Türkei - Blaue Reise - Alanya
2.6. - 16.6.2007
Wenn man sein Bier bei REALKAUF kauft (Nörten
Hardenberger, 21 Ct. die Fl.) kommt man am LIDL nicht vorbei,
was es da wohl wieder geben mag? ALDI ist auch in der Nähe, da werden
immer lecker
Krabben, Flusskrebse oder gar Partykrebse, vor Weihnachten sogar
leckere Aale eingekauft. Bei LIDL dagegen gibt es schon mal
Hühnerbeine, Hirschkeule, Weihnachtsente oder eine preiswerte Handsäge
oder auch
Schwimmflossen samt Taucherbrille mit Schnorchel. Oder einen Flyer (früher hieß das
Prospekt), da steht drauf:
"Traumhaft reisen zu LIDL-Preisen!":
Malediven, Hochsauerland, Gardasee - oder "Blaue Reise"? Irgedwas mit
Türkei und 1 Woche auf einem Schiff. Wer meine Gattin
Heidi kennt, kann sich vorstellen, dass die Blaue Reise eine halbe Stunde
später per Telefon von zu Hause aus gebucht ist. Mit
Verlängerungswoche im Hotel Gold
Safran in Alanya.
Bevor man sich per Internet näher erkundigen kann, ist die Reise
bereits vom Konto abgebucht (469+270 EUR).
Zitat:
"Blaue Reisen entlang der türkischen
Mittelmeerküste sind eine ganz besondere Art, die traumhaft schöne
Südküste kennen zu lernen.
Die Gegend (Lykien) zwischen Antalya und Marmaris gehört mit zu
den abwechslungsreichsten Küstenstreifen am Mittelmeer. Einsame
Buchten, von Pinienwäldern gesäumte Küstenstriche, Orangenplantagen,
Olivenhaine, die Taurusausläufer mit schroffen Gebirgszügen und lange
Sandstrände bieten herrliche Landschafts- und Naturerlebnisse. Kleine
Fischerdörfer und malerische Ortschaften laden zu Landausflügen ein und
der Koch sorgt mit Köstlichkeiten der türkischen Küche für das
leibliche Wohl an Bord."
Während man sich in den folgenden Wochen um Informationen über die
mysteriöse Blaue Reise bemüht,
ist von den Veranstaltern nichts zu
hören. Die haben ja auch schon gleich einen Tag später vom Konto
abgebucht (Bucher Reisen).
Eine Woche vor Reisebeginn muss man dann
doch mal durchtelefonieren, wie es denn nun mit den Reiseunterlagen,
Flugterminen usw. steht. Durchtelefonieren ist leicht gesagt, da weiß
der eine nichts vom anderen und der heutige Kollege ist nicht der
von gestern
- oder sind die alle von gestern? - es scheint so! Aber immerhin wird
im
Telefon Musik eingespielt, bis die Verbindung jeweils zustande kommt.
Nach so etwa fünf Telefonaten, die natürlich mit der nötigen Vehemenz
von Heidi vorgetragen werden (ich bin inzwischen meistens mit dem Hund
draußen oder mähe den Rasen) stellt sich heraus: man hat unsere Adresse
nicht vollständig notiert, die Reiseunterlagen sind deshalb nicht
zugestellt worden und liegen nun irgendwo auf Lager. Immerhin kann man
uns die Abflugzeit nennen, und die Reiseunterlagen von Paneuropa Reisen sollen wir am
Schalter von Thomas Cook am
Flughafen in Empfang nehmen. Dann verschiebt sich die Abflugzeit - wie
per Telefon mitgeteilt wird - noch einmal um drei Stunden, und als wir
dann endlich am Flughafen sind, verschiebt sich alles noch einmal um
zwei Stunden. Heidi kocht!!!
Trotzdem oder deswegen muss sie plötzlich feststellen, dass ihre
Handtasche abhanden gekommen ist. Zum Glück muss man nicht lange
suchen, wenige Meter hinter uns liegt sie auf der Erde. Das Problem ist
nur, da steht ein Sicherheitsbeamter davor und kratzt sich am Kopf.
Wahrscheinlich wird jetzt gleich der gesamte Flughafen gesperrt und
evakuiert, die An- und Abflüge gestoppt und ein Sicherheitskommando mit
Spezialgeräten wird die Tasche zu einem sicheren Ort transferieren, wo
sie dann gesprengt wird. "Wann haben sie die verloren?" "Eben gerade!"
"Na gut!". So haben wir das Schlimmste für den Flughafen Hannover
abgewendet.
Ich befasse mich ab nun mit Sudoku
Rätseln, da kommt man irgedwie nicht so zum Kochen und die Zeit
vergeht, ohne dass man das merkt. Um 22.40 Uhr ist
dann schließlich der Take Off angesagt.
Den besagten Take Off besorgen die Sky
Lines, eine türkische Fluggesellschaft, die anscheinend nur auf
Verbindungen mit Antalya spezialisiert
ist. Die Bordansagen sind jedenfalls total unverständlich, man kann
nicht beurteilen, ob da in Türkisch oder gar auf Russisch parliert
wird. Wir gedenken wehmütig der Flüge mit Hapag Lloyd oder so, wo wenigstens
ein Herr Mr. Bean seine Unbeholfenheit auf den Screens präsentiert hat
oder zuweilen auch die jeweilige Flugroute, Position, Geschwindigkeit,
Flughöhe und Aussentemperaturen angezeigt wurden. Hier bleiben die
Bildschirme, obwohl vorhanden, blind. Was den Imbiss betrifft, fehlt
uns die Erinnerung, aber der Tomatensaft mit Pfeffer und Salz ist wie
immer über jede Kritik erhaben. Nachts um 3.10 landen wir in Antalya.
An der Passkontrolle legen wir die Pässe vor und bekommen einen Stempel
mit dem Einreisedatum hinein - darauf werden wir noch einmal zurück
kommen!
Ab hier werden wir von der türkischen Argentur H&H TUR betreut, und
deren Service ist perfekt, was man vorausschickend schon einmal
erwähnen darf. Der Shuttle Bus läd in der dunklen Nacht den Rest der
Mitreisenden an einem unsichtbaren Hotel aus, und nur wir beide werden
noch hinaus zum entfernten Hafen namens Marina Setur (hört sich an
wie der Name einer RapSängerin - Sabrina
Seltlur - hatte die nicht was mit Boris Becker?) chauffiert. Ein
devoter Herr empfängt uns zu so früher Stunde per Handschlag, aber die
Koffer ergreift ein junger Bursche namens Kenneth - kürzer Ken - und
ballanciert damit einen wackeligen Laufsteg hinauf auf das Schiff Scarlet 2. Heidi ballanciert
weniger elegant hinauf, fast auf den Knien oder so: und dann sind wir
an
Bord. Inzwischen ist es 5 Uhr morgens und damit kurz vor Sonnenaufgang.
Wir beziehen eine Kabine, die ist naturgemäß nicht gerade geräumig,
aber
man will hier ja nicht unbedingt Parties feiern, das findet woanders
statt, wie wir sehen werden. Es gibt zu der Kabine sogar eine Art
Badezimmer, mit Waschbecken, Dusche und Toilette. Für die 5 Sterne -
Hotels gewohnten Edeltouristen sei gleich gesagt: benutztes
Toilettenpapier ist in den bereitstehenden Eimer zu entsorgen, damit
die Abwasserpumpe nicht verstopft. Letztere entsorgt die ganze
Geschichte aber nicht in die blaue See, sondern in einen Abwassertank,
dessen Inhalt in den Häfen hoffentlich anständig weiter verarbeitet
wird.
Zum Schlafen sind wir eigentlich zu aufgekratzt, aber nach zwei Bier an
Deck verschwinden wir endlich für eine Mütze Schlaf in den Kojen.
Sonntag, 3.6., Antalya
Um 8.30 gibt es Frühstück. Da treffen wir die meisten Teilnehmer der
vorangegangenen Reise an und können denen Löcher in die Bäuche fragen.
Die haben alle noch glänzende Augen und können nicht verstehen, dass
wir danach noch eine Woche Hotelurlaub gebucht haben. Das wäre ja
nichts - jetzt auch noch in ein lautes Hotel? Aber abreisen müssen sie
eben auch.
Wir machen uns auf den Weg in Richtung Antalya, wo wir einen Dolmus zu
ergattern hoffen. Daraus wird nichts, weil der Weg zur Hauptstraße zu
weit ist. An einem schattigen Plätzchen steht ein Taxi, wo die
Beteiligten sich dem Backgammon Spiel hingeben. Wir kommen schnell ins
Geschäft, für 25 EUR wird man uns hin und zurück bringen. Nach etwa 30
min Fahrt durch wenig anheimelnde Gegenden Antalyas
werden wir in einer Tiefgarage abgeladen, die nennt sich Otogard. Da umschwirren einen
sogleich etliche dienstbare Geister, der eine hat es mit Juwelen oder
ein anderer hat es mit Ledertextilien zu tun. Mit dem Taxifahrer machen
wir
eine Zeit für die Rückfahrt aus, bezahlen sollen wir dann erst. Das
finden wir nobel.
