Usedom 5.9. - 26.9. 2005
oder: Über die Widrigkeiten der
Technik...
In unserem - hier noch einmal zitierten "Dritten Leben" - sind wir als
Mitglieder der nicht arbeitenden Bevölkerung nun in der glücklichen
Lage, Beginn und Ende einer Reise frei zu bestimmen. Das Ziel steht
seit längerer Zeit schon fest, und das sind natürlich Anke und Fischer
Achim in Stubbenfelde/Kölpinsee am Teufelsberg (Was es mit diesem auf
sich hat, kann man einer dortigen Schautafel entnehmen). Und wir werden
mit "großem Bahnhof" anreisen, d.h. Tochter Annika, Schwiegersohn Sven
und die frischgebackene (6 Mon.) Enkelin Pauline werden für eine Woche
mit von der Partie sein (das wird dann nicht so ganz klappen wegen
technischer Probleme - wie man sehen wird).
Der geplante Termin ist vom 9.9. bis 19.9. angesetzt. Nun herrscht
Anfang September ein solches Bilderbuchwetter, das hält man ja gar
nicht aus. Ein Anruf genügt, und wir Großeltern dürfen bereits am
Montag, 5.9. anreisen. Und Hund Otto ist natürlich auch mit von der
Partie, er freut sich schon auf Paul, der uneingeschränkter Herrscher
auf seinem Grundstück ist. Um es kurz zu machen was die Anreise
betrifft, wir fahren von 8.45 bis 14.15 die 495 km. Otto sitzt hinten
im Auto, die Fahrräder schwanken auf dem Autodach. Otto hat dann auch
in die Kosmetiktasche gekotzt, dem war es auf dem Abstecher zum Hafen
Usedom auf Usedom dann wohl zu holperig. Ähnlich schlecht bekommt die
Angelegenheit dem Auspuff, der hängt anscheinend nur noch an ein paar
Rostlappen, das Fahrgeräusch ist entsprechend. Aber schließlich sind
wir bis zum Ziel geklötert und Anke empfängt uns herzlich. Paul auch!
Nach Gassi gehen, Auspacken und Einrichten machen wir eine kleine Runde
mit dem Fahrrad, damit man alles in den Griff bekommt. An der See
herrscht ein frischer Wind, aber der Badebetrieb ist in vollem Gange.
Der Strand wird "bewacht" von einem Automaten, an dem man die Kurtaxe
entrichten kann (1.30 EUR p.P.). Zu so etwas wie dem "Zaun von
Timmendorf" hat man sich hier glücklicherweise noch nicht entschlossen.
Während unseren Aufenthalts hat uns einmal am Strand eine Dame beehrt
und
uns um die fällige Gebühr erleichtert.
Abschließend findet man uns im "Imbiss am See" schräg gegenüber wieder,
wo man die Nachmittagssonne genießt, einen herrlichen Blick über den
Kölpinsee hat (hin und wieder fliegt eine Meute Kormorane da längs) und
man es sich bei Zander, Matjes und zwei Köstritzer (Schwarzbier) gut
gehen lassen kann. Das ganze liegt direkt am Ostsee-Radweg und so
mancher Radtourist findet hier seine Pommes mit Majo. "Futtern wie bei
Muttern" sagt einer.
Am Abend sitzen wir auf unserer Terrasse, Otto darf unter den Tischen
stöbern, aber zur Sicherheit halte ich die Laufleine, die bis zu 8 m
ausläuft, in der Hand. Und da passiert es auch schon: Paul hat wohl mal
kurz um die Ecke geschaut, wir haben das gar nicht bemerkt - aber Otto!
So geht es mir wie einem Bergsteiger, der einen Kameraden sichert und
plötzlich den Ruck im Seil zu parieren hat. Otto stürzt nämlich
wutschnaubend um besagte Ecke - die Leine rast die 8 m aus dem Gehäuse,
und als der Ruck kommt, haut es mich mitsamt dem gemütlichen
Gartenstuhl um. Resultat: Abschürfungen an drei Handknöcheln.
