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Der Ort Petra
Mit dem Bus kann man den Nachbarort Petra
erreichen. Zurück wird es dann etwas schwieriger, wie man sehen
wird. Der Ort ist ab 1983 durch eine Frauenkooperative bekannt
geworden, die sich um die Unterbringung und Versorgung der Gäste
gekümmert hat. Das ist für eine patriarchalisch geprägte
Gesellschaft durchaus ungewöhnlich und bemerkenswert. Auch in
Molivos findet sich ein solcher Laden, wo man selbst zubereitete
Konfitüren und Handwerksprodukte kaufen kann. Bei unserem Rundgang
geraten wir in die Kapelle des hl.
Nikolaus, die sich durch farbenfrohe Fresken in byzantinischem
Stil auszeichnet. Die Fresken sollen aus drei Schichten bestehen, da
fragt man sich, für welche Schicht sich die Restauratoren
entscheiden. Der Weg führt weiter zu der Hauptattraktion, einem 35
m hohen Felsen mit der Kapelle
Panagia Glykofilousa. Das Innere der Kapelle ist üppig
ausgestattet, vor allem mit Kronleuchtern, Ikonen und Malereien. Um
diese Kapelle rankt sich eine Legende über eine Marienikone, die
sich mehrmals auf eigene Faust auf diesen Felsen begeben habe, bis man
erkannte, dass hier ihr Platz sei und dann diese Kapelle errichtet hat.
Wer's glaubt, wird selig.
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Laut Reiseführer gibt es noch eine weitere Sehenswürdigkeit,
das ist ein ehemaliges Herrenhaus, das nennt sich Vareltzidaina Archontiko. Auf der
Suche dorthin geraten wir in
die kleine Geschäftsgasse, die auch hier grün überrankt
ist. In den Räumen des Herrenhauses kann man schließlich das
Leben und die Lebensweise der früheren Bewohner studieren.
Danach kümmern wir uns wieder um die Rückfahrt nach Molivos.
Aber an der Bushaltestelle kann man lange warten, der Mittagsbus kommt
einfach nicht. Ein Ehepaar aus England will auch nach Molivos, mit
denen einigen wir uns dann auf eine gemeinsame Taxifahrt. Das kostet
uns am Ende ganze 80 Cent mehr als die Busfahrt.
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Am Dienstag, 4.10. herrscht unter einigen Gästen helle Aufregung.
Die sollten am Mittwoch zurück fliegen, aber für diesen Tag
ist in Griechenland wegen der Sparmaßnahmen der Regierung ein
Generalstreik angesagt und da geht kein Flieger. So müssen die
Gäste einen Tag länger bleiben. Eine Dame ist besonders
besorgt, weil sie gleich darauf eine Anschlussreise gebucht hat.
Inselrundreise: Der Westen
Am Donnerstag, 5.10. findet nun die Rundreise in den Westen von Lesbos
statt. Die Reiseführerin heißt Irina oder so und teilt gleich mit,
das es nun die letzte Rundfahrt in dieser Saison sei. Die Mitreisenden
sind Holländer und Engländer und wir wohl die einzigen
Deutschen. Aber unsere Irina spricht ein sehr gepflegtes Englisch,
schön langsam und artikuliert, so dass man alles gut versteht. Wir
fahren über Petra, das wir nun schon kennen. Dabei wird uns wieder
die Geschichte jener Wanderikone erzählt, über deren Verbleib
allerdings nichts zu erfahren ist. Es geht eine Passstraße hinauf
und von der Passhöhe aus sieht man das Dorf Stipsi, wo man noch eine eigene
melodiöse
Sprache sprechen soll. Dort werde auch ein leckerer Pinienhonig
produziert und man kann von dort den Berg Lepetymnos mit 968 m
Höhe erreichen. Das bleibt für uns nur Theorie. Über Kalloni fahren wir an die
Küste des Golfs von Kalloni,
wo noch eine ganze Reihe von Gästen eingesammelt werden.
