Kappadokien, Türkei
8.3.-22.3.2014

Planung und Anreise

Manchmal kann auch eine seit langem geplante Reise so ihre Tücken mit sich bringen oder nach sich ziehen. Wir werden sehen. Von Dezember bis März gibt es seit einigen Jahren die "Schnäppchenangebote" von Rundreisen in der Türkei, die wohl staatlich subventioniert werden, um den Hotels über die Wintersaison Gäste zuzuführen und auch im Interesse des Personals Schließungen zu vermeiden. In einer entsprechenden Anzeige von Lidl steht dann noch: Mindestteilnehmerzahl 14 Personen. Es steht eine Kappadokien-Rundreise auf dem Programm, da wollten wir schon immer mal hin!

Als es so weit ist, werden wir nachmittags gegen 17 Uhr von unserem bewährten Nightliner abgeholt. Es steigen noch zwei beredte Damen zu, die den Rest der Fahrt darüber schwadronieren, dass Eintracht mit einem 2:2 gegen den VfB Stuttgart nur einen Punkt geholt hat. "Das ist zu wenig!" - da haben sie Recht, wo Braunschweig in dieser Saison Dauerträger der Schlusslaterne ist.

Alles weitere verläuft reibungslos und der Abflug gegen 20 Uhr erfolgt sogar c.a.15 Minuten früher als geplant - das wird uns später aber auch nichts nützen. Man bekommt bei der türkischen Fluggesellschaft Freebird Airlines sogar auch etwas zu essen und Getränke, das war beim letzten Flug nach Marokko nicht mehr der Fall. Gegen Mitternacht landen wir in Antalya, die Uhr musste dabei eine Sunde vorgestellt werden. Leider erwartet uns am Gepäckband der "worst case". Es erscheint zwar ein unserem großen Koffer gleichaussehendes Exemplar, da hängt aber ein rotes Schild mit der Aufschrift "Vereinigte Emirate" dran. Da lässt man lieber die Finger davon, trotzdem dreht dieser Koffer bis zum Schluss einsam seine Runden. Als keine weiteren Koffer mehr auftauchen, ist guter Rat teuer.

In der Annahme, zu dieser späten Stunde den ganzen Betrieb aufzuhalten, stürzen wir erstmal dem Ausgang zu und suchen einen zuständigen Reiseleiter. Und der ist nicht bei H&M - wie ich vor mich hin fasele, sondern bei Ha&He. Nun taucht noch eine Frau auf, die habe noch einen Koffer gesehen, der verspätet erschienen sei. Also muss man wieder rein, nicht ohne sich wieder einer Sicherheitskontrolle zu unterziehen, dann steht man vor Glastüren, die nur von innen aufgehen. Zum Glück kommt gerade jemand raus, da kann man schnell reinschlüpfen. Die Gepäckbänder sind nun abgestellt und leer. Zur Kontrolle geht man einmal "um den Pudding", und da: in der hintersten Ecke steht unser Koffer Seite an Seite mit dem kleinen Bruder für die Vereinigten Emirate. Der muss nun leider zurückbleiben. Wer weiß, was da drin ist...

Glückstrahlend wieder draußen stellt sich raus, dass wir nicht zu den Nachzüglern gehören, sondern noch zwei weitere Flieger abgewartet werden müssen. Das dauert mehr als eine weitere Stunde und im Club Side Cost Hotel für die erste Nacht in der Nähe von Manavgat langen wir gegen 3 Uhr in der Nacht an. Es ist uns auch gesagt worden, dass es am nächsten Morgen gleich um 7.30 Uhr weitergehen soll, Wecken ist um 6.30 angesagt. Na dann gute Nacht!

