Reise
nach Agadir, Marokko
7.10.-21.10.2013
Berlin
Manchmal ist das mit einer Urlaubsbuchung nicht so einfach.
Das kann auch unsere Reisefachfrau Ilona vom Reisebüro Bokelmann
bestätigen, die
sich liebevoll abgemüht hat, etwas Passendes für uns zu finden. Wir
wollen zusammen mit unserer Tochter Annika und Enkelin Pauline im
Oktober während der Herbstferien in den sonnigen Süden. Zwischen
Tunesien und den Kanaren bietet sich so manches an, schließlich
entscheiden wir uns für Agadir, Marokko, Hotel
Founty Beach von Ibero Star. Und Ilona
atmet auf, so ist am Ende doch noch eine Buchung für sie
herausgekommen. Mit den Flügen ist es allerdings etwas kompliziert,
denn das geht nur vom Flughafen Berlin Schönefeld, der benachbarte
Flughafen Berlin-Brandenburg ist noch in Arbeit - keiner scheint zu wissen warum und wie lange. Da
unsere Tochter Stefanie seit einiger Zeit in Berlin tätig ist und im
Stadtteil Friedrichshain eine schöne Wohnung hat, bietet sich für uns
einen Tag vor Abflug ein kleines Familientreffen und Übernachtung in
einer nahegelegenen Pension an. Dort stellt sich heraus, dass Bad und
Toilette nur auf dem Etagenflur zu finden sind, das hat man lange nicht
gehabt, erinnert aber an alte Zeiten.
Gleich gegenüber befindet sich
das Berliner
Kriminal-Theater im ehemaligen "Umspannwerk Ost",
wo man z.Zt. "Tod auf dem Nil" oder "Die Mausefalle" aufführt. Da kann
es passieren, dass man abends von seinem Balkon aus Schüsse hört, die
aber dann nur auf ein aufregendes Bühnengeschehen zurück zu führen
sind. Eine Ecke weiter gerät man auf die "Karl Marx Allee", zu
DDR-Zeiten bevorzugter Parade- und Aufmarschort. Heute zeigt sich diese
Prachtstraße eher wie ein Museum mit zahlreichen geschichtsträchtigen
Baudenkmälern. Zum Abschluss besuchen wir noch einen nahegelegenen
Friedhof und widmen uns danach ganz dem Familienabend mit Würstchen und
Bratkartoffeln.
Am nächsten Morgen werden wir von dem
Shuttle-Dienst myDriver
abgeholt und gelangen so pünktlich zum
Flughafen. Dort stellen wir mit Erschrecken fest, dass wir unsere
Bordkarten schon vorher hätten ausdrucken müssen. Zum Glück finden wir
einen freundlichen Schalterangestellten bei Sun&Fun Travel,
der die
Angelegenheit für uns erledigt. Eine halbe Stunde später, so sagt er,
hätte das nicht mehr funktioniert. Mit diesem Schrecken in den Gliedern
begeben wir uns zur Sicherheitskontrolle, wo Handgepäck und Koffer
durchleuchtet werden. Danach müssen etliche Feuerzeuge aus dem Koffer
entfernt werden, damit später im Kofferraum des Fliegers kein Feuer
ausbricht. Dennoch haben wir wieder einen Fehler gemacht, denn
einchecken muss man ganz woanders, und die Sicherheitskontrolle war
umsonst. Aber schließlich ist alles erledigt und nach der elenden
Warterei können wir in den Flieger von easyJet einsteigen und den 3 1/2
Std. dauernden Flug nach Marrakesch hinter uns bringen. Nur einen
Service an Bord mit Getränken und einem Imbiss gibt es nicht mehr - es
wird überall gespart.
