Samstag, 9.6. "Ab in den Russenbunker"

Nun gut, das Wort "Russenbunker" war nun einmal geprägt, und man weiss ja dann auch erst einmal nicht, was einen erwarten könnte. Aber wir wollen von Anfang an klarstellen, es gab keinerlei Probleme mit den Gästen aus Russland, die heute, ähnlich wie die Deutschen nach dem Wirtschaftswunder in den frühen 60er Jahren es taten, die sonnenreichen Gefilde Europas und anderer Regionen geniessen. Und das konnten sie zur Zeit des Sozialismus über lange Jahrzehnte nicht - das sollte man auch mal bedenken.

So dass war ein  Vorgriff, denn wir haben ja gerade erst vom Schiff abgemustert und lassen uns nun in einen nagelneuen VW-Reisetransporter verfrachten, begleitet von erst zwei, dann drei dann vier sonnenbebrillten Herren der H&H TUR Reiseagentur. Die smarten Herren hatten wohl aber Flughafendienst oder so in Antalya und müssen nun ohnehin zurück nach Alanya transferiert werden. Das erspart uns das schlechte Gewissen über soviel Aufwand.

Die etwa fast 3 stündige Autofahrt gehört nicht zu den Highlights dieser Reise, was nicht am Fahrer liegt, der seine Sache gut macht. Die Landschaft bietet hier eben nur wenig. Lassen wir es dabei bewenden, dass am Strassenrand häufig urige Eisenöfchen vor sich hin köcheln, da werden Maiskolben geröstet. Gegen 18 Uhr erreichen wir die quirlige Stadt Alanya. Man kann uns heute nicht einmal vor dem Hotel Gold Safran abladen, da kocht die Strasse - und wie wir hinterher erfahren - findet dort heute so was wie ein Apfelsinenfestival statt. Pferde, Kostüme, Kutschen und Musike: für uns ist das gerade das richtige: nämlich ein Kulturschock.


Hotel Gold Safran

Mit dem uns zugewiesenen Zimmer gibt es gleich etwas zu beanstanden, da läuft irgendwo ein Aggregat und das Balkongeländer vibiert. Per Telefon teilt der Hotelmanager mit, dass z.Zt. alle Zimmer "full" seien, "perhaps tomorrow". Wir finden uns drein. Ein Gang zum Strand, wo es ganz hübsch ist, man Liegen und Sonnenschirm allerdings bezahlen muss: 3 EUR pro Tag, das geht ja! Nahebei ist auch ein Geldautomat, wo man wahlweise YTL (Neue Türk. Lira), Euro oder Dollar ziehen kann. Mit allen drei Währungen kann man überall bezahlen. Die Wechselkurse sind in sämtlichen Registrierkassen gleich einprogrammiert, manchmal hat man auch drei verschiedene Geldschubladen. Wir nehmen natürlich Euros zu uns, das ist man gewohnt.

Ab 19.30 Uhr wird das Abendbuffet eröffnet und wir sicherern uns rechtzeitig einen Platz im Restaurant. Eine Katze streicht unter den Tischen herum, die hat leider eine verletzte Pfote und kann sich nur mühsam voran bewegen. Da läuft ein kleiner Junge hinter der Katze her und tritt nach ihr. Sowas kann Heidi natürlich nicht mit ansehen und schreit "He He!!". Das hilft zwar, aber der Vater des Jungen, ein Russe mit Body-Building Shirt, schaut argwöhnisch herüber. "Wir kriegen hier noch den Frack voll" warne ich Heidi. (Ist aber nicht passiert).

Ein junges Pärchen setzt sich zu uns an den Tisch, sichtlich aufatmend, dass wir ausnahmsweise Deutsche sind. Sie heissen Lars und Iris (oder so) und sind sichtlich auch verdattert, wo sie da hineingeraten sind. Wir kommen gleich in Kontakt und parlieren per Du miteinander, wenn wir nicht gerade auf dem Wege zur Bar sind, um ein neues Bier zu holen: Denn das kostet nun nichts mehr, weil "all inclusive". Das Essenbuffet ist sehr abwechslungsreich zuweilen auch gewöhnungsbedürftig. Mir haben es wieder mal die Suppen angetan, die ausgezeichnet sind. Am Pool sind noch Extrastände eingerichtet, dort wird gegrillt, und weil es dort am leckersten ist, bilden sich zuweilen längere Warteschlangen.