Nun streben wir, die dienstbaren Geister hinter uns lassend, zunächst
den Markthallen zu und hoffen auf einen orientalischen Basar oder sowas
zu treffen. Damit kann man nicht dienen, stattdessen: Jeans und andere
Klamotten, meist mit dem notwendigen Markenzeichen (Boss, Versace,
Gucci, Lacoste usw.) versehen. Die Schuhe sind von Adidas oder Puma -
versteht sich. Kitschige Souvernirs und Modeschmuck - ab und zu auch
Gewürze, Obst oder Brot. Aber das ganze hat keine Atmosphäre, wie wir
finden.
Deshalb machen wir uns auf zum Hadrianstor
und bewundern es (im Reiseführer steht mehr darüber drin). Nach einer
Rast auf einer schattigen Bank bummeln wir durch die verwinkelten
Gassen der Altstadt. Da kommt uns ein Bursche entgegen, der ein Tablett
mit Gebäck auf dem Kopf ballanciert. Unversehens haben wir beide so
eine Art Fladenbrot in der Hand. Das ist ja nett, denke ich, beiße
rein, sage danke und wende mich dem weiteren Weg zu. Das war falsch, 2
EUR sind zu löhnen, ach so!
Damit sind wir am Hafen angelangt, den man schön von oben sehen kann.
Wenn man sich da hinunter begeben würde, müsste man hinterher ja wieder
hinauf, deshalb lassen wir das lieber und schieben eine weitere Rast
auf einer Bank ein. Ein nahegelegener Park kostet Eintritt, das ist
auch wieder nichts. Stattdessen stolpern wir an den Resten einer
Moschee vorbei, das sind ziemlich alte Steine.
Zurück am Hadrianstor ist es nicht weit zum Otogard, aber wir haben
noch fast 2 Stunden Zeit bis zur Rückfahrt. Es ist heiß, wir sind müde
und sehen uns danach, die Seele baumeln zu lassen. Vielleicht kann man
das Taxi umbuchen? Die genannten dienstbaren Geister umschwärmen uns
sofort und reißen uns das Rückfahrticket (obwohl noch nicht bezahlt)
geradezu aus der Hand. Der Juwelier gewinnt und läd uns in sein
Geschäft zu einem Tee ein. Als jener für einen Augenblick verschwindet,
taucht der Lederfuzzi mit unserem Ticket auf und beordert uns in seinen
Laden und in eine komfortable Lederpolsterecke. Da muss man aufpassen,
dass man nicht fest klebt, verschwitzt wie man ist. Natürlich wird
sogleich ein Tee gereicht.
Das Taxi sei unterwegs, man habe telefoniert. Nun erfahren wir
dankenswerterweise einiges über die Hintergründe dieser und anderer
Handelseinrichtungen. Zunächst stellt sich unser Herr als gebürtiger
Bulgare vor. Er habe einige Zeit in Deutschland zugebracht - "Wo?" "In
Haldensleben" "Ja das kennen wir, das ist nicht weit von Braunschweig
und kurz vor Magdeburg". Nach dem Ende des Sozialismus durften 8000
türkischstämmige Siedler aus Bulgarien in die Türkei umsiedeln. So sei
man nun hier gelandet. Nun habe man dieses hochelegante Geschäft unter
sich und einen Vertrag mit russischen Reiseveranstaltern. "Da rollt der
Rubel?" "Nein, der Oeldollar". Aber für deutsche Gäste gäbe es noch
einen Extrarabatt. Es gelingt mir nur mit Mühe, meine Gattin wieder aus
dem Laden heraus zu lotsen.
Bald ist das Taxi mit unserem Fahrer da, und bringt uns in sportlicher
Fahrt, ohne dass wir darauf hingewiesen hätten, direkt zu unserer
Scarlet 2. Nun erst wird bezahlt, und das tut man gern, denn die
Strecke von der Marina Setur bis in das Centrum und zurück mag 2 mal 30
km (geschätzt) betragen. Da kann man nicht meckern. Der Dolmus (sprich
Dolmusch) wäre natürlich billiger - aber bis man sich damit auskennt...
Und nun sind wir an Bord und werden es eine Weile bleiben. Ob man da
seekrank wird? Die Befürchtung hat man ja immer. Ab und zu schaukelt es
auch, wenn ein anderes Schiff vorbeirauscht, von der Sahil Güvenlik (Coast Guard) z.B.
Das macht einem rein gar nichts aus, ich glaube aber auch, dass wir
inzwischen auf dem komfortablen Liegedeck unter einem Sonnensegel
eingeschlummert sind.
Zum Abendessen sind jedenfalls alle Gäste der
vorangegangenen Reise irgendwie verschwunden bis auf eine
Dame aus Offenbach oder so, die perfekt türkisch spricht. Das liegt
daran, dass sie Türkin ist. Sie wird erst spät am Abend abgeholt.
Wir lernen die ersten Mitstreiter kennen. Bei so einer
Reise ist eine erhebliche Ungewissheit, wie die Gruppe zusammengesetzt
sein mag,
ob sich alle verstehen werden, ein Stinkstiefel
dabei ist usw. Bislang sind wir zu sechst: das sind
Marina und Jörg, Andrea und Sarah sowie wir zwei beide. Sechs
weitere Gäste werden während der Nacht noch "anheuern". Zu gegebenem
Zeitpunkt werden wir die anderen Kumpels noch vorstellen.
Für heute: das Abendessen (Hackfleisch usw.) schmeckt ganz toll - wer
hat es gekocht? Darüber werden wir noch öfter rätseln. Auch die 3
köpfige Mannschaft werden wir noch vorstellen. Jedenfalls verstehen wir
uns mit den ersten Mitreisenden ausgezeichnet, trotzdem wird es heute
nicht so spät nach zwei Bier oder so. Das wird nicht so bleiben!
Montag, 4.6., Olympos, Bucht von
Adrasan
Es schlummert sich gut in der Nacht. Gelegentliches Schaukeln stört
weniger, eher dagegen das Knatschen der Kabinenwände. Da es sich um ein
Holzboot (Gulet) handelt, ist
der Schiffskörper wohl nicht so steif und
da arbeiten die Innenwände bei allen Bewegungen mit. Bei der
Gelegenheit sei gleich klargestellt, dass die Gulets bei diesen Reisen
meistens nicht zum Segeln eingerichtet sind, es wird nur mit Motor
gefahren. Spät in der Nacht bzw. früh am Morgen kommen andere Geräusche
auf: Kofferrumpeln und Stimmen, bis einer ruft "Wollt ihr noch was
trinken?" "Jaha!!".
Zum Frühstück sind die Teilnehmer komplett. Es sind noch Gabi, Hans, Conni, Chris, Rainer
und Ingrid hinzu gekommen.
Noch sind wir uns fremd, reden uns per Sie an und schweigen
gelegentlich vor uns hin. Die eine oder andere Information können wir
unsererseits aufgrund unserer Fragereien vom Vortag einstreuen. Wir
warten noch auf
eine Dame der Reiseagentur, die aber dann kaum etwas anderes im Schilde
führt, als uns drei Ausflüge von unterwegs anzudrehen. Das Interesse
ist mäßig und "Nebenan Boot ist noch nicht fertig" - so bleibt das mit
den Ausflügen erst mal ungeklärt. Gegen 9 Uhr legen wir ab, das ging ja
erstaunlich schnell.
An dieser Stelle muss man ja wohl die dreiköpfige Mannschaft vorstellen:
Der Kapitän heißt Yavuz,
genannt Balta. Dazu gibt es eine Geschichte, die wir hoffentlich
halbwegs richtig miterlauscht haben. Der Vorgängerkapitän hatte eines
Tages die Faxen dicke, hat alles hingeschmissen und ist einfach nach
Hause gegangen. Da hat Balta
gesagt: "Dann mache ich das jetzt" - und seitdem ist er der Kapitän.
Balta heißt übrigens Axt.
Der dienstbare Geist ist Kenneth,
kurz Ken. Seine schwerste Aufgabe ist, die Getränkeliste zu führen und
abzurechnen, was per Strichliste vor sich geht. Kapitän ist er zunächst
auf dem Beiboot, alles weitere mag sich noch ergeben. Kochen und andere
Arbeiten teilt er sich mit Oktay.
Oktay ist zu kurz geraten - nun gut,
ein Lilliputaner, was zu dem Kosenamen "Lilli" führt. Er ist eine
vollwertige Arbeitskraft und versteht, seine körperlichen
Einschränkungen durch eine gehörige Portion Charme zu ersetzen. Sein
Lieblingsplatz ist das Dach über dem Bootshaus, von wo aus er dann
mitunter unvermittelt in das Wasser springt. "I hope I see you again"
sind am Ende die letzten Worte, die wir wechseln.
Wir fahren entlang der Küste Richtung Süden. In diesem Bereich erheben
sich die hohen Berge des Taurus unmittelbar an der Küste, das macht die
Landschaft hier besonders reizvoll. Man passiert den bekannten Badeort
Kemer und einige Strandanlagen, wo noch nicht allzu viel Betrieb zu
sein scheint. Gelegentlich einige Jet Ski Fahrer, Wasserski oder
Parasailing - Schirme.