Ankunft in Marokko
Der
erste Eindruck von Marokko ist natürlich eine brütende Hitze auf dem
Flugfeld. Nach der Passkontrolle und dem Kofferempfang besteigen wir
ein Transportfahrzeug, das uns nun in vierstündiger Fahrt die 270 km
nach Agadir bringen wird. Von Marrakesch, der Königsstadt oder "Perle
des Orient",
bekommt man dabei wenig mit, das werden wir zum Schluss der Reise aber
noch ändern. Nach Verlassen der quirligen Stadt kann man in den
Radgebieten auch die Zeichen von Armut beobachten. Frauen und Kinder
wühlen in Müllhaufen nach Brauchbarem oder gar Essbarem. Manche
Behausungen sind mehr als ärmlich. Schließlich fährt man auf einer
neuen Autobahn, fertig gestellt 2010 und Maut-pflichtig, durch zunächst
flaches braunes Land, der Sous-Ebene. Wo sich keine
Wasservorkommen finden, ist es Wüste. Voraus liegen die Berge des Atlas,
die wir schließlich überqueren, doch dann wird es dunkel, und von dem
landschaftlich schöneren Teil der Fahrt bekommt man heute nichts mehr mit. Als wir
endlich das Hotel in Agadir erreichen, bleibt gerade noch genug Zeit
zum Einchecken, Abendessen und anschließendem Kofferauspacken. Aber
"ein Bier, ein Rotwein" gibt es auch noch zum Abschluss auf der schönen
Außenterrasse. Damit ist der Tag gelaufen und wir sind angekommen.
Strandleben
Am
nächsten Tag haben wir erst mal den obligatorischen Termin mit dem
Reisebetreuer von FTI. Wie immer werden Rundfahrten angeboten, nach
Marrakech, in Agadir, nach Essouria, oder auch Kamelreiten und
Jeepsafaris. Die Fahrt nach Marrakech findet einen Tag vor unserer
Abreise statt, so wird uns angeboten, dort mitzufahren und eine
übernachtung in Marrakech zu buchen. Das werden wir uns noch überlegen,
es ist ja noch eine Weile hin. Ansonsten ist unser Betreuer etwas
lustlos, vielleicht war die Saison schon zu lang.
Nun kann der
Urlaub beginnen, mit etwas Mühe gelingt es, einen Platz auf den Liegen
am Pool zu bekommen, denn die meisten sind nach üblicher
Touristenmanier mit Badetüchern vorbelegt. Allerdings ist es viel
schöner am Strand, der sich hier kilometerweit erstreckt und aus
schönem feinen Sand besteht. Für das Hotel ist ein Bereich abgesteckt,
den die zahlreich herumstreifenden "Geschäftemacher" nicht betreten
dürfen. Da gibt es einen Künstler, der Tag für Tag kunstvolle
Tierskulpturen aus Sand modelliert. Macht man davon ein Foto, will er
natürlich ein Bakschisch - das aber mit Recht. Daneben lagern schwarze
Afrikaner, die landesübliche Skulpturen verkaufen. Andere bieten
T-Shirts oder lange Kittel an, auch Armbanduhren und Schmuck wird
gehandelt. Am frechsten ist ein selbsternannter Masseur, der im
Vorbeigehen einfach zugreift, um einem eine Massage zu verpassen. Falls
das klappt, muss man sich zur Behandlung in den Sand legen. Einmal
können wir Heidi gerade noch aus dessen Knetfängen befreien. Hat er
aber doch jemanden gefunden, so heißt es bei uns: "Guck mal, der hat
schon wieder eine flach gelegt!"
Sportliche Aktivitäten gibt es
auch. Neben Volleyball kann man auch Jetskis mieten. Wenn die über die
heranrollenden Wellen springen, wird einem schon vom Zuschauen
schlecht. So fliegt dann auch so mancher in hohem Bogen von seinem
Gefährt und muss geborgen werden. Die Brandung ist nicht so ohne,
einige versuchen es auch mit dem Wellensurfen. Am elegantesten ist ein
Kite-Surfer, der an einem großen Gleitschirm hängend über die Wellen
zischt. Bei alledem liegen wir faul auf unseren Liegen und blinzeln in
die Sonne.
Rundfahrt Agadir
Einem
Strandverkäufer gehen wir dann doch auf den Leim. Der bietet neben
anderen Ausflügen (Klein Sahara, Groß Sahara, Wasserfall) auch eine
Agadir-Rundfahrt für 200 DHs an (die Währung heißt Dirham, 11 Dhs = 10
EUR). Das ist um ein Vielfaches günstiger als die von FTI angebotene
Unternehmung. Wir einigen uns auf den nächsten Tag, morgens um 9.30
sollen wir an der Promenade abgeholt werden. Und das klappt auch.