Nach dem Speisen erfolgt dann das Animationsprogramm, das wir nicht mit dem vergleichen möchten, das wir im vergangenen Jahr in Dalmatien erlebt haben. Aber da haben wir am Anfang auch gemeckert. Es geht los mit der Minidisco, die ist für die Kleinen gedacht, die dann angeführt von einem selbstgefälligen Animateur durch die Sitzreihen geführt werden. Die Musik lässt keine Sprachprobleme aufkommen, das geht zum Beispiel so: "Aramdamdam, Aramdamdam, Bully Bully Bully, Ramdamdam" oder "Piapiapiano...". Das versteht jeder.

Was nachher auf der Bühne ablief, kann ich nicht mehr so richtig einordnen, wir hatten uns mit dem Rücken zum Geschehen an einen Tisch mit weiteren Deutschen (Frank u.a.) gesetzt und schliesslich auch noch dem All inclusive Raki ordentlich zugesprochen. Erstaunlich, was manchmal an einem einzigen Tag so alles passiert! Jedenfalls schlafen wir gut.

Sonntag, 10.6. Friseurbesuch, Faulenzen

Gleich nach dem Frühstück begeben wir uns zu dem Friseur, der sein Geschäft in der Hotelhalle hat. Heidi benötigt Pediküre, ich will eigentlich nur Bart und Haare stutzen lassen. Das artet dann doch in ein volles Programm aus. Erst werden einem Genick und Arme massiert, dann an den Fingern gezogen, bis sie knacken. Es folgt eine Nassrasur, dann Haare waschen und schneiden, Bart und Augenbrauen trimmen. Nasen- und Ohrenhaare werden abgefackelt. Am Schluss sind für uns beide 38 EUR fällig. Das war der Spass wert, man macht sowas ja nicht alle Tage. Um das Hamam gleich nebenan machen wir dagegen immer einen grossen Bogen.


Strandpanorama

Nach einem Blick zum Strand, wo es heute sehr windig ist, kehren wir zurück und finden glücklicherweise noch zwei nette Plätze am Pool. Das ist deswegen nicht so einfach, weil hier ungeniert "belegt" wird, möglichst noch vor dem Frühstück, und dann ist schnell alles voll. Nun geben wir uns dem Nichtstun hin mit Kreuzworträtseln und Lektüre, ab und zu eine Runde im Pool, die bei 28 Grad Wassertemperatur wenig erfrischend ist.

Bemerkenswert ist heute nur noch, dass wir spätabends feststellen, dass wir genau schräg über einer sehr lautstarken Disco hausen, wo bis nach 24 Uhr Rämmidämmi ist. Ausserdem haben wir vom Balkon aus direkten Einblick auf die Bühne des Nachbarhotels, wo auch den ganzen Abend die Animation läuft. Nun beschliessen wir doch, etwas ernsthaftes zu unternehmen. Man kann es nicht hinnehmen, dass einem nach der wunderbaren "Blauen Reise" so etwas zugemutet wird. Es war ja nicht unsere Idee, sondern laut Prospekt alles so arrangiert. Ein Reiseunternehmer, der etwas auf sich hält, müsste sich eigentlich im Klaren darüber sein, dass so etwas nicht geht.

Montag, 11.6. Strandleben, Zimmerwechsel

An der Rezeption vereinbaren wir ein Treffen mit dem Reisemanager der H&H TUR, er wird uns heute abend um 19 Uhr zur Verfügung stehen.

Nun geht es an den Strand, das Wetter ist gut und der Wind nicht mehr zu stark. Die Liegen hätten wir gern "near the water" und so kommen wir in der ersten Reihe zu liegen. Der Seegang ist ziemlich stark.Es kann einem passieren, dass eine Welle einen einfach umschmeisst. Oder man schwimmt wenige Züge raus und dann 24 Züge wieder zurück, gegen den Sog der Wellen kämpfend, bis einen eine gnädige Gischtkrone mehr oder weniger sanft oder unsanft an den Strand befördert. Zum Glück hatte ich wohlweislich die Brille (Multifokal) nicht aufgesetzt, die hätte man wohl schwerlich auf der Nase behalten geschweige denn wieder gefunden. Dafür entdecke ich einen blutenden grossen Zeh, da ist man dann wohl gegen einen Stein geraten, ohne es zu merken. Am nächsten Tag habe ich sogar eine tiefere Schramme am Knie, die ich im Hotel desinfizieren lassen muss.


