Madeira, Santa Cruz

17.3. - 31.3. 2011

Planung und Anreise

Nach einem langen, grauen und kalten Winter sehnt man sich dann doch wieder nach Sonne und farbenfrohen Landschaften. Gut ist, wenn man dann jemanden kennt, der in einem Reisebüro beschäftigt ist. Das ist unsere Freundin Ilona in Goslar, die auch schon unsere Chinareise  vor einiger Zeit organisiert hat. Diesmal schickt sie uns drei Vorschläge, einer davon das Hotel Santa Catarina in Santa Cruz auf Madeira. Bevor man sich entscheidet, guckt man heutzutage im Internet nach, z.B. unter Holidaycheck. Das Hotel ist nicht so ein Riesenkasten mit 40 Zimmern und liegt auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerrohrmühle. Gleich neben dem Hotel befindet sich allerdings eine Autobahnbrücke, laut Gästeaussagen ist das aber nicht so störend. Also entscheiden wir uns dafür, nach Madeira, der Blumeninsel, dahin wollten wir ja schon immer mal. Der Reiseveranstalter nennt sich Vtours und ist uns weniger bekannt, aber Buchung, Bezahlung usw. das klappt alles reibungslos.

Am Tag der Abreise müssen wir den Wecker auf 2 Uhr in der Nacht stellen, pünktlich holt uns kurz darauf der Nightliner bzw. Bus-zum-Flug Service vor der Haustür ab. Am Flughafen in Hannover gilt es dann die zwei müden Stunden bis zum Abflug zu überstehen. Es dauert noch ein bisschen länger, weil mitgeteilt werden muss, dass der vorgesehene Flieger aus technischen Gründen nicht flugfähig ist. Zum Glück hat man das noch am Boden festgestellt. Ein Ersatzflieger steht schnell bereit, es geht zunächst nur bis Nürnberg, wo die Fernflüge von Air Berlin starten. Der Flug nach Madeira dauert ca. 4 Stunden. Wir haben genügend Kreuzworträtsel und Sudokus dabei, da vergeht die Zeit ganz angenehm. Und auch den obligatorischen Tomatensaft dürfen wir genießen.

Mittags landen wir auf Madeira, da ist es gar nicht mal so viel wärmer und der Himmel ist bedeckt. Aber das wird sich noch ändern. Wir werden vom Veranstalter schon erwartet. Der Transfer zum Hotel dauert dann gerade einmal 5 Minuten, weil der Flughafen gleich nebenan ist. Wir bekommen ein schönes Zimmer mit Balkon, von wo aus immer viel zu beobachten ist, wie sich zeigen wird. Aber die Koffer werden gar nicht erst ausgepackt, sondern wir ziehen gleich los zu einem Erkundungsgang. In dem Ort Santa Cruz gibt es eine nette Kirche und drum herum kleine Gässchen, schließlich eine Markthalle mit einer interessanten Fischabteilung. Am Meer entlang hat man eine schöne Promenade angelegt, was fehlt, ist ein Strand, hier gibt es nur grauen Kies, und das gilt wohl für die ganze Insel. Direkt am Meer liegt das erste Haus am Platze, das Hotel Vila Gale. Dort gibt es auch Toiletten - alles Marmor -, na umso besser. Wir nehmen auch einen Flyer mit, damit man denkt, wir kommen bald wieder.

Schließlich finden wir auch den Supermarkt, vom Hotel aus besonders gut zu erreichen, wo man sich für den Abend ein paar Bierchen oder eine Flasche Wein besorgen kann. Meine bevorzugte Biersorte wird ein Bavaria Bier aus Holland sein, das einem aufgrund der Prozente leicht zur nötigen Bettschwere verhilft. Heidi wird sich mit der einen oder anderen Sorte Rotwein abplagen nach der Devise "Sauer macht lustig". Zurück im Hotel werden die Koffer soweit ausgepackt, bis wir die sommerlichen Kleidungsstücke und Badetücher erwischen. Dann geht es erst mal an den Pool in die Sonne, denn es ist noch früher Nachmittag. Zwei Liegen sind besetzt, weitere gibt es zunächst nicht, da kann man ja gar nicht belegen. Es zeigt sich aber, dass in einem offenen Abstellraum Liegen gestapelt sind, und da kann man sich zwei herausholen. Später kommt noch ein englisches Paar, genauso ratlos, denen kann man dann einen Tipp geben. Als Dank wird uns später ein Schälchen Chips überreicht. "So many thanks" sagt man dann und "No problem" wird geantwortet.

