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Sonnabend

Nach dem Frühstück sinnen wir über die weitere Verwendbarkeit des Tages nach. Die Tücherweiber haben einen Mietwagen gechartert, brauchen aber eine ganze Weile, bis sie den Rückwärtsgang reinkriegen.

Währenddem rüstet ein Radrennfahrer vor unseren Augen auf. Er hat eine Spezialtasche, wo seine ganzen Utensilien verstaut sind, auch das Fahrrad. Erst ist man ja neidisch, als man dann aber sieht, was da alles zum Vorschein kommt - die reinste Materialschlacht. Von den Spezialschuhen mit Clipfixierung bis zum aerodynamisch gestalteten Sturzhelm ist alles vorhanden. Frau ud Sohn helfen beim Zusammenbau des Rades und des Fahrers, dann verschwindet er unter dem Surren des riesigen Kamcorders um die Ecke. Wo der nun wohl herumdüsen mag, wir für unseren Teil haben von der Insel überhaupt noch nichts gesehen.

Mir läßt das keine Ruhe, um die Ecke ist ein Fahrradverleih, da gehe ich erstmal hin. 1000 Drachmen, das sind sieben DM, kostet ein Trekkingrad guter Qualität pro Tag. Da muß man sagen, das ist äußerst preiswert. Noch aber ist es nicht so weit, der strahlend blaue Himmel fordert sein Recht.

Heidi ist schon mit ihren Badetüchern zugange. Meine bedenkliche Gesichtsfarbe aber zwingt nochmal zu einer anderen Maßnahme. Stefanie und ich besorgen uns je eine Schirmmütze, die schont Haut und Augen und schützt vorm Blenden beim Lesen in der Sonne.

Bald schon kann ich wieder nicht mehr stillsitzen und verabschiede mich in Richtung Berge. Da steht ein wunderbarer Berg geradezu hinter dem Haus. Er heißt Tsambika Berg, ist 326 m hoch, seine Kegelspitze wird von der Kloster- und Wallfahrtskapelle der wundertätigen Muttergottes gekrönt (Polyglott). Auf der Rückseite des Berges führt zwar eine Fahrstraße dort hinauf, aber wie man von unserer Seite sozusagen in der Direttissima an die Sache rangehen kann, das muß ja wohl erstmal geklärt werden.

So marschiere ich am Meer entlang, bis es nicht mehr weiter geht. Die Küste steigt in schroffen Felsabstürzen steil an, da riskiert man besser keine Kletterstücke. Brav schlendere ich einen kleinen Weg zu Füßen dieses heiligen Berges entlang. Was man von weitem bei dem grauen, unbewaldeten Berghang nicht vermuten kann, zeigt sich von der Nähe.


Vegetation
Es herrscht eine zauberhafte Vegetation. Tiefroter Mohn mischt sich mit gelbem Klee und weißen Anemonen. Dann erklingt ein Meckern von hoch oben. Nach einigem Herumschauen entdecke ich erst eine, dann zwei und dann immer mehr Bergziegen. Die Annahme, eine seltene Beobachtung gemacht zu haben, erfüllt mich mit Stolz.

Wenig später endet der Weg an einem Tor zu einem Anwesen. Davor hat man allerlei Gartenabfälle gelagert, und dort lassen es sich meine seltenen Ziegen in Scharen wohlsein. Um keine Auseinandersetzug zu provizieren, beschließe ich als die Klügere der zwei Parteien den Kürzeren zu ziehen, d.h. unauffällig den Rücktritt anzutreten.

Auf dem Rückmarsch habe ich wieder Gelegenheit, Kontraste zu studieren. Eine Bauernklitsche umgeben von Gerätschaften und Matschflächen, ringsherum dann wieder Hotelneubauten oder Baustellen. Viele Baustellen sind inzwischen wohl auch Bauruinen. Bei den bereits fertiggestellten Gebäuden ragen überall die Armiereisen aus den Betonpfeilern im ersten Stock, offensichtlich plant man in einem späteren Zeitalter die Erschließung der nächsthöheren Ebene.

Als ich an den Pool zurückkehre, kann ich leider keine positive Nachricht betreffs eines Bergaufstiegs mitbringen. Mir wird dagegen mitgeteilt, wie Karl-Viktor den Rasen mäht, immer einen Streifen, dann folgt eine Pause oder andere Ablenkung. Daß der Motor des Rasenmähers auf diese Weise zig-mal angeworfen werden muß, scheint ihn weniger zu stören.

In dem kleinen Fischerlokal an der Bucht nehmen wir einen Imbiß ein. Ich lasse mir Kalamares schmecken, das sind die Ringe vom Tintenfisch. Auf dem Rückweg schauen wir dann bei dem inzwischen geöffneten Hotel Dounavis vorbei. Das macht schon einen besseren Eindruck als der mehr nüchterne Kasten des Relax. Auf Wunsch könnten wir umziehen, versichert uns der Geschäftsführer, was uns aber in unserem Hotel niemand gesagt hat. Wir verzichten aber darauf, weil das Hotel Relax die bessere Lage zum Meer hat. Auch in die Stadt, wie wir zu den zwei bereits geöffeten Geschäften sagen, ist es ja nicht weit.


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