Strandleben

Ab da sind wir vorsichtiger und beobachten, wie die zuständigen Strandangestellten schon mal das Seil mit dem Rettungsring entwirren, was wohl eine Viertelstunde dauern mag, so vertüdelt ist die ganze Sache. Im Notfall hätte das schlecht ausgesehen. Dann wird noch eine rote Flagge aufgezogen, die ehemals ein T-Shirt gewesen sein mag. Tatsächlich kommt der Rettungsring mehrmals zum Einsatz. Mal kann ein kleines Kind sich nicht gegen die Wellen durchsetzen, mal bekommt es ein junges Mädchen mit der Angst. Eine Dame hat sich wohl ernsthafter verletzt, die hält sich das Genick und es wird gemunkelt, dass sie ins Krankenhaus musste.

Das hört sich nun alles so schlimm an - es soll nur gesagt sein, dass dieser Seegang nicht so ohne ist. Es sind hier auch unangenehme Felsen in Ufernähe, deswegen laufen auch noch andere Mitkämpfer mit Pflastern an Rücken oder Beinen herum.

Sonst geht es uns prima, freier Blick auf die rauschende See, ab und zu fährt ein Gulet oder Ketch vorbei, oder es geht sogar ein Kreuzfahrtschiff im Hafen von Alanya vor Anker. Die grösste Attraktion ist aber ein Kamel, das herrenlos auf der Promenade daher kommt und unverdrossen gen Osten strebt. Eine Weile später kommt es zurück, inzwischen geführt von einem jungen Burschen. Nur ab und zu muss man stehen bleiben, um einen Hieb aus den Baumkronen zu erhaschen und sich malmend schmecken zu lassen. Wer einen Fotoapparat bei sich hat, lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen. Mein Foto liegt leider gerade im Hotel.

Am Abend haben wir nun den Termin mit dem Reisemanager. Er erscheint pünktlich und wir setzen uns an einen Tisch gleich neben der Rezeption. Ehe wir unsere Anliegen vorbringen können, hat schon der Hotelmanager die Initiative übernommen und ich werde aufgefordert, mir ein Ersatzzimmer (416) anzusehen. Das hätte man ja nicht für möglich gehalten! Ein Riesenzimmer, grosser Balkon, nach Westen raus und ruhige Lage! Als ich wieder bei Heidi und ihren Verhandlungsbemühungen auftauche, kann man nur noch abwinken - nun ist alles zu unserer Zufriedenheit geregelt. "So ein schönes Zimmer haben wir noch nie gehabt". Uns ging es nur darum, die bereits vorher erwähnten prinzipiellen Dinge abzuklären. Wir seien die ersten Gäste dieser Reisekombination, demnächst seien 18 weitere Gäste zu erwarten. Hoffen wir also, dass die geschätzten Nachgäste etwas von unserer Initiative profitieren. Es muss noch einmal gesagt sein, dass der Service der türkischen H&H TUR Agentur perfekt ist!

Also dürfen wir in aller Schnelle das Zimmer wechseln. Und wer wissen will, wie lange man zum Kofferpacken braucht, dem kann man mitteilen: 5 Minuten! Dass wir den weiteren Abend bei bester Laune verleben, braucht nicht weiter gesagt zu sein.

Die weitere Woche

Wenn man schon einmal in Alanya war, weiss man, dass die Geräuschkulisse abgesehen von Animations- und Discolärm vielfältig sein kann. In unserem "ruhigen Zimmer" werden wir früh um 5 Uhr von den Gesängen eines Muhedzin erfreut. Ein Hund auf dem Nachbargrundstück mag sich da nicht lumpen lassen und stimmt mehr oder weniger melodisch in den Gesang mit ein. Um 7 Uhr wird es dann lebendig, wenn die Schulkinder in der nahen Schule einlaufen. Da gibt es auch einige Behinderte dabei. Und damit sei gesagt, dass dieses alles keine Lärmbelästigung bedeutet, sondern dem Tagesgeschehen zuzuordnen ist.

