Venedig
14.5.-20.5.2011
Vorgeschichte, Planung und Anreise
Seit wir verheiratet sind, wollten wir unsere Hochzeitsreise nach
Venedig machen. Womöglich auch nachträglich. Daraus ist dann
nie etwas geworden. Inzwischen haben wir trotzdem Kinder bekommen und
die sind inzwischen längst erwachsen. Irgendwann haben die das
mitbekommen - mit unserem Venedig-Gerede. Kurzerhand schenken sie also
gemeinsam ihrer Mama zu
einem runden Geburtstag eine Reise nach Venedig. Der Papa darf auch
mitfahren, denn der bezahlt das Hotel. Dieses haben die Kinder samt
Hin- und Rückflug im Internet ausgesucht und gebucht. Das Hotel
heißt Ca' Vendramin und
liegt nicht weit von der Rialto-Brücke
im Bezirk Cannaregio. Wenn
man den verfügbaren Bildern Glauben schenkt, handelt es sich um
einen regelrechten Palazzo. Zum Geburtstag wird in einer Mappe die
liebevolle Präsentation der Reise überreicht, und wie
erwartet, fließen die Tränen (vor Freude).
Für mich (den Papa) gibt es eine Vorgeschichte aus der
Studentenzeit Anfang der 70er Jahre. Die Fachschaft Mathematik der TU
Stuttgart hatte eine Exkursionsreise angeboten. Wohin machen nun
Mathematiker eine Exkursion? Man hatte sich die Grabstelle des
berühmten Mathematikers Bernhard
Riemann am Lago Maggiore
ausgesucht, der u.a. das Integral
und andere schwer verständliche Zusammenhänge in der Funktionentheorie gefunden hat (wo
die imaginäre Wurzel aus minus 1, genannt i,
die Hauptrolle spielt). Da ich wenig Kontakt zu meinen Kommilitonen
hatte, war es angezeigt, das zu ändern, um für die
Prüfungsvorbereitungen der bald anstehenden Diplomprüfung
vielleicht Mitstreiter zu finden. Das hat bei der Gelegenheit auch
geklappt, und so verdanke ich jener Reise letztendlich das Gelingen des
Studiums. Nur das Grab des Riemann haben wir nie gesehen, weil der Bus
nicht auf die Fähre über den Lago Maggiore passte. Aber es
war auch ein Besuch der Lagunenstadt eingeplant, und so habe ich damals
Venedig schon einmal gesehen. Bei strömendem Regen! Daher sind die
Erinnerungen an die Eindrücke jener Zeit etwas verwaschen.
Sonntag, 15.5.
Der Flug nach Venedig mit Air Berlin
soll nun am Sonntagvormittag von Hamburg aus starten. Um rechtzeitig
dort zu sein, müssen wir schon einen Tag früher mit Bahn und
Niedersachsenticket nach Hamburg anreisen und eine Übernachtung im
Radisson Hotel am Flughafen in
Kauf nehmen. Man gönnt sich ja sonst nichts - diesen Spruch
können wir des weiteren noch gut gebrauchen. Aber so können
wir uns auch mit unserer Tochter Stefanie verabreden, die in Hamburg
beim Jumbo Verlag
(Hörbücher) tätig ist. Wir treffen uns am Bahnhof
Altona, und suchen uns aus dem reichhaltigen Programm, das unsere
Tochter sich ausgedacht hat, den Besuch des Botanischen Gartens in Klein Flottbek aus.
Anschließend besichtigen wir noch ihre jetzige und nebenan
vielleicht zukünftige Wohnung und landen schließlich in
einem italienischen Restaurant, um eine Pizza zu uns zu nehmen,
sozusagen als Vorgeschmack auf die kommenden Tage. Am Ende
verabschieden wir uns an der S-Bahn Linie 1, indem wir uns zwischen
schließenden Abteiltüren in den fast schon abfahrenden Zug
zwängen. Beinahe wären unsere ehelichen Bande bei diesem
Manöver zumindest örtlich getrennt worden, und dann wäre
guter Rat teuer gewesen. Das nächste Mal warten wir lieber die 10
Minuten auf die nächste Bahn. Bei der Ankunft am Flughafen
herrscht strömender Regen, aber der Weg von der S-Bahnstation zum
Hotel lässt sich unterirdisch durch die Parkdecks
zurücklegen. Der vorsorglich mitgeführte Regenschirm erweist
sich als defekt, der kann gleich entsorgt werden. Auch auf dieses Thema
werden wir zurückkommen.
