Inselkreuzfahrt in Kroatien
4.10.-11.10.2008

Planung und Anreise

Also diesmal ist es ganz bequem für uns. Unsere Freunde Conni und Chris von der vorjährigen Blauen Reise in der Türkei wollen wieder eine Schiffsfahrt machen. Ehe wir uns versehen, haben sie eine Reise ausgesucht und nach telefonischer Absprache alles für uns mitgebucht. Nur bezahlen müssen wir selber. Natürlich ist der Zeitpunkt im Oktober gegen Ende der Saison etwas heikel, aber wie immer sind wir optimistisch, was das Wetter betrifft.

Reiseveranstalter ist Riva Tours, nach eigener Aussage "Experte für Kroatien Reisen". Zu unserer Tour findet man näheres unter

http://www.kroatien-idriva.de/kroatien_kreuzfahrten/rijeka/KR1POS.html

Wir haben die Tour R1 - "seit 13 Jahren die beliebteste Route" - wie es heißt. Sie findet zwischen Rijeka und den Kornaten Inseln statt, wo man sich zwischen manchen anderen Inseln hindurch zu schlängeln hat, wie wir sehen werden.

Auch die Flugzeiten mit 15 und 17 Uhr bei An- und Abreise sind angenehm, sodass unser Zubringerdienst "Nightliner" seinem Namen keine Ehre machen muss. Als wir nun endlich zum Flughafen Hannover abgeholt werden sollen, kommt ein Anruf vom Fahrer: wo wir denn nun eigentlich wohnen täten. Anscheinend ist unsere Adresse bei seinem Navi-System nicht angekommen, vielleicht weil wir hinter dem Wald wohnen? Nachdem wir ihm den Weg vom Nachbardorf zu uns erklärt haben, erscheint er eine weitere Viertelstunde nicht, weil er mit seinen bereits einsitzenden Gästen wohl noch weiter Runden gedreht hat. Gerade wollen wir in Hannover anrufen, da erscheint das Taxi doch vor dem Haus und wir können unsere Adrenaline wieder runterfahren.

Alles weitere geht dann reibungslos, und als wir mit dem Einchecken fertig sind, erscheinen auch Conni und Chris, die quasi um die Ecke wohnen. Nur sind sie noch etwas lädiert, weil sie gestern ausgiebig den Tag der Deutschen Einheit gefeiert haben. Das tut dem Frohsinn und dem freudigen Wiedersehen aber keinen Abbruch. Wir kommen sogar alle unbehelligt durch die Sicherheitskontrolle, nachdem man ja weiß, dass man ein Taschenmesser nicht im Handgepäck mit sich führen sollte. Einem Jugendlichen vor uns wird allerdings eine Schere konfisziert: "damit er niemandem die Augen ausstechen kann" (Zitat des Wachpersonals).

Ich habe dagegen im Flieger wieder einmal einen Fensterplatz ergattert, aber zwischen Steinhuder Meer und den Alpen ist nicht viel zu erkennen. Vielleicht liegt es an den Wolken. Auf den Alpengipfeln hat es frischen Schnee gegeben, soviel ist zu sehen. Nach ein einhalb Stunden Flugzeit landen wir schließlich etwas holperig in Rijeka, einem eher bescheidenen Flughafen. So hat auch das Gepäckband dort seine Tücken: wenn man seinen vorbeigleitenden Koffer übersieht, landet der als Vollwaise am Ende des Bandes. Aber so blöd kann man doch nicht sein - oder? Jedenfalls ist unser zweiter Koffer bislang noch nicht dabei gewesen, und nun kommen keine weiteren Gepäckstücke mehr. Da ist man zunächst ratlos, aber dann: da ist er ja - einer der Vollwaisen.

Nun werden wir in ein Transportfahrzeug verfrachtet und nach Abliefern weiterer Gäste in der Stadt Krk erreichen wir den Hafen von Punat auf der Insel Krk (sprech das mal einer aus). Hier liegt bereits unser Schiff namens MS Poseidon, das sieht schmuck aus und wir gehen gerne an Bord. Dazu ist zu lesen:

Die Poseidon mit ihrem Käpt‘n Toni Gulić von der Insel Rab – das ehemalige Flaggschiff der Firma Seeadler – gehört zu den Pionieren der Kreuzfahrten auf klassischen Motorseglern. Über 40 Jahre kreuzen die beiden nun schon zwischen den Inseln der Adria, und längst hat Toni Verstärkung durch seinen Sohn Kristijan erhalten...