Die nächsten Tage
Wie bereits vor zwei Jahren ist die erste Pflicht am Morgen der Gang
zum Kaufladen des Campingplatzes. Otto kann derweil sein Geschäft
machen und wird dann an einem Zaun angeleint. Wie ich um die Ecke zum
Kaufladen biege, sitzt nun er auf einmal dort? Aber nein, es ist ein
anderer Beagle, der ihm etwas ähnlich sieht. Nun - alter Hase, der man
ist: "Zwei Doppelte, zwei Korn", obwohl die natürlich nicht vorbestellt
sind. "Also dann für morgen wieder", damit alles seine Ordnung hat.
Achim ist inzwischen vom Fang zurück - wieder so ein 1m Aal dabei - und
kommt zu uns zum Frühstück.
Dann muss das Auto versorgt werden, in Loddin ist eine Kfz-Werkstatt,
die erledigen das bis zum nächsten Tag. Kosten, man könnte einen
Schnaps darauf trinken: 222,22 EUR. Endlich am Strand, wieder die alten
Hasen, d.h. alle Kleidungsstücke wandern in den Rucksack und man lagert
sich wie Adam und Eva im weichen schneeweißen Sand. Zum Essen gibt es
ein Stück Heilbutt von der Räucherbude.
Am Mittwoch besuchen uns Peter und Gerda (Heidis Bruder und
Schwägerin), die eine Woche in Ückeritz Quartier in einem
Gartenhäuschen gefunden haben. Gerda ist den ganzen Weg (2,7 km)
gelaufen, Peter daneben auf dem Fahrrad hat es etwas bequemer gehabt.
Mit dem Handy kann man heute jedermann fernsteuern, so können wir sie
an unser Strandlager lotsen und rechtzeitig die notwendigen
Kleidungsstücke überstreifen. Wir zeigen ihnen unser Quartier, und als
wir uns schließlich verabschieden, nutzt Otto das allgemeine
Durcheinander aus und büxt ab in den Garten. Das artet auf der Stelle
in eine gehörige Keilerei mit Paul aus. Die Hunde in der Nachbarschaft
stimmen applaudierend in das Konzert ein. Das ganze spielt sich in
Sekunden ab, bis die Kontrahenten sich jeweils auf richtungsmäßig
verschiedene Rückzugsstrategien besinnen. Ernstere Schäden sind bei
beiden nicht auszumachen. Erst wieder zu Hause entdecken wir an Ottos
einem Schlappohr einen kleinen Schorf, der sich gleich löst und
darunter den Abdruck eines winzigen spitzen Zähnchens erkennen lässt.
Ein nettes Souvernir!
Donnerstag, 8.9.
Heute wird ein denkwürdiger Tag, wie wir sehen werden. Der Himmel ist
bewölkt, da muss man etwas unternehmen. Angesagt ist dann immer die
Radtour auf dem Ostsee-Radweg über die drei "Perlen" Heringsdorf,
Bansin und Ahlbeck. Wir kommen 300 m weit. Dort ist eine Abfahrt mit
18% Steigung. "Radfahrer absteigen" ist zu lesen. Da bin ich anders
gestrickt! Sowas fährt man ungebremst hinunter, alter Hase, der man
ist! Schnell erreicht man eine gehörige Geschwindigkeit, aber
unversehens auch ein paar Sandlöcher und eine hölzerne Querrinne. Das
Fahrrad ist nicht mehr zu halten. Ich kann immerhin noch abspringen und
komme nicht zu Fall. Das Fahrrad kommt aber zu Fall und rammt mir dabei
die rechte Pedale mit ihren Zacken in die Wade knapp unterhalb der
Kniekehle. "Ich habe mich wohl verletzt" sage ich zu Heidi, die
vorsichtig angerollt kommt. Na ja, ich steige wieder auf, mit dem
Taschentuch wird ein wenig getupft. Es blutet kaum, kann ja wohl nicht
so schlimm sein.