Sonntag, Busfahrt nach Kappadokien

So kommt es, dass man gerade eingeschlafen ist, als das Zimmertelefon einen schon wieder rausklingelt. Unsere Gruppe, die nun in Richtung Kappadokien startet, umfasst 39 Personen, eine Gruppe Schweizer darunter, mit denen es leichte Verständigungsprobleme gibt - odr? Der Reiseführer heißt Mustafa, der Busfahrer Hussein, und da sind wir in beiden Fällen bestens aufgehoben. Leider ist das Wetter nicht ganz nach Wunsch, auf den Gipfeln des Taurus liegt frischer Schnee. Nach einer ganzen Weile wird eine Rast gemacht, in 1800 m Höhe, und da ist es empfindlich kalt. Mit dem Ort Konya erreicht man schließlich die Anatolische Hochebene. In einem Restaurant wird das Mittagessen eingenommen. Wer kein Mittagessen gebucht hat, wozu wir auch gehören, kann draußen in der Sonne sitzen, immerhin scheint sie eine Weile. An einem Nebentisch bedient man sich eifrig aus mitgebrachten Tupperdosen, da hat man am Frühstücksbuffet wohl vorrausschauend ordentlich gebunkert.

Nun aber geht es nach kurzer Fahrt zur ersten Sehenswürdigkeit, das ist das Mevlana Museum mit dem grünen Turm in Konya. Dieser Ort ist auch ein Wallfahrtsort frommer Muslime. Aus unserer Sicht werden wir mit einer völlig anderen, wenn auch nicht weniger traditionellen und geschichtsträchtigen Kultur konfrontiert. Da kann uns unserer Reiseführer Mustafa noch so viel erzählen, man behält nur wenig oder gar nichts im Gedächtnis. In den heiligen Räumen ist das Fotografieren streng verboten, dafür darf man dann in der ehemaligen Garküche ein paar ausgestellte Muselmänner fotografieren. Nach einigem Herumlungern ist man froh, wieder im warmen Bus zu sein.

Es geht nun zu einer ersten kappadokischen Attraktion, und das ist eine unterirdische Wohnstadt mit dem komplizierten Namen Saratli Belediyesi Kirkgöz. Es passt ganz gut, dass man hier in den Wohnhöhlen ein Dach über dem Kopf hat, denn draußen hat es angefangen, kräftig zu regnen. Auch früher hat man seine Wohnstatt hier nicht freiwillig aufgeschlagen, sondern man hat sich hier vor marodierenden Horden verborgen und das mitunter monatelang. Selbst Bestattungen konnten in den unterirdischen Einrichtungen vorgenommen werden. Heute ist die Sache etwas beengt, weil sich vor und nach uns die Insassen anderer Busse in den engen Räumen drängen. Wieder im Bus trifft man doch einige, denen es da unten zu eng geworden ist. Gut, dass die nicht zu Zeiten der marodierenden Banden gelebt haben.

Auf der restlichen Fahrt bis zu dem Ort ürgüp und dem Hotel Mustafa ist nicht mehr viel zu sehen, weil es schon bald dunkel wird. Das Einchecken wird wieder formlos vorgenommen und bald kann man sich an dem Abendbuffet erfreuen. Danach lassen sich noch Zusatzunternehmungen buchen. An erster Stelle: Ballonfahren für 150.- €. Außerdem eine Vorführung mit Derwischen und ein kappadokischer Abend. Wir belassen es bei letzterem.

Montag, Freilichtmuseum Göreme, Tal der Liebe, Taubental, Ortahisar

Leider ist das Wetter verhangen und die Ballonfahrer mussten in aller Frühe trotz zeitigem Aufstehen unverrichteter Dinge wieder zurück fahren. Der Bus bringt uns heute morgen zuerst zum Freilichtmuseum Göreme, einem Weltkulturerbe mit bizarren Felsenformationen, die vielfach ausgehöhlt sind und etliche Kapellen beherbergen, die mit farbenfrohen Fresken versehen sind. Um diese zu schonen, ist Fotografieren wieder verboten. Das Herumlaufen in diesem Gelände wird uns bald wieder durch anhaltenden Regen verdorben. Immerhin statten wir noch der Elmali (Apfel)-kirche und der Tokali Kirche einen Besuch ab. Dann aber müssen wir die Zeit bei einem Cappuccino unter einem Dach absitzen und den Regentropfen zuschauen, bis es mit dem Bus weiter geht. Inzwischen hat sich der Parkplatz mit Bussen gefüllt.

