Usedom 5.9. - 26.9. 2005

Einige Unternehmungen

Am Dienstag ist das Wetter (vorübergehend) wieder besser. Wir nehmen einen Strandkorb um die Ecke für 3 EUR. Der Strandkorb ist etwas baufällig und man droht zuweilen nach hinten zu kippen. Das wäre ja auch nicht schlecht, besonders für die feixenden anderen Strandgäste. Aber soweit kommt es dann doch nicht.

Gegen 15 Uhr mache ich mich zu der nächsten Arztpraxis in Loddin auf. Die macht aber erst um 16 Uhr auf, außerdem am Dienstag, 13.9. ausnahmsweise geschlossen. Meine Datumsanzeige auf der Armbanduhr zeigt aber den 12.9. an. Also warte ich geduldig bis 16.30. Als sich bis dahin gar nichts tut, fällt mir allmählich ein, dass heute Dienstag ist. Reinhard May ("Ankomme Freitag den 13....") lässt grüßen. Klein mit Hut komme ich zu unserem Strandkorb zurück.

Und am Abend verschwindet besagte Armbanduhr für einige Tage, vielleicht hat sie eine Elster geholt? Etliche Tage später findet sie sich aber im Kartoffelkorb (LINDA) wieder. Am Mittwoch gelingt dann schließlich der Besuch beim Arzt, nicht ohne ein drittes Mal in diesem Quartal die 10 EUR zu löhnen.
Dafür komme ich in den Genuss, von zwei Ärzten betreut zu werden. Der ältere befindet sich kurz vor dem Ruhestand und der Jüngere wird ab 1.10 die Praxis übernehmen, soviel konnte ich nach vier Besuchen daselbst herauskitzeln. Der Heilungsprozess meiner Blessur verläuft übrigens ganz nach Wunsch.

Also kann ich an diesem Tag noch einmal die "Nacktkuhle" aufsuchen, Heidi zieht den Strandkorb vor. Wir haben ohnehin "Funkstille", aus welchem Grund auch immer. Irgendwann finde auch ich mich dort wieder ein.

Am nächsten Tag fahren wir noch einmal zur Grenze. Um in die Stadt Svinemünde zu gelangen, muss man einen Bus benutzen. Aber der fährt laut Fahrplan erst in einer Stunde. Ein anderes Ehepaar aus Magdeburg steht genauso ratlos herum. Diese sind mit dem Boot unterwegs und sind von Magdeburg die Elbe runter, durch den Kaiser Wilhelm Kanal und die ganze Ostseeküste entlang geschippert. Schließlich einigen wir uns, dass wir zusammen ein Taxi nehmen, das wird dann auch nicht teurer als der Bus.

In Svinemünde - tut mir leid - gibt es nicht viel zu sehen. (Vielleicht sollt man sich mal die Strandpromenade ansehen?). Wir versuchen es mit dem Meeresmuseum (Muzeum Rybolowstwa Morskiego) aber da soll man den Eintritt mit Zloties entlöhnen, und die haben wir nicht. Eine polnische Grillwurst am Hafen dagegen kann man auch mit Euros erstehen. Auch der Bus zurück zur Grenze lässt sich mit Euros bezahlen.

Am nächsten Tag fahren wir mal kurz zu dem hübschen Hafen Stagnieß am Achterwasser. Danach weiter über Pudagla zum Wasserschloss Mellenthien. Das sieht noch genauso aus, wie vor zwei Jahren, kostet aber inzwischen 1 EUR Eintritt. Aber das haben wir aus Versehen ganz übersehen. Die Sache mit dem "Streitberg" muss noch geklärt werden. Inzwischen ist man schlauer und macht ein Foto von der Schautafel, damit man aus der Erinnerung keinen Unsinn verbreitet. Noch ein Besuch der Kirche - da riecht es muffig. Abends werden die Fotos in den Laptop geladen - alles OK.