Man wird es uns nicht übel nehmen, dass wir uns weiterhin der Faulenzerei überlassen. Am Strand haben wir einen neuen Freund, und das ist ein Hund. Der geniesst es, sich ein ansprechendes Plätzchen unter geeigneten Liegen und Sonnenschirmen auszusuchen. Er schätzt es auch, wenn man ihm aus einem Plastikbecher zu trinken anbietet. Bei einer Dame nebenan (von uns genannt Anna) bedient er sich selbst, woraufhin besagte Dame schnell den Becher selbst austrinkt, damit da nichts verloren geht.

Wenn wir dann mal so richtig aktiv sind, gehen wir so an die hundert Meter am Strand entlang. Mal in die eine Richtung, und dann auch noch in die andere.

Inzwischen haben wir auch ein nettes Ehepaar kennen gelernt. So kann man sich jeden Abend gegenseitig die Tischplätze sichern, und sich schliesslich gemeinsam von dem Animationsprogramm berieseln lassen. Aber das haut einen nicht vom Hocker. Eines muss jedoch berichtet werden. Da gibt es einen "Sketchabend", wo es um die Eigenarten verschiedener Nationalitäten geht. Meistens bleibt der Gag unklar. Nur die russischen Landsleute kriegen ihr Fett weg, indem sie, sich auf den Knien fortbewegend, Wodkaflaschen-schwingend dargestellt werden. Und das ist genau nicht das Bild, das man hier von den russischen Mitgästen bekommen kann.

Am nächsten Abend heisst es "Turkish Night", wo sich die Animateure wenig originelles einfallen lassen. Man hat aber auch eine Profitruppe engagiert, die wohl Abend für Abend von Hotel zu Hotel tingelt. Da kann dann wohl mal einen Bauch wackeln sehen, denn anscheinend ist der Bauchtanz die Krönung der türkischen Kultur. Als dann auch noch einige Gäste (z.B. ein alternder Holländer) sich dazu hergeben, ähnliches zu versuchen, wendet man sich besser ab.

Zum Abschluss erscheint noch eine Dame mit einer ausgewachsenen Schlange. Sie demonstriert auf der Bühne, wie unkompliziert man mit so einem Tier umgehen kann. Schliesslich kann man mit dem Tier sogar ein Bad in der Menge nehmen, hauptsächlich wohl für den Hotelfotografen. Am nächsten Tag kann man sich auf der entsprechenden Fototafel (pro Bild 3 Euro) vor Schlangen nicht retten. Unsere Freunde aus Plauen haben uns sogar ein Bild spendiert, und damit ist belegt, dass das alles so war.

Heidi ist am Abend früher zu Bett gegangen, weil sich ihre Erkältung verschlimmert hat. Am nächsten Morgen bleibt sie erst einmal liegen, um sich auszukurieren. Ich "belege" am Pool und schaue ab und zu nach dem Rechten. Die Zimmerfrau ist schliesslich ganz aufgeregt: "Madam krank?" "Ja, sie schläft" "Ich putze morgen!".

Am Nachmittag geht es wieder besser.

Alanya

Fast hätten wir es nicht geschafft, auch einmal nach Alanya zu fahren. Dazu muss man einen Dolmus benutzen, die allerdings alle Augenblicke an der Strandpromenade entlang fahren und nur wenig kosten. Da wir vor einigen Jahren (1998) die Sehenswürdigkeiten von Alanya bereits ausgiebig studiert hatten, müssen wir kein grosses Programm auflegen. Vom Basar sind wir enttäuscht, die Verkaufsstände bieten immer wieder dasselbe an.


Alanya

Wir bummeln am Hafen entlang bis zum Roten Turm. Im Hafen liegen viele schöne Holzschiffe, aber da haben wir nun wirklich keinen Bedarf mehr. Landschaftlich sieht alles sehr schön aus, vorn das Meer und hinten das Taurusgebirge. In den letzten Jahren ist wohl in Alanya viel gebaut worden, selbst steile Hänge werden nach und nach erschlossen. Von den vielen Bauruinen in 1998 ist nichts mehr zu sehen.