Nach einem Frühstück, das jenem im Kempinski auf Gozo, wo wir im letzten Jahr
kostenfrei (s. dort) hinein gestolpert sind, nur wenig nachsteht - es
gibt auch Lachs - finden wir uns rechtzeitig an den Flugschaltern ein.
Bei der Sicherheitskontrolle kann man wählen, ob man durch den
Körperscanner geht - oder nicht. Ist das der berühmte
Nacktscanner? Keine Ahnung, uns macht das nichts aus, sofern das nicht
gleich auf einer Großleinwand übertragen wird. In meinem
Fall wird moniert, dass ich das Taschentuch aus der Hosentasche nicht
herausgenommen hätte, als ob das explodieren könnte, oder
was?
Nun aber geht der Flug regulär vonstatten, am Ende sieht man die
Lagune von Venedig unter sich mit bizarren Mustern der
Land-Wasserstrukturen und im Dunst die Stadt selbst - die Serenissima. Wir hatten noch zu
Hause die Wettervoraussage bemüht: sie stimmt, es herrscht
strömender Regen und ein kalter heftiger Wind.
Leider hatten wir uns nicht darauf vorbereitet, was nun zu tun ist,
wenn man nicht von einer Empfangsdame mit kennzeichnendem Plakat,
passend zu den Kofferanhängern, begrüßt wird.
Inzwischen haben wir es gelernt, und vorgreifend sei es mitgeteilt. Man
begibt sich zuerst zu den Schaltern der Nahverkehrsbetriebe ACTV und
kauft sich eine Dauerkarte für die Zeit des Aufenthalts. Dann kann
man alle Busse und Transportboote - die Vaporettos - ungeniert benutzen.
Vom Flughafen nimmt man zunächst einen Bus zum Piazzale Roma in der Nähe der
Bahnstation Ferrovia. Eine
Bootsverbindung auf die Dauerkarte gibt es in beiden Richtungen nicht.
Wir haben nun erstmal ohne Dauerkarte 10 EURo p.P. aufzuwenden um mit
einem sog. Expressbus nach Venedig zu gelangen.
An jenem besagten Piazzale Roma pfeift
der Wind und Regen, und in einem Wartehäuschen suchen wir Schutz.
Nahebei finden wir dann so etwas wie einen Kanal. Da kommt auch schon
ein Boot heran gebraust. Und ehe wir uns zu versehen sind wir selbst
und
die Koffer an Bord verladen und man braust los in Richtung Ca'
Vendramin, dem Hotel. Der Bootsfahrer gibt Vollgas, unsere
geografischen Kenntnisse sind auch gleich Null, und so geht es
über die offene Lagune bei rauer See in voller Fahrt dahin.
Derweil sitzen wir in der gemütlich geheizten Kabine und
beglückwünschen uns, dass das so gut geklappt hat. Nur die
Koffer
auf dem Vorderdeck kriegen so manche Gischt und überschwappende
Wogen zu spüren. Hoffentlich sind sie wasserdicht! Schon sind wir
am Anleger des Hotels angekommen, lassen uns und die nassen Koffer
ausladen. "Quanta Costa?" "Sixtie" "Sixteen?" "No, Six and Zero!"
Schluck, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Da muss man durch,
obwohl man im Reiseführer Marco Polo nachlesen kann, dass man sich
vor den Wassertaxis in Acht nehmen sollte. Sie sind das teuerste
Verkehrsmittel überhaupt. Ein Trinkgeld muss man in diesem Fall
wirklich nicht zahlen. Auf dem Stadtplan kann man später
feststellen, dass unser Bootsführer wahrlich nicht den
kürzesten Weg genommen hat.
Immerhin sind wir nun in unserem Hotel ohne Schirm und
Fußmärsche
einigermaßen trocken angelangt und werden herzlich empfangen.
Nach dem Einchecken werden uns die Koffer nach oben in unser Zimmer
gebracht, da ist natürlich dann doch ein Trinkgeld fällig.
Unser
Zimmer ist zweigeschossig. Unten ist das Badezimmer, und eine Treppe
höher der Wohnbereich. Der besteht aus einem Doppelbett, einem
Stuhl und einem Fernsehgerät, auf dem man neben den
landesüblichen Sendern nur das ZDF empfangen kann. Bei einem Stuhl
kann sich einer setzen und der andere muss sich auf das Bett legen, und
das bin meistens ich. Bei nur einem für uns verständlichen
Fernsehsender ist auch die Möglichkeit gegeben, ein Buch zu lesen
z.B. "Die Liebenden von San Marco"
(Charlotte Thomas).
