Zurück zum Kapitel Index

Donnerstag

Der letzte Tag! Nach 22 Uhr am Abend geht das Flugzeug, gegen 19 Uhr sollen wir abgeholt werden. Morgens vor 12 Uhr müssen wir schon aus unserem Zimmer. So wird heute etwas improvisiert. Beim Frühstück gibt unser Kellner unfreiwillig die Abschiedsvorstellung für uns, indem er einen Stapel Kaffeetassen durch die Gegend ballanciert. Er hält die Tassen am Arm längs gestapelt, die oberste klemmt er unter der Achselhöhle fest. Alsdann veteilt er die Tassen auf den Tischen. Guten Appetit!

Nach dem Frühstück kann ich Stefanie davon überzeugen, daß sie ungeheuer was verpaßt, wenn sie nicht nochmal mit auf den Berg Tsambika steigt. Nachdem ich den direkten Weg nun kenne, möchte ich auch nochmal davon profitieren. Leider ist es heute etwas dunstiger als am Vortag und die Sicht nicht ganz so gut. Dennoch macht es einen großen Spaß, sich durch das unwegsame Gelände zu kämpfen. Mehrmals verlieren wir den Weg um ihn dann unvermittelt wiederzufinden. Die Sache ist auch einigermaßen schweißtreibend, obwohl wir uns im Schritt des Alm-Öhis versuchen, d.h. ganz langsam aufzusteigen.


Frauenschuh (Ophyris)
Im Lokal bekommt Stefanie eine Cola, dann geht es wieder den Rest des Gipfels hinauf. Heute ist man da oben kräftig an der Arbeit und streicht die Wände, benachbarte Felsen und auch schon mal die darauf wachsenden Pflanzen mit weißer Farbe an. Die Griechen lieben die Farbe Weiß, obwohl sich die Frauen in Schwarz kleiden. Der Abstieg verläuft nun schon ganz routiniert. Zu meiner Freude entdecke ich noch eine Blume, die eine Frauenschuhart zu sein scheint (Ophyris, wer es genau wissen will).

Nach zwei Stunden sind wir wieder im Hotel, wo wir heute die Zeit totschlagen müssen. Wir tauschen noch ein wenig Geld, um ein paar kleine Einkäufe zu machen. Einmal läuft der Radrennfahrer an uns vorbei. Er joggt jetzt und ist gerade in eine Staubwolke von einem Betonmischer eingehüllt.

Schließlich wollen wir uns noch ein Essen leisten und begeben uns in unsere Strandtaverne. Wir bestellen gebratenen Fisch, der auf den Tellern von anderen Gästen immer recht lecker aussah. Das ist er dann auch, gut lassen wir es uns schmecken. Als dann die Rechnung kommt, muß ich zweimal hingucken, mehr als 6000 Drachmen, soviel haben wir gar nicht mehr! Erstmal wird alles auf den Tisch geblättert, was wir noch zusammenkratzen können, vielleicht 4000 Drmn. Heidi versucht es mit einem Fünf-Mark-Stück, als wären wir in Polen. Aber mit einem 10 DM Schein ist uns dann aus der Patsche geholfen.

Der Grund für die ganze Sache: Fisch ist unverhältnismäßig teuer, das haben wir übersehen.

Am Nachmittag reisen ein paar andere Gäste ab, unter ihnen die Tücherweiber. Als der glücklichere Teil der Gäste sich zum Abendessen rüstet, erscheint pünktlich unser Bus und entführt uns aus dieser Traumwelt. An der Kreuzung steht unser Hund von neulich, als ob er uns verabschieden wollte. Das rührt Heidi fast zu Tränen.