Um 19 Uhr ist das Abendessen (Dinner) angesetzt. Wir haben Halbpension gebucht, "Half Board", wie uns die Bedienung belehrt. Hier gibt es nun kein Buffet, sondern zur Auswahl zwei Vorgerichte, Hauptgerichte und einen Nachtisch. Ein Speiseplan in portugiesisch und englisch gehalten gibt Aufschluss, um was es sich dabei handeln mag. Später ist man auf den Trick gekommen, dass es ein Lesezimmer mit einem PC gibt, dort eine Internetverbindung besteht, sodass man die Speisekarte notfalls übersetzen kann. Perch heißt Barsch und Hake heißt Hecht zum Beispiel. Für den ersten Eindruck begnügen wir uns mit einer Erbsensuppe, die allein schon eine Mahlzeit ausmachen würde. Danach werden drei Schnitzel mit reichlichen Beilagen aufgetischt. Nun mag man ja möglichst wenig zurückgehen lassen und vertilgt, was man kann. Aber das ist einfach zu viel. Schon mit Bäuchlein angereist, was soll dann daraus werden? Heidi besteht fortan auf reduzierten Portionen, und das klappt auch.

Der Rest des Abends gestaltet sich kurz, eine SMS oder eine Email nach Hause, zwei Schluck Bier oder ein Glas Wein? Aber die Koffer sind ausgepackt und  um 21 Uhr ist bei uns Schicht im Schacht.

Samstag: Westtour

Ein Reiseveranstalter, der etwas auf sich hält, bietet auch immer einen Begrüßungstermin an, und das ist in diesem Fall in Person einer Dame namens Liliana. Man kennt das schon, da werden einem meistens recht teure Rundfahrten und andere Unternehmungen angeboten. Heute ist die erste Frage: "Werden sie auch satt?". Das kann man schon mal uneingeschränkt bejahen. Unsere Liliana hat das Herz und das Mundwerk auf dem rechten Fleck, das merkt man gleich. Und die in Frage kommenden Bustouren würde sie selbst leiten, also sind wir schnell dabei, die Westtour schon morgen, die Osttour dann am Dienstag. Ob die Touren mehrsprachig seien? "Nein, nur in Deutsch, Engländer kommen mir nicht in den Bus. Wenn man da einen Witz macht, lachen die erst eine halbe Stunde später". Etliche Scheine müssen wir nun dafür hinblättern, aber wann gönnt man sich sonst schon mal die Insel Madeira.

Damit wir früh genug wach sind, müssen wir den Weckdienst an der Rezeption bemühen, und das klappt auch prima. Wir können gerade noch das Frühstück vor der planmäßigen Zeit zu uns nehmen, dann ist der Abholdienst auch schon da. Der bringt uns in Richtung Funchal zu einem Sporthotel in Canico. Dort holt der Bus uns und weitere Gäste ab. Liliana ist auch schon dabei, und in Funchal werden eine Menge Leute zugeladen, sodass der Bus fast voll wird. Wir fahren zunächst zu einem Aussichtspunkt oberhalb des Küstenortes Camara de Lobos. Da bietet sich ein reizvoller Blick hinunter, aber auch auf die locker besiedelten Berghänge mit den typischen Terrassenfeldern, auf denen man Bananen, Zuckerrohr, Kartoffeln und andere Früchte anbaut. Kartoffeln kann man auf einem Feld viermal im Jahr ernten - so wird berichtet.