Es geht weiter zu einem Aussichtspunkt oberhalb des Liebestals. Dies hat seinen Namen von den phallusartigen Felssäulen, die man mit wenig Phantasie mit der Liebe in Verbindung bringen kann. Hier kan man schöne Photos schießen, doch mit Worten lassen sich die bizarren Felsgebilde schlecht beschreiben. Von einem weiteren Aussichtspunkt besichtigen wir das Taubental mit dem dahinter liegenden Ort Uchisar. Um den Parkplatz herum haben sich hier wie überall Souvenirbuden angesiedelt. Der eine oder andere kommt auch mit einer Tragetasche daher, wir gehören auch dazu. Es handelt sich um eine Tischdecke mot kappadokischen Motiven. Hoffentlich nicht Made in China.

Schließlich fahren wir zu dem Restaurant, wo das Mittagessen eingenommen werden soll. Kaum aus dem Bus wird mans chon fotografiert, später kann man dann sein Konterfei auf Tellern bewundern und natürlich erwerben. Am schönsten aber ist ein runder Cafe-Raum nach Art der Nomadenzelte mit einem beheizten Ofen in der Mitte, in dem sich die Nicht-Mittagesser aufhalten und aufwärmen können. Da sich das Wetter etwas gebessert hat, werden nach dem Mittagessen die Ballonfahrer abgeholt. Da möchte man nicht tauschen. Der Rest wird in den malerischen Ort Ortahisar gefahren. Oberhalb des Ortes steigen wir aus dem Bus. Wer will, kann nun zu Fuß hinunter und wieder hinauf zur Ortsmitte laufen. Der Ort wird bestimmt von dem 90 m hohen Burgfelsen, der wie alles aus Stein in dieser Gegend von Höhlen und Gängen durchzogen ist. Leider reicht die Zeit nicht für eine Besichtigung.

Wir landen in einem Laden, um Ansichtskarten zu kaufen. Der Ladeninhaber zeigt uns sodann einige Dokumente, die ihn selbst als Verfasser von Gedichten, Poeten und Lebenskünstler ausweisen. Ich darf zwei Gedichte und einen Zeitungsartikel über ihn - den Crazy Ali - abfotografieren. Außerdem schenkt er uns noch ein paar Postkarten und schreibt eine Widmung:  
Dear friends, even short time makes good friendship! With my best wishes forever!
Das war nun mal ein nettes Erlebnis! Auf einer der Postkarten ist ein mächtiger ungemein eindrucksvoller Berg im Hintergrund zu erkennen. Dabei handelt es sich um den Erciyes Dagi, 3916 m hoch, in der Nähe der Stadt Kayseri. Bei den im Moment herrschenden Wetterbedingungen haben wir diesen fast Viertausender nicht einmal zu Gesicht bekommen.

Damit haben wir das offizielle Programm für heute geschafft. Ein Teil der Gäste darf noch die Vorführung Tanz der Derwische besuchen, aber wir sind froh, wieder im Hotel zu sein und nach all den Anstrengungen ein wenig auszuspannen.

