Planung und Anreise
Nachdem nach einem weniger gelungenen Sommer die Freibäder
Minuseinnahmen erzielt haben, fragt man sich, wo man im Frühherbst
noch ein wenig Sonne tanken kann. Wir rufen dann einfach unsere
Freundin Ilona im Reisebüro Bokelmann
in Goslar an, und wenig später bekommen wir einige Angebote und
Vorschläge, die man sich zunächst im Internet zur
Prüfung ansehen kann. Wir hatten diesmal die Ägäis
im Auge, und so steht alsbald ein kleineres Hotel auf Kos oder eine zum
Hotel umgebaute ehemalige Olivenpresse in Molivos auf Lesbos zur Diskussion. Da
entscheidet man sich spontan für die Olivenpresse. "Das habe ich
mir gleich gedacht" sagt unsere Ilona dann auch. Nachdem man sich einen
Reiseführer besorgt hat, kann man nachlesen, dass der Ort Molivos
der schönste auf Lesbos ist. Man hat dort seit 50 Jahren
Denkmalschutz betrieben und so ist nichts verbaut oder durch
unansehnliche Hotelkästen verunstaltet worden. Eine Ansicht von
Molivos ziert sogar das Titelbild des Lesbos-Reiseführers. Das
sind ja gute
Aussichten.
Am Mittwoch dem 28.9. werden wir um 8.30 vom Nightliner abgeholt, allerdings hat
dieser zunächst unsere Adresse auf seinem GPS nicht finden
können, obwohl wir unseres Wissens nicht im Tal der Ahnungslosen
wohnen. Von Hannover fliegen wir mit Air
Berlin nach München, von wo dann vier Stunden später
der Flug nach Mytilini,
Lesbos losgeht. Dazu kommt noch eine Stunde Verspätung und eine
Stunde Zeitverschiebung, sodass man erst gegen 21.00 Uhr ankommt. Von
dort der Bustransfer, der überraschender Weise auch über 1
1/2 Stunden dauert. Aber schließlich ist Lesbos die
drittgrößte griechische Insel nach Kreta und Euböa, wer
hätte das gedacht?
Die Empfangsdame vom FTI-Reisedienst heißt Lada und kommt aus Tschechien. Sie
teilt gleich mit, dass sie ab morgen nicht mehr zur Verfügung
steht, weil die Saison für sie zu Ende ist. Aber im Bus
erklärt sie uns allerhand, was man nun im Dunklen nicht mehr sehen
kann. Angesichts der ausführlichen Informationen hätte man
sich die Reisebroschüre fast sparen können. Endlich
angekommen in Molivos werden wir zu Fuß zum Hotel Olive Press
geleitet, weil die Zufahrtgasse für den Bus zu eng ist. Die Koffer
werden von einem Taxi gebracht. Insoweit ist der Service vorbildlich.
Anmeldung an der Rezeption, und dann zu unserem Zimmer ausgehend von
einem idyllischen Innenhof. Und da rauscht das Meer, dessen Wellen
unmittelbar unter dem Zimmerfenster an die Kiesbank vor der Hauswand
schlagen. Wir werden uns schnell daran gewöhnen. Falls es mal zu
laut wurde, kann man die Fenster schließen, die gut
schallisoliert sind. Wir bekommen noch einen Imbiss und machen zu guter
Letzt einen kleinen Rundgang um das Haus herum, vergeblich nach dem
Swimmingpool suchend. Aber da werden wir noch positiv überrascht
werden.
Faule Tage und ein nächtlicher
Zwischenfall
Am nächsten Tag lacht der Himmel und das Frühstück wird
in der Sonne eingenommen, mit Blick auf das Meer, die sich nach Westen
erstreckenden Berge und die oberhalb verschachtelten Häuser am
Berghang mit den Resten einer Burg aus byzantinischer Zeit oben drauf.
Nachts wird das ganze angestrahlt und bietet einen schönen Anblick.
Ein erster Gang in den Ort. Da führt von der
Küstenstraße eine Gasse schräg hinauf, die nennt sich Agora und allerlei Restaurants und
Geschäfte sind dort zu finden. Die Restaurants haben fast alle
eine Terrasse zum Meer hinaus, wo man eine prächtige Aussicht hat.