Nachdem wir die Koffer ausgepackt haben - es sind keine
Wasserschäden festzustellen - treibt es einen nun doch nach
draußen. Zuerst wird am nächstbesten Straßenkiosk ein
Schirm für 5 EURo erstanden, damit man sich in diesem Regen
bewegen kann. Später werden wir feststellen, dass im Hotel ein
Schirmständer mit so um die 10 Schirmen herumsteht, wo man sich
wohlgefälligst hätte bedienen können. Stattdessen wird
schließlich unser Schirm in besagtem Sammelbehälter landen,
weil wir ihn nach dem einen Regentag weder in einem Koffer
verstauen noch beim Rückflug durch die Sicherheitskontrollen
schleusen könnten (Bajonettverdacht).
Nun erleben wir Venedig im Regen, wie alle anderen Touristen auch. An
allen Ecken sieht man kleine Elendshäufchen von verkrüppelten
Regenschirmen, die den Unbilden der Natur nicht stand gehalten haben.
Nun hat Venedig sicher größere Umweltprobleme als entsorgte
Regenschirmwracks, so kann man das eher lustig sehen. An der Rezeption
unseres Hotels haben wir auch einen Stadtplan überreicht bekommen,
sodass man sich in den verwinkelten Gassen einigermaßen
orientieren kann. Im übrigen sind die Wege zu den
Hauptattraktionen wie der Rialtobrücke
oder dem Markus Platz gut
ausgeschildert. An der Rialtobrücke erreichen wir zum ersten mal
den Canale Grande. Ja, so
stellt man sich Venedig vor! Sogar bei Regen macht das schon was her.
Wir schlagen uns weiter bis zum Markus Platz durch. Heidi war nur
schwer davon abzubringen, ihre Gummistiefel mitzunehmen. Zwar steht der
Markus Platz heute nicht unter Wasser, aber nasse Füße haben
wir auch so.
Ab und zu stolpern wir in eine Kirche, von denen es wohl etliche gibt.
Ausgestattet mit einer neuen Kamera (Nikon Coolpix S9100),
die es zu meinem letzten Geburtstag gab, ist man nun auch in der Lage,
anständige Innenaufnahmen anzufertigen. Zuvor hatte ich immer
neidisch auf die Displays fotografierender Touristen geschielt, die
gestochen scharfe Ansichten im Visier hatten, während meine Kamera
nur das rote Alarmlicht wegen unzulänglicher
Lichtverhältnisse meldete. Irgendwann haben wir schließlich
gemerkt, dass das Fotografieren und Filmen in den Kirchen meistens
untersagt ist, danach war es dann aus mit dem Vergnügen. Ein paar
Bilder hat man immerhin stibitzt.
Mit unseren nassen Füßen machen wir uns an den
Rückmarsch. Gleich zu Beginn unseres Spaziergangs hatten wir
vorhin den Supermarkt Billa
gleich um die Ecke bei unserem Hotel entdeckt. Dort gibt es sogar das
gleiche Bier wie bei unserem letzten Urlaub auf Madeira: Bavaria 89 sowie eine ansprechende
Auswahl an Weinen. So versorgt man sich für den
Abend und dann begeben wir uns in die nahegelegene Pizzeria Pasqualigo zum Abendessen.
Heute kann man nicht draußen sitzen, doch drinnen tagt eine
muntere Gesellschaft, zusammengesetzt aus drei Generationen und an die
20 Personen und ein paar Hunden. Man kann sich vorstellen, dass es da
sehr lebhaft zugeht. Doch bald bricht die Corona auf und es wird
ruhiger. Der Kellner verdreht die Augen. "Acht Stunden!" stöhnt
er, sichtlich geschafft.
Wir bestellen erst einmal wie wir es gewohnt sind, ein großes Bier. Und schon kommen
zwei Maßkrüge mit wohl einem Liter Bier darin. Kostenpunkt
12 Euro pro Humpen. Und bei der reichhaltigen Pizzamahlzeit fällt
es einem am Schluss schwer, das alles in seinem Inneren unterzubringen.
Da sind wir froh, dass wir nur um zwei Ecken und über eine
Brücke zurück zu unserem Hotel zu bewältigen haben. Nun
hat auch schließlich der Himmel ein Einsehen und belohnt uns nach
all dem Regen mit einem Ausblick auf ein sonnenbeschienenes
Türmchen aus unserem Zimmerfenster.
Montag, 16.5.