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Der erste Besichtigungsort ist das Kloster Limonos. Das Kloster hat eine große Bedeutung für die Erhaltung der griechischen Sprache und Kultur in der Zeit der türkischen Herrschaft ab dem 15. Jahrhundert. Die Reiseführerin erzählt allerdings, das zwischen türkischer und griechischer Bevölkerung zumeinst ein friedliches Verhältnis geherrscht habe. Streit gebe es immer nur von Herrschern, Politikern und Militärs. So ist es vielfach wohl auch woanders auf der Welt. In dem Kloster können die Besucher eine Kapelle besuchen, die Hauptkirche ist aber für weibliche Besucher verboten. Leider ist dort auch das Fotografieren strengstens untersagt, deshalb weiß ich nicht mehr, wie es dort ausgesehen hat. Jedenfalls ist sie vollständig mit Fresken ausgemalt, so ist zu lesen, und man findet trotz allem auch Bilder im Internet.
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Auf der Weiterfahrt machen wir in dem Dorf Vatousa eine Pause. Die meisten streben dem nahen Kafeneon zu, die Unentwegten dagegen schnaufen bergan zum Zentrum des Ortes. Es stehen aber auch Esel zur Verfügung, die mit umgebundenem Futtersack am Parkplatz auf Kundschaft warten. Schließlich erreicht man den zentralen Platz, wo wie überall die älteren Herren herumsitzen und Backgammon spielen oder über die Weltgeschicke diskutieren.
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Nebenan befindet sich die Kirche, wo man auch einen Blick hineinwerfen muss. Erstaunlich die üppigen Verzierungen, doch es ist sicher nicht alles Gold, was glänzt. Auf dem Rückweg bekommen wir von zwei älteren Herren zwei frische Feigen in die Hand gedrückt. Es gibt sie also zuweilen doch noch: die griechische Gastfreundschaft.
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Durch eine karge Insellandschaft mit wenig Vegetation nähern wir uns nun dem Hauptziel des heutigen Tages: dem versteinerten Wald (Petrified Forest).
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Um es kurz zu machen: vor etwa 20 Mio Jahren haben auf der Insel große Vulkanausbrüche stattgefunden und einen damaligen Wald von Mammutbäumen (Sequoia) unter Lavaasche begraben. durch Niederschläge und Quellen sind dann gelöste Mineralien (u.a. Siliziumoxyd) in die Baumstämme gelangt und haben diese versteinert. So kann man deren Reste heute bewundern und ehrfürchtig der Jahrmillionen gedenken, die diese steinernen Baumrelikte "durchlebt" haben. Teilweise kann man noch Jahresringe und Wurzelstrukturen erkennen.
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Nun ist das ganze natürlich unter Weltkulturerbe gestellt, weil es als Wald "in situ", wie der Fachmann sagt, einzigartig auf der Welt ist. Nachdem die Fotoapparate heiß gelaufen sind, begeben wir uns wieder zum Bus.
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Wir fahren nun nach Eresos bzw. weiter an die Küste nach Skala Eresos. Dort gibt es einige steinerne Skulpturen der Dichterin Sappho, die in Eresos geboren sein soll. Das ist allerdings auch schon eine Weile her, denn die Zeit der Sappho lag um 600 v.Chr. Dennoch erinnert man sich an sie noch gut, nicht nur wegen ihrer dichterischen Werke. Sie habe eine Art Mädchenpensionat für höhere Töchter betrieben und dort habe man sich sehr der Huldigung der Liebesgöttin Aphrodite gewidmet, was immer das heißen mag. Dadurch ist der Name der Insel Lesbos mit der weiblichen gleichgeschlechtlichen Liebe in Verbindung gebracht worden. Die Einwohner von Lesbos bevorzugen dann auch lieber den Namen ihrer Hauptstadt Mytilini für die Insel.