Wir fahren weiter nach Heringsdorf, dort wird in der Apotheke erst mal
ein Pflaster gekauft, denn ein schöner Anblick wird die Wunde nicht
sein. Über die Promenade gelangen wir nach Ahlbeck und stellen die
Räder an der Seebrücke ab. Nun habe ich die Schlüssel der
Fahradschlösser vergessen. So wird das Abschließen simuliert, dh. das
Schloss nur scheinbar geschlossen. Wird vielleicht keiner merken. Von
der Seebrücke kann man einige Ansammlungen von Kormoranen bewundern,
manche breiten gerade ihre Flügel aus, um sie nach einigen Tauchgängen
wieder zu trocknen.
Auf der Seebrücke gibt es auch eine Sanitätsstation. Nach einigem
Zögern lasse ich mich überreden, die Blessur begutachten zu lassen.
"Das muss unbedingt genäht werden, da fehlt ja ein ganzes Stück von
ihnen" bekomme ich zu hören. Zum Glück ist gleich um die Ecke ein
Ärztezentrum, da lässt sich das vielleicht erledigen. Doch Fehlanzeige,
ein Zahnarzt wäre da, die Praxis eines Chirurgen ist dagegen wegen
Krankheit geschlossen. Dann gibt es noch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt,
wohl auch nicht das richtige? Immerhin wird dort noch mal nach der
Wunde geguckt ("Woll'n mal kieken" heißt das hier). Die gleiche
Auskunft, man müsse sich schon nach Wolgast in die Ambulanz des
Krankenhauses begeben.
Das wäre nun einfacher gegangen, mit der Bahn, die alle halbe Stunde
fährt. Leider kommen wir nicht auf diese Idee, sondern fahren
tatsächlich mit dem Rad zurück, allerdings auf dem neuen und schönen
Radweg entlang der Hauptstraße B111. Bei einer Rast entdecken wir zwei
Raben auf einem abgestorbenen Baum. Ob die sich schon etwas ausrechnen?
Nach insgesamt 30 km sind wir zurück und setzen uns unverzüglich ins
Auto. In Wolgast (25 km) angekommen, finden wir uns nicht gleich
zurecht und geraten auf das Gelände einer Schwesternschule oder sowas.
Außerdem ist meine Gelbörse mit der erforderlichen Chipkarte der TK
usw. leider im Quartier auf dem Fensterbrett liegen geblieben. Also
nochmal zurück (25 km), die Geldbörse geholt, und wieder nach Wolgast
(25 km). Nun finden wir gleich das Krankenhaus. Dort, das muss gesagt
sein, treffen wir nur nette Angestellte, man wird sozusagen herzlich
aufgenommen. Ohne die allseits fälligen 10 EUR Krankenkassengebühren
geht es allerdings nicht. Die hatte ich im gleichen Quartal bereits
beim Zahnarzt gelöhnt - das hilft einem nun überhaupt nichts. Man hat
nur den Joker, wenn man wieder eine Notaufnahme aufsuchen sollte.
Es geht nun aber ganz fix: "Der Herr bitte, der sich ins Knie geschissen hat". "Geschossen" korrigiere ich. Doch
ich hatte mich verhört: "Geschnitten"
hatte sie gesagt! Besonders der Arzt ist ein richtiger Kumpel und
versorgt die Wunde perfekt - wie sich herausstellen wird - ("Woll'n mal
kieken"), d.h. reinigen, lokale
Anästhesie, ausschneiden, desinfizieren, innere und äußere Naht,
Pflaster drauf). Angeben ist eigentlich nicht meine Art, aber in
dieser Situation muss ich doch von meiner Rumänienreise erzählen, um
darzulegen, dass man auf dem Rad kein Tölpel ist (was ich nun aber doch
war). "Habt ihr gehört, Herr Wittkamp(!) ist mit dem Rad nach Rumänien
gefahren" tönt es durch die OP-Räume. Beruhigt und froh ist man am
Schluss, wenn die Verletzung nun ordnungsgemäß behandelt worden ist.