Dienstag, Kamelfelsen, Teppichknüpferei, Mustafapasa, Kappadokischer Abend

Heute morgen fahren wir in das Devrent-Tal (ich hoffe das stimmt - ja es stimmt), dort gibt es eine Felsformation, die der Form eines Kamels gleicht. Zum Schutz hat man einen Zaun darum gebaut, das sieht nun wieder weniger schön aus. Vom Parkplatz aus kann man nun einen hübschen Spaziergang machen durch die Feendome, wie die steil aufragenden Felssäulen auch genannt werden. Viele tragen auch hier eine "Mütze", wenn auch vielleicht nicht so anzügliche wie im Tal der Liebe. So eine Mütze stammt wohl aus einer härteren Gesteinsschicht und hat die darunter befindliche Gesteinssäule vor der Verwitterung bewahrt. Aber so manche Aushöhlungen von menschlicher Hand locken die Besucher auf Entdeckungstouren, die dann nicht weiter führen als in eine kleine Kammer oder so. Aber da es schon wieder zu regnen beginnt, ist da an Unterständen kein Mangel.

Es geht weiter zu einer Teppichknüpferei. Das ist natürlich eine Werbeveranstaltung, einige andere werden noch folgen. Dadurch wird aber garantiert, dass der türkische Staat die Reise subventioniert, um die Wirtschaft zu unterstützen. Etliche smarte deutsch sprechende Angestellte der Firma führen uns nun herum, man kann einigen Teppichknüpferinnen über die Schulter schauen oder man bekommt die Verarbeitung der Seidenkokons erklärt. Anschließend werden alle in einem großen Raum versammelt und etwas zu trinken angeboten. Nun folgt die große Schau der Teppiche, die der Reihe nach quer durch den Raum ausgerollt werden. Nun haben wir selbst keinen Bedarf, und nach Beendigung der Teppichparade eilen wir schnell ins Freie, um weiteren Zudringlichkeiten zu entgehen. Wie sich die anderen potentiellen Kunden verhalten haben, wissen wir nicht.

Auf der Fahrt zum Mittagessen wird festgestellt, dass ein Gast verloren gegangen ist. Das wird telefonisch mit der Teppichfirma abgeklärt und wenig später wird der Gast mit einem Auto nachgeschickt. Das Restaurant zum Mittagessen ist voll mit etlichen Busladungen besetzt. Die Räume befinden sich in den Felsen, aber das steigert die Gemütlichkeit auch nicht unbedingt. Und draußen regnet es mittlerweile in Strömen. Nach dem Mittagessen fahren wir zu einem weiteren Aussichtspunkt, wo wir einen schönen Regenbogen beobachten können. Auch hier stehen einige Feendome mit Steinen wie Mützen auf der Spitze, hoffentlich fällt da keiner runter.

Zum Abschluss geht die Fahrt nach Mustafapasa. Dort gibt es viele alte geschichtsträchtige Gemäuer, und wir besichtigen eine Hallenkirche, und die heißt Ayios Konstantinos Kilise. Da drinnen ist es recht kalt und bald haben wir genug von Reiseführer Mustafas Ausführungen gehört. Wir sollen dann noch die Moschee besichtigen, und  dazu müssen wir erst die Schuhe ausziehen und dann noch eine Weile warten, weil die Gebetszeit der Moslems noch nicht um ist. Durch eine Glasscheibe kann man die Betenden beobachten, was aber wohl auch nicht die vornehme Art ist. Sonst gibt es hier nicht viel zu sehen und Mustafa hält eine Vorlesung über Eigenarten und Wesen des Islam. Anschließend werden alle zur Selbsverwirklichung entlassen, bloß wo soll man sich verwirklichen bei dem nasskalten Wetter? Zum Glück finden wir ein uriges Cafe, wo man die Zeit auf angenehme Weise überbrücken kann. Von Mustafapasa geht es schließlich wieder zurück in das Hotel in ürgüp, wo mansich für den kappadokischen Abend rüsten kann.