Die
Stadt Agadir ist im Jahre 1960 einem verheerenden Erdbeben zum Opfer
gefallen. Daher gibt es keine Altstadt mehr, man hat nach dem Erdbeben
alles wieder neu aufgebaut. So bietet das Stadtbild nicht allzu viel,
der Tourismus hat übermächtig Einzug gehalten und man sieht vorwiegend
Hotels und Restaurants. Unser Fahrer bringt uns zunächst auf den
Hausberg, 240 m hoch, an dessen Hang die arabischen Schriftzüge für
Allah - el
Watan - el-Malik:
Gott, das Vaterland, der König prangen. An einem
großen Parkplatz steigen wir aus. Hier haben sich schon einige Kamele
eingefunden, die mit ihren Treibern auf die Besucher warten. Aber
Vorsicht: ein Foto soll 10 EUR kosten, so wird gesagt. Wir haben nun
die Kasbah vor uns, die durch das Erdbeben weitgehend zerstört wurde.
Teile der Außenmauern hat man wieder instand gesetzt. Sogleich heftet
sich ein selbsternannter Führer an unsere Fersen und redet heftig auf
uns ein. Nach einem kurzen Blick durch das Tor kehren wir daher
lieber um und lassen den Führer Führer sein. Der gerühmte Ausblick auf
die Stadt und die Bucht von Agadir ist heute etwas verschwommen.
Die
Fahrt geht wieder hinunter und wir gelangen durch eine Kontrollstation
in das Hafengelände. Zunächst passieren wir eine kleine Werft, wo man
den Schiffbau anscheinend noch auf alt hergekommene Weise betreibt.
Verwendet werde das Holz des Eukalyptus, so sagt unser Fahrer. Nun
steigen wir am Fischmarkt aus. Kaum hat man das Auto verlassen, bemüht
sich auch schon ein eifriger weiterer "Führer" um uns, den man
natürlich auch nicht wieder los wird. Sehr informativ sind seine
Erklärungen auch nicht, denn die Namen der Fische, die hier kistenweise
angelandet und verarbeitet werden, nennt er nur in seiner eigenen
Sprache, ob auf Berberisch oder Arabisch wissen wir nicht. Aber
"Haifisch, Haifisch" ruft er immer wieder aus und lockt uns zu einem
Fischhaufen am Ende des Piers. Dort zeigt er uns einen vielleicht
armlangen Fisch, offensichtlich wohl ein Hai, aber wohl noch ein
Jungtier. Da fragt man sich, ob man je wieder Fisch essen sollte, denn
es tut einem irgendwie in der Seele weh, diese noch vor kurzem
putzmunteren Seebewohner nun auf so erbärmliche Weise hingeschlachtet
zu sehen. Das Problem der überfischung der Meere ist hinlänglich
bekannt, wobei die industriell betriebene Methode des Fischfangs von
fabrikmäßig ausgerüsteten Fangschiffen die Hauptschuld trägt. Immerhin
scheint der Fischfang hierzulande noch auf einigermaßen traditionellen
Methoden zu beruhen.
An
einem kleinen Stand brutzeln sich gerade einige der Kollegen etwas
zusammen und bieten uns sogar etwas an. Aber danach gelüstet es uns nun
gerade nicht. Wir suchen uns unser Auto wieder, müssen unseren "Führer"
aber wohl irgendwie entlohnen. Eine Dirham-Münze will er natürlich
nicht haben: "Frau und drei Kinder, Familie muss leben". Schon gesellt
sich ein weiterer "Helfer" hinzu, der sich an der Diskussion beteiligen
möchte. Nun haben wir keine kleineren Geldscheine dabei, aber "10 Euro
sind genug" lässt man uns wissen. Na gut, die soll er haben, wenn man
sich dabei auch nicht so wohl fühlt. Womöglich verdient er auf diese
Weise mehr als so ein Fischer nach seiner arbeitsreichen Tätigkeit.
An
einem Abend sind in unserem Hotel zwei Schwertfische aufgestellt. Denen
werden Filetstücke entnommen und gegrillt. Das probiert man dann schon
mal, auch wenn das innere Gewissen protestiert. Das Fleisch war
wohlschmeckend, wenn auch ein wenig trocken, vielleicht lag das am
Grillen.