Wir erinnern uns an einen Gewürzladen in der Damlatas Cad, ob es den noch gibt? Nach einiger Sucherei muss man feststellen: es gibt ihn wohl nicht mehr, stattdessen viele neue Geschäfte. Auch sonst können wir von der Strasse wenig wieder erkennen. Wir kommen schliesslich am Kleopatra Strand heraus, und wenden uns dann wieder in Richtung Hauptstrasse, um einen Dolmus für die Rückfahrt zu ergattern. Da braucht man nicht lange zu warten.


Alanya Panorama

Unsere Liegen am Pool samt Sonnenschirm hatten wir natürlich die ganze Zeit "belegt", deswegen haben wir für den Rest des Nachmittags unsere alten Plätze wieder.

Animation

über die Animation haben wir bislang noch kaum gute Worte verloren. Es geht einem auch auf die Nerven, wenn abends zum Beginn des Essens herum gebrüllt wird, als ob da jemand betrunken wäre. Aber das sind die Animateure (allerdings nicht betrunken - das wäre ja auch streng verboten), die auf das Abendprogramm aufmerksam machen wollen, Bingo und so! Wir kommen mit Lena ins Gespräch. Sie ist gerade aus Deutschland angereist und weiss auch noch nicht, was sie genau erwartet. Sie ist hauptsächlich für die Kinder zuständig und freut sich, dass es da kaum Sprachprobleme gibt - irgend wie findet man immer zueinander.

Wir dürfen noch einen Abend erwähnen, wo man zum Abschluss und Höhepunkt alle anwesenden Hotelbediensteten zu schmissiger Musik auf der Bühne agieren lässt. Besonders dekorativ sind die weissbekittelten Köche mit ihren Kochmützen und Bratpfannen, die nun als Schlagzeuginstrumente dienen. Die ziehen allesamt wirklich eine Schau ab und es kommt Stimmung auf. Nur der Chefanimateur namens Bosi vermasselt die Sache am Schluss, verhaspelt sich, verschwindet hinter einem Vorhang beim DJ und versäumt, einen brausenden und berechtigten Applaus abzurufen. Vielleicht lernt man das noch.

Namentlich haben wir uns noch die beiden Kameraden Pinoccio und Fernando gemerkt. Pinoccio versucht mit allen Mitteln, für Stimmung zu sorgen. Fernando dagegen ist der Beau, sieht blendend aus und hat, wie zu hören ist, auch schon als Model gearbeitet. Vielleicht entdeckt man ihn einmal in einem Quelle-Katalog.

Der letzte Abend: Lederschau

So schliesst sich der Kreis: haben wir gleich am Anfang in Antalya Bekanntschaft mit der gerühmten türkischen Ledermode gemacht, so dürfen wir uns heute auf eine Vorführung von Lederbekleidung freuen. Es werden etliche Kleiderständer herbeigerollt, auch werden Lose für eine Tombola verteilt. Wir haben Losnummer 9. Zunächst wandeln einige dekorative Damen lederbemäntelt durch die staunenden Sitzreihen. Da regt sich noch nicht viel im Publikum. Dann aber werden die Losnummern für die Tombola aufgerufen. Wir liegen immer knapp daneben, 8, 10, 11 sind schon weg. Die Gewinner schieben schon mal mit einer Flasche Wein oder Fresskorb oder sowas vorbei.

Dann wird gross ausgerufen: die letzte Nummer! Nummer  девять oder Neuf, Nine, oder Negen. "Neun, Neun, Neun! - das sind wir!!! Die letzte Nummer - der Hauptgewinn!!! Heidi spurtet los, ich nuckle an meinem Raki. Der Hauptgewinn: eine Fahrt nach Antalya zur Besichtigung einer Ledermanufaktur mit entsprechenden Rabattkonditionen. Die Rechnung hat man ohne meine liebe Gattin Heidi gemacht!!! Erstens werden wir morgen zurück fliegen und haben gar nicht die Zeit für eine Ledermanufaktur oder sowas, zweitens hätten wir ja auch schon Rabattkonditionen mit unserem Lederfuzzi vom ersten Tag in Antalya. "Präsent, I will have a Present!" Nun lässt man auch damit mit sich reden: "Dann morgen 10 Uhr an der Rezeption, eine Ledermütze". Tatsächlich wird Heidi, die sich den Termin morgens um 10 Uhr an der Rezeption nicht entgehen lässt, mit besagter Ledermütze beehrt. Diese ist aus edlem Leder, aber ein Verarbeitungsfehler muss auch festgestellt werden, was dem Spass an der Sache aber keinen Abbruch tut.