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Nach diesem Ausflug in die altgriechische Kulturvergangenheit begeben wir uns in das Restaurant Gorgom, das idyllisch an der Strandpromenade liegt. Wir widmen uns einem Spieß Suflaki und einem Teller Sardinen, die zahlreich im Golf von Kalloni gefischt werden und die hier angebotenen hoffentlich auch von dort stammen. Wenn der Wirt nach verspeistem Mal vielleicht meint, man habe die Köpfe und Schwänze der Sardinen mit verspeist, so hat er sich getäuscht. Das waren die Katzen unter dem Tisch!
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Damit ist der offizielle Teil der Rundfahrt beendet und die Rückfahrt führt über Orte wie Mesopotos, Agra, wegen seiner winkeligen Ecken der Schrecken aller Busfahrer, und Parakila am Golf von Kalloni entlang nach Skala Kalloni, wo die dort einsitzenden Gäste wieder abgeladen werden. Am späten Nachmittag sind wir wieder zurück in Molivos. Dort sind inzwischen alle Opfer des gestrigen Generalstreiks verschwunden, und damit kann man annehmen, dass sie auch wieder zurück nach Hause gelangt sind.
Eftalou
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Nun bleibt uns noch eine Unternehmung, und das ist der Besuch des Nachbarortes Eftalou, wo sich ein schöner Strand und heiße Quellen befinden sollen. Das machen wir am letzten Sonntag bei bedecktem Himmel. Pünktlich um 9.50 sind wir an der Bushaltestelle und warten. Und warten. Schließlich gehen wir zu einem Taxi und fragen, wann der Bus kommt. "Next year" sagt die Fahrerin, und schon sitzen wir im Taxi, das uns für 5 Euro in wenigen Minuten nach Eftalou verfrachtet. Wir machen auch gleich einen Rückholzeitpunkt aus, damit wir die Strecke nicht laufen müssen. Allzuviel gibt es hier nicht zu sehen. Man kann sich das Badehaus angucken, das von einer gekalkten Kuppel überdacht ist. Das Innere sieht nicht ganz so einladend aus. Begleitet von einer Katze gehen wir ein Stück die Küstenstraße am Hang hinauf, wo man einen schönen Blick auf die türkische Küste gleich gegenüber hat. Die Straße wäre gut für eine Radtour geeignet, ist allerdings nur geschottert.
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Unten am Strand, jedenfalls nennt er sich so, stehen einige bizarre Felsformationen. Dort warten wir auf unser Taxi, das dann auch pünktlich kommt. Es fängt nun an zu regnen, da ist man froh, dass man wieder rechtzeitig im Hotel ist. Leider regnet es auch den ganzen folgenden Tag, sodass darüber nichts berichtet werden kann. Ein letzter Spaziergang führt uns dann am letzten Tag in die etwas entlegeneren Gassen der Stadt Molivos. Man passiert auch einen Friedhof, wo sich unter den Grabmälern eigenartige Türen mit Vorhängeschloss befinden. Ob man die Verstorbenen dort drin aufbewahrt?
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Rückfahrt
Die Saison neigt sich immer mehr dem Ende zu, ab Ende Oktober geht dann
wohl gar nichts mehr. Wir hoffen für die Hunde und Katzen, dass
sie sich über den Winter auch ohne Touristen hinwegretten. Aber
vielleicht haben sie ja auch ein zu Hause. In den zwei Wochen hatten
wir 10 Tage Sonnenschein, da können wir uns nicht beklagen.
Ein Bus bringt uns zurück zum Flughafen, unterwegs sehen wir
alles, was uns bei der nächtlichen Anreise erzählt wurde, man
es aber nicht sehen konnte. Nun sehen wir alles, es wird aber nicht
erklärt. Die Flüge nach München und von da nach Hannover
verlaufen ohne Zwischenfälle und Verspätungen. Da ist man
froh, denn eine Woche später ist schon wieder Generalstreik in
Griechenland...
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