Die nächste Station ist die Moschee
Mohammed V,
die natürlich auch neueren Datums ist. Hinein darf man als Ungläubiger
nicht, für ein paar Fotos von außen reicht es aber. Nun kommt wie es
kommen muss - und wir werden an einer Manufaktur abgesetzt. Dort werden
Produkte verkauft, die man aus dem Fruchtkern des Arganienbaumes
herstellt. Es ist das, wie gesagt wird, wertvollste öl der Welt. "Aus
etwa 30 kg olivenähnlichen Früchten, kann in fast zwei Tagen Handarbeit
nur ein Liter öl hergestellt werden".
So ist zu lesen. Und es soll so etwa gegen alles helfen, vom
Haarausfall bis zu Verdauungsstörungen. Bei Touristen ist der
Arganienbaum am beliebtesten als Fotomotiv, weil die Ziegen gern auf
ihn klettern, um an die Früchte zu kommen. Später bei der Rückfahrt
nach Marrakesh haben auch wir neben der Autobahn einen Baum erspäht,
auf dem mehrere Ziegen herum kletterten. Leider hat es zu einem Foto
nicht gereicht. Aus der Manufaktur kommen wir unbeschadet wieder heraus.
Die letzte Station ist die Markthalle, genannt Souk. Da
halten wir uns nicht lange auf, das macht alles eher den Eindruck eines
Plunderladens. Kleidungsstücke liegen ungeordnet herum und es
herrscht ein ziemliches Durcheinander. Dann ist da noch die Geschichte
mit dem Hund. Ein Mann trägt einen kleinen Hund am Genick
irgendwo hin, später treffen wir den Hund mutterseelenallein auf dem
Vorhof an. Als Heidi ihn streichelt und weitergeht, weint er
jämmerlich.. Da tut es einem wieder in der Seele weh und wir wissen
nicht, was aus dem kleinen Hund geworden ist. Damit ist unsere kleine
Rundtour zu Ende und wir werden wieder am Hotel ausgeladen.
Am
nächsten Tag machen wir noch die Fahrt mit der "Bimmelbahn", die auch
an mehreren Hotels vorbei ihre Runden durch die Straßen von Agadir
dreht. Da ist aber nicht viel zu sehen und die Sitzverhältnisse sind
recht beengt. Da ist man froh, sich wieder am Strand aufhalten zu
können.
Annika
und Pauline verbringen den Tag lieber am Pool, da ist mehr
los, man hat mehr Gesellschaft und der Zugang zu den Eierkuchen an
der Poolbar ist kürzer. Das Baden im Atlantik ist auch nicht so ohne
bei der Brandung, da zieht es einem leicht die Beine weg. Pauline hat
auch schnell eine kleine Freundin gefunden, die heißt Kim, durch die
Schneidezähne zieht es bei ihr noch etwas, und sie kommt aus Groß Littgen. "Liegt denn dort ein größerer Ort in der Nähe?" fragen wir sie. "Ja, Klein Littgen" ist die Antwort. Ihre Mutter korrigiert dann und meint Trier.
Neben dem Poolvergnügen gönnen sich unsere beiden auch die eine oder
andere Ausfahrt mit dem Elektro Scooter. Dazu bietet sich die breite
Strandpromenade an, die von unserem Hotel bis zur Marina am Hafen von
Agadir reicht. Aus dem Kamelreiten ist leider nichts geworden, dazu
hätte man sich zu einem anderen Ort fahren lassen müssen. Später haben
wir aber einige Kamele mit schaukelnden Gestalten oben drauf am Strand
gesehen.
Abendgesellschaft
Schon
am ersten Abend auf der Hotelterrasse bekommen wir nette Gesellschaft.
Da setzen sich drei Personen an unseren Tisch, zwei aus Harsewinkel,
wo die Mähdrescher herkommen, das sind Petra und Rainer, die sind
gerade angekommen. Der dritte ist Ingolf aus Pirna, und der hat gerade
Geburtstag. Leider leidet seine Frau Heike noch an den Folgen einer
Marokko-Rundfahrt, doch die nächsten Tage wird sie auch mit von der
Partie sein. Man merkt gleich, dass zwischen uns die Wellenlänge
stimmt, so werden wir die nächsten Abende stets gemeinsam verbringen.
Nach einer Woche gesellen sich noch Michaela und Stefan aus dem Raum
Frankfurt hinzu. Wir haben auch bald Freundschaft mit der Bedienung
geschlossen, besonders mit Saadia und Reda. Saadia ist die
marokkanische Antwort auf Julia Roberts und spricht, wie sie sagt,
sieben Sprachen! Und Reda begrüßt Heidi stets mit Küsschen.