Daher nun etwas für die Bildung. Wir gleiten an eigenartigen
Felsformationen vorbei. Das sind lockere Gesteinsschichten, sicher
entstanden durch Meeresablagerungen. Darüber aber befinden sich
Schichten aus kompaktem Fels. Das kann man sich nur mit vulkanischer
Tätigkeit erklären. Wenn man dann jemanden fragt, was es damit auf sich
haben könnte, bekommt man zur Antwort: "Da muss ich meinen Telefonjoker anrufen".
Das erste Mittagessen wird mit gutem Appetit verzehrt. Mich darf man
nach den Gerichten nicht fragen, meistens rätselt man, um was es sich
handeln mag. Auf jeden Fall schmeckt es immer ausgezeichnet, und das
ist die Hauptsache. Fragt man dir Köche Ken oder Oktay nach den Gerichten so erfährt
man "Alles Konserve", was natürlich nicht stimmt.
Bald nach dem Mittag haben wir uns der Bucht von Olympos genähert und gehen dort vor
Anker. Ingrid und ich beschließen, vom Schiff bis zum Strand zu
schwimmen, es mögen knapp 200 m sein. Das ist herrlich! Die anderen
fahren mit dem Beiboot und bringen Fotoapparate und andere wasserscheue
Gegenstände mit. Hans verschwindet sogleich in Richtung einer Taverne,
wo es Raki geben soll. Um die Ecke an einer Flussmündung seien dann die
Reste einer Siedlung aus hellenistischer Zeit (1. Jh. v. Chr.) zu
bestaunen. Vorübergehend wurde diese Stadt von Piraten erobert, bis die
Römer kamen. Oder die Hippies, die wussten genauso wo es am schönsten
ist. Rainer und ich stehen dann ratlos vor einem Kassenhäuschen, an
Geld haben wir natürlich nicht gedacht. Später tut sich Rainer mit Gabi
zusammen, die Geld dabei hat, aber da bin ich schon wieder woanders. An
einer Felswand befindet sich nämlich eine Höhle. Das wäre auch
interessant, aber eine Taschenlampe hatte ich natürlich ebenso wenig in
der Badehose.
(Rainer hat mir dankenswerterweise einige Fotos der Angelegenheit
zugesandt)
Inzwischen hat sich der Strand gefüllt, es geht ein Schiff nach dem
anderen vor Anker und bringt wahre Menschenmassen an Land. Zurück
schwimme ich mit Gabi, die sich als Leistungsschwimmerin outet.
Irgendwie erscheint der Rückweg weiter, vielleicht liegt das an den
leicht kabbeligen Wellen. Gabi krault in der Hälfte der Zeit zum
Schiff, aber schließlich bin ich auch gerettet.
Für heute fahren wir dann nicht mehr weit, an einer felsigen Küste
entlang in die Bucht von Adrasan.
Dort geht das Schiff vor Anker und
hier werden wir über Nacht liegen bleiben. Nun ist die Atmosphäre
inzwischen aufgetaut, wir sind nun alle per Du und verleben einen
ersten geselligen Abend. Bemerkenswert ist noch der Sternenhimmel, wo
man vor lauter Sternen die Sternbilder gar nicht ausmachen kann. Den
großen
Wagen findet man schließlich irgendwo hinter der Takelage.
Nach und nach sind wir uns auch einig geworden, dass wir in dieser
stillen Bucht keine Animationsmusik (Cola
in Angola, Pogo in Togo usw.)
benötigen. Conni stellt den gerade mühsam reparierten CD Player
kurzerhand ab, und damit ist alles gesagt.
Dienstag 5.6., Felsengräber von Myra
Heute sollte der erste organisierte Ausflug zu den antiken
Felsengräbern von Myra und der Basilika des Bischof Nikolaus
stattfinden. Da ist aber nichts organisiert. Zunächst ankern wir in
einer eher hässlichen Bucht. Es sind nur drei Interessenten da: Gabi,
Rainer und ich - wie gehabt. Da macht man sich evtl. Gedanken, dass nur
wegen uns dreien hier ausgeharrt werden muss. Aber wir lassen uns an
Land bringen und zahlen einem Taxifahrer jeder 20 EUR, der uns dafür
die Eintrittstickets der beiden Sehenswürdigkeiten aushändigt und uns
hinfährt.
Die Felsengräber und ein gut erhaltenes Amphitheater sind sehr
beeindruckend. Wer näheres wissen will kann
sich an einer Schautafel informieren oder bei Wikipedia nachgucken. Da
fängt das dann so an:
Myra war seit dem 6. Jh. v. Chr.
eine der sechs größten Städte des Lykischen Bundes...
Heute klettern hier viele deutsche Touristen herum
und die Fotoapparate laufen heiß. Ich komme neben ein Ehepaar zu
stehen, die gerade mit dem Kopf im Nacken ein Felsrelief bewundern, das
man wohl sonst
kaum entdeckt hätte. In dem Theater haben auch Gladiatorenkämpfe statt
gefunden. Die angrenzenden Reste der Theatergebäude hat ein Teil der
Darsteller dann wohl nach der Vorstellung nicht mehr benötigt.
Im Nu ist die mit dem Fahrer vereinbarte Stunde herum und wir fahren in
die moderne Stadt Myra zur Nikolausbasilika.
Das liest sich so:
Die Kirche des Heiligen
Nikolaus, erste Basilika des hl.
Nikolaus, wurde im 6.
Jahrhundert erbaut...
Hier wimmelt es von Touristen. Da sind etliche Gruppen die von russisch
sprechenden Reiseführern geleitet werden. Da kann man sich noch so
lange daneben stellen, man versteht kein Wort. Der eine Führer sieht
sogar ganz wie ein Mongole aus. Zu sehen gibt es ein paar Säulen, eine
Kuppelmalerei und den Sakopharg des Hl. Nikolaus. Der ist wohl aber da
nicht mehr darin, denn die Seitenwand ist aufgebrochen ("1087 von italienischen Kaufleuten nach
Bari abtransportiert"). Nur das Relief des ruhenden
Weihnachtsmannes befindet sich auf der Oberseite des Schreins. Da gibt
es doch wieder Leute, die für ihr Seelenheil oder so mit glasigem Blick
oder verdrehten Augen eine
Berührung mit der steineren Figur suchen. Deswegen ist es in diesem
Raum
so brechend voll.
Im Ort hat man sich nicht entblödet, eine Statue des Weihnachtsmannes
zu errichten - so wie wir ihn kennen, Rotes Wams, Glocke, Sack und
Zipfelmütze. Unser Fahrer sitzt nahebei und danach sind wir froh, als
wir wieder auf unserem Schiff sind. Dort erfahren wir, dass die
weiteren Exkursionen mangels Interesse bereits abgesagt sind.
Nach dem Mittagessen fahren wir weiter. Das Wetter ist leider etwas
trübe. So laufen wir schon recht früh unsere "Schlafbucht" an, deren
Lage oder gar Name nach der Karte in den komplizierten Küstengewässern
dieser Region nachträglich nicht mehr festzustellen ist. Dafür ist sie
ob ihrer landschaftlichen Schönheit aber gebührend in einem
Panoramafoto festgehalten. Es laufen auch eine etliche Anzahl Schiffe
der Blauen Reisen ein. Neben uns liegen eine Zeit lang russische Gäste,
die aber irgendwann wieder verschwinden. Ein anderes Schiff mit blauem
Rumpf kennen wir schon, das heißt "Valentinas" und wird daher immer
überschwenglich mit dem Zuruf "Veltins, Veltins!" (Biermarke) begrüßt.
Der meiste Teil des Nachmittags wird zum Schwimmen benutzt. Gabi zieht
weite Kreise, der Rest "flösselt", wie es ab nun heißt. Wenn man sich
die Bucht vom Boot aus betrachtet, entdeckt man in der Nähe ein
ärmliches Anwesen, auch das Meckern einer Ziege klingt zuweilen
herüber. Einmal fährt sogar ein Boot mit zwei Ziegen darin vorbei.
Hoffentlich geht es mut denen nicht zum Schlachten, denn sie sind so
guter Dinge. Die Berghänge sehen so aus, als ob es hier vor Bergziegen
wimmeln müsste, aber auch mit dem Fernglas ist keine zu entdecken. Am
Ufer stehen zwei Angler, die wie immer nichts zu fangen scheinen.
Zweimal kommt ein Boot daher, da will einer Eis verkaufen. Der
verbraucht aber sicher mehr Spritkosten als dass er Profit macht.
Schließlich kommt Ken mit der Sensationsmeldung, dass er uns mit dem
Beiboot zu einer Höhle ("Phosphorhöhle") fahren wolle. Schon habe ich
Taschenlampe und Kopflampe (von Tchibo) griffbereit, aber die braucht
man dann doch nicht, da es sich um eine Ufergrotte handelt. Nur blau
ist sie nicht - wie auf Capri - aber es ist doch recht interessant. Auf
der Rückfahrt zeigt Ken auf eine Hütte in einer Seitenbucht. Das sei
eine Disco.
So nimmt es nicht Wunder, dass Ken und Sarah am späten Abend mit dem
Beiboot in Richtung Disco verschwinden, während wir anderen uns selbst
genug sind.