Die Agora wird zum Teil von einem grünen Blätterwerk von
Rankenpflanzen überdacht und das ist sehr romantisch. Man kann
sich vorstellen, dass es hier eng wird, wenn Busladungen oder gar
Kreuzfahrtschiffe die Menschenmassen auf diesen Ort loslassen. Aber
jetzt anfangs Oktober ist bereits auslaufende Saison, da geht es
gemütlicher zu. Wir konzentrieren uns schließlich auf einen
Supermarkt, denn in unserem Zimmer haben wir einen Kühlschrank
entdeckt, sodass man Retsina-Wein oder Mythos-Bier wohltemperiert
für den Abend deponieren kann.
Nun bei Tageslicht ist das Poolgelände schnell gefunden. Umstanden
von Platanen und hauptsächlich Tamariskenbäumen findet jeder
einen Platz auf den Liegen, ob im Schatten oder in der Sonne, auf Rasen
oder Sand. Der Zugang zum Meer ist nicht ganz so komfortabel, da geht
es über grobe Steine ins Wasser. Mit Badeschuhen geht es
einigermaßen, bei stärkerem Seegang sollte man sich jedoch
überlegen, ob man auch wieder heil rauskommt - wie zu beobachten
war. Die Wassertemperaturen liegen im Meer und im Pool so bei 20 Grad,
das ist auszuhalten.
Für Lesestoff ist auch gesorgt. Neben den mitgebrachten
Büchern ("Die Drachenläufer"
von Khaled Hosseini)
findet man in der Hotelhalle einen Stapel abgelegter Schwarten mit z.T.
durchaus lesenswerten Exemplaren wie "Das
Jadepferd" von Stefanie Burow,
"Schändung" von Adler Olsen, "Abduction" von Robin Cook oder "The Poison Tree" von Erin Kelly. Alle Bücher sind
sehr fesselnd und wir fragen uns, ob wir irgendwann noch sonst etwas von
der Insel zu sehen bekommen. Um die Ecke von unserem Hotel finden wir
aber eine Reiseagentur mit Neckermann, TUI oder Thomas Cook Vertretung,
wo man die letzten Tagestouren bei Sandra,
einer Dame aus Holland buchen kann. Eine Village Tour, für die wir
uns entschieden hatten, wurde mangels ausreichender Teilnehmerzahl
allerdings nicht mehr durchgeführt. Aber die Tour in den Westen
der Insel hat es dann noch gegeben, wie wir später sehen werden.
In der zweiten Nacht ereignet sich dann ein lustiger Zwischenfall. Als
Heidi einmal nicht schlafen kann, begibt sie sich auf den Innenhof,
eine rauchen. Die Zimmertür bleibt angelehnt. Aber der Ehemann hat
auch seine Bedürfnisse a'la "müssen müssen". Warum ist
aber die Zimmertür nicht zu? Da hat man wohl am Abend nicht
aufgepasst, also zu die Tür - Ordnung muss sein. Dann wird weiter
geschlafen, das Meer säuselt und planscht und dämpft alle
anderen Geräusche. Heidi ist inzwischen draußen auf einen
Herrn aus den Niederlanden
gestoßen, der auf den frühmorgendlichen Abholtransfer zum
Flughafen wartet. Seine
Freundin habe ihn aus dem Zimmer geschmissen - warum auch immer.
Angesichts dessen
trauert er nun seiner Frau und den zwei Kindern nach, die er
leichtsinnigerweise wegen dieser
Freundin verlassen hat. Ein Fläschchen Ouzo hat er auch dabei, das wird
brüderlich geteilt, bei all dem Leid. Heidi hat nach einer Weile
auch ein Problem: wie kommt sie
wieder ins Zimmer? Zum Glück ist das "Fenster zum Hof" (Titel eines
Hitchcock Krimis) offen und es
findet sich ein Stuhl. So kann man auf einigermaßen bequeme Weise
durch das Fenster klettern. Der Ehemann hat von allem nichts gemerkt.
Dem wird das ganze erst am nächsten Morgen
erzählt. Dunkel kann er
sich nur an das eigenmächtige Schließen der Tür
erinnern....
