Side, Türkei
23.2.-9.3.2013

Planung und Anreise

Zu Weihnachten überraschte uns unsere Tochter mit einem großen Paket, das eine Bildcollage unseres letzten gemeinsamen Urlaubs auf La Gomera enthielt, eingefasst in einem Ikea-Bildrahmen. Das lässt darauf schließen, dass jener Urlaub ein Erfolg war, und so kommt dann auch der Wunsch auf, auch in diesem Jahr eine gemeinsame Auszeit zu nehmen. Für Stefanie eine Woche, für uns zwei, aus beruflichen Gründen bereits im Februar, wo bei uns - wie in diesem Jahr - tiefster Winter herrscht. Gebucht wird wieder über unsere Reisefachfrau Ilona beim Reisebüro Bokelmann in Goslar. Wir entscheiden uns für das Hotel Barut Hemera in Side, das auch bei Holidaycheck sehr gut bewertet wird. Der Reiseveranstalter ist TUI.

Unsere Flugzeiten liegen so, dass wir praktisch 15 Aufenhaltstage haben werden, bei Stefanie ist es leider so, dass sie einen Tag weniger hat. Wir fliegen ab Hannover nachts um 2.40 Uhr. So sitzen wir in der Nacht der Anreise gegen 23 Uhr zu Hause auf den gepackten Koffern und warten auf den Abholdienst vom Nightliner. Doch da tut sich nichts - keiner kommt. Schließlich können wir telefonisch Kontakt aufnehmen, und der Fahrer erscheint am Ende mit 45 Minuten Verspätung. Im Flughafen haben sich zudem lange Schlangen vor den Checkin Schaltern aufgebaut, weil noch ein weiterer Flieger zu den Kanaren geht. Als wir endlich an der Reihe sind, heißt es, wir seien die Vorletzten und könnten keine Plätze beieinander bekommen. Das aber ist kurz vor unserem 40ten Hochzeitstag zu verschmerzen.

So ist die Wartezeit schnell vergangen. Der Start ist pünktlich, das Imbissbrötchen pappig, und dann landet man gegen 7 Uhr Ortszeit in Antalya, da wird es gerade hell. Damit wir im richtigen Transferbus unterkommen, müssen wir das Hotel angeben, ich sage: "Side, Hotel Barut". Ja, da gebe es mehrere davon. Zum Glück hat man die Kofferanhänger, und da steht dann noch zusätzlich Hemera drauf. So kommen wir gerade zur Frühstückszeit in jenem Hotel an, die Koffer werden aufs Zimmer gebracht, ab zum Frühstück - und der Urlaub kann beginnen.

Der erste Rundgang führt uns gleich zum Strand, wo man auf der belebten Promenade in Richtung Side laufen kann. Dort reiht sich ein Hotel an das andere, manche haben noch gar nicht geöffnet, und die Strandliegen stehen noch aufgestapelt irgendwo herum. An einem Hotel kann man an die 500 Liegen zählen, die noch auf ihren Einsatz warten. Wenn das soweit ist, mag hier am Strand auch ein gehöriger Rummel herrschen. Den Rest des Tages verbringen wir am Pool, wo sich bei etwas dunstiger Sonne schon die ersten Rötungen auf der Haut bemerkbar machen - wenn man sich nicht eincremt, so wie es bei mir immer ist.

Zwei Tage später erwarten wir unsere Tochter, deren Flug von Hamburg am späten Abend in Antalya eintreffen wird. Um sie gebührend zu empfangen, lassen wir uns gegen 23 Uhr wecken, aber da hat man noch gar nicht geschlafen. Dann sitzen wir vergeblich eine Stunde in der Rezeption bzw. der angrenzenden Bar herum. Schließlich wird vereinbart, dass man uns bei Ankunft in unserem Zimmer anruft. Das ist dann gegen 1 Uhr in der Nacht der Fall. Nun gibt es ein großes Hallo beim Begrüßen, aber dann sind alle Beteiligten doch zu müde für weitere Belustigungen, außerdem haben sämtliche Bars längst geschlossen, da kriegt man nichts mehr. Immerhin hat Stefanie ein Nachbarzimmer zugeteilt bekommen - auch wenn das nicht solange so bleiben wird.