An
einem Tag hat Heidi Geburtstag. Da haben Annika und Pauline schon am
Frühstückstisch einige überraschungen vorbereitet. Es brennt eine
Kerze, sie haben einen Tomatensaft besorgt und es warten einige
Geschenke. Z.B. ein Buch "Oma erzähl mal", da muss man einiges aus
seiner Vergangenheit eintragen, und das ist ja eine gute Sache. Auf dem
Zimmer finden wir einen Teller mit Gebäck vor. Als wir abends
zusammensitzen, bricht aber sozusagen plötzlich die Hölle los, und die gesamte
Bedienungsmannschaft bringt ein Ständchen mit der meistgesungenen Weise der Welt: "Happy Birthday to you...".
Marrakesch
Schließlich
sind unsere Tage gezählt. Annika und Pauline sowie Heike und Ingolf
haben wir schon verabschiedet. Wir haben inzwischen die Tour nach
Marrakesch einen Tag vor dem Abflug gebucht. So sparen wir uns den
langweiligen Transfer. Michaela und Stefan begleiten uns, sie werden
dann noch am Abend nach Barcelona fliegen, dort in der Nacht vier
Stunden Aufenthalt haben, um dann nach Frankfurt heim zu fliegen.
Der
Bus holt uns im Morgengrauen ab. Wir ergattern im Bus den Panoramaplatz
gleich hinter dem Fahrer. Unser Reiseführer ist in ein zünftiges Gewand gekleidet,
einem nachthemdähnlichen gestreiftem Kittel und Spitzschuhen. Mit 42
Mitfahrern wird er einen schweren Tag haben. Gleich hinter Agadir kommt
dieser Ziegenbaum ins Blickfeld, den man gern fotografiert hätte. So
muss stattdessen eine später erworbene Ansichtskarte herhalten. Nachdem die Sonne
aufgegangen ist, passieren wir das Atlasgebirge bei schönster
Beleuchtung. Vor Marrakesch muss dann noch die obligatorische Pipipause
an einem Rasthof eingelegt werden, und bald danach erreichen wir den
quirligen Verkehr in den Straßen von Marrakesch. Am Rande der Stadt
passieren wir zunächst die gut bewachten Viertel einiger wohlhabender
Bürger. Gleich dahinter sind aber auch ärmlichere Quartiere zu sehen,
wo manche Behausung mit behelfsmäßigen Mitteln zusammengeschustert ist.
Nun regnet es hier ja nicht so oft.
Das erste Ziel für eine Besichtigung ist der Jardin Majorelle.
Das ist ein botanischer Garten, 1923 von dem Maler Jacques Majorelle
angelegt. 1980 wurde der Garten von dem französischen Modeschöpfer Yves
Saint Laurent und seinem Lebenspartner gekauft und diente der
Inspiration für seine Modeeinfälle. Man betritt die Anlage durch einen
Bambushain, vorbei an riesigen Bäumen bestaunt
man schließlich mächtige Kakteenanpflanzungen. Auf einem der
"Schwiegermuttersessel" hätten auch noch der Schwiegervater und die
Enkel Platz gefunden.
Durch
den brausenden Verkehr zusammengesetzt aus den verschiedensten
Verkehrsmitteln, Pferdekutschen, Eselsgespanne, pedalbetriebene Fahrzeuge, geht es weiter quer durch die Stadt zu dem Bahia Palast.
Dabei handelt es sich um einen orientalischen Prachtbau mit - so steht
es im Reiseführer - maurisch ornamentierten Repräsentations-Räumen.
Auch Harems-Räume sind vorhanden, leider heute nicht mehr genutzt. Aber
dann hätte man sicher auch keinen Zugang zu dieser Sehenswürdigkeit.
Hier wurden auch etliche Filmszenen gedreht, am bekanntesten wohl der
Film "Lawrence von Arabien". Arabien ist allerdings ein Stück weit weg
von hier.