Gleich nach dem Abendessen wird man vom Bus abgeholt. Ziel ist das Untergrund-Restaurant Uranos Sarikaya. Vorher gibt es noch einen kurzen Halt für ein Foto von dem nächtlich beleuchteten Burgfelsen in Ortahisar. Das Restaurant ist nun auch in die Felsen gehauen, um eine runden Vorführfläche tief im Berg reihen sich schräg ansteigende Zuschauertribünen. Man sucht sich ein Plätzchen, wo Bier und Raki in beliebiger Menge zur Verfügung stehen, das ist im Eintrittspreis inbegriffen. Die sehr orientalisch anmutende Musik mag nicht jedermanns Sache sein, zu Anfang weiß man nicht so recht, ob die Instrumente noch gestimmt werden oder die Musik bereits begonnen hat. Die Vorführungen bestehen hauptsächlich aus folkloristischen Tanzeinlagen. Bei den Bauchtanzvorführungen dürfen sich auch willfährige Gäste beteiligen, ob weiblich oder männlich, das spielt für einige nach dem Genuss einiger Rakis nicht mehr so die Rolle. So gegen 23 Uhr ist die Veranstaltung zuende und das reicht einem dann auch - nicht nur wegen des Raki.

Mittwoch,  Rückfahrt an die türkische Riviera

Nach dem anstrengenden gestrigen Abend ist der frühe Start mit dem Bus nicht gerade das angenehmste. Aber da muss man durch. Der Abschied von Kappadokien fällt nicht allzu schwer, denn es ist noch kälter geworden und stellenweise ist Schnee gefallen. Nach einer guten Stunde Fahrt wird Halt gemacht an einer Raststätte, und gegenüber an der Straße befindet sich die Sultanhani Karawanserei von 1229 auf dem halben Weg zwischen Konya und Aksaray, wie es heißt. Sie war zu Zeiten des Handels auf der legendären Seidenstraße von größter Bedeutung. Heute morgen können sich nur wenige dafür begeistern, denn für eine Besichtigung muss man den warmen Bus bzw. das Rasthaus hinaus in die schneidende Kälte verlassen. Aber man muss ja sein Foto ergattern. In der Annahme, dass unsere Gruppe mit Mustafa bereits losmarschiert ist, mache ich mich auf den Weg. An der Eintrittskasse mache ich durch Zeichen klar, dass meine Gruppe schon drinnen ist und werde durchgewunken. Nun ist da nicht viel zu sehen, und die zwei Fotos sind schnell geschossen. Auf dem Rückweg kommt mir dann unsere Gruppe entgegen, die waren also doch noch nicht drin. Wie nachher erzählt wird, hat Mustafa die ganze Zeit die frühere Nutzung der verschiedenen Räume erklärt und man hat entsetzlich gefroren.

Nun geht es erstmal ohne weiteren Halt durch das Taurusgebirge Richtung Südküste. Stellenweise liegt nun auch Schnee auf der Straße. Zum Mittagessen wird noch einmal Rast in einem neueröffneten Restaurant gemacht, dessen Namen wir uns nicht gemerkt haben - und das ist vielleicht auch besser so. Ganz allmählich nähern wir uns den Ausläufern des Taurus und die Sonne zeigt sich immer öfter. Beider nächsten Rast haben wir eine andere Klimazone erreicht, blauer Himmel und Sonnenschein. Wie schön das sein kann!!

Unser Quartier für heute ist ein Hotel ganz in der Nähe von Alanya und das heißt Eftalia Aqua, der zugehörige Ort ist wohl Konakli. Von hier wird Reiseführer Mustafa die Nacht bei seiner Familie in Alanya verbringen, und damit ist er gut beraten. Denn in einigen Zimmern sind die Betten nicht bezogen, der Pool liegt direkt an der 4 spurigen Küstenstraße und der Speisesaal ist eine riesige unpersönliche Halle. Das Buffet-Essen ist aber ausgezeichnet. Nun - wir sind ja auch nur eine Nacht hier.