Schaut man aus dem Fenster, so strahlt die Sonne von einem wolkenlosen
Himmel. Zuerst genießen wir das familiäre
Frühstück in kleinem Kreis, denn das Hotel Vendramin hat nur
wenige Zimmer. Das Buffet bietet alles, was man so braucht, es muss ja
nicht immer Lachs und Kaviar sein. Anschließend gilt es, sich um
die Verkehrsmöglichkeiten zu kümmern, namentlich um jene
Vaporettos, den Wassertransportbooten, die in und um Venedig herum
schwärmen. Dazu begeben wir uns zum nächsten Anleger, dem Ca' d' Oro. Der liegt neben einem
der eindrucksvollsten Paläste am Canale Grande, eben jenem Ca' d'
Oro oder Goldenem Haus. Es
hat wohl die prächtigste Marmorfassade der Stadt, so ist im
Reiseführer zu lesen. Aber dafür haben wir zunächst
keinen Blick. Es geht eher darum, ein Ticket für das nächste
Vaporetto zu erwerben. Dafür gibt es einen Ticketautomaten. Die
3-Tageskarte kostet 33 Euro, aber wir haben ja 5 Tage vor uns. Da
bleibt nur das 7-Tagesticket für 50 Euro. Leider kommt man mit dem
Automat nicht klar - wie gewöhnlich, und schon besteigen wir das
nächste Vaporetto, vielleicht kann man das dann an Bord erledigen.
Doch ein Blick in das Portemonnaie ergibt, dass nur 90 Euro
verfügbar sind.
So kommen wir also nicht weit, und nach einer Überquerung des
Canal Grande zum Rialto Mercato
steigen wir sogleich als Schwarzfahrer wieder aus. Bei dieser
Gelegenheit sei erwähnt, dass wir weder bei der Deutschen Bahn,
der Hamburger S-Bahn noch der Venezianischen Verkehrsbetriebe ein
einziges mal kontrolliert worden sind. Das soll natürlich keinen
Anreiz zum Schwarzfahren vermitteln. Wir müssen erst einmal einen
Bankomat bemühen, um die fehlenden 10 Euro für unser
Wochenticket aufzufüllen. Für den Rialto Mercato bleibt da
trotz regen Treibens wenig Aufmerksamkeit übrig. Wenn man etwas
sucht, findet man es meistens nicht, erst nach Nachfrage weist man uns
zu einem Platz nahe der Rialto Brücke. Der erste Bankomat
antwortet nicht. Der zweite auch nicht. Dann geht man also hinein in
die Bank, die werden einem ja wohl helfen können. Nein, der
Automat sei "out of order". Endlich spuckt ein dritter Bankomat in der
Nähe die erforderlichen Scheine aus.
Dermaßen liquide begeben wir uns zu Fuß zum Markusplatz.
Den Weg kennt man ja schon, auch wenn man sich bei den verwinkelten
Gassen nicht erinnern kann, ob man da schon einmal lang gekommen ist.
Auf dem Markusplatz besteht Heidi darauf, mit einigen Tauben auf
Händen, Schultern und womöglichst auf dem Kopf fotografiert
zu
werden. Dazu haben wir noch einige Kekse vom Hinflug der Air Berlin
dabei. Außer bis auf den Kopf sind die Tauben soweit
bereitwillig. Vielleicht mögen sie den Haarfestiger nicht. Weiter
Besichtigungen am Markusplatz erübrigen sich angesichts der langen
Warteschlangen zum Großteil fernöstlicher Besucher.
Nun finden wir endlich einen Schalter, wo man von Mensch zu Mensch das
erforderliche Verkehrsticket erwerben kann. Endlich ist man
legitimiert, sich als Tourist frei auf dem Wasser zu bewegen. Zu den
Gondeln, die allgegenwärtig herumstaken, sei gesagt, dass wir die
Kosten scheuen, die sich in der Größenordnung eines
Wassertaxis bewegen mögen, und letzteres Vergnügen hatten wir
ja schon gehabt. Mit einem Vaporetto Nr. 1 führen wir uns nun den
Canale Grande zu Gemüte. Wenn man Glück hat, erwischt man
einen Freiluftplatz am Heck und kann dort ungestört sich den
Betrachtungen hingeben und fotografieren. Vor allem darf man den Platz
nicht wieder räumen und kann dann so den Canale Grande einmal
hinauf oder hinunter fahren - oder umgekehrt.
