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Sonntag, 30.4.

Das Träumen hat sich gelohnt, ein strahlend blauer Himmel am Sonntagmorgen, das ist es doch! Weil unsere Palmenterrassen am Pool erst ab 11 Uhr Sonne bekommen, machen wir den Morgenspaziergang hinauf zur Cala Fornells. Dazu muß man am Ende der Bucht von Paguera am Hotel Mar y Pins (Meer und Pinien) eine Treppe hinaufgehen. Oben hat man schon mal einen schönen Blick auf Paguera und weiter hinten im Land der Galatzo, der ist etwa so hoch wie unser Brocken im Harz, erhebt sich aber freistehend von Meereshöhe und wirkt schon imposant - bei mir jedenfalls, man spricht auch von dem "Matterhorn" Mallorcas. Heidi ist da weniger beeindruckt und ist froh, daß wir die Treppe bewältigt haben.

Das erste Anwesen auf der Höhe von Cala Fornells ist ein riesiges Hotel, von oben sieht es aus wie eine ARAL-Tankstelle, von der Seeseite wie eine balkonbestückte Streichholzschachtel. Hier hat man eine riesige Sünde begangen. Was dann folgt, ist nämlich ein architektonisches Kunstwerk, im ersten Mallorcabericht ist es schon beschrieben. Der Architekt dieser Anlage ist sonderbarerweise ein Russe, der eine Bauweise realisiert hat, die spanischer nicht sein könnte, vielleicht auch schon orientalisch. Es ist alles verwinkelt, ineinandergeschachtelt, im Zickzack führen da Treppen hindurch, überall liebevoll angelegte Vegetation, üppig blühende Rankengewächse, alle Arten von Kakteen.

Die Siedlung Cala Fornells

Andererseits ein Ghetto, wer hier wohnt, will wohl ungestört sein. Bei den Namensschildern liest man immer nur Nummern, 1-17 oder A4-B7 heißen die Leute hier. Die meisten heißen PRIVADO, wenn's hoch kommt auch schon mal "Se Vende" oder "For Sale". Nur einer heißt ganz frech: Klaus Drews. Ein anderer Schroeder.

Wir landen dann, wo wohl, an unserem Pool, zum Glück ist die Schneider-Connection voll aktiv. Heute geht es um die Klimaanlage in einem Cabrio, einer Zigarre mit 1000 PS, das ist wohl ein Schnellboot, was sich in der Karibik einer gewissen Beliebtheit erfreut. Ich gebe zu, alles versteht man ja vielleicht nicht richtig, wenn einem selber die Augen schon fast zufallen, und wenn die drei die Köpfe zusammenstecken, wird es noch schwieriger. Es geht dann noch um eine Schmucktransaktion, Provision und was so bei Geschäften bedacht werden muß.

Als die Zigaretten bei den wichtigen Erörterungen ausgehen, bietet sich der weibliche Part der drei an, für Nachschub zu sorgen. Rudi, so heißt der vermeintliche Schneider, sagt dann erstaunlicherweise: Bring FORTUNA mit, die sind billiger. Muß es einen da wundern, daß ich mir bei meinem regungslosen Liegen in der Sonne eine bedenklich rote Haut eingefangen habe?

Nach dem Abendessen sitzen wir noch mit unseren Tischgenossen zusammen und lassen uns eine Geschichte erzählen: Da laufen ein paar Typen auf der Straße rum mit so Rubbellosen, da kann man was gewinnen. Das geht meistens auch ganz plötzlich, so hat unsere Freu B. neulich glatt zwei Wochen Urlaub auf Mallorca gewonnen. Die Gewinnüberbringer sparen nicht mit Glückwüschen und bieten sogleich an, mit einem Taxi - alles auf ihre Kosten - den Ort der Traumreise zu besichtigen. Das geht dann so ein paar -zich Kilometer in irgendein Kaff, wo eine Apartment-Anlage zu besichtigen ist. Dann kommt man natürlich auch zur Sache, ein Apartment ist für DM 80.000 zu erwerben. Im Kleingedruckten steht dann irgendwo, daß das erworbene Apartment nicht als Eigentum zu verstehen ist, sondern nur ein zweiwöchiges Nutzungsanrecht p. Jahr damit verbunden ist.

Um diesen Kameraden dann wieder aus den Fängen zu geraten, verzichtet man wohl auch schon mal auf den gewonnenen Urlaub und ist froh, wenn man wieder an seinen Ausgangsort zurückgebracht wird.

Da in der Bar heute kein Programm aufgelegt ist, verbringen wir den Abend mit zwei Flaschen Mallorcawein auf dem Balkon. Heute wird unsere Aufmerksamkeit durch die Aktivitäten div. Hunde gefesselt. Zwei davon, etwa dackelartige Geschöpfe, haben das Straßenleben fest im Griff, was durch lautstarkes Gekläffe dokumentiert wird.


Blumen vor Bauruinen

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