Ein weiteres Schiff MS Albatros gehört zur Familie Gulic, da sind die beiden Schwiegersöhne Alan und Iveca jenes legendären Toni Gulic zugange. Der Pionier Toni hat sich nach 40 Jahren Kreuzfahrt-Tradition leider in den Ruhestand begeben. Die Albatros wird uns auf der ganzen Reise begleiten.
Nun empfängt uns Tonis Sohn Kristijan, er ist inzwischen Eigner und Kapitän. Conni und Chris wählen die noch freie Deck-Kabine, da ist es luftiger aber auch lauter, wenn morgens vor dem Frühstück die Brotmaschine jault. Wir anderen zwei beiden begnügen uns mit einer Kabine im unteren Teil des Schiffes. Da ist es recht eng, aber das kennt man ja schon. Man kann die Koffer am besten gleich als Schrank benutzen, d.h. man muss gar nicht erst auspacken.

Zum Abendessen begibt man sich schließlich in den "Salon". Dort sind bereits 16 weitere Mitreisende versammelt. Leider finden wir keine vier freien Plätze an einem Tisch. Während wir so vor uns hin murmeln, zeigt sich ein gewichtiges Pärchen erkenntlich: sie könnten ja auch an einen Zweiertisch umziehen, wodurch dann ein Vierertisch frei würde. "Da seid ihr gleich unsere Freunde" platzt es aus einem heraus - leider ist da trotzdem nicht so recht etwas daraus geworden, wie man sehen wird. Aber wir haben unseren Vierertisch ergattert, und der wird verteidigt.

Zur Vorgeschichte des Tages: das Schiff hat gegen Mittag in Rijeka abgelegt, als die anderen Gäste mit Bus oder Auto anreisend bereits an Bord waren. Die Überfahrt nach Krk war dann wohl nicht so genussvoll bei starkem Wind und bis zu 1 m hohen Wellen. Da habe man alles festhalten müssen, auch sich selbst samt Magen und Darm und dgl. Wir sind eigentlich ganz froh, dass wir, weil wir zu der Zeit noch in der Luft waren, um diesen Genuss gekommen sind.

Trotzdem schmeckt allen das Abendessen, wobei wir mangels aktueller Notizen leider nicht mitteilen können, um was für ein Gericht es sich gehandelt haben mag (vielleicht Geschnetzeltes mit Klößen?). Vorweg kann gesagt sein: das Essen war immer vorzüglich. Wir machen nach dem Abendessen noch einen kleinen Spaziergang an Land, aber nach dem Ende der Sommersaison ist nicht mehr viel los und man kann sich nicht zu einem abschließenden Besuch einer "Konoba" entschließen.

So wird am ersten Abend zunächst nur verhalten gefeiert und nach der Anreise geht man nicht so spät zu Bett. Daran mag es wiederum liegen, das man so schnell nicht einschläft. Heidi ist dann nach einiger Zeit völlig von den Schnarchgeräuschen aus der Nachbarkabine genervt. Im oberen Stock der Etagenbetten untergebracht höre ich anscheinend weniger davon, dafür rauscht ein Aggregat aus Richtung der Sanitärabteilung.

Damit ist die erste Nacht mehr schlecht als recht überstanden.

Sonntag: Punat - Rab

Heidi ist nach dem Grauen der Nacht schon im Morgengrauen an Deck. So kriegt sie zu früher Stunde bereits den Kapitän Kristijan zu fassen und chartert die noch freie gegenüberliegende Kabine. Alles kein Problem und in 5 Minuten ist man umquartiert. Gut, dass man die Koffer gar nicht erst ausgepackt hat.

Damit noch ein Wort zu der vierköpfigen Mannschaft auf dem Schiff. Zu den Mahlzeiten werden wir von Peter bedient, der auch meistens den Ausschank besorgt und mit dem man gegen Ende der Woche warm geworden ist. An einem Abend erzählt er uns von dem Leben in Kroatien, den finanziellen Verhältnissen und zeigt uns Bilder von seiner Familie. Den Koch, der eine ganz vorzügliche Arbeit leistet, bekommt man seltener zu Gesicht. Auf einem der Bilder in diesem Bericht ist er aber zu sehen - als die Fische gegrillt werden. Dann haben wir noch ChinChin, wie man ihn nennt. Der ist Mädchen für alles oder vornehmer: Matrose. Er ist besonders morgens nicht so gut drauf, abends dagegen umso mehr.