Mit genügend Sitzfleisch landet man schließlich am Lido, der
vorgelagerten Insel der Lagune. Für heute belassen wir es bei
einer besinnlichen Stunde mit einem Blick auf die Kulisse des
entfernten
Venedigs, der Serenissima. Viele geschichtsträchtige Ereignisse
mögen sich angesichts unserer Aussicht abgespielt haben, in
unserem Buch über die Liebenden vo San Marco in den Jahren um 1510
geht es aber auch um eine Pestepedemie, die wir heute hoffentlich nicht
mehr zu befürchten haben.
Zum Abschluss besuchen wir heute Abend wieder das gestrige Lokal, mit
dem Unterschied, dass man heut draußen sitzen kann. Es handelt
sich um die belebte Strada Nova,
wo die Touristenscharen vorbei defilieren, da gibt es immer was zu
gucken. Auch ein Hund begrüßt uns, der heißt Attila,
wie seine Besitzer ihn rufen, als er sich gar nicht von uns trennen
mag. Das Bedienungspersonal des Lokals erkennt uns sogleich wieder und
wir werden mit Handschlag begrüßt - so sind die Italiener.
Nur mit der Bierbestellung sind wir vorsichtiger, man muss "Medium"
verlangen und erhält dann 0.4 L für 6 Euro - auch ein stolzer
Preis. Aber die Pizza ist vorzüglich.
Auf dem Rückweg zum Hotel kehren wir natürlich wieder im
Supermarkt Billa ein, wo wir uns auch schon gut auskennen.
Dienstag, 17.5.
Für heute ist ein Besuch der Venedig vorgelagerten Inseln Murano und Burano geplant. Die Dame an der
Rezeption versucht uns zu erklären, wie das auf dem schnellsten
Wege möglich sei. Aber danach steht uns gar nicht der Sinn.
Außerdem überreicht sie uns ein Empfehlungskärtchen
für eine Glasmanufaktur auf der Insel Murano. Wir wollen aber
zunächst eine Trainingseinheit einlegen insofern, dass man den Weg
zum Piazzale Roma schon einmal für die Rückreise probeweise
zurücklegt. Und das ist ja nun von der Station Ca' D' Oro aus
denkbar einfach. Dann besteigen wir ein Vaporetto der Linie 41, das
ganz Venedig umrundet und auch Murano anläuft. Zu unserer Freude
fährt es erst am Hafen entlang, wo wieder einige Kreuzfahrtschiffe
liegen. Es ist umstritten, ob diese großen Schiffe der Lagune
guttun, aber man lebt schließlich hauptsächlich vom
Tourismus. Die Bevölkerung Venedigs habe sich innerhalb einer
Generation halbiert, so ist zu lesen.
Die weitere Fahrt durch den Canale
Della Giudecca vorbei an der gleichnamigen Insel ist nicht so
spektakulär wie jene durch den Canale Grande, aber jenen werden
wir noch häufiger durchfahren. Auch diesen Teil Venedigs,
sozusagen die Rückseite, sowie die Isola di S. Georgio Maggiore sollte
man gesehen haben. Wiederum vorbei am Markusplatz und dem Giardini della Biennale wird
schließlich die Isola di S.
Elena umrundet und die Nordseite der Lagunenstadt bis zur Fondamenta Nove abgefahren. Von
dort wird dann direkt die Insel Murano angesteuert, wo man an der P. le Colonna aussteigt. Wir irren
erst mal ein wenig herum, bis wir die kaum zu übersehende
Manufaktur Fornace Gino Mazzuccato
gefunden haben.
Nach Überreichen des Begrüßungskärtchens vom Hotel
kümmert sich sogleich ein beflissener Herr um uns und verspricht
10% Rabatt auf alle Erzeugnisse. Bei solchen Gelegenheiten krallt sich
dann immer ganz spontan meine Faust um die Geldbörse. Aber
zunächst wird uns eine Werkstatt gezeigt, wo sich bereits eine
Besuchergruppe auf den Besichtigungsrängen niedergelassen hat. Ein
Glasbläser formt kunstvoll eine Vase aus geschmolzenem Glas, das
rotglühend einem Ofen entnommen wird. Anschließend formt er
mit wenigen Handgriffen mit einer Zange an einem Glasklumpen herum und
plötzlich hat er die Form eines Pferdes modelliert. Sehr
beeindruckend. Unser beflissener Herr aber geleitet uns in die
Verkaufsräume. Es lässt sich trotz meiner geballten Faust
nicht verhindern, dass ein paar Murano-Ringe für meine Gattin und
die Kinder erworben werden. Ein Stockwerk höher könnten wir
auch die größeren Sachen wie Kronleuchter u.dgl.
besichtigen. Davon sehen wir ab, denn wir haben nur Handtäschchen
und Rucksack dabei.