Eine weitere Episode lässt sich vom Poolgelände berichten. Da
gibt es zwei Herren aus Deutschland, von denen sich einer auch unter
Wasser betätigt. Und da bringt er eine Tüte mit
Seeigelhüllen und ein paar Muscheln mit. Als die beiden Herren mal
kurz weg sind, mache ich schnell ein Foto. Heidi dagegen fragt die
beiden Herren kurzerhand aus. Ja, die Seeigel wären schon tot, und
man finde sie nur an bestimmten Stellen, die man kennen müsse. Ob
sie einen für unsere Enkelin bekommen könne, fragt Heidi.
"Ja, gern". "Und mein Mann hat auch schon ein Foto gemacht", fügt
sie noch an. Das war vielleicht ein Fehler, denn sonderbarerweise
würdigen uns die beiden Herren ab da keines Blickes mehr. Was
nicht so ganz einfach war, denn der eine davon ist uns ständig und
bis zu guterletzt über den Weg gelaufen. Erst nach dem
Rückflug auf dem Weg zur Toilette am Flughafen München haben
wir ihn aus den Augen verloren. Und unserer Enkelin konnten wir keinen
Seeigel mitbringen. Aber vielleicht haben die ja auch gestunken.
Hunde und Katzen
Wenn man sich zum Frühstück und zum Abendessen am Tisch
zurechtsetzt, wird man sogleich von einer Schar Katzen belagert. Auch
der eine oder andere Hund gesellt sich zuweilen dazu. Bald schon kennen
die einen persönlich - besonders Heidi. Während die nette
Bedienung namens Gabi sich mit Besenstiel oder wedelnden
Handtüchern bemüht, die Belagerer zu vertreiben, wickelt
Heidi heimlich Käse- und Wurstbrocken in Servietten ein, und die
Abnehmer lassen trotz der Vertreibungsversuche nicht lange auf sich
warten. Eines der kleinsten Kätzchen - die nennen wir mal Knurrhahn - ist am
angriffslustigsten und behauptet seine Beute fauchend gegenüber
den größeren Katzen, sogar gegen die Hauskatze, die sonst
das Sagen hat.
Was die Hunde angeht, schließen wir zunächst Freundschaft
mit einem kleinen braunen Hundemädchen, das allerdings
aufdringlich von einem weißen Hund, den wir Oskar nennen,
ständig sexuell belästigt wird. Zwar weiß sich das
Hundemädchen zu wehren, ist dann aber in den weiteren Tagen nicht
mehr erschienen. Obwohl die Hunde zumeist ein Halsband tragen,
weiß man ja nicht ob sie ein zu Hause haben. Wir können es
nur hoffen. Auf der Küstenstraße sieht man zuweilen ganze
Hundebanden, die geschäftig dahinstreben und mächtig viel zu
tun haben. Einen Hund stellen wir nun besonders vor, wohl eine
Dalmatinermischung mit einer schwarzen Augenpartie, deswegen bekommt
er den Namen Pirat. Der hat
uns einige Male begleitet und uns auch bei den Mahlzeiten oder am Pool
einen Besuch abgestattet.
Die Burg
Hoch über der Stadt thronen die Reste einer byzantinischen Burg.
Deren Besuch ist obligatorisch und irgendwann raffen wir uns dazu auf.
Man geht einfach die Agora hinauf. Gleich am Anfang ist ein
eigenartiges Gebäude wie ein Silo oder Turm. Vielleicht eine
Zisterne. Schön sind auch die spriralartigen Stämme der
Bäume, deren Ranken die Agora überdachen. Über ein paar
verschachtelte Gässchen erreicht man schließlich die Burg.
Da heißt es Eintritt zu bezahlen, aber zuvor wird man gefragt
"How old are you?". Nach erfolgter Antwort braucht man nur 1 EURo zu
bezahlen, das ist aber kein Studenten- sondern ein Senioren-Rabatt. Die
Burg ist wohl über die Jahrhunderte wie so viele Altertümer
als Steinbruch benutzt worden, es stehen nur noch die Umfassungsmauern.
Im Burghof befindet sich eine Tribüne für Aufführungen.
Ringsum hat man eine prächtige Aussicht. Auf dem Rückweg
begegnen wir noch einem Esel, der wohl die hier etwas abgelegen
wohnenden Einwohner beliefert.
Der Hafen
Der zweite obligatorische Gang führt zum Hafen. Beim Abendessen
haben wir schon eine Weile den kleinen Fischerbooten zugeschaut, wie
sie vor einem malerischen Sonnenuntergang mit anschließend sich
rosa bis violett färbendem Abendhimmel ein und aus liefen.
