Mittwoch,  Rückfahrt an die türkische Riviera

Nach dem anstrengenden gestrigen Abend ist der frühe Start mit dem Bus nicht gerade das angenehmste. Aber da muss man durch. Der Abschied von Kappadokien fällt nicht allzu schwer, denn es ist noch kälter geworden und stellenweise ist Schnee gefallen. Nach einer guten Stunde Fahrt wird Halt gemacht an einer Raststätte, und gegenüber an der Straße befindet sich die Sultanhani Karawanserei von 1229 auf dem halben Weg zwischen Konya und Aksaray, wie es heißt.



Sie war zu Zeiten des Handels auf der legendären Seidenstraße von größter Bedeutung. Heute morgen können sich nur wenige dafür begeistern, denn für eine Besichtigung muss man den warmen Bus bzw. das Rasthaus hinaus in die schneidende Kälte verlassen. Aber man muss ja sein Foto ergattern. In der Annahme, dass unsere Gruppe mit Mustafa bereits losmarschiert ist, mache ich mich auf den Weg. An der Eintrittskasse mache ich durch Zeichen klar, dass meine Gruppe schon drinnen ist und werde durchgewunken. Nun ist da nicht viel zu sehen, und die zwei Fotos sind schnell geschossen. Auf dem Rückweg kommt mir dann unsere Gruppe entgegen, die waren also doch noch nicht drin. Wie nachher erzählt wird, hat Mustafa die ganze Zeit die frühere Nutzung der verschiedenen Räume erklärt und man hat entsetzlich gefroren.

Nun geht es erstmal ohne weiteren Halt durch das Taurusgebirge Richtung Südküste. Stellenweise liegt nun auch Schnee auf der Straße. Zum Mittagessen wird noch einmal Rast in einem neueröffneten Restaurant gemacht, dessen Namen wir uns nicht gemerkt haben - und das ist vielleicht auch besser so. Ganz allmählich nähern wir uns den Ausläufern des Taurus und die Sonne zeigt sich immer öfter. Bei der nächsten Rast haben wir eine andere Klimazone erreicht, blauer Himmel und Sonnenschein. Wie schön das sein kann!!





Unser Quartier für heute ist ein Hotel ganz in der Nähe von Alanya und das heißt Eftalia Aqua, der zugehörige Ort ist wohl Konakli. Von hier wird Reiseführer Mustafa die Nacht bei seiner Familie in Alanya verbringen, und damit ist er gut beraten. Denn in einigen Zimmern sind die Betten nicht bezogen, der Pool liegt direkt an der 4 spurigen Küstenstraße und der Speisesaal ist eine riesige unpersönliche Halle. Das Buffet-Essen ist aber ausgezeichnet. Nun - wir sind ja auch nur eine Nacht hier.

Donnerstag, Antalya


Heute müssen wir den kommerziellen Teil der Reise über uns ergehen lassen, denn daraus resultiert letztendlich der günstige Preis der Angelegenheit. Auf der Anfahrt passiert man reihenweise nagelneue Hotels, zum Teil in einem futuristischen Stil, Las Vegas lässt grüßen. Ob dieser Bauboom nachhaltig einen wirtschaftlichen Sinn ergibt, muss sich zeigen. Sicher sind diese Anlagen von innen gesehen ihre vier oder fünf Sterne wert, doch das Umland kann man vergessen, da ist bald jeder Oliven-, Bananenhain oder landwirtschaftlich genutztes Gelände der Bauwut zum Opfer gefallen.

Als erstes fahren wir eine Schmuckmanufaktur an. Mir gelingt ein Foto von einem armen Kerl, der winzige Brillis für eine weitere Verwendung aussortiert. Alle weiteren Darbietungen entziehen sich unserem Interesse und wir gelangen mit viel Geschick und Umweg über die Toiletten (der beste Trick) wieder ins Freie, wo man es sich in dem lang ersehnten Sonnenschein wohl sein lassen kann. Hier gibt es endlich auch einen Geldautomat, wo man sich mit Euros versorgen kann, die hier wie überall als gängige Währung funktionieren. Hin und wieder bekommt man es mit jemandem zu tun, der Euro-Münzen in Scheine tauschen möchte.

Wer nun am Schluss bei der Juwelenparade etwas erworben haben mag, lässt sich schlecht feststellen, weil die Verpackungen der Erzeugnisse ja nicht so viel Platz einnehmen. Das ist anders bei der nächsten Station. Da geht es um Lederbekleidung einer Firma EMELDA. Zuerst findet eine kleine Modenschau statt, wo schicke Bekleidungsstücke, in Seidenleder gehalten, präsentiert werden. Anschließend ereilt einen das Verhängnis. Beflissene Herren lesen einem jeden Wunsch von den Augen ab und führen einen genau zu den richtigen Kleiderständern. "Heute ist der 13., da ist doch sicher ein Geschenk drin" gibt der uns betreuende Herr zum Besten. Für mich ist da nichts zu machen, diese vornehmen Lederwämse eignen sich nicht, bei Wind und Wetter mit dem Hund in Wald und Feld herumzustromern. Heidi dagegen verguckt sich in ein Cape oder Poncho, oder was das sein soll. Nun kann man nicht sein ganzes Leben nur immer knickerig sein, und so wird nun doch was aus dem Geschenk. Am Schluss gestaltet sich die Sache noch etwas bürokratisch, nachdem die Kaufsumme weniger bürokratisch mit der Visacard verbucht wurde. Das geht Ruck-Zuck! Man muss danach die genauen Daten für den Rückflug angeben, da man dann beim Zoll einen Stempel für die gebührenfreie Ausfuhr des jeweiligen Artikels benötigt. Das wird, wie wir sehen werden, noch eine Überraschung geben.