Nun haben wir es mit dem Lesen innerhalb oder außerhalb von Strandkorb oder horizontal im Quartier. Erst lesen wir die spannenden Krimis von Arnaldur Indridason: Gletschergrab, Nordermoor usw. Nun hat mir Verena aus England ein Buch verehrt: Bill Bryson, A Short History of Nearly Everything. Das ist eine Schilderung der Entwicklung der Wissenschaften, 600 Seiten lang, außerdem in Englisch. Ich muss wieder einmal angeben: da das Buch so faszinierend geschrieben ist, gelingt es einem tatsächlich, es von vorn bis hinten zu bewältigen. Man hat ja schließlich die Zeit. So ist unversehens das Wochenende rumgegangen. Danach sollten wir wieder nach Hause fahren, aber der Wetterbericht verspricht Sonne - so verlängern wir um eine Woche, was aus eingangs geschilderten Gründen möglich ist.

Am Montag bin ich wieder beim Arzt: die ersten Fäden können gezogen werden. Danach fahren wir nach Zinnowitz (ALDI). Dann in die nächste Buchhandlung (zwei gibt es), weil neuer Lesestoff benötigt wird. Lassen wir uns mal wieder auf Mankell zurückgreifen - der gute alte Wallander (Mitsommermord, Die Brandmauer). Nun liest sich ein Buch von Mankell wie das andere, aber man langweilt sich immerhin nicht, bis der zusammen konstruierte ShowDown die Erlösung bringt.

Einmal in Zinnowitz muss man die Landungsbrücke begehen, einige Fotos machen (die mächtige Bernsteintherme im Hintergrund usw.). Danach machen wir uns auf nach Trassenheide, da gibt es Europas größte Schmetterlingsfarm. Die ist in einer ehemaligen Sporthalle untergebracht.

Der Eintrittspreis ist saftig (7,50 EUR p.P.). Dafür kann man dann bei 27 Grad versuchen, mit beschlagener Kameralinse einen oder mehrere der 3000 (so ist zu lesen) Schmetterlinge zu fotografieren. Mitunter gelingt das sogar. Auch gibt es Raupen (wo die Pflanzen angefressen sind) und verpuppte Larven in einem hinter Glas abgeteilten Raum. Wenn man dann so langsam ins Schwitzen kommt, kann man sich noch in ein Insektenmuseum begeben, wo allerhand an Faltern, Käfern oder Spinnen aufgenadelt ist. An einigen Terrarien kann man sich an der Sichtscheibe die Nase plattdrücken, um meinetwegen einen giftigen Skorpion oder die Vogelspinne zu erspähen. Das gelingt nicht immer, die verstecken sich gern, diese Biester.

Wieder an der frische Luft machen wir noch einen Abstecher nach Krummin, wo eine bemerkenswerte Klosterkirche zu sehen ist. Auch der nahegelegene Naturhafen am Peenestrom ist sehenswert. So werden einige Fotos gefertigt, und abends - ach wie schlimm - lassen diese sich sämtlich nicht im Laptop verarbeiten. Lag es am Beschlagen der Kamera?

Nach einigem Herumexperimentieren und Löschen der noch immer gespeicherten einigen hundert Rumänienfotos (inzwischen auf CD gesichert) funktioniert die Kamera wenigstens wieder. (Zu Hause konnte ich die Bilder dann doch noch mit dem Übertragungskabel laden, das direkte Kopieren von der Speicherkarte dagegen funktioniert nicht. Da kenne sich einer aus mit der Technik!).

Strandspaziergänge

Mit Otto hatte ich schon etliche Touren am Strand unternommen, mitunter freilaufend. Das ist bei Otto so eine Sache, er neigt dazu, Menschen und Hunde, die er nicht leiden kann, zu attackieren. Andererseits macht es natürlich Spaß, sich in die Wellen zu stürzen und sich anschließend im weichen Sand zu wälzen. Den Sand finden wir dann "zu Hause" auf dem Fußboden und anderswo reichlich wieder. Um allerdings an den Strand zu gelangen, muss man eine Treppe mit Stufen aus Gitterrosten hinab steigen. Da wendet Otto sich mit Grausen ab, das kann er nicht ab. (Bei dem Knüppelweg rund um den Kölpinsee gibt es dagegen keine Probleme). Neben der Treppe gibt es aber eine steile Laufrinne, und wenn man die in vollem Lauf - wie Otto es vorzieht - hinunterstürmt, artet das leicht in einen regelrechten "Sandköpper" aus. Ich versuche sogar, das mit der Kamera zu "filmen", drücke aber leider nicht die richtigen Knöpfe in der richtigen Reihenfolge.