Höhepunkt war das Kreuzfahrtschiff Minerva, da eines Nachmittags
am Horizont erschien und in der Bucht ankerte. Vom Zimmerfenster
ließ sich ein schönes Foto machen. Am Hafen befinden sich
eine Menge Restaurant und Tavernen, wo man schön sitzen kann. In
der Saison geht es hier sicher recht lebhaft zu. Ein paar Fischerboote
liegen an der Mole, alles so, wie man sich einen Fischerhafen
vorstellt. Tagsüber sieht man zuweilen aber ein
größeres Schiff, das gemächlich am Horizont hin und her
fährt. Wir vermuten, dass es sich dabei um die
Schleppnetzfischerei handelt, die im Sommer nicht erlaubt, aber ab
Oktober wieder gestattet ist. Das ist vielleicht weniger romantisch,
vor allem für die Fische.
Der Ort Petra
Mit dem Bus kann man den Nachbarort Petra
erreichen. Zurück wird es dann etwas schwieriger, wie man sehen
wird. Der Ort ist ab 1983 durch eine Frauenkooperative bekannt
geworden, die sich um die Unterbringung und Versorgung der Gäste
gekümmert hat. Das ist für eine patriarchalisch geprägte
Gesellschaft durchaus ungewöhnlich und bemerkenswert. Auch in
Molivos findet sich ein solcher Laden, wo man selbst zubereitete
Konfitüren und Handwerksprodukte kaufen kann. Bei unserem Rundgang
geraten wir in die Kapelle des hl.
Nikolaus, die sich durch farbenfrohe Fresken in byzantinischem
Stil auszeichnet. Die Fresken sollen aus drei Schichten bestehen, da
fragt man sich, für welche Schicht sich die Restauratoren
entscheiden. Der Weg führt weiter zu der Hauptattraktion, einem 35
m hohen Felsen mit der Kapelle
Panagia Glykofilousa. Das Innere der Kapelle ist üppig
ausgestattet, vor allem mit Kronleuchtern, Ikonen und Malereien. Um
diese Kapelle rankt sich eine Legende über eine Marienikone, die
sich mehrmals auf eigene Faust auf diesen Felsen begeben habe, bis man
erkannte, dass hier ihr Platz sei und dann diese Kapelle errichtet hat.
Wer's glaubt, wird selig.
Laut Reiseführer gibt es noch eine weitere Sehenswürdigkeit,
das ist ein ehemaliges Herrenhaus, das nennt sich Vareltzidaina Archontiko. Auf der
Suche dorthin geraten wir in
die kleine Geschäftsgasse, die auch hier grün überrankt
ist. In den Räumen des Herrenhauses kann man schließlich das
Leben und die Lebensweise der früheren Bewohner studieren.
Danach kümmern wir uns wieder um die Rückfahrt nach Molivos.
Aber an der Bushaltestelle kann man lange warten, der Mittagsbus kommt
einfach nicht. Ein Ehepaar aus England will auch nach Molivos, mit
denen einigen wir uns dann auf eine gemeinsame Taxifahrt. Das kostet
uns am Ende ganze 80 Cent mehr als die Busfahrt.
Am Dienstag, 4.10. herrscht unter einigen Gästen helle Aufregung.
Die sollten am Mittwoch zurück fliegen, aber für diesen Tag
ist in Griechenland wegen der Sparmaßnahmen der Regierung ein
Generalstreik angesagt und da geht kein Flieger. So müssen die
Gäste einen Tag länger bleiben. Eine Dame ist besonders
besorgt, weil sie gleich darauf eine Anschlussreise gebucht hat.