Wir kommen noch mit einer lädierten Dame ins Gespräch, die ist am
Morgen auf dem Fahrrad von einem Lastwagen über den Bordstein gedrängt
worden, gestürzt und mit gebrochenem Arm und Gesichtsverletzungen per
Krankenwagen eingeliefert worden. Ihr Mann war zuvor voraus gefahren
und hatte von allem gar nichts gemerkt, sondern seinen Tennistermin
wahrgenommen. Nun wartet sie darauf, dass sie abgeholt wird. Hier hat
die Handy-Fernsteuerung anscheinend nicht so gut funktioniert. Wir
fahren endlich zurück zum Teufelsberg (25 km) - und jetzt kann man ein
Bier gebrauchen, Flundern und Aal dazu! Und eine Hornisse taumelt spät
am Abend um die Lampen herum. Auch Fledermäuse zeigen sich zuweilen
schwirrend
bei anbrechender Dunkelheit (c.a. 20.00 Uhr).
Ein kurzer Besuch
Am Sonnabendmorgen - wir sitzen noch beim Frühstück - hört man schon am
"Sound": sie sind da, der blaue BMW blubbert um die Ecke. Nach der
Begrüßung - Pauline lächelt jedem entgegen - haben wir das nächste
technische Problem: der BMW hat auf der Anreise entschieden zuviel
Benzin geschluckt. Da muss erst mal viel telefoniert werden - mit dem
Handy - gelbe Seiten nachgeschlagen werden usw. An der Tankstelle in
Koserow lässt sich schließlich eine BMW-Werkstatt in Wolgast in
Erfahrung bringen. So vergeht der Sonnabend mit Spazierengehen und
Einkaufen, Strandwetter haben wir leider nicht, wie dem Wetterbericht
bereits zu entnehmen war.
Am Sonntag sieht es nicht besser aus, und so fahren wir allemann nach
Svinemünde: haben alle ihren Ausweis dabei. Pauline hat sogar einen
Kinderausweis mit Lichtbild dabei. Letzteres wird wohl nicht so lange
aktuell bleiben. Auf dem Polenmarkt erstehen wir einen Gürtel, ein paar
Schuhe und zwei Stangen Zigaretten mit Banderole, was immer es damit
auf sich haben mag. Anscheinend sind die polnischen Erzeugnisse
"getürkt" unter den Markennamen Marlboro, Pall Mall usw. und haben dann
keine Banderole und man kann mit dem Zoll Schwierigkeiten bekommen.
Gleiches gilt für DVDs mit Raubkopien aktueller Filme oder
Musikausgaben. Da lässt man dann lieber die Finger davon.
Inzwischen hat ein heftiger Regen eingesetzt und wir kommen nur mit
Mühe zum Auto zurück. Bei dem Wetter passiert nun heute außer
Mittagsschlaf und einem Strandspaziergang nicht mehr viel. Mit dem Hund
muss man allerdings bei jedem Wetter raus, und wenn man dann
klatschnass zurück kommt, müssen wir beide abgerubbelt werden. Für Otto
ist das u.a. das Schönste auf der Welt.
Am Montag begeben sich unsere BMW-Freaks zu der Werkstatt in Wolgast.
Danach wird gepackt, das Auto lässt sich nur in Braunschweig in Ordnung
bringen (irgendwas mit Chip-Programmierung oder so). Andererseits darf
der Bolide aber auch nicht zu lange unbenutzt rumstehen, weil sonst
irgendwelche Ölrückstände verharzen. Alles nicht so einfach. Das Wetter
spielt auch nicht mit - so hatten wir eben nur einen "kurzen Besuch".
Einige Unternehmungen
Am Dienstag ist das Wetter (vorübergehend) wieder besser. Wir nehmen
einen Strandkorb um die Ecke für 3 EUR. Der Strandkorb ist etwas
baufällig und man droht zuweilen nach hinten zu kippen. Das wäre ja
auch nicht schlecht, besonders für die feixenden anderen Strandgäste.
Aber soweit kommt es dann doch nicht.
Gegen 15 Uhr mache ich mich zu der nächsten Arztpraxis in Loddin auf.