Mittwoch 6.6., Kekova, Simena, Kale
Heute morgen fahren wir sozusagen über die versunkene Stadt Kekova, dem Lykischen Atlantis. Ich
erlaube mir, wieder eine Notiz aus dem Internet zu übernehmen:
Bekannt ist Kekova wegen seiner
antiken Überreste
auf der nördlichen Seite der Insel. Durch ein Erdbeben versanken Teile
der Insel und mit ihr die Stadt im Meer. Diese unter Wasser gelegenen
Ruinen sind das Ziel zahlloser Touristen, die mit Booten aus Demre, Kas
oder sogar aus Kalkan hierher gefahren werden. Die Boote sind mit
gläsernen Böden und Guckfenstern ausgestattet, denn Tauchen,
Schnorcheln und selbst Schwimmen ist im Bereich der versunkenen Stadt
verboten.
Tatsächlich kann man am Ufer Mauerreste oder gar Treppenstufen
erkennen. Vor der Halbinsel Simena
gehen wir vor Anker. Ein Boot holt uns ab und bringt uns zu dem Dorf Kale Köy, das nur per Schiff zu
erreichen ist und über dem eine Burgruine thront.
"Die
Ritterburg, welche den Ort überragt, wurde während der Kreuzzüge vom
Orden der Johanniter über den Grundmauern einer antiken Festung
errichtet. Trotz der späteren Eroberung durch die Osmanen ist die
Wallmauer mit ihren vielen Zinnen erhalten geblieben."
An Land wird man sogleich von geschäftstüchtigen bunt gekleideten
Türkinnen begrüßt, die einem umgehend Armbänder, Halsketten oder
textile Kostbarkeiten andrehen wollen. Eine ist besonders anhänglich: "Wie heißt du?" "Heidi" "Oh Heidi,
Television! Ich Fatima". Dafür begleitet uns Fatima den
steinigen Weg hinauf bis zur Burgruine und verweist noch auf einen 1000
jährigen Olivenbaum oder einen besonders schönen Aussichtspunkt. Nun
ja, dafür kann man ihr schon zwei EURo in die Hand drücken. Gabi und
Rainer passieren derweil im Stechschritt das Tickethäuschen zum Inneren
der ehemaligen Burg. Hinterher können sie uns erzählen, was wir alles
verpasst haben. Vor allem wohl antike Grabmäler abgesehen von den
zinnenbewährten Burgmauern.
Das Dorf Kala jedenfalls hat man, soweit es ging, in seinem Urzustand
belassen, so schlau war man immerhin. Vieles macht einen ärmlichen
Eindruck, aber das kann täuschen. Wir überschlagen einmal, wie viele
Gäste pro Saison das Dorf besuchen und was sie durchschnittlich dort
verzehren oder an Geld ausgeben. Da kommt mindestens eine 6 stellige
Summe heraus, wenn nicht mehr. Darf man nur hoffen, dass die gesamte
Dorfbevölkerung daran teil hat.
Wir versammeln uns in dem Cafe namens "I
am here" auf einen frisch gepressten Orangensaft. Nebenan sitzt
eine Gruppe deutscher Touristen gemütlich um eine Wasserpfeife
versammelt. Die Schuhe müssen ausgezogen werden, Rheuma- oder
Thrombosesocken dürfen anbehalten werden, sorry.
Bevor wir uns wieder am Hafen einfinden, entdecken Rainer und ich noch
eine Gasse unten am Meer mit schönen Motiven und am Schluss dem Blick
auf das Wahrzeichen, das man auf allen Postkarten findet: ein halb im
Meer versunkener Sakopharg. Inzwischen haben sich alle wieder
versammelt. Hans hat sich eine schicke Türkenmütze (leider ohne Bommel)
samt Oberhemd gekauft. Damit kann er nun wie bisher und weiterhin den
Pascha spielen.
Bald sind wir wieder an Bord und fahren nur eine kurze Strecke weiter.
In dem moderneren Touristenort Ücagiz
gehen wir dagegen nicht an Land, sondern es wird per Beiboot nur
frischer Brotenachschub gefasst. Zum Abschluss für heute geht es in
eine weitere Bucht zur Übernachtung. Hier läßt es sich besonders gut
schwimmen bzw. schnorcheln und flösseln. Jörg, der Experte in maritimen
Dingen, erteilt einem jeden, der möchte, einen Crashkurs im
Schnorcheln. Das wichtigste beim Tauchen sei: das Atmen nicht zu
vergessen. Da muss man erst einmal drauf kommen.
Jörg hatte uns einen Seeigel versprochen. Er präsentiert ein
quicklebendiges Exemplar mit pechschwarzen Stacheln. In der anderen
Hand hat er ein langes Messer einsatzbereit (Jörg, nicht der Seeigel).
Der Seeigel ist dabei so niedlich, dass nach lautem Protestgeschrei auf
eine Sektion verzichtet wird und der kleine Bursche wieder im Meer
landet, um
zu seinen Kumpels zurück zu kehren. Danach wird noch eine besondere
Muschel zu Tage gebracht, deren Namen ich mir nicht gemerkt habe (Steckmuschel
- danke Conni). Die
können auch Perlen ausbilden, manchmal sogar schwarze, heißt es. Diese
Muschel
ist leider bereits beschädigt und deswegen auch ohne Perle.
Zum Abschluss des Badenachmittags muss Conni Toilette machen, damit es
hinterher heißen kann "Du hast die
Haare schön". Dazu wird ein
spezielles für Salzwasser entwickeltes Shampoo eingesetzt, das man
unbedenklich verwenden könne, ohne befürchten zu müssen, dass die
Wasserqualität des gesamten Mittelmeeres hinterher umkippen könnte. Nun
ist
Chris vom Fach, was die reinigungschemische Angelegenheit betrifft, und
Conni hat
endlich wieder die Haare schön (mit geliehenem Föhn).
In dieser Bucht verleben wir wieder einen besonders schönen Abend. Es
läßt sich nicht vermeiden, dass es jedesmal später wird. Darunter
leidet am ehesten die Besatzung, die ja nicht den lieben langen Tag
faulenzen kann. Deshalb haben wir zwischendurch bereits mal eine
Portion Trinkgeld verteilt (20 EUR p.P.). Da schaut man uns schon mit
freundlicheren Augen an. Für den nächsten Tag werden einige
Überraschungen
auf uns warten.
Donnerstag 7.6., Finike und
Hamam (Türkisches Bad)
Bei der Abfahrt zeigen sich endlich die ersehnten Bergziegen, so sieben
an der Zahl. Sie begleiten uns eine Weile an den felsigen Ufern und
verschwinden dann um eine Felsnase. Wir befinden uns nun bereits auf
der Rückreise und nehmen Kurs auf die den Hafenstadt Finike. Zwischendurch wird
gestoppt, damit man das Mittagessen einnehmen kann. Die Uferstraße
verläuft gleich gegenüber und die See läd auch nicht zum Baden ein.
Landschaftlich ist diese Küstenpartie nicht so reizvoll, zudem ziehen
dunkle Wolken auf. Eigentlich müsste man von hier aus den höchsten Berg
der Gegend sehen können, das ist der Berg Akdag mit 3070 m Höhe. Heute klappt
das nicht. Schließlich laufen wir in dem großen Hafen von Finike ein.
Alsbald sind wir auf dem Weg zu dem besagten Hamam, geführt von Ken. Wir
bezahlen den stattlichen Eintritt von 20 EUR p.P. und kriegen dafür ein
Badetuch überreicht und werden in eine stickige Kabine eingewiesen.
Dort legt man die Kleider ab und das Badetuch um.
Soweit sind wir noch auf Reihe. Nun harren wir der Dinge, die da kommen
sollen. Es ist doch wohl zu erwarten, dass in der sittenstrengen
islamischen Welt die Gäste einzeln aufgerufen werden und in diskreter
Weise der Zeremonie des Türkischen Bades zugeführt werden. So sitzen
wir in der stickigen Kabine und harren weiter der Dinge. Schwitzen kann
man auch hier. Nach so einer halben Stunde erscheint ein aufgeregter
Herr mit Glatzkopf und gleichfalls nur mit Badetuch bekleidet. "Hamam
finish, Hamam finish" zischt er uns zu und führt uns endlich eine
Treppe hinunter. Dann kommen wir in einen dampfenden Raum, und da ist
unsere ganze Gruppe bereits spradelnackt zugange. Das hätte man ja
nicht erwartet. Und alle lachen sich kaputt über unsere Unbedarftheit.
Und wir dachten, wir wären besonders schlau!
Nun wird geduscht, aufgegossen und die Sitzpartie auf dem zentralen
beheizten Steinpodest erhitzt, dass es eine Lust ist, bis es qualmt.