Die Katzen

Wie bei manchem anderen Urlaub (Malta, Lesbos, Dalmatien...) gibt es zu Heidis Entzücken auch hier viele Katzen. Sie werden auch vom Hotel versorgt, wo neben der Rezeption ein Kasten für Spenden aufgestellt ist, um die Kosten für Sterilisationen usw. zu unterstützen. Die sterilisierten Katzen haben zur Kennzeichnung eine gekappte Ohrspitze. Ins Innere des Hotels dürfen sie nicht, und das wissen sie auch. Bis auf zwei Ausnahmen...

Am ersten Abend in Unkenntnis der genauen Ortsverhältnisse geschieht uns ein Missgeschick. Da sitzt eine Katze unentschlossen vor einer Glastür, und als wir dort hindurch gehen, schlüpft sie durch und gelangt somit in die Aquarium Bar, wo sie sich vielleicht einen fidelen Abend machen möchte. Ein danebenstehender Herr entrüstet sich und bezichtigt uns als Katzenhasser. Wir können uns zwar sprachlich dann einigermaßen einigen, aber es dauert eine Zeit, bis dieser Herr sich wieder abgeregt hat. Seine Gattin zieht verärgert über das Verhalten ihres Gemahl von dannen. Und wir ernten in den nächsten Tagen auch nicht gerade freundliche Blicke dieses Herrn, aber dann sind sie auch schon abgereist.

Am nächsten Abend entdecken wir eine kleine und ungemein niedliche Katze. Die folgt uns sogleich in unser Zimmer, das nur eine Treppe hoch liegt. Dort macht sie es sich gleich auf dem Bett gemütlich, lässt sich kraulen und schnurrt knarrend, sodass wir uns auf den Arbeitsnamen Knurrhahn einigen. Sie verbringt die Nacht bei uns und erscheint am folgenden Abend wieder. Aber schließlich wird es einem zu bunt, als sie anfängt mit Kordeln oder den Koffergurten zu spielen, nachdem sie uns mehrmals über den Kopf gelaufen ist. Wir werden aber  - wie man sehen wird - demnächst das Zimmer wechseln, und damit wird das Problem gelöst sein. Im Übrigen scheint uns unser Knurrhahn nach Katzenart am Tag nicht zu kennen.

Zimmerwechsel

In dem Gebäudetrakt, wo unser Zimmer liegt, herrscht ein stetes Brummen, was uns anfangs gar nicht aufgefallen war. Doch als einmal aussetzt, merkt man erst, wie schön die absolute Stille sein könnte. So werden wir bei der Rezeption vorstellig, wo man uns ohne weitere Umstände zu einem ruhigeren Zimmer verhilft. Außerdem ist dort die Aussicht besser, weil es zwei Stockwerke höher liegt. Dafür ist immer ein langer Marsch durch die Flure nötig, wenn man zum einzigen Aufzug will, oder man benutzt die Treppen, was auch nicht weniger aufwändig ist. Aber die nächtliche Ruhe wiegt das bei weitem auf. Im übrigen soll das Hotel im nächsten Winter renoviert und umgebaut werden, besonders im Spa-Bereich (Sauna, Hamam, Innenpool). In dieser Zeit kann das Hotel nicht gebucht werden. Langzeiturlauber, die hier regelmäßig hinkommen, können auf das nahegelegene Hotel Barut Arum ausweichen. Dort haben wir uns auch einmal umgesehen, die Architektur ist mondäner, doch die Außenanlagen sind eher steril im Vergleich zu dem mit Palmen und anderen Bäumen bestandenen Gelände des Hemera.