Unterwegs werden einige Hotels der Reihe nach abgeklappert, um die anderen Fluggäste aufzusammeln. Bei jedem Hotel wird uns schwummriger, also da hatten wir es ja noch schön. In Faliraki und um die Stadt Rhodos herum hat man die schönsten Hotelburgen errichtet, da muß der Gast sich wohlfühlen (jedenfalls solange er das Gebäude nicht verläßt). Ein paar Zugestiegene bemerken kurz nach dem Anfahren: "Guck mal, so weit sind wir gelaufen". Das klingt, als sei das die einzige Unternehmung in diesem Urlaub gewesen. Im übrigen duzen sich alle, die Verständigug an der Hotelbar war offensichtlich nicht die schlechteste.

Als wir den Flughafen erreichen ist es bereits dunkel. Die Zeit bis zum Abflug vergeht recht schnell. Den Rückflug treten wir in einem Airbus der größeren Kategorie an, da sitzen die Passagiere in drei Dreierreihen nebeneinander. Stefanie wählt einen sicheren Mittelplatz. Den Start merken wir heute kaum, das fühlt sich an wie Busfahren. Schlechter ist es über den Alpen, wo wir uns wegen rauheren Flugwetters, wie der Pilot sich ausdrückt, zwischenzeitlich anschnallen müssen. In dem Glauben, der Absturz sei nun nicht mehr weit, bekommt Stefanie bei der einsetzenden Ruckelei wieder eine weiße Nase und schwitzige Hände. Aber es geht vorüber, über Linz ist es wieder ruhig.

In Hannover: Landung, Gepäckausgabe - alles geht wie am Schnürchen. Nun folgt nur noch unsere Schlußvorstellung. Es ist inzwischen 0.30 Uhr, obwohl wir wieder eine Stunde für die mitteleuropäische Zeit zurückbekommen haben. Wir eilen auf den Touristikparkplatz, Heidi und Stefanie suchen schon mal das Auto, ich mache mich weltmännisch mit meiner Visakarte an dem Parkscheinautomat zu schaffen. Eine Weile nestele ich da herum und drücke alle möglichen Knöpfe, bis mir ein freundlicher Herr sagt, in welchen Schlitz ich die Visakarte zu stecken hätte.

Nun scheint alles OK und ich eile zum Auto, wo Stefanie schon winkt. In der Dunkelheit übersehe ich zwei Pfützen, eine für jeden Fuß. Das Starten des Autos ist von keinem Erfolg gekrönt: oing, oing .... Ruhe. Die Batterie war schon immer etwas schwach. Jetzt werde ich nervös.

Erstmal das Gepäck holen, bei dem Heidi am anderen Ende des Parkplatzes wacht. Wieder zurück, diesmal einen Bogen um die Pfützen machen, Heidi begreift gar nicht, was da vor sich geht, wohl bin ich auch etwas wortkarg. Wieder am Auto wird erstmal das Gepäck verstaut.

Noch ein Startversuch: wie eine Rakete springt der Motor an. Da kenne sich einer aus. Wir fahren an die Schranke, zwei weitere Autos sind schon hinter uns. Nach Einstecken des Parkscheins erscheint in Leuchtschrift "Vorgang abgebrochen". Nachdem das sich ein paar Mal wiederholt, bleibt mir nichts anderes übrig, als zurückzusetzen, um die anderen vorbeizulassen. Das ist auch wieder ein schwieriges Manöver.

Frau und Kind raten mir nun, meine weltmännische Visakarte in den Schlitz zu stecken, obwohl ich das ja bereits vorhin am Automat erledigt habe, was für ein dummer Vorschlag! Sei's drum ich fahre nochmal an die Schranke, erst den Parkschein hinein, dann die Visakarte - ist ja nun auch egal -, da erscheint in Leuchtschrift "Vorgang wird berechnet". Dann kommt die Visakarte wieder raus "Gute Fahrt" ist zu lesen und die Schranke hebt sich.

Nun kann das Osterfest kommen, mit Regen, Schnee und Kälte - und das tut es auch.

Zurück zur HomePage


Falls es dazu etwas zu bemerken gibt:

mail: m.wittram@tu-bs.de