Der Reihe nach wird
man dann aufgerufen, sich auf eine Liege zu betten, da wird man nun mit
speziellen Handschuhen abgerubbelt, das nennt sich Peeling. Da kommt wohl einiges
runter, nicht dass man die ganze braune Haut wieder los wird? Der
zweite Durchgang ist dann eine Schaummassage. Da wird ein großer
Plastiksack aufgeschlagen und ist plötzlich meterhoch mit Schaum
gefüllt. Den bekommt man dann auf den Körper geklatscht und wird damit
eingerieben, bis man froh ist, unter die nächste Dusche entfliehen zu
können. Das war es dann schon, jedenfalls fühlt man sich sauberer als
jemals zuvor (was diese Reise betrifft). So ein paar Haremsdamen hätten
da auch gut rein gepasst, aber wenn man mit seiner Gattin unterwegs
ist, ist das vielleicht nicht so unproblematisch.
Wir werden noch zu einem Mineralwasser versammelt, das wir hinterher
auch noch teuer bezahlen müssen. In der Zwischenzeit hat es draußen
geregnet, da haben wir es derweil mit den ganzen Prozeduren gut
abgepasst. Nach dem Schrecken versammeln wir uns auf ein paar Bier oder
den einen oder anderen Raki in einem netten Hafenrestaurant, wo eine
einsame Sängerin gar nicht mal schlecht für musikalische Untermalung
sorgt.
Zurück an Bord hat man für uns bereits extra gegrillt, Geflügelspieße
mit Paprika, die dann lecker schmecken. Damit ist der weitere
heitere Verlauf des Abends gesichert. Wir liegen zwar nicht in einer
stillen Bucht, aber die Illumination der Hafenbeleuchtung,
Leuchtreklamen, Hotels usw.
hat nun auch was - nach der vielen Natur. Dennoch ist die Stadt Finike
nicht gerade ein Urlaubsort. Man lebt hier, wie man auch anderswo lesen
kann, hauptsächlich von den Hafengeschäften.
Auf dem Schiff nebenan hat man sich wohl einen Barbier gechartert. Da
wird eingeseift, rasiert und frisiert. Und dann wird mit offenem Feuer
gearbeitet, anscheinend geht das gegen die Nasenhaare oder evtl.
Ohrbewuchs an. So kommen wir auf das Thema: haben wir uns doch bei
Tchibo mal so einen Nasenhaar-Trimmer gekauft, der hörbar mit einem
klickenden Geräusch sich über die Nasenhaare hermacht. "Haben wir auch"
hört man, aber das Wort "Popelquirl"
- das hat sich noch keiner ausgedacht. Großes Gelächter - aber dann
kommt Lilli angeschlichen und fragt Heidi "You were waiting in the
Hamam?" - noch größeres Gelächter!
Schließlich ist es dunkel und Sarah und Ken rüsten sich für einen
Landgang. Da helfen wir flugs mit. Sarah wird kurzerhand umkostümiert -
natürlich den strengen Sitten entsprechend. Das heißt eine gestreifte
Hose anzuziehen und ein Tuch um den Kopf wickeln: und damit haben wir
eine perfekte Aische. Als Ken
dieser so herausgemachten Aische
ansichtig wird, geht er sofort stiften. Aber dann gehen sie doch
so an Land, und wir packen die Fotoapparate wieder weg.
Heute wird es wieder später als der Kapitän erlaubt hat, denn er will
morgen um 5 Uhr losfahren, damit noch Zeit für einen weiteren
Aufenthalt in einer Bucht übrig bleibt. Schließlich sind die letzten
Unentwegten in der Koje.
Freitag 8.6., Bucht von Ceneviz,
Römersiedlung Phaselis
Kaum liegen wir schwer danieder, wird das Schiff klargemacht und wir
laufen am frühen Morgen aus. Da schaukelt und knastert es wieder sehr
angenehm. Nach nur wenig Schlaf begibt man sich an Deck und lässt die
Klüsenaugen blinzeln. Mit mäßiger Fahrt gleitet das Schiff dahin.
"Delphine!" schreit einer, aber selbst wenn man die Klüsenaugen etwas
weiter aufmacht, sieht man nur Wasser, Wellen, Wogen. Während wir in
eine wiederum malerische Bucht einlaufen, nehmen wir das Frühstück ein.
(Die Bucht könnte Ceneviz oder
Genueserbucht gewesen sein)
Wir gehen vor Anker, das dauert immer ein bisschen, weil auch noch ein
weiteres Tau jeweils an einem Uferfelsen angeschlagen werden muss,
damit das Schiff sich nicht drehen kann. Dann heißt es "Wer will an
Land gehen?". Natürlich wieder mal wir drei Musketiere: Gabi, Rainer
und ich. "Watch the Scorpions" - da will sich sowieso niemand anderer
auf das Abenteuer einlassen. Nachdem wir angelandet sind, entdecken wir
statt der angedrohten Skorpione sogleich zwei Schildkröten, die sich
ratzefatze unter einen Busch verdrücken.
Nun haben wir ein Gefühl wie Robinson
oder James Cook (nicht Thomas): unbekanntes
Terrain voraus. Natürlich tummeln sich hier sicher jährlich hunderte
von Menschen, trotzdem hat man dieses Gefühl: mal sehen, was es da zu
entdecken gibt. Wir klettern einen Abhang hoch, und da öffnet sich der
Blick auf eine benachbarte Bucht. Unten bellt ein Hund, in der Bucht
befinden sich seltsame ringförmige Netzeinfriedungen, da sind wohl
Fischkulturen angelegt. Eine weiße Felsspitze ragt aus dem Wasser. Der
uns umgebende Pinienwald ist teilweise verkohlt. Weitere Abstecher
ersparen wir uns lieber, unten bellt der Hund, den möchte man nicht
stören. Links und rechts ragen steile Felswände empor, von denen man
auch lieber die Finger und Füße lässt. Gabi ist allerdings
kletterkundig, wer hätte das gedacht.
Wir kehren ganz brav an das Gestade zurück, sacken noch ein paar
Skorpione ein (Wunschdenken), und werden schließlich wieder von unserem
Beiboot in Empfang genommen. Es ist noch Zeit zum Schwimmen,
Schnorcheln und Flösseln. Was mich betrifft, sobald man die Uferfelsen
erreicht, nur nirgends hinfassen oder -treten, nicht dass da gerade ein
Seeigel sitzt.
Leider müssen wir diese malerische Bucht auch einmal wieder verlassen
und steuern für heute die Bucht von Phaselis
an. Nun finden sich auch einmal ein paar mehr Interessierte, die die
dortigen Relikte aus der Römerzeit besichtigen wollen. Über diese
Stätte gäbe es sicher viel zu erzählen, was man an dieser Stelle nicht
machen kann. Wir wandeln jedenfalls durch diverse Einrichtungen,
Gymnasium, Thermalbäder (frühe Hamams) und klettern auf einem gut
erhaltenen Amphitheater herum. Sehr beeindruckend sind auch die Reste
eine Aquadukts, sowie die Tatsache, das diese Ansiedlung über drei
Häfen in den diversen Buchten verfügte.
Kulturmüde lassen wir uns auf einen frisch gepressten Orangensaft am
Gestade nieder. Man kann hier sogar wissenswerte Literatur erwerben:
Türkische Küche, Reiseführer oder eine "Karte von Lykien". Die hätte
man gleich am Anfang schon gut gebrauchen können. Nun kann man anhand
der
Karte mal klar stellen, wie der hier alles beherrschende Berg heißen
und wie hoch er sein mag. Wir schätzen eine Höhe von etwa 1500 m
aber es sind tatsächlich 2366 m und der Name des Berges ist (bitte
nachsprechen): Tahtali Dagi.
Am Abend soll es heute etwas besonderes geben. Das läuft unter dem Arbeitsbegriff
Captain's Dinner, wie man es anscheinend von Kreuzfahrtschiffen kennt.
Einen Smoking brauchen wir dafür allerdings nicht!
So hatte man gestern in Finike
bereits Fische zum Grillen besorgt. Das sind Doraden, die auch bei uns als
Leckerbissen gelten. Und das sind sie auch. Von einem weiteren Fischzug
kann noch berichtet werden. Oktay hatte den ganzen Tag Haken und Köder
auf eine lange Schnur gezogen und diese gegen Abend in der Nähe des
Ankerplatzes ausgelegt. Später kann man es nicht erwarten, noch einmal
ins Beiboot zu steigen und zu schaun, was sich da ergeben hat. Und
siehe da: 6 Fische haben angebissen. Wer diese hingegen verzehrt hat,
haben wir nicht mehr erfahren.
Nun verleben wir unseren letzten gemeinsamen Abend an Bord, und da wir
uns einig sind, dass wir uns alle so gut verstehen, wird das
feuchtfröhlich gebührend gefeiert und es wird ein letztes mal sehr
spät, bis das Bier schließlich alle ist.
Samstag 9.6., Kemer, Rückkehr nach
Antalya
Der letzte Abschnitt der Rückfahrt ist abzusehen. Wir passieren die
bereits bekannten Küstenstriche mit etlichen touristischen
Einrichtungen, mehr oder weniger geschmackvoll. Kurz nach jenen
rätselhafen Felsformationen laufen wir in die Bucht von Kemer ein, gehen dort vor Anker und
dürfen noch einmal für eine Besichtigung an Land gehen. Das hätte sich
eigentlich nicht gelohnt, hätte man nicht einige Fischer beobachten
können, die gerade ganz aufgeregt einen wohl sehr erfolgreichen Fang
bergen. Da sind etwa 5 Schwertfische dabei, so an die 2 m lang. Leid
tun sie
einem, wie sie nun ihrem feuchtfröhlichen Dasein aus den Tiefen des
Meeres entrissen worden sind. Nun verschwinden sie in Bergen von
Eisblöcken und werden irgendwo ein abendliches Buffet bereichern.