Die nächste Station ist das Cabo Girao, mit 590 m die zweithöchste Steilklippe der Welt. Das höchste Steilkap der Welt liege in Malysia, heißt es. Der Blick hinunter ist atemberaubend und das Schutzgeländer nicht gerade hoch. "Wie viele springen denn das so runter?" wird gefragt. "Gar nicht so viele, weil man unterwegs aufstölzt". Das mögen viele nicht und suchen sich lieber ein anderes Kap. Damit das Gruseln noch gesteigert werden kann, plant man eine Aussichtsplattform mit gläsernem Boden, soviel hat man vielleicht von jenem Skywalk im Grand Canyon, Arizona, gelernt. Ein großes Restaurant ist wohl auch in Planung, die Baustelle ist schon da.

Nach diesem Abenteuer geht es weiter auf kurvenreichen Bergstraßen hinunter nach Ribeira Brava (Wilder Fluss), einem Küstenstädtchen. Aus den Medien hatten wir erfahren, dass im Februar 2010 ein Unwetter die Insel heimgesucht hat, über 40 Tote gab es zu beklagen, entfesselte Wassermassen und Erdrutsche verwüsteten etliche Gegenden. Hier wurde eine Brücke weggerissen, von der man nur noch die Reste sieht. Dabei ist der heute eher mickerige Fluss von meterhohen Mauern eingefasst. Eine neue Flussüberquerung ist inzwischen gebaut worden, über die man in das Ortsinnere gelangt. Eine hübsche Kirche und enge Gässchen, aber auch unübersehbare Bausünden. Seit Beitritt von Portugal zur EU sind reichlich Mittel zum Ausbau der Straßen geflossen. Man hat unzählige Tunnels geschaffen, durch die die Verkehrsanbindung ehemals entlegen gelegener Orte sich entscheidend verbessert hat. Dadurch hat natürlich auch die Bauwut mancherorts zugenommen.

Die Weiterfahrt führt in das Landesinnere, durch ausgedehnte Eukalyptuswälder, die hier eigentlich nicht heimisch sind. Das Holz ist auch eher minderwertig und dient mehr dem Heizen und als Baumaterial. Die eigentlichen Urwälder der Insel werden wir später kennen lernen. Nach langer Anfahrt erreichen wir die Hochebene Paul da Serra auf ca. 1400 m Höhe. Hier gibt es eine Kolonie von Windrädern, aber auch mehr oder weniger unverfälschte Natur. Weite Flächen sind mit Ginster oder Stechginster bewachsen, wobei letzterer schon blüht. Noch vor nicht länger als einer Woche habe es einen Wintereinbruch mit viel Schnee gegeben, das waren die Straßen unpassierbar und die Leute eingesperrt - wie Liliana sich ausdrückt. Das schlimmste sei gewesen, dass es in den Läden keine elektrischen Heizgeräte mehr gab, die waren alle ausverkauft. Heute haben wir aber großes Glück mit dem Wetter und eine gute Aussicht. Unten in einem Tal liegt der Ort Rabacar, in dessen Umgebung sich die bekannten 25 Quellen inmitten einer grünen Hölle befinden. Dort haben viele Levadas, das sind in Stein gefasste Wasserrinnen zur Feldbewässerung, ihren Anfang, die gesäumt von schmalen Pfaden und mit geringer Neigung beliebte Wanderrouten darstellen. Auch hier oben befindet sich ein Wasserreservoir und ein Beobachtungsturm mit nebenstehender Antenne, womöglich falls Madeira einmal militärisch bedroht werden sollte.

Auf der Weiterfahrt geraten wir überraschend plötzlich in dicke Nebelschwaden, man kann kaum mehr die Straßenmarkierung erkennen. Da taucht mitten auf der Straße auch noch eine dahintrottende Kuh auf. Unser Fahrer kann gerade noch ausweichen, hoffentlich haben das andere der Kuh zuliebe auch noch geschafft. Entlang ausgedehnter waldbestandener Täler fahren wir hinunter zur nördlichsten Spitze der Insel mit dem Ort Porto Moniz. Dort werden wir das Mittagessen einnehmen. Das besteht aus einem Gericht des berühmten Degenfisches (Espada), der in bis zu 1000 m Tiefe im Atlantik lebt. Der wird mit langen Angelschnüren zahlreich gefangen und gilt gleichsam als Nationalgericht. Das Gericht ist auch entsprechend wohlschmeckend. Nach dem Essen dürfen wir einen Rundgang durch die Attraktion des Ortes, die natürlichen Lavabecken, machen. So natürlich ist das ganze nicht mehr, denn man hat die Wege betoniert und mitten hinein ein nicht gerade ansehnliches Restaurant gesetzt.