Die macht aber erst um 16 Uhr auf, außerdem am Dienstag, 13.9.
ausnahmsweise geschlossen. Meine Datumsanzeige auf der Armbanduhr zeigt
aber den 12.9. an. Also warte ich geduldig bis 16.30. Als sich bis
dahin gar nichts tut, fällt mir allmählich ein, dass heute Dienstag
ist. Reinhard May ("Ankomme Freitag den 13....") lässt
grüßen. Klein mit Hut komme ich zu unserem Strandkorb zurück.
Und am Abend verschwindet besagte Armbanduhr für einige Tage,
vielleicht hat sie eine Elster geholt? Etliche Tage später findet sie
sich aber im Kartoffelkorb (LINDA) wieder. Am Mittwoch gelingt dann
schließlich der Besuch beim Arzt, nicht ohne ein drittes Mal in diesem
Quartal die 10 EUR zu löhnen.
Dafür komme ich in den Genuss, von zwei Ärzten betreut zu werden. Der
ältere befindet sich kurz vor dem Ruhestand und der Jüngere wird ab
1.10 die Praxis übernehmen, soviel konnte ich nach vier Besuchen
daselbst herauskitzeln. Der Heilungsprozess meiner Blessur verläuft
übrigens ganz nach Wunsch.
Also kann ich an diesem Tag noch einmal die "Nacktkuhle" aufsuchen,
Heidi zieht den Strandkorb vor. Wir haben ohnehin "Funkstille", aus
welchem Grund auch immer. Irgendwann finde auch ich mich dort wieder
ein.
Am nächsten Tag fahren wir noch einmal zur Grenze. Um in die Stadt
Svinemünde zu gelangen, muss man einen Bus benutzen. Aber der fährt
laut Fahrplan erst in einer Stunde. Ein anderes Ehepaar aus Magdeburg
steht genauso ratlos herum. Diese sind mit dem Boot unterwegs und sind
von Magdeburg die Elbe runter, durch den Kaiser Wilhelm Kanal und die
ganze Ostseeküste entlang geschippert. Schließlich einigen wir uns,
dass wir zusammen ein Taxi nehmen, das wird dann auch nicht teurer als
der Bus.
In Svinemünde - tut mir leid - gibt es nicht viel zu sehen. (Vielleicht
sollt man sich mal die Strandpromenade ansehen?). Wir versuchen es mit
dem Meeresmuseum (Muzeum Rybolowstwa Morskiego) aber da soll man den
Eintritt mit Zloties entlöhnen, und die haben wir nicht. Eine polnische
Grillwurst am Hafen dagegen kann man auch mit Euros erstehen. Auch der
Bus zurück zur Grenze lässt sich mit Euros bezahlen.
Am nächsten Tag fahren wir mal kurz zu dem hübschen Hafen Stagnieß am
Achterwasser. Danach weiter über Pudagla zum Wasserschloss Mellenthien.
Das sieht noch genauso aus, wie vor zwei Jahren, kostet aber inzwischen
1 EUR Eintritt. Aber das haben wir aus Versehen ganz übersehen. Die
Sache mit dem "Streitberg" muss noch geklärt werden. Inzwischen ist man
schlauer und macht ein Foto von der Schautafel, damit man aus der
Erinnerung keinen Unsinn verbreitet. Noch ein Besuch der Kirche - da
riecht es muffig. Abends werden die Fotos in den Laptop geladen - alles
OK.
Nun haben wir es mit dem Lesen innerhalb oder außerhalb von Strandkorb
oder horizontal im Quartier. Erst lesen wir die spannenden Krimis von Arnaldur Indridason:
Gletschergrab, Nordermoor usw. Nun hat mir Verena aus England
ein Buch verehrt: Bill Bryson, A
Short History of Nearly Everything. Das ist eine Schilderung der
Entwicklung der Wissenschaften, 600 Seiten lang, außerdem in Englisch.