Donnerstag, Antalya

Heute müssen wir den kommerziellen Teil der Reise über uns ergehen lassen, denn daraus resultiert letztendlich der günstige Preis der Angelegenheit. Auf der Anfahrt passiert man reihenweise nagelneue Hotels, zum Teil in einem futuristischen Stil, Las Vegas lässt grüßen. Ob dieser Bauboom nachhaltig einen wirtschaftlichen Sinn ergibt, muss sich zeigen. Sicher sind diese Anlagen von innen gesehen ihre vier oder fünf Sterne wert, doch das Umland kann man vergessen, da ist bald jeder Oliven-, Bananenhain oder landwirtschaftlich genutztes Gelände der Bauwut zum Opfer gefallen.

Als erstes fahren wir eine Schmuckmanufaktur an. Mir gelingt ein Foto von einem armen Kerl, der winzige Brillis für eine weitere Verwendung aussortiert. Alle weiteren Darbietungen entziehen sich unserem Interesse und wir gelangen mit viel Geschick und Umweg über die Toiletten (der beste Trick) wieder ins Freie, wo man es sich in dem lang ersehnten Sonnenschein wohl sein lassen kann. Hier gibt es endlich auch einen Geldautomat, wo man sich mit Euros versorgen kann, die hier wie überall als gängige Währung funktionieren. Hin und wieder bekommt man es mit jemandem zu tun, der Euro-Münzen in Scheine tauschen möchte.

Wer nun am Schluss bei der Juwelenparade etwas erworben haben mag, lässt sich schlecht feststellen, weil die Verpackungen der Erzeugnisse ja nicht so viel Platz einnehmen. Das ist anders bei der nächsten Station. Da geht es um Lederbekleidung einer Firma EMELDA. Zuerst findet eine kleine Modenschau statt, wo schicke Bekleidungsstücke, in Seidenleder gehalten, präsentiert werden. Anschließend ereilt einen das Verhängnis. Beflissene Herren lesen einem jeden Wunsch von den Augen ab und führen einen genau zu den richtigen Kleiderständern. "Heute ist der 13., da ist doch sicher ein Geschenk drin" gibt der uns betreuende Herr zum Besten. Für mich ist da nichts zu machen, diese vornehmen Lederwämse eignen sich nicht, bei Wind und Wetter mit dem Hund in Wald und Feld herumzustromern. Heidi dagegen verguckt sich in ein Cape oder Poncho, oder was das sein soll. Nun kann man nicht sein ganzes Leben nur immer knickerig sein, und so wird nun doch was aus dem Geschenk. Am Schluss gestaltet sich die Sache noch etwas bürokratisch, nachdem die Kaufsumme weniger bürokratisch mit der Visacard verbucht wurde. Das geht Ruck-Zuck! Man muss danach die genauen Daten für den Rückflug angeben, da man dann beim Zoll einen Stempel für die gebührenfreie Ausfuhr des jeweiligen Artikels benötigt. Das wird, wie wir sehen werden, noch eine überraschung geben.

Damit ist der kommerzielle Teil der Unternehmung überstanden. Der Bus bringt uns in das Zentrum von Antalya und von dort aus marschieren wir in Richtung Hafen. Dort wartet ein Schiff auf uns, wo man im Stil "Fluch der Karibik" für Piratenatmosphäre zu sorgen versucht. Jonny Depp lässt grüßen. Die Bootsfahrt gestaltet sich recht nett entlang den Steilufern mit dem Wasserfall. In der Ferne verschwimmen die blauen Berge des Taurus. Wie der Hafen von Alanya bietet diese Szenerie einen malerischen Anblick. Zum Schluss gibt es noch einen Rundgang in der Altstadt mit den venezianisch anmutenden Erkern, meistens restauriert, aber manchmal auch nicht. Hadrianstor und Attatürk-Denkmal, dann sind wir froh, das Parkhaus mit unserem Bus wiederzufinden.