An der Nordküste der Insel geht die Weiterfahrt durch viele Tunnels, die wie schon erwähnt das Fortkommen entscheidend erleichtern. Die alte ehemalige Straße ist teilweise noch zu erkennen, die hat sich auf abenteuerliche Weise um die steilen Bergflanken herum gewunden. Liliana erzählt uns lustige Anekdoten, wie man früher auf dieser Route die Gäste verängstigen konnte. "Huijuijui" oder so hätten die geschrieen, wenn der Bus zuweilen bei Gegenverkehr hart am Abgrund rückwärts setzen musste. An den Berghängen sieht man auch einige Wasserfälle, an dem bekanntesten, dem Brautschleier steigen wir für ein paar Fotos aus. Auch in dem Ort Sao Vicente werden wir für einen Rundgang ausgeladen. Wie man lesen kann, ist hier in den 80er Jahren alles renoviert worden, das wirkt eher steril. In der Kirche gibt  es einige hübsche Kacheldarstellungen. Interessant wäre in diesem Ort eine Lavahöhle, Grutas de Sao Vicente,, für deren Besichtigung reicht die Zeit nicht.

Abschließend führt die Rückfahrt über den Encumedea Pass, 1007 m. Tatsächlich reißt die Wolkendecke einmal auf, als wir oben sind. Nach einer kurvenreichen Abfahrt ist man aber auch wieder froh, auf Küstenniveau anzukommen, von wo man auf der Schnellstraße bald wieder Funchal erreicht. Von Canico bringt uns ein Taxi wieder zurück, aber wohl in Gedanken versunken will uns der Fahrer am Flughafen abliefern. Allerdings haben wir unsere Rückflugtickets gar nicht dabei. Da lassen wir uns lieber in Santa Cruz vor unserem Supermarkt absetzen.

Dienstag: Osttour

Von den beiden Ruhetagen zwischen beiden Touren ist nichts aufregendes zu berichten. Im Hotel kann man sich auf einem Grabbeltisch im Leseraum mit Lesestoff versorgen. Heidi belässt es bei Uta Danella, aber ich finde eine Traumlektüre: The Man who Cycled the World von Mark Beaumont. Das Buch beschreibt, wie jener Mark im Jahre 2007/2008 einen Weltrekord für das Guiness Buch im einmal um die Weltfahren in 195 Tagen aufgestellt hat. Nachdem das Buch ausgelesen ist (ein paar Tage später) und man alles mit durchlitten hat, kann man in Internet nachlesen, dass der Rekord danach noch dreimal unterboten wurde. Der Rekord steht jetzt bei 164 Tagen, also nur zu, wer es versuchen will!

Zum Radfahren auf Madeira ist zu sagen, dass wir keinen Fahrradverleih gesehen, uns aber auch nicht erkundigt haben. Wenn auch landschaftlich einzigartig - sofern das Wetter mitspielt, so ist es natürlich eher was für engagiert Bergenthusiasten. Wir haben es uns lieber am Pool bequem gemacht, wo wir meistens die einzigen Gäste waren. Da reichen die 8 Liegen vollkommen aus und man braucht sich um das rechtzeitige Belegen nicht zu kümmern.

Am Dienstag werden wir wieder nach Canico abgeholt, wo uns der Bus als letzte Gäste aufnimmt. Damit sitzen wir diesmal weiter hinten. Unsere Liliana ist heute nicht so gut drauf, ihre Schwester wartet heute auf die Geburt ihres Kindes, da ist die Stimmung etwas angespannt. Das erste Ziel ist heute der Ort Camacha, ein Zentrum der Korbflechterei. Man kann durch die Werkstätten und Ausstellungsräume wandeln, so viel ist da nicht zu sehen. Nebenan steht eine ultramoderne Kirche. Wir lassen uns auf einem Platz in der Sonne nieder. Wie einem Gedenkstein zu entnehmen ist, hat hier im Jahre 1875 das erste Fußballspiel auf portugiesischem Boden stattgefunden. Über die damalige Technik, Taktik und das Resultat ist nichts bekannt.

