so bringen wir nicht allzuviel Energie für den Friedhofsbesuch auf.

Auf der Rückfahrt fährt das Vaporetto auf dem auch Canal  Grande genannten Wasserweg mitten durch die Insel Murano, so hat man das auch noch gesehen. An unserer Anlegestelle Fondamente Nove steigen wir wieder aus. Auf dem Rückweg passiert uns das Missgeschick, dass wir glatt im Kreis laufen, weil wir uns an einer Stelle für die falsche Straße entschieden haben. So sind wir für heute einigermaßen geschafft und beschließen, es morgen ruhiger angehen zu lassen, und das wird uns gelingen.

Für heute abend haben wir uns ein anderes Lokal ausgesucht, damit die Verbundenheit zu unserem bisherigen "Stammlokal" nicht allzu groß wird. Das Lokal heißt Pizzaria La Serenissima  und liegt in Verlängerung der Strada Nova in Richtung San Marcuola. Und die Pizza hat es in sich, sie ragt an allen Seiten über den Teller hinaus und ist zudem noch dick belegt. Das kann man nicht schaffen, leider.

In der Nähe befindet sich auch eine nette Anlegestelle für die Gondeln, wo man z.B. in Ruhe jenen gekerbten Holzsporn, der Gabel oder Forcola, bewundern kann mit deren Hilfe das Ruder oder der Riemen zum Antrieb und Steuern der Gondeln vom Gondoliere stehenderweise bewegt wird.
Donnerstag, 19.5.

Nach vier eindrucksvollen Tagen in Venedig wünscht man sich auch mal einen Ruhetag. Das ist zugleich unser letzter Tag. Bei dem wolkenlosen Himmel fällt die Wahl nicht schwer: wir wollen einen Tag am Strand vom Lido verbringen. Dazu muss man nur in das Vaporetto der Linie 1 steigen und bis zur Endstation S. M. Elisabetta am Lido fahren. Von dort wandert man auf einer gut begrünten Allee, der Granviale S. Maria Elisabetta, vorbei an dem Luxushotel Grande Albergo Ausonia Hungaria in Richtung Strand. Auf Nachfrage wurden uns 5 min Wegzeit angesagt, aber dann sind es doch 10 min. bis zur Piazzale Bucintoro. Diese ganzen Ortsbezeichnungen sind natürlich nachträglich den verfügbaren Unterlagen entnommen, vor Ort haben wir keine Ahnung. Jedenfalls kostet der Strand weder Eintritt noch Kurtaxe, und nach kurzem Herumirren finden wir ein schönes Plätzchen im Schatten von Tamariskenbüschen. Hier verbleiben wir für den Rest des Tages, genießen den Blick über die Adria und erahnen in der Ferne den berühmten Strand von Jesolo.

Die Zehenprobe in den heranplätschernden Wellen ergibt eine angenehme Wassertemperatur. Nur haben wir keine eigentliche Badeausrüstung wie Handtuch oder Badetuch dabei. Da beschränken wir uns auf das Muschelsammeln, damit die Enkelkinder auch etwas davon haben. Nach den erholsamen Stunden schüttelt man sich den Sand aus den Klamotten und Hautfalten und begibt sich auf die Rückfahrt. Die schönen Plätze auf dem Rückdeck sind von Dauergästen leider schon besetzt. Kurz vor der Anlegestelle Biennale eile ich dann doch hinaus, denn da liegt eine dahingestreckte Wasserleiche am Gestade, die ich noch nicht fotografiert hatte. Sogleich zückt ein anderer Gast darauf seine Kamera, was es wohl zu fotografieren gibt? Nun ja, die Wasserleiche ist schön grün, wahrscheinlich aus Kupfer oder Bronze und wohl ein Kunstobjekt.

Wir genießen die letzte Fahrt auf dem Canale Grande bei nachmittäglicher Sonne und es werden die letzten Fotos gemacht, u.a. von zwei schön von außen bemalten Palazzi. Bevor es ans Kofferpacken geht, besuchen wir heute noch ein anderes Lokal, dessen Name nicht mehr herauszufinden ist, es liegt aber in Sichtweite vom Mc Donalds in Richtung Rialto. Hier ist die Pizza zum Glück zu bewältigen und Heidi begnügt sich mit einem Salat. In diesem Lokal verkehren anscheinend viele Einheimische und jeder scheint jeden zu kennen. In den inneren Räumen geht es wohl wie in einem Bienenstock zu.

Freitag, 20.5. Rückfahrt

Nach Frühstück und Auschecken im Hotel Vendramin rollern wir mit unseren Koffern zur Anlegestelle Ca' d' Oro und steigen in das nächste Vaporetto zum Piazzale Roma, von wo es mit dem Bus zum Flughafen geht, wir haben unsere Lektion ja gelernt. Nun gilt es nur noch, die Tickets loszuwerden, die ja noch heute sowie zwei weitere Tage gültig sind. Dazu begeben wir uns zu den Schaltern der Vekehrsbetriebe. Wir sprechen ein junges Pärchen an, das in der Warteschlange ansteht, auf Englisch an. "We go home, but still have two tickets valid for three more days". Die beiden gucken uns skeptisch an, denn man kann ja nicht sogleich nachprüfen, ob die Tickets nicht doch abgelaufen sind. Aber das Stichwort "It's for free" ist ausreichend überzeugend und so ziehen die beiden freudestrahlend mit den Tickets davon. Sie waren aus Frankreich, und wir strahlen auch und fühlen uns als gute Menschen.

Alles weitere geht reibungslos, der Flug dauert nicht lange, und von Hamburg fahren wir wieder mit dem Niedersachsenticket nach Hause. Auch unser hilfsbereiter Nachbar steht schon am Bahnsteig, um uns in Empfang zu nehmen und mit unserem Auto nach Hause zu fahren. Einen Tag später holen wir auch unseren Hund Otto wieder von seiner Pension ab, damit bei dem weiteren schönen Wetter die Sonnenliegen auf der Terrasse nicht unbenutzt bleiben.


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