Malta 14.9.-29.9. 2010
Dienstag, Mittwoch, Anreise
Wieder haben wir einmal zuviel bei Lidl eingekauft. Heidi krallt sich
dann immer gleich die Reiseangebote und eine halbe Stunde später
ist die Reise per Telefon gebucht. Das war allerdings schon im
März. Und nach Malta wollte man ja schon immer mal. Außerdem
ist hierbei die erste Woche für Besichtigungen und Rundfahrten
vorgesehen, die zweite Woche soll der Erholung dienen. Der Vorteil ist,
dass man die ganze Zeit in einem Hotel logiert, aber so sollte es ganz
und gar nicht kommen.
Auch kann man nur einen Flug von Leipzig bekommen, wie kommt man da nun
am besten hin, wenn der Flug schon morgens gegen 10 Uhr los geht? Wir
entschließen uns für eine Übernachtung, um uns einen
Tag Leipzig anzusehen. Es gibt eine Reihe von Hotels, die einen Park-
und Shuttleservice anbieten. Wir entscheiden uns für das Hotel Zum Weißen Ross in Delitzsch. So reisen wir am
Dienstag, 14. 9. mit dem Auto an. Auf der neuen autobahnähnlichen
Nordharzstrecke geht es komfortabel fast bis Halle, und von da ist es
ja nicht mehr weit. Der strömende Regen macht die Fahrt allerdings
nicht zum Genuss, wenn man an gischtenden Schwerlastern vorbei muss und
dabei eine Weile mit Blindheit geschlagen ist.
In Delitzsch kommen wir gut unter und machen uns sogleich auf zum
Bahnhof, um nach Leipzig zu fahren. Zum Glück haben wir einen
Schirm von Camel dabei, der ist groß genug für uns zwei.
Aber nicht mehr lange. Denn in Leipzig noch im Hauptbahnhof explodiert
er geradezu beim neuerlichen Aufspannen. Danach lässt er sich nur
mit Gewalt wieder zusammenfalten und kann schließlich dem
nächsten Papierkorb anvertraut werden. Nun also Leipzig kennen
lernen, bei strömendem Regen, ohne Schirm und Stadtplan. Einen
Schirm können wir dann erwerben, für 5 €. Den Regen
können wir aber nicht abstellen. Immerhin finden wir die
geschichtsträchtige Nikolaikirche,
wo sich die Vorgeschichte der Wende und schließlich
Wiedervereinigung angebahnt hat. Viel weiter kommen wir nicht, trinken
in einem Arkadencafe ein Schokoladengetränk in Gesellschaft von
verzausten und frierenden Spatzen und schlottern dann zum Bahnhof
zurück. Das war unser Besuch in Leipzig. Wir glauben, da muss man
dann doch noch einmal hin.
Am Mittwoch lassen wir uns um 6.30 wecken, genießen das
Frühstück und werden pünktlich am Flughafen abgeliefert.
Der Flug verläuft planmäßig, gegen Mittag kommen wir
auf Malta an. Auf der Zufahrt zu unserem Hotel Cavalieri sehen wir dieses schon
von weitem auf einer Landzunge an der Spinola
Bay. Aber dort werden wir
nicht abgeliefert. "Boss hat gesagt: Golden
Tulip Vivaldi" versichert der Fahrer. Beim Einchecken sagt man
uns, das sei nur vorläufig für die 4 Tage bis Sonntag. Was
soll man da machen? Es wird uns der Weg zu unserem Zimmer erklärt:
mit dem ersten Fahrstuhl auf Etage 1 fahren, dann ist man eigentlich
auf Etage 3. Nach einem langen Gang mit dem zweiten Fahrstuhl wieder
auf Etage 1 fahren, da ist dann das Zimmer 1160. Beim Rückweg muss
man mit dem ersten Fahrstuhl Etage 3 drücken, beim zweiten Etage
0. Oder so ähnlich, bis zuletzt haben wir das nicht richtig
kapiert.