Verpflegung und Küche

Wir haben einmal den Ausspruch eines Gastes aufgeschnappt: "Wer hier nichts findet, was ihm schmeckt, der hat zu Hause nichts auf dem Tisch". Soll wohl heißen: Dem schmeckt zu Hause auch nichts. Das kann man nur bestätigen. Zum Frühstück gibt es allerdings keinen gebratenen Speck (Bacon), wie ihn die Engländer bei ihrem Full Breakfast lieben. Das liegt wohl daran, dass in islamistischen Ländern kein Fleisch vom Schwein verwendet werden darf. Dafür bieten Mittags- und Abendbuffet jeden Tag überraschungen, sodass man sich stets auf die Mahlzeiten freuen kann. Aus meiner Sicht bestand der Höhepunkt aus einer Salatplatte mit Meeresfrüchten wie Muscheln, Calamarisringen, Garnelen, Forelle und Lachs und - man glaubt es ja kaum - Räucheraal. Auch der gebratene bzw. gegrillte Fisch, ob Lachs, Dorade oder Forelle ist nicht zu überbieten.

Vom Service ist auch nur gutes zu berichten. Wenn die Bedienungskräfte einen kennen und wissen, wo man sich niederlassen möchte, stellen sie bereits vor Eintreffen des Gastes die bevorzugten Getränke an den Platz. Von anderen Urlauben waren wir es gewohnt, sich im All Incl. Fall die Getränke an irgendwelchen Zapfhähnen selber zu besorgen, das ist hier nicht so, man wird im Lokal und in den Bars bedient wie ein zahlender Gast. In der Bar neben dem Foyer haben wir uns regelrecht mit einem der Ober angefreundet und vor Abreise sogar die Adressen ausgetauscht.

An einem Bücherstand werden im Restaurant Kochbücher zum Verkauf angeboten, wo man für 10 € ein Exemplar mit dem Titel Geschmacktisch von Chef Ismail erwerben kann. Dort sind über zweihundert Rezepte für Suppen, Salate, Hühneressen (Originaltext), Kuchen, Torten und Nachspeisen zusammengestellt. Chef Ismail steht der Hotelküche vor, erscheint ab und zu neben seinen Büchern und signiert sie gern. So haben wir ein Exemplar "Für Heidi" mit Datum und Unterschrift sowie zwei Fotos der übernahmeaktion. Die Rezepte sind in Türkisch und übersetzt in einem drolligen Deutsch abgefasst. Wenn man also ein Verbrühtes Huhn zubereiten will, muss man wissen, was verweinlicht und Rauhfeuer bedeuten.

Am Strand

Die Tage, die man am Strand liegen kann, sind noch gezählt. Voraussetzung ist Sonnenschein und geringer Wind, sonst wird es zu kalt. Auf den Bergen des Taurus liegt dagegen noch Schnee. Hier ist ein feiner Sandstrand, das sind wir nach den letzten Urlauben gar nicht mehr gewöhnt. Anscheinend aber besteht die Gefahr, dass der Sand an manchen Stellen von den Wellen abgespült wird. Deshalb bemüht man sich, mit Sandsäcken eine Art Wellenbrecher anzulegen - eine Maßnahme, die dem Blanken Hans, wie wir ihn von der Nordsee kennen, ein Hohngelächter entlocken würde.

Wenn man am Strand entlang läuft, kann man neben hübschen Muscheln auch geheimnisvoll geformte Keramikscherben finden. Vielleicht stammen sie aus römischer Zeit oder so? Auf einem Mäuerchen sind ganze Berge davon aufgestapelt. Besser, man einverleibt derartige Fundstücke nicht in das Reisegepäck, man weiß nicht, wie der türkische Zoll bei der Ausreise darauf reagiert.