Inselrundreise: Der Westen
Am Donnerstag, 5.10. findet nun die Rundreise in den Westen von Lesbos
statt. Die Reiseführerin heißt Irina oder so und teilt gleich mit,
das es nun die letzte Rundfahrt in dieser Saison sei. Die Mitreisenden
sind Holländer und Engländer und wir wohl die einzigen
Deutschen. Aber unsere Irina spricht ein sehr gepflegtes Englisch,
schön langsam und artikuliert, so dass man alles gut versteht. Wir
fahren über Petra, das wir nun schon kennen. Dabei wird uns wieder
die Geschichte jener Wanderikone erzählt, über deren Verbleib
allerdings nichts zu erfahren ist. Es geht eine Passstraße hinauf
und von der Passhöhe aus sieht man das Dorf Stipsi, wo man noch eine eigene
melodiöse
Sprache sprechen soll. Dort werde auch ein leckerer Pinienhonig
produziert und man kann von dort den Berg Lepetymnos mit 968 m
Höhe erreichen. Das bleibt für uns nur Theorie. Über Kalloni fahren wir an die
Küste des Golfs von Kalloni,
wo noch eine ganze Reihe von Gästen eingesammelt werden.
Der erste Besichtigungsort ist das Kloster
Limonos. Das Kloster hat eine große Bedeutung für die
Erhaltung der griechischen Sprache und Kultur in der Zeit der
türkischen Herrschaft ab dem 15. Jahrhundert. Die
Reiseführerin erzählt allerdings, das zwischen
türkischer und griechischer Bevölkerung zumeinst ein
friedliches Verhältnis geherrscht habe. Streit gebe es immer nur
von Herrschern, Politikern und Militärs. So ist es vielfach wohl
auch woanders auf der Welt. In dem Kloster können die Besucher
eine Kapelle besuchen, die Hauptkirche ist aber für weibliche
Besucher verboten. Leider ist dort auch das Fotografieren strengstens
untersagt, deshalb weiß ich nicht mehr, wie es dort ausgesehen
hat. Jedenfalls ist sie vollständig mit Fresken ausgemalt, so ist
zu lesen, und man findet trotz allem auch Bilder im Internet.
Auf der Weiterfahrt machen wir in dem Dorf Vatousa eine Pause. Die meisten
streben dem nahen Kafeneon zu, die Unentwegten dagegen schnaufen bergan
zum Zentrum des Ortes. Es stehen aber auch Esel zur Verfügung, die
mit umgebundenem Futtersack am Parkplatz auf Kundschaft warten.
Schließlich erreicht man den zentralen Platz, wo wie überall
die älteren Herren herumsitzen und Backgammon spielen oder
über die Weltgeschicke diskutieren. Nebenan befindet sich die
Kirche, wo man auch einen Blick hineinwerfen muss. Erstaunlich die
üppigen Verzierungen, doch es ist sicher nicht alles Gold, was
glänzt. Auf dem Rückweg bekommen wir von zwei älteren
Herren zwei frische Feigen in die Hand gedrückt. Es gibt sie also
zuweilen doch noch: die griechische Gastfreundschaft.
Durch eine karge Insellandschaft mit wenig Vegetation nähern wir
uns nun dem Hauptziel des heutigen Tages: dem versteinerten Wald (Petrified Forest).
Um es kurz zu machen: vor etwa 20 Mio Jahren haben auf der Insel
große Vulkanausbrüche stattgefunden und einen damaligen Wald
von Mammutbäumen (Sequoia) unter Lavaasche begraben. durch
Niederschläge und Quellen sind dann gelöste Mineralien (u.a.
Siliziumoxyd) in die Baumstämme gelangt und haben diese
versteinert. So kann man deren Reste heute bewundern und
ehrfürchtig der Jahrmillionen gedenken, die diese steinernen
Baumrelikte "durchlebt" haben. Teilweise kann man noch Jahresringe und
Wurzelstrukturen erkennen. Nun ist das ganze natürlich unter
Weltkulturerbe gestellt, weil es als Wald "in situ", wie der Fachmann
sagt, einzigartig auf der Welt ist. Nachdem die Fotoapparate heiß
gelaufen ist, begeben wir uns wieder zum Bus.
Wir fahren nun nach Eresos
bzw. weiter an die Küste nach Skala
Eresos. Dort gibt es einige steinerne Skulpturen der Dichterin Sappho, die in Eresos geboren sein
soll. Das ist allerdings auch schon eine Weile her, denn die Zeit der
Sappho lag um 600 v.Chr. Dennoch erinnert man sich an sie noch gut,
nicht nur wegen ihrer dichterischen Werke. Sie habe eine Art
Mädchenpensionat für höhere Töchter betrieben und
dort habe man sich sehr der Huldigung der Liebesgöttin Aphrodite gewidmet, was immer das
heißen mag. Dadurch ist der Name der Insel Lesbos mit der
weiblichen gleichgeschlechtlichen Liebe in Verbindung gebracht worden.