Mehr oder weniger ungehalten machen wir uns auf zum Hotel Cavalieri,
das ist zu Fuß zu erreichen. An der Rezeption veranstalten wir
unsere Protestaktion. Es wird der Reservation Manager herbei gerufen.
"Setzen sie sich, was wollen sie trinken?" Das Hotel sei
überbucht, das Vivaldi sei uns als Ausweichquartier zugeteilt
worden. Aber eine Kompensation sei auch vorgesehen, eine
Besichtigungsfahrt auf Kosten des Hotels oder dgl. Nachher war es die
Getränkerechnung für 3 Tage, indem man uns etliche Pint Bier
umsonst trinken ließ. Nun sind wir einigermaßen
beschwichtigt. Ab Sonntag werden wir dann in diesem Hotel einziehen. Am
Abend erscheint auch der für uns zuständige
Reiseleiter im Vivaldi, mit dem wir die ganze Sache noch einmal
diskutieren. Der
Fehler liegt beim Cavalieri, die mauscheln da irgendwie herum.
Zumindest ist gesichert, dass wir am nächsten Tag für die
erste Besichtigungstour auch hier abgeholt werden.
Donnerstag, Mosta, Mdina
Nach einem weniger erbauenden Frühstück - das Abendessen war
auch nicht so gut - werden wir pünktlich abgeholt. Weiter
Gäste müssen noch eingesammelt werden, dabei lernt man gleich
den für die kleine Insel Malta erstaunlich dichten Verkehr auf den
Straßen kennen. Und außerdem gibt es hier noch den
Linksverkehr als Reminiszenz der englischen Kolonialzeit. Zuerst wird
schließlich der botanische Garten von St. Anton angefahren. Dort
gibt es erstaunlich dicke Gummibäume und stattliche Palmen. Malta
ist infolge Wassermangels und Bodenerosion sonst eher arm an Vegetation
und die Landwirtschaft nur mühsam möglich. Man sieht sehr
viele Anpflanzungen von üppigen Feigenkakteen, die wie eine Hecke
Schatten und Windschutz bieten. In dem Gelände des botanischen
Gartens liegt auch der San Anton Palast, in dem sich der maltesische
Staatspräsident aufzuhalten pflegt. Aber damit haben die Besucher
nichts zu tun.
Es geht weiter in die Stadt Mosta, der größten Stadt im
Inneren der Insel. Dort befindet sich die drittgrößte
Kuppelkirche Europas, doch das ist umstritten. Laut Google ist der Rang
der drittgrößten Kuppelkirche an St. Blasius, St. Blasien im
Schwarzwald vergeben. Da muss noch einmal nachgemessen werden. Im
letzten Krieg ist auch hier ein Wunder geschehen, als
während eines Gottesdienstes eine deutsche Fliegerbeombe die
Kirchenkuppel durchschlug, aber beim Aufprall nicht detonierte. Die
geflickte Durchschlagstelle kann man noch heute sehen.
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Während man dort so herum fotografiert, stelle ich erschreckt
fest, dass die Batterien der Kamera sowie die Ersatzbatterien ihren
Geist aufgegeben haben. Aber um die Ecke ist ein Laden, da kann Ersatz
beschafft werden. Wir fahren weiter zu einem sog. Handwerkerdorf (Craft
Village). Da werden Filigranarbeiten angeboten, das sind u.a. winzige
Malteserkreuze, die mit der Pinzette gefertigt und zu Halsketten oder
Armbändern verarbeitet werden. Ein echtes Augenpulver! Da muss man
der Ehefrau immer eng auf den Fersen sein, eine Hand immer am
Portemonnaie. Gleiches gilt für die folgende Station, wo es um
kunstvolle Glaserzeugnisse geht. Einige Glasbläser lassen sich
beim Schwitzen und Pusten zugucken. Und einige Mitreisende erscheinen
doch mit frisch gefüllten Einkaufstüten, das ist ja auch der
Sinn der Sache. Im übrigen ist dieses Craft Village früher
mal ein Flugplatz gewesen, heute dienen die ehemaligen Hangars als
Werkstätten.