Ein anderes Problem: das große Geschäft. Meistens gelingt uns das schon im Wald, da ist dann ja nichts gegen zu sagen. Einige Male aber wird das dummerweise auch am Strand erledigt. Für dieses Malheur kann man sich Plastiktüten aus bereitstehenden Behältern (Hundeklo) besorgen und damit die Strandverzierung entsorgen. Das fühlt sich schön warm an!

Die längsten Wanderungen führen uns einmal bis kurz vor Ückeritz. Als uns ein großer schwarzer Hund entgegen kommt, kehren wir lieber um. Der andere Gang geht bis zum Streckelsberg. Dort verschwindet Otto urplötzlich, hier gibt es wohl Kaninchen. Auch ein Dackel jagt fiepend auf halber Steilküste daher. Otto kommt nicht wieder trotz Rufens und Pfeifens. Endlich hören wir sein Gebell, er ist schon ein paar hundert Meter voraus und ärgert sich über ein paar Möwen. So haben wir ihn endlich wieder.

Die letzte Woche

Der Wetterbericht ist vielversprechend. Da wir ja entgegen der Planungen eine Woche früher angereist sind, können wir zum Ausgleich auch eine Woche länger bleiben. Diese beschert uns 4 Sonnentage im Strandkorb, den wir nun am "Hauptstrand" mieten, denn da ist keine Steilküste und man kann bis nach 17 Uhr die Sonne genießen. Oder einen Milchkaffee, oder eine Tüte Sprotten, oder ein Stück Heilbutt.

Zwischendurch immer mal wieder ein Arztbesuch. Einmal werde ich von der netten Dame bei vollem Wartezimmer dankenswerterweise sogar vorgezogen. Am Schluss werden die restlichen Fäden gezogen und der junge Arzt versichert mir, dass das "Urlaubsabenteuer" nunmehr beendet sei. Es ist alles perfekt verheilt, damit muss ich der ärztlichen Betreuung in dieser Angelegenheit das höchste Lob aussprechen (abgesehen von dem Ärztezentrum in Heringsdorf).

Schließlich ist der letzte Tag gekommen und wir werden -  nach alter Tradition mittlerweile - zum abendlichen Fischessen eingeladen. Es gibt Zanderfilets, Flundern, Steinlachs, Barsch zu Kartoffeln und einer leckeren Soße nach pommerscher Art. Wie es uns schmeckt? Dann lest mal den Bericht von vor zwei Jahren (2003), da ist das bestens beschrieben.

Zu erwähnen ist noch Willi, ein Herr aus Königs-Wusterhausen, der hier auch einen längeren Urlaub mit vollem Familienanschluss genießt. Das bezieht sich auch auf den Hund Paul, der ihn freudig auf regelmäßigen Spaziergängen begleitet. Nur wenn die beiden uns am Strand begegnen, müssen wir einen Bogen machen. Willi zeigt uns auch seine Bernsteinfunde, das sind bis zu 2 cm große Exemplare. Wir haben nur zwei winzige Splitter gefunden, die man kaum mit dem bloßen Auge erkennen kann. Achim hat aber aus seinem Fundus Heidi einen kleinen Stein verehrt, der soll uns Glück bringen.

Lassen wir uns an die Abreise denken, Ottos Sandablagen von seinen diversen Lagerstätten entfernen, Fahrräder wieder auf das Autodach, alle Klamotten packen und die Behausung ordentlich hinterlassen. Zum Abschied (Achim ist auf See) präsentiert uns Anke noch eine 5 cm große Heuschrecke, die sich auf ihrem Fahrradsattel niedergelassen hat.

Dann geht es wehmütig winkend um die Ecke - wir wissen, wir können immer wiederkommen!


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