Wir verabschieden uns und schlendern weiter, bis wir an die
Anlegestelle
namens Faro für die
Boote nach Burano gelangen. Diese Insel liegt ein ganzes Stück
weiter nordöstlich und die Überfahrt dauert etwas
länger. Dort angekommen, fallen einem gleich die in allen Farben
bunt angemalten kleinen Häuser auf. Je mehr man herum wandert, um
so malerischer wird es inmitten kleiner Kanäle und malerischer
Brücken. Die Insel Burano ist für ihre Stickereiarbeiten
bekannt, wie man an den Auslagen der Läden und
Straßenstände schnell ersehen kann. So erstehen wir auch als
Mitbringsel für eine Freundin ein paar Servietten mit
eingesticktem Monogramm. Vor der Kirche an der Piazza Galuppi kaufen wir für
wenig Geld für unsere Enkelin einen mehr oder weniger kitschigen
Fächer mit bunten Venedigszenen darauf. In Venedig haben wir
später die gleichen Fächer angeboten für das dreifache
gesehen. Dort kann man allerdings herunterhandeln.
Nach Umrunden der Kirche San Martino
bummeln wir zurück zum Anleger. Auf dem Vaporetto sitzt uns eine
Senora gegenüber, die so etwas wie eine schmale Mullbinde
auseinander zuppelt und mittels zweier Holznadeln ineinander zu einem
Rüschenschleier oder dgl. verwebt. Da ist sie der Aufmerksamkeit
der herumsitzenden Fahrgäste sicher. Auf der Rückfahrt
fällt uns auf, dass der Turm der Kirche auf Burano wohl eine
deutliche Schieflage hat. An der Haltestelle Fondamenta Nove steigen
wir schließlich aus und marschieren, den Stadtplan immer in der
Hand, längs am Kanal Rio de S.
Caterina zurück, wo wir schließlich auf der Strada
Nova heraus kommen.
Das Abendessen nehmen wir ein drittes mal wieder in unserem Restaurant
Pasqualigo ein. Heute erkennen uns die Kellner anscheinend nicht
sogleich, aber dann ist die Freude groß.
Mittwoch, 18.5.
Im Fernsehen gab es einmal eine Sendung über das "andere Venedig",
und da wurde die Gemüseinsel Le
Vignole vorgestellt. Da möchte Heidi nun unbedingt hin. Mir
schwant schon, dass es da nicht so viel zu sehen gibt, und damit werde
ich recht behalten. Mit dem Vaporetto fährt man wieder an der
Fondamenta Nove los und über Murano geht es mit der Linie 13 in
Richtung Le Vignole und S. Erasmo. Auf dieser Strecke wird wohl
Landgewinnung betrieben, indem man mit Baggerschiffen über
Rohrleitungen den Schlamm der Lagune zu Trockenflächen
aufspült. Wenn sich dort auch Vegetation ansiedelt, werden das
Rast- und Nistflächen für die Seevögel.
So erwartet uns am Anleger in Vignole auch ein Ibis am Ufer. Von diesem Vogel, den
wir von Ägypten her kennen, mag es hier eine ganze Menge geben,
denn auch am Canal Grande hatten wir einen Ibis gesehen. Man ist nun
gut beraten, wenn man sich gleich die Zeit für die Rückfahrt
einprägt, denn hier fahren die Boote nicht so oft. Die Insel, so
ist zu lesen, ist ca. 69 ha groß und hatte 2001 69 Einwohner. Man
kann nun an einem Kanal entlang spazieren, eine Brücke
überqueren und weiter laufen bis der Weg zuende ist. In einiger
Entfernung soll es inmitten von Gemüsefeldern eine urige Trattoria
geben, laut Ausschilderung sogar geöffnet. Aber kurz nach dem
Frühstück steht uns danach noch nicht der Sinn. So begeben
wir uns wieder zur Anlegestelle und warten auf das Boot nach S. Erasmo.