Nebenan
ist ein Restaurant, da werden wir nun zum
Essen gebeten. Das Innere des Restaurants ist gleichfalls prächtig
ausgestattet. Man macht es sich in einer Polsterecke gemütlich und
wartet, bis die Suppe kommt. Die ist dann sehr lecker. Das nachfolgende
Gericht ist so was wie Couscous mit Hartweizengrieß und Hähnchenfleisch
darin. In der Halle des Restaurants entlockt ein afrikanisch
gekleideter dunkelhäutiger Zeitgenosse seinen Musikinstrumenten
orientalische Töne. Danach geht er mit seiner Mütze von Tisch zu Tisch
und sammelt Trinkgeld ein. Auch draußen vor der Tür steht eine prächtig
gewandete Gestalt, da kann man sich dann fotografieren lassen.
Nach
dem Restaurantbesuch geht es in die Medina, so nennt man hier die
historische Innenstadt. Das ist ein Gewirr von kleinen Gässchen, leicht
könnte man sich hier verlaufen. Aber wir marschieren ja im Gänsemarsch
immer hinter unserem Führer her. Schließlich gelangen wir in den Souk,
auch dort wäre es schwierig, sich zu orientieren. Deshalb ist man gut
beraten, wenn man nicht irgendwo zu lange verweilt und dann womöglich
die Gruppe verliert. So kann das Auge nicht lange auf dem Sammelsurium
an Waren verweilen, wie sie an den zahllosen Ständen angeboten werden.
Da kann man auch nicht dem Kaufrausch verfallen, aber das soll sich
gleich ändern.
Wir
werden in eine klimatisierte Manufaktur geführt, wo
man sich aufatmend auf den Sitzbänken niederlässt. In den Regalen ring
umher in dem Raum stapeln sich die Gläser mit allerlei Kräutern,
Gewürzen und Essenzen. Ein smarter Herr
hält nun einen ausführlichen Vortrag über - man kann es erraten - das
Argan-öl, seine Erzeugnisse und deren Krankheiten vertreibenden
Eigenschaften.
Am Schluss fragt man sich, wie krank man womöglich selber sei, wenn man
keines von diesen Wundermitteln anwendet. Ein paar Mutige lassen sich
auch für ein geringes Entgeld eine Probemassage mit dem entsprechenden
öl verpassen, Heidi gehört
auch dazu. Das hat zur Folge, dass wir bei Verlassen des Etablissements
energisch aufgefordert werden, dieses Massageöl auch zu erwerben. Nur
mit Mühe kann man sich aus dieser Situation befreien.
Damit ist der Besuch des Souks beendet und wir betreten den berühmten Platz Jemaa el Fna,
oder auch den "Platz der Geköpften", weil man früher dort die Köpfe der
Hingerichteten ausgestellt hat. So gruselig geht es heute nicht mehr
zu. Es herrscht dort ein mächtiges Gewimmel an herum eilenden Menschen,
Pferdekutschen und allerlei anderen Lastgefährten. Wir werden nun eine
Stunde Zeit bekommen, etwas auf eigene Faust zu unternehmen. Da es
einem aber sozusagen vor den Augen flimmert, auch von der Hitze, ziehen
wir uns in ein Restaurant zurück. Da steht geschrieben "Le Grande Balcon du Cafe Glacier".
So landen wir oben auf dem Balkon, von wo man einen famosen Blick auf
den Platz hat. Man beginnt bereits, die Stände für die
Abenddarbietungen aufzubauen. Man nennt den Platz auch den "Platz der
Gaukler", weil da allabendlich ein großes Rämmidämmi veranstaltet wird,
mit kulinarischen Angeboten und akrobatischen Vorführungen usw. Bekannt
sind ja die Schlangenbeschwörer, von denen einige gut von unserem
Balkon zu sehen sind. Da kann man sie auch unauffällig fotografieren,
aus der Nähe ist das weniger gut möglich, da man für ein Foto kräftig
löhnen muss. Aber man sieht auch Bettler und Mütter mit einem Kleinkind
im Umschlagtuch auf dem Rücken, die Gebäck und andere Erzeugnisse aus
eigener Produktion verkaufen.
Nachdem sich unsere Gruppe wieder
gesammelt hat, werden wir zu einem weiteren Restaurant geleitet. In
einer engen Gasse jagen einen immer wieder Motorroller an die Seite,
ein Wunder, dass da nicht mehr passiert. Endlich erreichen wir das
Lokal, es heißt Dar Essalam.