Wir bummeln noch ein wenig herum, machen Fotos von einander vor einem
Restaurant, das für eine Hochzeit geschmückt ist. Schließlich enden wir
wie üblich bei einem Orangensaft in einem Strandrestaurant.
Auf der allerletzten Etappe spendiert unser Kapitän Balta eine
Ehrenrunde, d. h. er fährt einmal im Kreis herum, und Jörg verkündet
aufgeregt: "Wir fahren zurück, weil es
so schön war!". Schön war es - das ist allerdings wahr - aber wir
fahren nicht zurück!
Stattdessen wird uns ein Fragebogen vorgelegt, in dem wir unsere Meinung äußern
dürfen, wie die Reise, Betreuung, Verpflegung, Unterkunft usw. zu beurteilen
seien. Wir jauchzen auf! Na alles doch sehr gut bis "super sehr gut",
und einig wie immer werden die Fragebogen - hoffentlich zum Wohl der
geschätzten Mannschaft - einstimmig ausgefüllt ihren Weg zu den uns
unbekannten Eignern, Organisatoren, Vorgesetzten oder was immer im
Hintergrund finden.
Pünktlich um 15 Uhr legen wir an der Setur Marina
an. Unsere Koffer haben wir bereits an Deck gebracht. Wir umarmen uns
zum Abschied, ein letzter Raki wird gereicht
- und man glaubt es ja nicht - die eine oder andere Träne stiehlt sich
in die Augenwinkel.
Wir hatten in einem anderen
Reisebeicht gelesen: "Das war der schönste Urlaub meines Lebens!". Nun
gut, das sagt man oft gleich hinterher. Aber dieses mal kommt man doch
ins Grübeln, ob da nicht was dran sein könnte...
Samstag, 9.6. "Ab in den Russenbunker"
Nun gut, das Wort "Russenbunker" war nun einmal geprägt, und man weiß
ja dann auch erst einmal nicht, was einen erwarten könnte. Aber wir
wollen von Anfang an klarstellen, es gab keinerlei Probleme mit den
Gästen aus Russland, die heute, ähnlich wie die Deutschen nach dem
Wirtschaftswunder in den frühen 60er Jahren es taten, die sonnenreichen
Gefilde Europas und anderer Regionen genießen. Und das konnten sie zur
Zeit des Sozialismus über
lange Jahrzehnte nicht - das sollte man auch mal bedenken.
So dass war ein Vorgriff, denn wir haben ja gerade erst vom
Schiff abgemustert und lassen uns nun in einen nagelneuen
VW-Reisetransporter verfrachten, begleitet von erst zwei, dann drei
dann vier sonnenbebrillten Herren der H&H TUR Reiseagentur. Die
smarten Herren hatten wohl aber Flughafendienst oder so in Antalya und
müssen nun ohnehin zurück nach Alanya transferiert werden. Das erspart
uns das schlechte Gewissen über soviel Aufwand.
Die etwa fast 3 stündige Autofahrt gehört nicht zu den Highlights
dieser Reise, was nicht am Fahrer liegt, der seine Sache gut macht. Die
Landschaft bietet hier eben nur wenig. Lassen wir es dabei bewenden,
dass am Straßenrand häufig urige Eisenöfchen vor sich hin köcheln, da
werden Maiskolben geröstet. Gegen 18 Uhr erreichen wir die quirlige
Stadt Alanya. Man kann uns heute nicht einmal vor dem Hotel Gold Safran
abladen, da kocht die Straße - und wie wir hinterher erfahren - findet
dort heute so was wie ein Apfelsinenfestival
statt. Pferde, Kostüme, Kutschen und Musike: für uns ist das gerade das
richtige: nämlich ein Kulturschock.
Mit dem uns zugewiesenen Zimmer gibt es gleich etwas zu beanstanden, da
läuft irgendwo ein Aggregat und das Balkongeländer vibiert. Per Telefon
teilt der Hotelmanager mit, dass z.Zt. alle Zimmer "full" seien,
"perhaps tomorrow". Wir finden uns drein. Ein Gang zum Strand, wo es
ganz hübsch ist, man Liegen und Sonnenschirm allerdings bezahlen muss:
3 EUR pro Tag, das geht ja! Nahebei ist auch ein Geldautomat, wo man
wahlweise YTL (Neue Türk. Lira), Euro oder Dollar ziehen kann. Mit
allen drei Währungen kann man überall bezahlen. Die Wechselkurse sind
in sämtlichen Registrierkassen gleich einprogrammiert, manchmal hat man
auch drei verschiedene Geldschubladen. Wir nehmen natürlich Euros zu
uns, das ist man gewohnt.
Ab 19.30 Uhr wird das Abendbuffet eröffnet und wir sicherern uns
rechtzeitig einen Platz im Restaurant. Eine Katze streicht unter den
Tischen herum, die hat leider eine verletzte Pfote und kann sich nur
mühsam voran bewegen. Da läuft ein kleiner Junge hinter der Katze her
und tritt nach ihr. Sowas kann Heidi natürlich nicht mit ansehen und
schreit "He He!!". Das hilft zwar, aber der Vater des Jungen, ein Russe
mit Body-Building Shirt, schaut argwöhnisch herüber. "Wir kriegen hier
noch den Frack voll" warne ich Heidi. (Ist aber nicht passiert).
Ein junges Pärchen setzt sich zu uns an den Tisch, sichtlich aufatmend,
dass wir ausnahmsweise Deutsche sind. Sie heißen Lars und Iris (oder so) und sind sichtlich
auch verdattert, wo sie da hineingeraten sind. Wir kommen gleich in
Kontakt und parlieren per Du miteinander, wenn wir nicht gerade auf dem
Wege zur Bar sind, um ein neues Bier zu holen: Denn das kostet nun
nichts mehr, weil "all inclusive".
Das Essenbuffet ist sehr abwechslungsreich zuweilen auch
gewöhnungsbedürftig. Mir haben es wieder mal die Suppen angetan, die
ausgezeichnet sind. Am Pool sind noch Extrastände eingerichtet, dort
wird gegrillt, und weil es dort am leckersten ist, bilden sich zuweilen
längere Warteschlangen.
Nach dem Speisen erfolgt dann das Animationsprogramm, das wir nicht mit
dem vergleichen möchten, das wir im vergangenen Jahr in Dalmatien
erlebt haben. Aber da haben wir am Anfang auch gemeckert. Es geht los
mit der Minidisco, die ist
für die Kleinen gedacht, die dann angeführt von einem selbstgefälligen
Animateur durch die Sitzreihen geführt werden. Die Musik lässt keine
Sprachprobleme aufkommen, das geht zum Beispiel so: "Aramdamdam, Aramdamdam, Bully Bully Bully,
Ramdamdam" oder "Piapiapiano...".
Das versteht jeder.
Was nachher auf der Bühne ablief, kann ich nicht mehr so richtig
einordnen, wir hatten uns mit dem Rücken zum Geschehen an einen Tisch
mit weiteren Deutschen (Frank
u.a.) gesetzt und schließlich auch noch dem All inclusive Raki ordentlich
zugesprochen. Erstaunlich, was manchmal an einem einzigen Tag so alles
passiert! Jedenfalls schlafen wir gut.
Sonntag, 10.6. Friseurbesuch, Faulenzen
Gleich nach dem Frühstück begeben wir uns zu dem Friseur, der sein
Geschäft in der Hotelhalle hat. Heidi benötigt Pediküre, ich will
eigentlich nur Bart und Haare stutzen lassen. Das artet dann doch in
ein volles Programm aus. Erst werden einem Genick und Arme massiert,
dann an den Fingern gezogen, bis sie knacken. Es folgt eine Nassrasur,
dann Haare waschen und schneiden, Bart und Augenbrauen trimmen. Nasen-
und Ohrenhaare werden abgefackelt. Am Schluss sind für uns beide 38 EUR
fällig. Das war der Spaß wert, man macht sowas ja nicht alle Tage. Um
das Hamam gleich nebenan machen wir dagegen immer einen großen Bogen.
Nach einem Blick zum Strand, wo es heute sehr windig ist, kehren wir
zurück und finden glücklicherweise noch zwei nette Plätze am Pool. Das
ist deswegen nicht so einfach, weil hier ungeniert "belegt" wird,
möglichst noch vor dem Frühstück, und dann ist schnell alles voll. Nun
geben wir uns dem Nichtstun hin mit Kreuzworträtseln und Lektüre, ab
und zu eine Runde im Pool, die bei 28 Grad Wassertemperatur wenig
erfrischend ist.
Bemerkenswert ist heute nur noch, dass wir spätabends feststellen, dass
wir genau schräg über einer sehr lautstarken Disco hausen, wo bis nach
24 Uhr Rämmidämmi ist. Außerdem haben wir vom Balkon aus direkten
Einblick auf die
Bühne des Nachbarhotels, wo auch den ganzen Abend die Animation läuft.