Damit endet unser letzter Abend mit Beate und Karl-Heinz, unseren Tischgenossen noch recht feucht fröhlich. Wir kommen sogar noch in der Hotelbar bzw. - Disco zu sitzen und tragen, wenn ich mich recht erinnere, auch noch weit nach Mitternacht zu der allnächtlichen Geräuschkulisse bei.

Rückreise

Der schlimmste Tag jeder Reise: Koffer packen, Zimmer räumen, auf den Abholdienst warten. Nachdem die letzten Dinge aus unserem schönen Zimmer geborgen sind (zwei Stück türkische Kernseife haben wir mitgehen lassen), läuft uns die liebe Zimmerfrau über den Weg. "Oh, Urlaub finish, Madam OK?" "We say Good Bye, ten minutes later I come back". Das wird gemacht, 5 EURo in der Hand, und unsere liebe Zimmerfrau sitzt vis a vis von der Fahrstuhltür und hat sich extra die gesamte Wäsche zum Sortieren um sich verteilt, damit sie auch zur Stelle ist. Ja und die 5 EURo veranlassen sie zu einer überschwenglichen Abschiedsszene, mit Küsschen und Umarmung. Als ich wieder unten bin, kann ich nur sagen, die 5 EURo haben sich gelohnt. Es war aber auch eine wirklich liebe Zimmerfrau!

Den Rest des Tages hängen wir ab, bis wir pünktlich um 15 Uhr abgeholt werden. Beate und Karl-Heinz lassen es sich nehmen, uns gebührend in der Hotelhalle zu verabschieden. Am Flughafen erfahren wir alsbald, dass der Flug sich mal wieder um 90 Minuten verspätet. Wenn man nun eine Cola trinken will, um die Zeit zu überbrücken, so muss man 5 EURo löhnen. Das nächste Desaster erleben wir an der Passkontrolle. Für diesmal habe ich nur die Personalausweise dabei, die Reisepässe mit den Einreisestempeln sind bereits mit dem Gepäck eingecheckt. Ohne uns zu verstellen gelingt es uns, einen möglichst dümmlichen Eindruck zu machen. Endlich gibt sich der Kontrollbeamte nach Hinzuziehen einiger Kollegen mit den Flugtickets der Einreise zufrieden und knallt seinen Stempel drauf. Es wird uns hinterher klar, dass man beim Einreisen per Personalausweis einen gesonderten Schein bekommt, den man bei der Ausreise wieder vorzulegen hat. Das nächste mal sind wir schlauer, falls es uns noch einmal in die Türkei ziehen sollte.

Nach weiteren Verzögerungen sitzen wir endlich im Flieger und werden von den Stewardessen mit dem Schwimmwestenballett beglückt (Schwimmweste erst aufblasen, nachdem man den Notausstieg passiert hat...). Das ist etwa so spannend bzw. überflüssig wie der Spruch: "...fragen sie ihren Arzt oder Apotheker". Nur dass diesmal dreimal kurz hintereinander die Stromversorgung zusammenbricht. Die Stewardessen lachen, wir anderen Gäste nicht! Trotzdem rollt der Flieger los. Dann erfolgt eine unverständliche Ansage aus der Kanzel, das einzige verständliche Wort ist "Problem". Prompt sind wir auch schon wieder da, wo wir gerade los gerollt sind.

Nun wird wohl noch ein wenig gecheckt oder gebrieft oder wie sowas heisst, und dann geht es doch noch glücklich an den Start. Die Stromversorgung ist nicht mehr ausgefallen, vielleicht hat man einige Sicherungen ausgetauscht. Nach Mitternacht haben wir eine sanfte Landung in Hannover und werden von Schwiegersohn Sven in Empfang genommen.

So, das waren nun zwei Reisen in einer. Die schönere war die erste!!!


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