Von Camacha geht es direkt hinauf in die Berge bis zum Pico do Aeeiro, 1818 m. Da ist ein großer Busparkplatz auf einer schiefen Ebene, so mancher kommt da beim Aussteigen nicht so recht klar und driftet leicht abwärts. Zum Schutz für den Frieden auf Madeira hat man hier auch eine Radarstation eingerichtet. Über ein paar Treppen kann man den Aussichtsgipfel erreichen, von wo man eine grandioses Panorama der nahen zerschrundenen Nachbargipfel hat. Das Gestein ist vulkanischen Ursprungs und von verwitterten Lava-Adern und Magma-Schichten durchsetzt. Hier oben ein solches Wetter mit klarer Fernsicht anzutreffen, ist für jeden Fotobesitzer ein Glücksfall. Nachdem all wieder in den Bus gestolpert sind, geht es hinunter nach Ribeiro Frio, einer Forellenzucht. In verschiedenen Becken werden die Forellen, nach Größe sortiert, herangezüchtet. Die größten dabei erwartet natürlich ein nicht so verheißungsvolles Schicksal. Am Ende fragt man sich doch, warum hier so viele Busse herfahren.

Es folgt eine lange Abfahrt, nun zunächst durch die Reste der ursprünglichen Lorbeer-Urwälder. Heute sind sie streng geschützt, weil sie auch ihren Zweck als wichtiges Wasserreservoir erfüllen. Weiter unten wird wieder Landwirtschaft betrieben. Überall gibt es die typischen Terrassen, die z.T sehr unzugänglich sind. So werden viele davon heute nicht mehr genutzt, Anbau und Ernte sind zu mühsam geworden. Es wird gesagt, dass der Import von Früchten und Gemüsen preiswerter kommt, als der eigene Anbau. Während der Fahrt zeigt Liliana immer wieder exotische Büsche und Bäume mit eigenartigen Früchten, deren Namen sich kein Mensch merken kann. Angekommen an der Nordküste geht es durch einen langen Tunnel. Und was dahinter ist, das ist schlechtes Wetter: alles vernebelt. Damit sind wir in Santana, wo es das Mittagessen gibt.

In Santana gibt es nun noch jene kleinen strohgedeckten Häuschen, die nur aus Dach bestehen. Für die Besucher hat man einige davon hergerichtet und bereitgestellt. Die private Nutzung findet wohl nicht mehr statt, das ist viel zu eng da drinnen und die Pflege eines echten Strohdachs ist zu kostspielig. Der Bus fährt nun auf der gewundenen Küstenstraße über Faial am berühmten Adlerfelsen, Penha de Aguia, 580 m, vorbei. Von dem ist aber heute nicht viel zu sehen, er hat sich gleichfalls eingenebelt. Wir werden später eine andere Gelegenheit nutzen, um ihn besser ins Bild zu bekommen. Wir fahren vorbei an Porto da Cruz und auf schöner Strecke nach Machico. Dort gibt es einen Aussichtsberg, Pico de Facho, 322 m. Der Bus windet sich hinauf und hat dort oben kaum eine Möglichkeit zu wenden. Irgendwie klappt es aber. Wir genießen dafür die Aussicht aus der Vogelperspektive auf die Stadt Machico und den nahegelegenen Flughafen.

Damit sind wir bald wieder in Santa Cruz angelangt und werden als erste ausgeladen. Hier ist anscheinend ein Sonnenloch, und so gibt es noch die Gelegenheit, am Pool auszuspannen.