Nun beschließen wir doch, etwas ernsthaftes zu unternehmen. Man kann es
nicht hinnehmen, dass einem nach der wunderbaren "Blauen Reise" so
etwas zugemutet wird. Es war ja nicht unsere Idee, sondern laut
Prospekt alles so arrangiert. Ein Reiseunternehmer, der etwas auf sich
hält, müsste sich eigentlich im Klaren darüber sein, dass so etwas
nicht geht.
Montag, 11.6. Strandleben,
Zimmerwechsel
An der Rezeption vereinbaren wir ein Treffen mit dem Reisemanager der
H&H TUR, er wird uns heute abend um 19 Uhr zur Verfügung stehen.
Nun geht es an den Strand, das Wetter ist gut und der Wind nicht mehr
zu stark. Die Liegen hätten wir gern "near the water" und so kommen wir
in der ersten Reihe zu liegen. Der Seegang ist ziemlich stark.Es kann
einem passieren, dass eine Welle einen einfach umschmeißt. Oder man
schwimmt wenige Züge raus und dann 24 Züge wieder zurück, gegen den Sog
der Wellen kämpfend, bis einen eine gnädige Gischtkrone mehr oder
weniger sanft oder unsanft an den Strand
befördert. Zum Glück hatte ich wohlweislich die Brille (Multifokal)
nicht
aufgesetzt, die hätte man wohl schwerlich auf der Nase behalten
geschweige denn wieder gefunden. Dafür
entdecke ich einen blutenden großen Zeh, da ist man dann wohl gegen
einen Stein geraten, ohne es zu merken. Am nächsten Tag habe ich sogar
eine tiefere Schramme am Knie, die ich im Hotel desinfizieren lassen
muss.
Ab da sind wir vorsichtiger und beobachten, wie die zuständigen
Strandangestellten schon mal das Seil mit dem Rettungsring entwirren,
was wohl eine Viertelstunde dauern mag, so vertüdelt ist die ganze
Sache. Im Notfall hätte das schlecht ausgesehen. Dann wird noch
eine rote Flagge aufgezogen, die ehemals ein T-Shirt gewesen sein mag.
Tatsächlich kommt der Rettungsring mehrmals zum Einsatz. Mal kann ein
kleines Kind sich nicht gegen die Wellen durchsetzen, mal bekommt es
ein junges Mädchen mit der Angst. Eine Dame hat sich wohl ernsthafter
verletzt, die hält sich das Genick und es wird gemunkelt, dass sie ins
Krankenhaus musste.
Das hört sich nun alles so schlimm an - es soll nur gesagt sein, dass
dieser Seegang nicht so ohne ist. Es sind hier auch unangenehme Felsen
in Ufernähe, deswegen laufen auch noch andere Mitkämpfer mit Pflastern
an Rücken
oder Beinen herum.
Sonst geht es uns prima, freier Blick auf die rauschende See, ab und zu
fährt ein Gulet oder Ketch vorbei, oder es geht sogar
ein Kreuzfahrtschiff im Hafen von Alanya vor Anker. Die größte
Attraktion ist aber ein Kamel, das herrenlos auf der Promenade daher
kommt und unverdrossen gen Osten strebt. Eine Weile später kommt es
zurück, inzwischen geführt von einem jungen Burschen. Nur ab und zu
muss man stehen bleiben, um einen Hieb aus den Baumkronen zu erhaschen
und sich malmend schmecken zu lassen. Wer einen Fotoapparat bei sich
hat,
lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen. Mein Foto liegt leider
gerade im Hotel.
Am Abend haben wir nun den Termin mit dem Reisemanager. Er erscheint
pünktlich und wir setzen uns an einen Tisch gleich neben der Rezeption.
Ehe wir unsere Anliegen vorbringen können, hat schon der Hotelmanager
die Initiative übernommen und ich werde aufgefordert, mir ein
Ersatzzimmer (416) anzusehen. Das hätte man ja nicht für möglich
gehalten! Ein Riesenzimmer, großer Balkon, nach Westen raus und ruhige
Lage! Als ich wieder bei Heidi und ihren Verhandlungsbemühungen
auftauche, kann man nur noch abwinken - nun ist alles zu unserer
Zufriedenheit geregelt. "So ein schönes Zimmer haben wir noch nie
gehabt". Uns ging es nur darum, die bereits vorher erwähnten
prinzipiellen Dinge abzuklären. Wir seien die ersten Gäste dieser
Reisekombination, demnächst seien 18 weitere Gäste zu erwarten. Hoffen
wir also, dass die geschätzten Nachgäste etwas von unserer Initiative
profitieren. Es muss noch einmal gesagt sein, dass der Service der
türkischen H&H TUR Agentur perfekt ist!
Also dürfen wir in aller Schnelle das Zimmer wechseln. Und wer wissen
will, wie lange man zum Kofferpacken braucht, dem kann man mitteilen: 5
Minuten! Dass wir den weiteren Abend bei bester Laune verleben, braucht
nicht weiter gesagt zu sein.
Die weitere Woche
Wenn man schon einmal in Alanya war, weiß man, dass die Geräuschkulisse
abgesehen von Animations- und Discolärm vielfältig sein kann. In
unserem "ruhigen Zimmer" werden wir früh um 5 Uhr von den Gesängen
eines Muhedzin erfreut. Ein Hund auf dem Nachbargrundstück mag sich da
nicht lumpen lassen und stimmt mehr oder weniger melodisch in den
Gesang mit ein. Um 7 Uhr wird es dann lebendig, wenn die Schulkinder in
der nahen Schule einlaufen. Da gibt es auch einige Behinderte dabei.
Und damit sei gesagt, dass dieses alles keine Lärmbelästigung
bedeutet, sondern dem Tagesgeschehen zuzuordnen ist.
Man wird es uns nicht übel nehmen, dass wir uns weiterhin der
Faulenzerei überlassen. Am Strand haben wir einen neuen Freund, und das
ist ein Hund. Der genießt es, sich ein ansprechendes Plätzchen unter
geeigneten Liegen und Sonnenschirmen auszusuchen. Er schätzt es auch,
wenn man ihm aus einem Plastikbecher zu trinken anbietet. Bei einer
Dame nebenan (von uns genannt Anna)
bedient er sich selbst, woraufhin besagte Dame schnell den Becher
selbst austrinkt, damit da nichts verloren geht.
Wenn wir dann mal so richtig aktiv sind, gehen wir so an die hundert
Meter am Strand entlang. Mal in die eine Richtung, und dann auch noch
in die andere.
Inzwischen haben wir auch ein nettes Ehepaar kennen gelernt. So kann
man sich jeden Abend gegenseitig die Tischplätze sichern, und sich
schließlich gemeinsam von dem Animationsprogramm berieseln lassen. Aber
das haut einen nicht vom Hocker. Eines muss jedoch berichtet werden. Da
gibt es einen "Sketchabend", wo es um die Eigenarten verschiedener
Nationalitäten geht. Meistens bleibt der Gag unklar. Nur die russischen
Landsleute kriegen ihr Fett weg, indem sie, sich auf den Knien
fortbewegend, Wodkaflaschen-schwingend dargestellt werden. Und das ist
genau nicht das Bild,
das man hier von den russischen Mitgästen bekommen kann.
Am nächsten Abend heißt es "Turkish Night", wo sich die Animateure
wenig originelles einfallen lassen. Man hat aber auch eine Profitruppe
engagiert, die wohl Abend für Abend von Hotel zu Hotel tingelt. Da kann
dann wohl mal einen Bauch wackeln sehen, denn anscheinend ist der
Bauchtanz die Krönung der türkischen Kultur. Als dann auch noch
einige Gäste (z.B. ein alternder Holländer) sich dazu hergeben,
ähnliches zu versuchen, wendet man sich besser ab.
Zum Abschluss erscheint noch eine Dame mit einer ausgewachsenen
Schlange. Sie demonstriert auf der Bühne, wie unkompliziert man mit so
einem Tier umgehen kann. Schließlich kann man mit dem Tier sogar ein
Bad in der Menge nehmen, hauptsächlich wohl für den Hotelfotografen. Am
nächsten Tag kann man sich auf der entsprechenden Fototafel (pro Bild 3
Euro) vor Schlangen nicht retten. Unsere Freunde aus Plauen haben uns
sogar ein Bild spendiert, und damit ist belegt, dass das alles so war.
Heidi ist am Abend früher zu Bett gegangen, weil sich ihre Erkältung
verschlimmert hat. Am nächsten Morgen bleibt sie erst einmal liegen, um
sich auszukurieren. Ich "belege" am Pool und schaue ab und zu nach dem
Rechten. Die Zimmerfrau ist schließlich ganz aufgeregt: "Madam krank?"
"Ja, sie schläft" "Ich putze morgen!".
Am Nachmittag geht es wieder besser.
Alanya
Fast hätten wir es nicht geschafft, auch einmal nach Alanya zu fahren.
Dazu muss man einen Dolmus benutzen, die allerdings alle Augenblicke an
der Strandpromenade entlang fahren und nur wenig kosten. Da wir vor
einigen Jahren (1998) die Sehenswürdigkeiten von Alanya bereits
ausgiebig studiert hatten, müssen wir kein großes Programm auflegen.