Während der bisherigen Fahrt sahen wir schon die ganze Zeit einen
malerischen Ort auf einem Bergrücken thronen. Das ist die
ehemalige Hauptstadt Mdina. Bis in die Zeit vor 1530 war dies der
sicherste Ort vor Piraten, Türken- oder anderen Angriffen. Als die
Johanniter (auch Malteser genannt) in jener Zeit nach Malta kamen,
verlegten sie ihren Hauptsitz ans Meer und es entstand die neue
Hauptstadt, das heutige Valletta. Der Ort Mdina wirkt auf uns wie eine
Art Freilichtmuseum, außer Touristenströmen herrscht kein
Leben auf den Straßen.
So mancher Palazzo mag unbewohnt sein.
Gleich hinter dem Eingangstor befindet sich das Nunnery of St. Benedict. Dort
leben noch Nonnen in strikter Abgeschiedenheit, nur alle paar Jahre mal
dürfen sie das Kloster verlassen - oder wenn gerade Wahlen sind.
Wir versammeln uns vor der Kathedrale und werden für zwei Stunden
zum Mittagessen entlassen.
Zwei Stunden muss man erst mal rumbringen. Wir setzen uns auf eine Bank
mit Aussichtspunkt, wo einem der Norden der Insel "zu Füßen
liegt". In der Ferne erkennen wir auch den Portomaso Tower, das einzige
Hochhaus der Insel mit 28 Stockwerken und 98 m Höhe. Weniger weit
entfernt, sozusagen auf Armlänge, erscheinen zwei junge Russinnen.
Die eine hat ein hautenges Kleid an und atemberaubende Kurven darunter.
"Die kriegt es später mal mit dem Rückgrat" sage ich
vorsorglich zu meiner Ehefrau. Außerdem lauern im Hintergrund
schon zwei Gefährten mit Sonnenbrillen, Goldkettchen und Rolex.
Mit der Pferdekutsche fahren sie davon. Dann begeben wir uns zwei Ecken
weiter zu den Fontanella Tea Gardens,
denn dort gibt es Toiletten.
Doch nun wollen wir uns für den Rest der Zeit kulturell
anständig benehmen und buchen die Tickets für "Mdina Museum and Cathedral". Da
geht es zunächst durch ein weitläufiges Museum angefüllt
mit silbernen Kostbarkeiten, Kelchen, Monstranzen oder was das sonst
alles sein soll. Gemäldegalerien mit Portraits einst wichtiger
Männer, nun hängen sie da herum. Als wir die Kathedrale
betreten, wissen wir, was aus ihnen geworden ist. Nun ruhen sie unter
prächtig ausgeschmückten Marmor-Grabplatten, die den Boden
des ganzen Kirchenschiffs bedecken.
Die übrige Pracht dieses sakralen Bauwerks sollte man einem
Reisführer entnehmen, mit dem Fotoapparat ist da nicht viel
auszurichten. Und mit der Erinnerung auch nicht.
Schließlich ist die Reisegruppe wieder versammelt und macht sich
trotz ein wenig Regen zu Fuß auf den Weg in die Nachbarstadt Rabat. Diese Stadt erfreut sich
noch eines regen Lebens im Gegensatz zu Mdina. Die Hauptattraktion hier
sind die unterirdischen Katakomben mit der Paulusgrotte, wo der Apostel
Paulus nach einem Schiffbruch an Maltas Küste angeblich 3 Monate
von den Römern gefangen gehalten wurde. Im April diesen Jahres hat
sogar der Papst Benedikt XVI. die Grotte besucht und sich zu einem
stillen Gebet zurück gezogen. Als wir gleichsam einen Seitenraum
betreten, gibt es einen großen Schrecken, denn da steht eine
gänzlich in sich versunkene Frau und lässt sich von nichts
stören. Da streben wir lieber dem Ausgang zu. Damit ist auch die
heutige Tour beendet und alle werden wieder in ihre Hotels gebracht.
Fortsetzung Reisebericht
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