Dort ist die Endstation und der Bootsführer wundert sich, dass wir
nicht aussteigen wollen. Aber er kapiert schnell, dass wir zurück
nach Venedig wollen. Man kann nun direkt zum Piazzale Roma fahren und
lernt dabei noch den Canal de
Canareggio kennen, der von Nordwesten in den Canale Grande
einmündet. Vom Piazzale Roma laufen wir durch den Park Giardini Papadopoli und irren
danach durch die Gassen dahinter, bis man Mühe hat
herauszufinden, wo man sich befindet. Aber wir finden zurück zum
Canalee Grande, weil ein menschliches Bedürfnis drängt. Da
bleibt einem nur übrig, mit dem Vaporetto die zwei Stationen zur
Ca' D' Oro zu fahren und das nahe Mc
Donalds aufzusuchen. Dort herrscht immer so ein Betrieb, dass
ein Besuch des Örtchen weiter nicht auffällt.
Es wäre nun Zeit für einen Museumsbesuch, aber bei dem Wetter
können wir uns nicht dazu entschließen. Es sei nur
erwähnt, dass sich in dem Palazzo
Ca' D' Oro eine anspruchsvolle Bildergalerie befindet und der
Eintritt für Senioren ab 65 sogar frei ist. Stattdessen schlendern
wir wieder zur Rialto Brücke, wo einer der Ballungspunkte für
Touristen ist. Wir lassen uns auf ein paar Stufen der Riva del Carbon an der Anlegestelle
der Polizeiboote nieder und verzehren Bananen und Erdnüsse. Hinter
uns steht eine deutsche Schulklasse samt erklärendem Führer
beieinander. Wir irren uns wohl nicht in der Annahme, dass wir
aufmerksamer den Ausführungen lauschen als die gesamte Schar der
Jugendlichen. Es wird aber auch jeder Palazzo aufs Korn genommen, wann
erbaut, wem er gehört oder gehört hat usw. In der Gegend soll
auch die Dachterrasse sein, auf der der Kommissar Brunetti immer sein
Frühstück zu sich zu nehmen pflegt. Das ist dann schon
interessanter.
Wir schlagen uns noch durch zum Markusplatz, wo Heidi noch einmal einen
Versuch mit den Tauben unternimmt. Natürlich müssen wir bei
der Gelegenheit auch die Seufzerbrücke Ponte dei Sospiri heimsuchen.
Leider ist diese z.Zt. teilweise von Bauplanen verhüllt, was aber
die fotowütigen Touristen nicht stört. Zum Abschluss für
heute nehmen wir uns einen Besuch der Friedhofsinsel Isola di S. Michele vor. Das ist
noch einmal mit einer längeren Bootsfahrt um die Isola di S. Elena
verbunden. Leider darf man auf der Friedhofsinsel nicht fotografieren,
und bei einer neuen Kamera geht man da kein Risiko ein. An
Berühmtheiten liegen laut Reiseführer auf diesem
Friedhof Igor Strawinsky, Ezra
Pound und ein russischer Tänzer, den wir nicht kennen. Da
hätte man nach Thomas Mann's Tod
in Venedig mehr erwartet. Es ist sehr heiß geworden, so
bringen wir nicht allzuviel Energie für den Friedhofsbesuch auf.
Auf der Rückfahrt fährt das Vaporetto auf dem auch
Canal Grande genannten Wasserweg mitten durch die Insel Murano,
so hat man das auch noch gesehen. An unserer Anlegestelle Fondamente
Nove steigen wir wieder aus. Auf dem Rückweg passiert uns das
Missgeschick, dass wir glatt im Kreis laufen, weil wir uns an einer
Stelle für die falsche Straße entschieden haben. So sind wir
für heute einigermaßen geschafft und beschließen, es
morgen ruhiger angehen zu lassen, und das wird uns gelingen.
Für heute abend haben wir uns ein anderes Lokal ausgesucht, damit
die Verbundenheit zu unserem bisherigen "Stammlokal" nicht allzu
groß wird. Das Lokal heißt Pizzaria La Serenissima und
liegt in Verlängerung der Strada Nova in Richtung San Marcuola. Und die Pizza hat es
in sich, sie ragt an allen Seiten über den Teller hinaus und ist
zudem noch dick belegt. Das kann man nicht schaffen, leider. In der
Nähe befindet sich auch eine nette Anlegestelle für die
Gondeln, wo man z.B. in Ruhe jenen gekerbten Holzsporn, der Gabel oder Forcola, bewundern kann mit deren
Hilfe das Ruder oder der Riemen zum Antrieb und Steuern der Gondeln vom
Gondoliere stehenderweise bewegt wird.
Donnerstag, 19.5.