Vom Basar sind wir enttäuscht, die Verkaufsstände bieten immer wieder
dasselbe an.
Wir bummeln am Hafen entlang bis zum Roten Turm. Im Hafen liegen viele
schöne Holzschiffe, aber da haben wir nun wirklich keinen Bedarf mehr.
Landschaftlich sieht alles sehr schön aus, vorn das Meer und hinten das
Taurusgebirge. In den letzten Jahren ist wohl in Alanya viel gebaut
worden, selbst steile Hänge werden nach und nach erschlossen. Von den
vielen Bauruinen in 1998 ist nichts mehr zu sehen.
Wir erinnern uns an einen Gewürzladen in der Damlatas Cad, ob es den noch gibt?
Nach einiger Sucherei muss man feststellen: es gibt ihn wohl nicht
mehr, stattdessen viele neue Geschäfte. Auch sonst können wir von der
Straße wenig wieder erkennen. Wir kommen schließlich am Kleopatra
Strand heraus, und wenden uns dann wieder in Richtung Hauptstraße, um
einen Dolmus für die Rückfahrt zu ergattern. Da braucht man nicht lange
zu warten.
Unsere Liegen am Pool samt Sonnenschirm hatten wir natürlich die ganze
Zeit "belegt", deswegen haben wir für den Rest des Nachmittags unsere
alten Plätze wieder.
Animation
Über die Animation haben wir bislang noch kaum gute Worte verloren. Es
geht einem auch auf die Nerven, wenn abends zum Beginn des Essens herum
gebrüllt wird, als ob da jemand betrunken wäre. Aber das sind die
Animateure (allerdings nicht betrunken - das wäre ja auch streng
verboten), die
auf das Abendprogramm aufmerksam machen wollen, Bingo und so! Wir kommen mit Lena ins Gespräch. Sie ist gerade
aus Deutschland angereist und weiß auch noch nicht, was sie genau
erwartet. Sie ist hauptsächlich für die Kinder zuständig und freut
sich, dass es da kaum Sprachprobleme gibt - irgend wie findet man immer
zueinander.
Wir dürfen noch einen Abend erwähnen, wo man zum Abschluss und
Höhepunkt alle anwesenden Hotelbediensteten zu schmissiger Musik auf
der Bühne agieren lässt. Besonders dekorativ sind die weißbekittelten
Köche mit ihren Kochmützen und Bratpfannen, die nun als
Schlagzeuginstrumente dienen. Die ziehen allesamt wirklich eine Schau
ab und es kommt Stimmung auf. Nur der Chefanimateur namens Bosi vermasselt die Sache am
Schluss, verhaspelt sich, verschwindet hinter einem Vorhang beim DJ und
versäumt, einen brausenden und berechtigten Applaus abzurufen.
Vielleicht lernt man das noch.
Namentlich haben wir uns noch die beiden Kameraden Pinoccio und Fernando gemerkt. Pinoccio versucht
mit allen Mitteln, für Stimmung zu sorgen. Fernando dagegen ist der Beau, sieht blendend aus und hat,
wie zu hören ist, auch schon als Model gearbeitet. Vielleicht entdeckt
man ihn einmal in einem Quelle-Katalog.
Der letzte Abend: Lederschau
So schließt sich der Kreis: haben wir gleich am Anfang in Antalya
Bekanntschaft mit der gerühmten türkischen Ledermode gemacht, so dürfen
wir uns heute auf eine Vorführung von Lederbekleidung freuen. Es werden
etliche Kleiderständer herbeigerollt, auch werden Lose für eine Tombola
verteilt. Wir haben Losnummer 9.
Zunächst wandeln einige dekorative Damen lederbemäntelt durch die
staunenden Sitzreihen. Da regt sich noch nicht viel im Publikum. Dann
aber werden die Losnummern für die Tombola aufgerufen. Wir liegen immer
knapp daneben, 8, 10, 11 sind schon weg. Die Gewinner schieben schon
mal mit einer Flasche Wein oder Fresskorb oder sowas vorbei.
Dann wird groß ausgerufen: die letzte Nummer! Nummer девять oder Neuf, Nine, oder Negen. "Neun, Neun, Neun! - das sind wir!!!
Die letzte Nummer - der Hauptgewinn!!! Heidi spurtet los, ich nuckle an
meinem Raki. Der Hauptgewinn: eine
Fahrt nach Antalya zur Besichtigung einer Ledermanufaktur mit
entsprechenden Rabattkonditionen. Die Rechnung hat man ohne
meine liebe Gattin Heidi gemacht!!! Erstens werden wir morgen zurück
fliegen und haben gar nicht die Zeit für eine Ledermanufaktur oder
sowas, zweitens hätten wir ja auch schon Rabattkonditionen mit unserem
Lederfuzzi vom ersten Tag in Antalya. "Präsent,
I will have a Present!" Nun
lässt man auch damit mit sich reden: "Dann morgen 10 Uhr an der
Rezeption, eine Ledermütze". Tatsächlich wird Heidi, die sich den
Termin morgens um 10 Uhr an der Rezeption nicht entgehen lässt, mit
besagter Ledermütze beehrt. Diese ist aus edlem Leder, aber ein
Verarbeitungsfehler muss auch festgestellt werden, was dem Spaß an der
Sache aber keinen Abbruch tut.
Damit endet unser letzter Abend mit Beate
und Karl-Heinz,
unseren
Tischgenossen noch recht feucht fröhlich. Wir kommen sogar noch in der
Hotelbar bzw. - Disco zu sitzen und tragen, wenn ich mich recht
erinnere, auch noch weit nach Mitternacht zu der allnächtlichen
Geräuschkulisse bei.
Rückreise
Der schlimmste Tag jeder Reise: Koffer packen, Zimmer räumen, auf den
Abholdienst warten. Nachdem die letzten Dinge aus unserem schönen
Zimmer geborgen sind (zwei Stück türkische Kernseife haben wir mitgehen
lassen), läuft uns die liebe Zimmerfrau über den Weg. "Oh, Urlaub
finish, Madam OK?" "We say Good Bye, ten minutes later I come back".
Das wird gemacht, 5 EURo in der Hand, und unsere liebe Zimmerfrau sitzt
vis a vis von der Fahrstuhltür und hat sich extra die gesamte Wäsche
zum Sortieren um sich verteilt, damit sie auch zur Stelle ist. Ja und
die 5 EURo veranlassen sie zu einer überschwenglichen Abschiedsszene,
mit Küsschen und Umarmung. Als ich wieder unten bin, kann ich nur
sagen, die 5 EURo haben sich gelohnt. Es war aber auch eine wirklich
liebe Zimmerfrau!
Den Rest des Tages hängen wir ab, bis wir pünktlich um 15 Uhr abgeholt
werden. Beate und Karl-Heinz lassen es sich nehmen, uns gebührend in
der Hotelhalle zu verabschieden. Am Flughafen erfahren wir alsbald,
dass der Flug sich mal wieder um 90 Minuten verspätet. Wenn man nun
eine Cola trinken will, um die Zeit zu überbrücken, so muss man 5 EURo
löhnen. Das nächste Desaster erleben wir an der Passkontrolle. Für
diesmal habe ich nur die Personalausweise dabei, die Reisepässe mit den
Einreisestempeln sind bereits mit dem Gepäck eingecheckt. Ohne uns zu
verstellen gelingt es uns, einen möglichst dümmlichen Eindruck zu
machen. Endlich gibt sich der Kontrollbeamte nach Hinzuziehen einiger
Kollegen mit den Flugtickets der Einreise zufrieden und knallt seinen
Stempel drauf. Es wird uns hinterher klar, dass man beim Einreisen per
Personalausweis einen gesonderten Schein bekommt, den man bei der
Ausreise wieder vorzulegen hat. Das nächste mal sind wir schlauer,
falls es uns noch einmal in die Türkei ziehen sollte.
Nach weiteren Verzögerungen sitzen wir endlich im Flieger und werden
von den Stewardessen mit dem Schwimmwestenballett beglückt (Schwimmweste erst aufblasen, nachdem man
den Notausstieg passiert hat...). Das ist etwa so spannend bzw.
überflüssig wie der Spruch: "...fragen
sie ihren Arzt oder Apotheker". Nur dass diesmal dreimal kurz
hintereinander die Stromversorgung zusammenbricht. Die Stewardessen
lachen, wir anderen Gäste nicht! Trotzdem rollt der Flieger los. Dann
erfolgt eine unverständliche Ansage aus der Kanzel, das einzige
verständliche Wort ist "Problem".
Prompt sind wir auch schon wieder da, wo wir gerade los gerollt sind.
Nun wird wohl noch ein wenig gecheckt oder gebrieft oder wie sowas
heißt, und dann geht es doch noch glücklich an den Start. Die
Stromversorgung ist nicht mehr ausgefallen, vielleicht hat man einige
Sicherungen ausgetauscht. Nach Mitternacht haben wir eine sanfte
Landung in Hannover und werden von Schwiegersohn Sven in Empfang
genommen.
So, das waren nun zwei Reisen in einer. Die schönere war die erste!!!
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