Drei (kleine) Wanderungen

Wenn man von unserem Balkon auf den gegenüberliegenden Berghang schaut, hinter dem immer die Flieger im Landeanflug auftauchen, so fällt einem eine Straße auf, die wie eine Rampe genau auf dem Grat schräg bergauf führt (Camino do Estreito). Als ich also genügend "poolgeschädigt" bin, breche ich zu einem Erkundungsgang auf. Dazu muss man gleich hinter dem Supermarkt vorbei an der Feuerwehr, die heißen hier Bombeiros, rechts hinauf laufen. Es geht dann immer geradeaus immer gleichmäßig bergauf. Schon bald hat man eine immer besser werdende Aussicht auf den Ort und die Umgebung. Auch in den Gärten gibt es allerlei zu bestaunen. Schließlich ist man  ziemlich oben und hat weitere Ansiedlungen an den Berghängen voraus vor sich. Leider fallen ein paar Regentropfen, da kehrt man besser um. Wäre aber nicht nötig gewesen, eine Stunde später scheint wieder die Sonne.

Ein weiterer verheißungsvoller Weg scheint zu sein, an dem Fluss Ribeira da Santa Cruz das Tal aufwärts zu erkunden. Hier ist wie überall eine interessante Vegetation. Da man damit rechnen muss, dass dieser Weg bald endet, ist man nach jeder Kurve über eine Fortsetzung froh. Aber dann sind es wohl kaum 2 km, da endet der Weg bei den letzten Anwesen des Tales. Dahinter kommt bestimmt noch eine Schlucht oder so was, aber das ist dann nicht mehr zugänglich. Also wieder umkehren, das war dann nur ein kurzer Spaziergang, aber ein paar schöne Fotos hat es doch gebracht.

Machen wir noch einen dritten Gang. Nicht weit von unserem Hotel führt eine steile Straße nach oben, da muss man sich die Schritte einzeln überlegen, damit man nicht aus der Pust kommt. Man erreicht dann eine Straße und wenig später einen Aussichtspunkt direkt über unserem Hotel bzw dem Straßentunnel darüber. Von dort wandelt man auf der Rampa do Miradouro wieder hinab in den Ort. Hier kommt ein weiteres Flüsschen von oben, das ist ganz mit blühenden Bougainvilleas überwachsen. Unten quaken die Frösche.

Funchal, Machico, Porto da Cruz

Eine Fahrt mit dem Linienbus nach Funchal ist Pflicht, zumal sich die Bushaltestelle vor der Haustür befindet. Die aushängenden Buspläne sind kompliziert, die muss man erst einmal studieren. Wenn man sie verstanden hat, bieten sie hervorragende Informationen, weil auch verzeichnet ist, woher und wann die Busse kommen. So kann man an Ort und Stelle gleich die Rückfahrt mit einplanen. In ca. 20 Minuten ist man dann in Funchal, der Bus hält nur einmal unterwegs. Als erstes sehen wir ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegen, das ist die MSC Splendida. Das Schiff ist erst 2009 fertig gestellt worden und kann fast 4000 Passagiere aufnehmen. Deswegen herrscht hier, und besonders in der Markthalle Mercado dos Lavadores ein ordentliches Gedränge. Dort sind üppige Blumenstände, eine große Fischhalle, wo man das Gruseln kriegen kann, sowie allerhand Früchte- und Gemüsestände. Wir bummeln noch ein wenig herum, verzichten aber auf die obligatorische Fahrt hinauf nach Monte, der Besichtigung der dortigen Gärten und Parks sowie einer Holzkufenschlittenfahrt hinunter. Das überlassen wir den Kreuzfahrern. Nach etwas Hin und Her finden wir die richtige Bushaltestelle, da kommt auch schon ein Bus und schon sind wir wieder zurück, um uns unseren Lektüren zu widmen.