Damit ist der kommerzielle Teil der Unternehmung überstanden.





Antalya

 

Der Bus bringt uns in das Zentrum von Antalya und von dort aus marschieren wir in Richtung Hafen.


Antalya Hafen


Dort wartet ein Schiff auf uns, wo man im Stil "Fluch der Karibik" für Piratenatmosphäre zu sorgen versucht. Jonny Depp lässt grüßen. Die Bootsfahrt gestaltet sich recht nett entlang den Steilufern mit dem Wasserfall. In der Ferne verschwimmen die blauen Berge des Taurus.

Bootsfahrt

 


Wie der Hafen von Alanya bietet diese Szenerie einen malerischen Anblick. Zum Schluss gibt es noch einen Rundgang in der Altstadt mit den venezianisch anmutenden Erkern, meistens restauriert, aber manchmal auch nicht. Hadrianstor und Attatürk-Denkmal, dann sind wir froh, das Parkhaus mit unserem Bus wiederzufinden.




Hadrianstor





Heute werden wir für zwei Nächt wieder in das Club Side Coast Hotel einquartiert. Damit ist der Freitag dann ein Ruhetag. Diesen verbringen wir nach einem kurzen Gang an den zugebauten Strand am Pool, wo es zwar die Sonne gut mit uns meint, das Wasser aber grünlich schimmert, doch nach Baden ist uns ohnehin nicht zumute. Daran kann es nicht gelegen haben, dass ich beim Abendessen einen Übelkeitsanfall bekomme und das Zimmer aufsuchen muss.

Hotel Side Coast

 

2. Woche: Hotel Aska Buket, Lara/Alanya

Natürlich empfiehlt es sich, für die 2. Woche noch einen Strandurlaub dranzuhängen. Auch das Wetter ist nun gut geworden. Dennoch führt ein erster Gang in das Einkaufszentrum oberhalb der Küstenstraße und in eine Apotheke. Nach den kalten Tagen in Kappadokien kündigt sich eine Bronchitis an, der man vielleicht mit Medikamenten vorab begegnen kann. Das hat leider nicht funktioniert.



Strand am Aska Buket

Zunächst aber versuchen wir, die Tage am Strand zu genießen, wo man sich am blauen Meer bei schöner Aussicht mit oder ohne Sonnenschirm auf den Strandliegen aalen kann. Die übrigen Einrichtungen wie Restaurant, Bar, Aufenthalsraum mit Bücherangebot, palmengesäumte Wege, Gartenanlagen usw. machen einen sehr guten Eindruck. Aber das Hotel scheint nahezu voll belegt zu sein, was man an dem Getümmel beim Abendbuffet merkt.






Im zweiten Teil der Woche fühlen wir uns dann leider immer weniger gut, Heidi sucht sogar den Arzt auf, der zu festen Terminen im Hotel erscheint. Ich warte solange am Tisch im Poolrestaurant, aber Heidi kommt und kommt nicht wieder. Dummerweise haben wir auch die Handys nicht präpariert, denn meines ist in ihrer Handtasche. So harre ich geduldig zwei Stunden an meinem Tisch aus. Endlich erscheint sie wieder, ganz aufgeregt. Man hat sie sofort nach Alanya zu einer Röntgenaufnahme gebracht. Da wir am Tag darauf wieder nach Hause fliegen wollen, musste erst der Verdacht auf Lungenentzündung aus dem Weg geräumt werden. Das ist zum Glück der Fall. Diesmal müssen wir die Angelegenheit gleich bezahlen (per Visa). Später zurück in Deutschland ersetzt die Auslands-Krankenversicherung aber den gesamten Betrag anstandslos.

Auch mir geht es am letzten Abend nicht gut und wir verzichten beide auf das Essen. Am nächsten Tag verläuft die Busfahrt zum Flughafen Antalya reibungslos. Dort werden wir vor dem Einchecken allerdings namentlich aufgerufen, da wir in der Ledermanufaktur ja einen Kauf getätigt haben und dadurch unsere Rückflugdaten bekannt sind. Man muss sich mit dem erworbenen Stück zum Zoll begeben, bekommt dann allerdings anstandslos den erforderlichen Stempel. Trotzdem ein komisches Gefühl - so als "gläserner" Flugtourist.

Danach verschiebt sich die Abflugzeit um zwei Stunden, und etliche Fluggäste überprüfen auf ihren Smartphones, ob sie dadurch Regressansprüche haben könnten. Das gilt wohl aber nur für Flüge in der EU und ab drei Stunden und ist auch sowieso kompliziert. Aber schließlich sitzen wir doch im Flieger und erreichen gegen Mitternacht das heimatliche Hannover. Ein Fluggast kann wohl den letzten Zug von Hannover nach Bielefeld wegen der Verspätung nicht erreichen und schäumt vor Wut: "Nie wieder eine Flugreise"! Uns erwartet aber der Nightliner und wir kommen gut nach Hause. In den nächsten Tagen sind dann allerdings einige Arztbesuche fällig, bis wir wieder auf Reihe sind.

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