Heute werden wir für zwei Nächt wieder in das Club Side Coast Hotel einquartiert. Damit ist der Freitag dann ein Ruhetag. Diesen verbringen wir nach einem kurzen Gang an den zugebauten Strand am Pool, woes zwar die Sonne gut mit uns meint, das Wasser aber grünlich schimmert, doch nach Baden ist uns ohnehin nicht zumute. Daran kann es nicht gelegen haben, dass ich beim Abendessen einen übelkeitsanfall bekomme und das Zimmer aufsuchen muss.

2. Woche: Hotel Aska Buket, Lara/Alanya

Natürlich empfiehlt es sich, für die 2. Woche noch einen Strandurlaub dranzuhängen. Auch das Wetter ist nun gut geworden. Dennoch führt ein erster Gang in das Einkaufszentrum oberhalb der Küstenstraße und in eine Apotheke. Nach den kalten Tagen in Kappadokien kündigt sich eine Bronchitis an, der man vielleicht mit Medikamenten vorab begegnen kann. Das hat leider nicht funktioniert.

Zunächst aber versuchen wir, die Tage am Strand zu genießen, wo man sich am blauen Meer bei schöner Aussicht mit oder ohne Sonnenschirm auf den Strandliegen aalen kann. Die übrigen Einrichtungen wie Restaurant, Bar, Aufenthalsraum mit Bücherangebot, palmengesäumte Wege, Gartenanlagen usw. machen einen sehr guten Eindruck. Aber das Hotel scheint nahezu voll belegt zu sein, was man an dem Getümmel beim Abendbuffet merkt. Im zweiten Teil der Woche fühlen wir uns dann leider immer weniger gut, Heidi sucht sogar den Arzt auf, der zu festen Terminen im Hotel erscheint. Ich warte solange am Tisch im Poolrestaurant, aber Heidi kommt und kommt nicht wieder. Dummerweise haben wir auch die Handys nicht präpariert, denn meines ist in ihrer Handtasche. So harre ich geduldig zwei Stunden an meinem Tisch aus. Endlich erscheint sie wieder, ganz aufgeregt. Man hat sie sofort nach Alanya zu einer Röntgenaufnahme gebracht. Da wir am Tag darauf wieder nach Hause fliegen wollen, musste erst der Verdacht auf Lungenentzündung aus dem Weg geräumt werden. Das ist zum Glück der Fall. Diesmal müssen wir die Angelegenheit gleich bezahlen (per Visa). Später zurück in Deutschland ersetzt die Auslands-Krankenversicherung aber den gesamten Betrag anstandslos.

Auch mir geht es am letzten Abend nicht gut und wir verzichten beide auf das Essen. Am nächsten Tag verläuft die Busfahrt zum Flughafen Antalya reibungslos. Dort werden wir vor dem Einchecken allerdings namentlich aufgerufen, da wir in der Ledermanufaktur ja einen Kauf getätigt haben und dadurch unsere Rückflugdaten bekannt sind. Man muss sich mit dem erworbenen Stück zum Zoll begeben, bekommt dann allerdings anstandslos den erforderlichen Stempel. Trotzdem ein komisches Gefühl - so als "gläserner" Flugtourist.

Danach verschiebt sich die Abflugzeit um zwei Stunden, und etliche Fluggäste überprüfen auf ihren Smartphones, ob sie dadurch Regressansprüche haben könnten. Das gilt wohl aber nur für Flüge in der EU und ab drei Stunden und ist auch sowieso kompliziert. Aber schließlich sitzen wir doch im Flieger und erreichen gegen Mitternacht das heimatliche Hannover. Ein Fluggast kann wohl den letzten Zug von Hannover nach Bielefeld wegen der Verspätung nicht erreichen und schäumt vor Wut: "Nie wieder eine Flugreise"! Uns erwartet aber der Nightliner und wir kommen gut nach Hause. In den nächsten Tagen sind dann allerdings einige Arztbesuche fällig, bis wir wieder auf Reihe sind.

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