An einem anderen trüben Tag fahren wir mit dem Bus in die andere Richtung in die Nachbarstadt Machico.Hier kann man schön herumbummeln. Auf der einen Seite des Ribeira do Machico, das ist wieder ein Fluss, befindet sich das ehemalige Fischerviertel mit einem Platz unter riesigen Lorbeerbäumen. Am interessantesten ist, am Fluss entlang zu laufen, von wo man in schöne Gärten sehen kann. Es finden sich wieder einige exotische Pflanzen und Früchte, deren Namen wir meistens nicht kennen. Im übrigen ist die Stadt stark von modernen Bauten geprägt, da ist man mit dem Rundgang schnell fertig. Um uns die Zeit bis zur Rückfahrt zu vertreiben, setzen wir uns noch in ein Straßencafe vis a vis von der dreieckigen Festungsanlage Forto de Nossa  Senhora deo Amparo. Die Anlage ist leider geschlossen, vielleicht weil Samstag ist. Als wir wieder zurück in Santa Cruz sind, scheint wieder die Sonne. Ein weiteres deutsches Ehepaar in unserem Hotel, mit dem wir nach und nach ins Gespräch kommen, fährt täglich mit dem Leihwagen irgenwo hin. Sie berichten meistens von schlechtem Wetter. Nach unseren Erfahrungen ist Santa Cruz also ein Sonnenloch, aber da übernehmen wir keine Garantie.

Am letzten Tag vor unserer Rückreise unternehmen wir wetterbedingt eine weitere Busfahrt nach Porto da Cruz. Hinter Machico ist man durch einige Tunnels schnell am Ziel. In dem Ort hat man auch eine schöne Promenade angelegt. Man kann um eine vorgelagerte Halbinsel herumwandern. Interessant ist die Schichtung des Gesteins. Nun können wir auch einen ungetrübten Blick auf jenen Adlerfelsen genießen. Schließlich kommen wir auch an einer der letzten Zuckerrohrmühlen vorbei, die hier noch im Betrieb ist. Neben dem Ort erhebt sich ein Berg, an dem kräftig gebaggert wird. Man hat schon einen Teil der Bergspitze abgetragen und mit einem Betonmantel versehen. Wozu das dienen soll, erschließt sich uns nicht. Neben der Bushaltestelle, wo wir uns für die Rückfahrt versammeln, steht ein altes Gemäuer. Dort steht ein Betonmischer und man läuft mit Schubkarren geschäftig hin und her. Dann soll das wohl wieder instand gesetzt werden. Auf den Dächern hat sich zwischen den Ziegeln schon eine bemerkenswerte Vegetation breit gemacht. Am Boden findet sich eine seltsame Kapsel mit Samenkörnern, die wird natürlich vereinnahmt für Experimente zu Hause. Mit Jakaranda und Glockenbaum hatten wir schon positive Ergebnisse.

Schließlich kommt der Bus, und diesmal geht es statt durch Tunnels über allerhand Bergansiedlungen, wo einige Schüler zurück gebracht werden müssen. Das dauert natürlich länger, ist aber mit einem größeren Landschaftsgenuss verbunden. Vor manchen Häusern stehen blühende Orchideen, wie bei uns die Geranien.

Und zurück in Santa Cruz scheint wieder die Sonne!

Rückfahrt

Wenn man sich nach der Ankunft fragt, was man in zwei Wochen so unternehmen könnte, so kann man sich meistens vor dem Rückflug wundern, was man alles gesehen hat. Sicher gibt es Reisende, die mehr unternehmen und ständig auf Achse sind. Wir genießen aber auch das Faulenzen, die Sonne und das Lesen. So heißt es am Schluss: es könnten noch ein paar Tage mehr sein. Wie wir später erfahren, hätte das Wetter nicht mitgespielt. Weiter gibt es vom Rückflug, der wieder über Nürnberg nach Hannover verläuft, nichts mehr bemerkenswertes zu berichten. In Hannover erwartet uns schon unser Nightliner Transferdienst. Beim Einsteigen heißt es "Geitelde zuletzt" damit sind wir gemeint. Eine Mitfahrerin teilt mit, dass sie aus Wolfsburg kommt. Dann kann das ja eine längere Fahrt werden. So sind wir bass erstaunt, dass wir als erste abgeliefert werden. Der Fahrer hatte das Verladen der Koffer gemeint. So schön, wie es ist, in Urlaub zu fahren, so schön ist es auch, wieder zu Hause anzukommen. Besonders wenn man am nächsten Tag Hund Otto wieder von seiner Pension abholt und die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten überschäumt.