Die Einwohner von Lesbos bevorzugen dann auch lieber den Namen ihrer
Hauptstadt Mytilini für
die Insel.
Nach diesem Ausflug in die altgriechische Kulturvergangenheit begeben
wir uns in das Restaurant Gorgom,
das idyllisch an der Strandpromenade liegt. Wir widmen uns einem
Spieß Suflaki und
einem Teller Sardinen, die
zahlreich im Golf von Kalloni gefischt werden und die hier angebotenen
hoffentlich auch von dort stammen. Wenn der Wirt nach verspeistem Mal
vielleicht meint, man habe die Köpfe und Schwänze der
Sardinen mit verspeist, so hat er sich getäuscht. Das waren die
Katzen unter dem Tisch!
Damit ist der offizielle Teil der Rundfahrt beendet und die
Rückfahrt führt über Orte wie Mesopotos, Agra, wegen seiner winkeligen Ecken
der Schrecken aller Busfahrer, und Parakila
am Golf von Kalloni entlang nach Skala Kalloni, wo die dort
einsitzenden Gäste wieder abgeladen werden. Am späten
Nachmittag sind wir wieder zurück in Molivos. Dort sind inzwischen
alle Opfer des gestrigen Generalstreiks verschwunden, und damit kann
man annehmen, dass sie auch wieder zurück nach Hause gelangt sind.
Eftalou
Nun bleibt uns noch eine Unternehmung, und das ist der Besuch des
Nachbarortes Eftalou, wo sich ein schöner Strand und heiße
Quellen befinden sollen. Das machen wir am letzten Sonntag bei
bedecktem Himmel. Pünktlich um 9.50 sind wir an der Bushaltestelle
und warten. Und warten. Schließlich gehen wir zu einem Taxi und
fragen, wann der Bus kommt. "Next year" sagt die Fahrerin, und schon
sitzen wir im Taxi, das uns für 5 Euro in wenigen Minuten nach
Eftalou verfrachtet. Wir machen auch gleich einen Rückholzeitpunkt
aus, damit wir die Strecke nicht laufen müssen. Allzuviel gibt es
hier nicht zu sehen. Man kann sich das Badehaus angucken, das von einer
gekalkten Kuppel überdacht ist. Das Innere sieht nicht ganz so
einladend aus. Begleitet von einer Katze gehen wir ein Stück die
Küstenstraße am Hang hinauf, wo man einen schönen Blick
auf die türkische Küste gleich gegenüber hat. Die
Straße wäre gut für eine Radtour geeignet, ist
allerdings nur geschottert.
Unten am Strand, jedenfalls nennt er sich so, stehen einige bizarre
Felsformationen. Dort warten wir auf unser Taxi, das dann auch
pünktlich kommt. Es fängt nun an zu regnen, da ist man froh,
dass man wieder rechtzeitig im Hotel ist. Leider regnet es auch den
ganzen folgenden Tag, sodass darüber nichts berichtet werden kann.
Ein letzter Spaziergang führt uns dann am letzten Tag in die etwas
entlegeneren Gassen der Stadt Molivos. Man passiert auch einen
Friedhof, wo sich unter den Grabmälern eigenartige Türen mit
Vorhängeschloss befinden. Ob man die Verstorbenen dort drin
aufbewahrt?
Rückfahrt
Die Saison neigt sich immer mehr dem Ende zu, ab Ende Oktober geht dann
wohl gar nichts mehr. Wir hoffen für die Hunde und Katzen, dass
sie sich über den Winter auch ohne Touristen hinwegretten. Aber
vielleicht haben sie ja auch ein zu Hause. In den zwei Wochen hatten
wir 10 Tage Sonnenschein, da können wir uns nicht beklagen.
Ein Bus bringt uns zurück zum Flughafen, unterwegs sehen wir
alles, was uns bei der nächtlichen Anreise erzählt wurde, man
es aber nicht sehen konnte. Nun sehen wir alles, es wird aber nicht
erklärt. Die Flüge nach München und von da nach Hannover
verlaufen ohne Zwischenfälle und Verspätungen. Da ist man
froh, denn eine Woche später ist schon wieder Generalstreik in
Griechenland...