Ich muss wieder einmal angeben: da das Buch so faszinierend geschrieben
ist, gelingt es einem tatsächlich, es von vorn bis hinten zu
bewältigen. Man hat ja schließlich die Zeit. So ist unversehens das
Wochenende rumgegangen. Danach sollten wir wieder nach Hause fahren,
aber der Wetterbericht verspricht Sonne - so verlängern wir um eine
Woche, was aus eingangs geschilderten Gründen möglich ist.
Am Montag bin ich wieder beim Arzt: die ersten Fäden können gezogen
werden. Danach fahren wir nach Zinnowitz (ALDI). Dann in die nächste
Buchhandlung (zwei gibt es), weil neuer Lesestoff benötigt wird. Lassen
wir uns mal wieder auf Mankell zurückgreifen
- der gute alte Wallander (Mitsommermord, Die Brandmauer). Nun
liest sich ein Buch von Mankell wie das andere, aber man langweilt sich
immerhin nicht, bis der zusammen konstruierte ShowDown die Erlösung
bringt.
Einmal in Zinnowitz muss man die Landungsbrücke begehen, einige Fotos
machen (die mächtige Bernsteintherme
im Hintergrund usw.). Danach machen wir uns auf nach Trassenheide, da
gibt es Europas größte Schmetterlingsfarm. Die ist in einer ehemaligen
Sporthalle untergebracht. Der Eintrittspreis ist saftig (7,50 EUR
p.P.). Dafür kann man dann bei 27 Grad versuchen, mit beschlagener
Kameralinse einen oder mehrere der 3000 (so ist zu lesen)
Schmetterlinge zu fotografieren. Mitunter gelingt das sogar. Auch gibt
es Raupen (wo die Pflanzen angefressen sind) und verpuppte Larven in
einem hinter Glas abgeteilten Raum. Wenn man dann so langsam ins
Schwitzen
kommt, kann man sich noch in ein Insektenmuseum begeben, wo allerhand
an Faltern, Käfern oder Spinnen aufgenadelt ist. An einigen Terrarien
kann man sich an der Sichtscheibe die Nase plattdrücken, um meinetwegen
einen giftigen Skorpion oder die Vogelspinne zu erspähen. Das gelingt
nicht immer, die verstecken sich gern, diese Biester.
Wieder an der frische Luft machen wir noch einen Abstecher nach
Krummin, wo eine
bemerkenswerte Klosterkirche zu sehen ist. Auch der
nahegelegene Naturhafen am Peenestrom ist sehenswert. So werden einige
Fotos gefertigt, und abends - ach wie schlimm - lassen diese sich
sämtlich nicht im Laptop verarbeiten. Lag es am Beschlagen der Kamera?
Nach einigem Herumexperimentieren und Löschen der noch immer
gespeicherten einigen hundert Rumänienfotos (inzwischen auf CD
gesichert) funktioniert die Kamera wenigstens wieder. (Zu Hause konnte
ich die Bilder dann doch noch mit dem Übertragungskabel laden, das
direkte Kopieren von der Speicherkarte dagegen funktioniert nicht. Da
kenne sich einer aus mit der Technik!).
Strandspaziergänge
Mit Otto hatte ich schon etliche Touren am Strand unternommen, mitunter
freilaufend. Das ist bei Otto so eine Sache, er neigt dazu, Menschen
und Hunde, die er nicht leiden kann, zu attackieren. Andererseits macht
es natürlich Spaß, sich in die Wellen zu stürzen und sich
anschließend im weichen Sand zu wälzen. Den Sand finden wir dann "zu
Hause" auf dem Fußboden und anderswo reichlich wieder. Um allerdings an
den Strand zu gelangen, muss man eine Treppe mit Stufen aus
Gitterrosten hinab steigen. Da wendet Otto sich mit Grausen ab, das
kann er nicht ab. (Bei dem Knppelweg rund um den Kölpinsee gibt es
dagegen keine Probleme). Neben der Treppe gibt es aber eine steile
Laufrinne, und wenn man die in vollem Lauf - wie Otto es vorzieht -
hinunterstürmt, artet das leicht in einen regelrechten "Sandköpper"
aus. Ich versuche sogar, das mit der Kamera zu "filmen", drücke aber
leider nicht die richtigen Knöpfe in der richtigen Reihenfolge.