Nach vier eindrucksvollen Tagen in Venedig wünscht man sich auch
mal einen Ruhetag. Das ist zugleich unser letzter Tag. Bei dem
wolkenlosen Himmel fällt die Wahl nicht schwer: wir wollen einen
Tag am Strand vom Lido verbringen. Dazu muss man nur in das Vaporetto
der Linie 1 steigen und bis zur Endstation S. M. Elisabetta am Lido fahren.
Von dort wandert man auf einer gut begrünten Allee, der Granviale S. Maria Elisabetta,
vorbei an dem Luxushotel Grande
Albergo Ausonia & Hungaria in Richtung Strand. Auf Nachfrage
wurden uns 5 min Wegzeit angesagt, aber dann sind es doch 10 min. bis
zur Piazzale Bucintoro. Diese
ganzen Ortsbezeichnungen sind natürlich nachträglich den
verfügbaren Unterlagen entnommen, vor Ort haben wir keine Ahnung.
Jedenfalls kostet der Strand weder Eintritt noch Kurtaxe, und nach
kurzem Herumirren finden wir ein schönes Plätzchen im
Schatten von Tamariskenbüschen. Hier verbleiben wir für den
Rest des Tages, genießen den Blick über die Adria und
erahnen in der Ferne den berühmten Strand von Jesolo.
Die Zehenprobe in den heranplätschernden Wellen ergibt eine
angenehme Wassertemperatur. Nur haben wir keine eigentliche
Badeausrüstung wie Handtuch oder Badetuch dabei. Da
beschränken wir uns auf das Muschelsammeln, damit die Enkelkinder
auch etwas davon haben. Nach den erholsamen Stunden schüttelt man
sich den Sand aus den Klamotten und Hautfalten und begibt sich auf die
Rückfahrt. Die schönen Plätze auf dem Rückdeck sind
von Dauergästen leider schon besetzt. Kurz vor der Anlegestelle
Biennale eile ich dann doch
hinaus, denn da liegt eine dahingestreckte Wasserleiche am
Gestade, die ich noch nicht fotografiert hatte. Sogleich zückt ein
anderer Gast darauf seine Kamera, was es wohl zu fotografieren gibt?
Nun ja, die Wasserleiche ist schön grün, wahrscheinlich aus
Kupfer oder Bronze und wohl ein Kunstobjekt.
Wir genießen die letzte Fahrt auf dem Canale Grande bei
nachmittäglicher Sonne und es werden die letzten Fotos gemacht,
u.a. von zwei schön von außen bemalten Palazzi. Bevor es ans
Kofferpacken geht, besuchen wir heute noch ein anderes Lokal, dessen
Name nicht mehr herauszufinden ist, es liegt aber in Sichtweite vom Mc
Donalds in Richtung Rialto. Hier ist die Pizza zum Glück zu
bewältigen und Heidi begnügt sich mit einem Salat. In diesem
Lokal verkehren anscheinend viele Einheimische und jeder scheint jeden
zu kennen. In den inneren Räumen scheint es wie in einem
Bienenstock zuzugehen.
Freitag, 20.5. Rückfahrt
Nach Frühstück und Auschecken im Hotel Vendramin rollern wir
mit unseren Koffern zur Anlegestelle Ca' d' Oro und steigen in das
nächste Vaporetto zum Piazzale Roma, von wo es mit dem Bus zum
Flughafen geht, wir haben unsere Lektion ja gelernt. Nun gilt es nur
noch, die Tickets loszuwerden, die ja noch heute sowie zwei weitere
Tage gültig sind. Dazu begeben wir uns zu den Schaltern der
Vekehrsbetriebe. Wir sprechen ein junges Pärchen an, das in der
Warteschlange ansteht, auf Englisch an. "We go home, but still have two
tickets valid for three more days". Die beiden gucken uns skeptisch an,
denn man kann ja nicht sogleich nachprüfen, ob die Tickets nicht
doch abgelaufen sind. Aber das Stichwort "It's for free" ist
ausreichend überzeugend und so ziehen die beiden freudestrahlend
mit den Tickets davon. Sie waren aus Frankreich, und wir strahlen auch
und fühlen uns als gute Menschen.
Alles weitere geht reibungslos, der Flug dauert nicht lange, und von
Hamburg fahren wir wieder mit dem Niedersachsenticket nach Hause. Auch
unser hilfsbereiter Nachbar steht schon am Bahnsteig, um uns in Empfang
zu nehmen und mit unserem Auto nach Hause zu fahren. Einen Tag
später holen wir auch unseren Hund Otto wieder von seiner Pension
ab, damit bei dem weiteren schönen Wetter die Sonnenliegen auf der
Terrasse nicht unbenutzt bleiben.