Markt in Manavgat

Montags und Donnerstags ist Markttag in Manavgat, dessen Besuch immer auf dem Programm steht, wenn man in der Gegend Urlaub macht. Mit dem Dolmus Bus wird man für wenige Euro dort hin gebracht. Der eigentlich sehenswerte Markt ist der Bauernmarkt, der sich unter einem großen Dach befindet. Rings herum sind die Buden mit Bekleidungsartikeln, Lederwaren, Schmuck, Uhren usw. Man darf nicht fragen, welche der Markenartikel tatsächlich von Prada, Rebock, Sportsachen von Adidas oder Puma, Uhren von Rolex, Gucci oder Carucci stammen. Als erstes verschlägt es uns an den Gewürzstand, der an sich schon eine Sehenswürdigkeit ist. Wir erstehen zwei Tüten Osmanische Gewürzmischung, eine davon "mit Scharfes für Chef".

Auch an den Textilständen wird noch dies und das gekauft als Mitbringsel für die Daheimgebliebenen, ob als Schneeschipper oder Briefkastenleerer eingeteilt. Dabei muss, wie es sich gehört, auch der Preis runtergehandelt werden, bezahlt wird ausnahmslos in Euro. Bald ist man aber müde vom Herumlaufen, und so geht es wieder an die Rückfahrt mit dem Dolmus.

Wenn man das Hotelgelände verlässt, kann man an der Hauptstraße auch in diversen Shops einkaufen, doch die ganze Gegend ist wenig einladend. Im Gegensatz zu einigen Türstehern, die versuchen einen in die Geschäfte hinein zu locken. Daneben gibt es Stände mit Fruchtsaftangebot, die nennt man Mischmasch, wenn sie aus gepressten Granatäpfeln, Möhren und Orangen zusammen gemixt werden.

Side

Auf der Strandpromenade kann man schön zu Fuß nach Side laufen, für den ersten Anlauf nehmen wir aber den Dolmus. Man kommt direkt an den Resten der früheren römischen Siedlung - oder sogar Stadt - heraus, mitten drin das Amphitheater, das allerdings Eintritt kostet. über die frühe Geschichte kann man sich an einer Schautafel informieren.

In Side gibt es ein paar Einkaufstraßen, sodass unsere Damen die Liste der Mitbringsel vervollständigen können. In einem Laden betätigt sich eine Teppichknüpferin, ein paar Häuser weiter bemüht sich ein Schuhputzer um Kunden.

Schließlich landen wir am Hafen, wo leider nur wenig Boote zu sehen sind. Zurück zum Hotel laufen wir dann, das sind so etwa 3 km. Neben den vielen Hotels, die man auf diesem Wege passiert, fällt besonders das Side Prenses Resort & Spa ins Auge, das so ziemlich das Promenadenpanorama beherrscht.

Als einige Tage später die Sonne es einmal weniger gut meint, machen wir uns noch einmal auf den Weg. Nachdem wir uns am Hafen in einem Restaurant niedergelassen haben, entdecken wir auch die "Akropolis" gleich um die Ecke, die wohl in manchem Reiseprospekt abgebildet ist. Es handelt sich um die Reste des Apollo Tempels. Es gibt auch eine Schautafel, auf der ein Plan des historischen Side zu sehen ist, allerdings sind dort auch moderne Einrichtungen wie Gendarmerie, Post oder Touristeninformation eingezeichnet.

Nun neigt sich der Urlaub dem Ende zu, und die letzten drei Tage lässt uns die Sonne im Stich. Der Abflug von Antalya ist erst abends, so verbringt man den letzten Tag noch auf einer Liege, bis es zu kalt wird. Dann verabschieden wir uns von den Mitgästen Grety und Kurt -  herzliche Grüße - und treten den Rückflug an. Das geht alles reibungslos, um Mitternacht sind wir in Hannover, und dort beginnt es gerade zu schneien. Am nächsten Morgen zu Hause ist alles weiß und der Winter hat uns wieder bzw. wir ihn.