Ein anderes Problem: das große Geschäft. Meistens gelingt uns das schon
im Wald, da ist dann ja nichts gegen zu sagen. Einige Male aber wird
das dummerweise auch am Strand erledigt. Für dieses Malheur kann man
sich Plastiktüten aus bereitstehenden Behältern (Hundeklo) besorgen und
damit die Strandverzierung entsorgen. Das fühlt sich schön warm an!
Die längsten Wanderungen führen uns einmal bis kurz vor Ückeritz. Als
uns ein großer schwarzer Hund entgegen kommt, kehren wir lieber um. Der
andere Gang geht bis zum Streckelsberg. Dort verschwindet Otto
urplötzlich, hier gibt es wohl Kaninchen. Auch ein Dackel jagt fiepend
auf halber Steilküste daher. Otto kommt nicht wieder trotz Rufens und
Pfeifens. Endlich hören wir sein Gebell, er ist schon ein paar hundert
Meter voraus und ärgert sich über ein paar Möwen. So haben wir ihn
endlich wieder.
Die letzte Woche
Der Wetterbericht ist vielversprechend. Da wir ja entgegen der
Planungen eine Woche früher angereist sind, können wir zum Ausgleich
auch eine Woche länger bleiben. Diese beschert uns 4 Sonnentage im
Strandkorb, den wir nun am "Hauptstrand" mieten, denn da ist keine
Steilküste und man kann bis nach 17 Uhr die Sonne genießen. Oder einen
Milchkaffee, oder eine Tüte Sprotten, oder ein Stück Heilbutt.
Zwischendurch immer mal wieder ein Arztbesuch. Einmal werde ich von der
netten Dame bei vollem Wartezimmer dankenswerterweise sogar vorgezogen.
Am Schluss werden die restlichen Fäden gezogen und der junge Arzt
versichert mir, dass das "Urlaubsabenteuer" nunmehr beendet sei. Es ist
alles perfekt verheilt, damit muss ich der ärztlichen Betreuung in
dieser Angelegenheit das höchste Lob aussprechen (abgesehen von dem
Ärztezentrum in Heringsdorf).
Schließlich ist der letzte Tag gekommen und wir werden - nach
alter Tradition mittlerweile - zum abendlichen Fischessen eingeladen.
Es gibt Zanderfilets, Flundern, Steinlachs, Barsch zu Kartoffeln und
einer leckeren Soße nach pommerscher Art. Wie es uns schmeckt? Dann
lest mal den Bericht von vor zwei Jahren (2003), da ist das bestens
beschrieben.
Zu erwähnen ist noch Willi,
ein Herr aus Königs-Wusterhausen, der hier auch einen längeren Urlaub
mit vollem Familienanschluss genießt. Das bezieht sich auch auf den
Hund Paul, der ihn freudig auf regelmäßigen Spaziergängen begleitet.
Nur wenn die beiden uns am Strand begegnen, müssen wir einen Bogen
machen. Willi zeigt uns auch seine Bernsteinfunde, das sind bis zu 2 cm
große Exemplare. Wir haben nur zwei winzige Splitter gefunden, die man
kaum mit dem bloßen Auge erkennen kann. Achim hat aber aus seinem
Fundus Heidi einen kleinen Stein verehrt, der soll uns Glück bringen.
Lassen wir uns an die Abreise denken, Ottos Sandablagen von seinen
diversen Lagerstätten entfernen, Fahrräder wieder auf das Autodach,
alle Klamotten packen und die Behausung ordentlich hinterlassen. Zum
Abschied (Achim ist auf See) präsentiert uns Anke noch eine 5 cm große
Heuschrecke, die sich auf ihrem Fahrradsattel niedergelassen hat.
Dann geht es wehmütig winkend um die Ecke - wir wissen, wir können
immer wiederkommen!
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