Beim Eintreten werden wir unversehens von einem geschäftstüchtigen
Fotografen abgelichtet, so hat man eine nette Erinnerung an dieses
Ereignis. Schon bald gibt es wieder was zu essen, diesmal pikante
Fleischklöße mit Hirse oder so. Ein Ehepaar an unserem Tisch verschmäht
alles Angebotene, vielleicht leiden sie ja schon an des Sultans Rache -
oder wie immer man das hier nennt. Zum Nachtisch gibt es eine
Darbietung von zwei Bauchtänzerinnen. Die erste ist zwar schon reiferen
Alters, macht das aber sehr grazil mit einem Teller und brennenden
Kerzen auf dem Kopf - als Handicap. Nun kommt es noch besser, man hat
schon den Schlager von Bill Ramsey mit der Zuckerpuppe aus der
Bauchtanztruppe (1961) im Ohr, aber es handelt sich wohl nicht um
Elfriede aus Wuppertal. Von einigen - wohl erfahreneren - Gästen werden
der jungen Dame sogar Scheine in ihr Leibgebinde zugesteckt.
Damit
ist dieses Vergnügen auch vorbei und unsere ganze Gruppe wandert zurück
in Richtung Bus. Wir queren noch einmal den Jemaa el Fna, der nun in
der Dunkelheit von tausenden Besuchern bevölkert ist. Natürlich kann
man sich wieder keiner der dargebotenen Attraktionen widmen, um den
Anschluss nicht zu verlieren. Wundersamerweise erreichen alle
vollzählig den Bus. Nachdem der schon losgefahren ist, stellen zwei
junge Franzosen fest, dass sie sich in dem falschen Bus befinden und
werden rausgelassen. Schließlich werden auch wir mitsamt unseren
Koffern am Hotel Golden Tulip, Avenue du President Kennedy, ausgeladen. Ebenfalls Michaela und Stefan, die von hier noch heute Abend zum Flughafen transferiert werden sollen.
Heimreise
Damit
beginnt die erste Etappe unserer Heimreise, und an der Rezeption hat
man keine Ahnung von der Anmeldung durch unseren Reisebetreuer von FTI.
Dabei haben wir schon dafür bezahlt, ein Anruf bei FTI klärt dann zum
Glück die Angelegenheit. Nun bangen auch Michaela und Stefan, ob das
mit ihrer Abholung klappt. Inzwischen wollen wir unser Zimmer beziehen.
Das klappt auch erst im zweiten Anlauf, weil das erste Zimmer noch nicht
fertig oder gar noch bewohnt ist. Dann treffen wir vier uns noch
einmal, und am Ende werden unsere beiden Mitstreiter doch ordnungsgemäß
abgeholt.
Wir erholen uns noch mit ein paar Bier auf der Hotelterrasse und haben
dann nach diesem langen und eindrucksreichen Tag die nötige Bettschwere.
Am
nächsten Vormittag haben wir noch Zeit und verbringen die verbliebenen
Stunden sinnvoller Weise am Hotelpool auf den Liegen. Dann werden wir
am frühen Nachmittag ordnungsgemäß abgeholt, 10 Minuten später ist man
schon am Flughafen. Ab da geht alles seinen geregelten Gang, und in der
Nacht gegen 23 Uhr landen wir wieder in Berlin- Schönefeld. Hier haben
wir bereits eine übernachtung im nahegelegenen Hotel Albergo gebucht,
man holt uns auch trotz später Stunde vom Flughafen ab. Nach Beziehen
des Zimmers können wir sogar noch ein paar Bierchen in der Bar
genießen. Am nächsten Tag lassen wir uns mit dem Taxi - so viel ist uns
das nun auch noch wert - zum Berliner Hauptbahnhof bringen, und fahren
dann mit dem ICE zurück nach Braunschweig. Am Bahnhof erwarten uns
Annika und Pauline, zurück zu Hause haben sie einen nachträglichen
Geburtstagsempfang organisiert. Und unseren Hund Otto können wir auch
noch von seiner Pension abholen. Wieder einmal hat er sich dort genauso
gut erholt wie wir, da muss es wohl irgendwo einen Jungbrunnen geben.
Und wenn mal einer fragt, wo das sein könnte, dann lautet die Antwort:
"An der ASSE!"
Und wem das nichts sagt, der sollte es unbedingt ergoogeln - und das Wort KONRAD gleich mit. Aber das steht alles auf einem anderen Blatt...