Das Wetter hat sich zum Guten entwickelt: kaum Wind, Sonne und ruhige See, aber noch recht kalt. Reizvolle Küstenlandschaften gleiten vorbei. Es gibt Landstriche, die scheinen völlig unbewachsen und unbewohnt zu sein, jedenfalls von weitem. Ob wir eine Badebucht anlaufen wollten? wird gefragt. Doch dazu scheint es zu kalt zu sein und keiner hat so recht Lust zum Baden. So sind wir shon gegen Mittag in Rab auf der gleichnamigen Insel. Wahrzeichen der Stadt sind die vier Glockentürme, die wir dann auch ausgiebig bewundern und fotografieren können. Im Hafen wird sogar eine Ehrenrunde spendiert, das liegt daran, dass die Tankstelle angelaufen werden muss. Bei der Gelegenheit kann mitgeteilt werden, dass wir leider nie unter Segeln liefen, sonst hätte sich das Auftanken vielleicht preiswerter gestaltet. Aber der Wind weht nur mäßig, auch das hat Vorteile.

Eine Frage gibt es zu stellen: was sind denn das für eigenartige Linien, die senkrecht die gegenüberliegenden Berghänge hinab führen? Das seien Rohre für die Stromversorgung, wird gesagt. Da hat man uns aber einen Bären aufgebunden, wie man sehen wird!

Für den Rest des Tages und auch der Nacht legen wir direkt vor dem Hotel Arbiana an. Aber auch da ist tote Hose nach Ende der Saison. Es wird das Mittagessen eingenommen und man kann sich nun faul auf dem Sonnendeck in der Sonne räkeln. Lieber mache ich mal einen ersten Erkundungsgang und kann dabei einen Bankomaten knacken, damit man auch über ein Büschel Kunas verfügt. Später brechen wir alle vier auf zu einem gemeinsamen Spaziergang. Der gestaltet sich dann sogar recht ausgedehnt. Nachdem wir das Hotel Imperial passiert haben, führt ein Promenadenweg direkt an die Küste der Bucht Sveta Fumija. Dort entlang lässt es sich gut wandeln, besonders wenn man dann eine nette Strand-Konoba findet, wo man eine Kaffee schlürfen kann. Man sieht hier die Türme der Stadt von ganz unten. Nachdem man die Treppen wieder hinauf gestiegen ist, sieht man sie nur noch von unten.

Am späten Nachmittag wird sogar noch eine offizielle Stadtführung angeboten, woran die Gäste von mehreren Schiffen teilnehmen können. In der Stadt Rab sind allerdings vorbildliche Schautafeln aufgestellt, anhand derer man sich ausführlich über die Geschichte und Sehenswürdigkeiten informieren kann. Mit unserem Stadtführer ziehen wir von einer Kirche zur anderen und lassen uns die Namen der Heiligen erklären, denen die Heiligtümer gewidmet sind. Zum Schluss die entscheidende Frage: was bedeuten die Linien auf den Berghängen denn nun wirklich? Es sind schlichte Mauern, die dazu dienen, Privatbesitz gegeneinander abzugrenzen und die Schafe beieinander zu halten. Aha - hätte man sich fast denken können, oder nur das Fernglas zur Hand zu nehmen brauchen.

Zum Abendessen gibt es Fisch vom Grill, da gibt es kaum etwas Leckereres. Der heutige Abend       gestaltet sich dann auch schon wesentlich fideler als der gestrige. Die konsumierten Getränke werden per Strichliste notiert, und es baut sich bereits ein kleiner Lattenzaun auf. Zum Schwimmen der gegrillten Fische braucht es schließlich den einen oder anderen Slibovitz. Die anschließende Nachtruhe in unserer Wechselkabine verläuft letztendlich himmlisch und ohne weitere Nebengeräusche. Aber das geht vielen so, die haben die erste Nacht auch schlecht geschlafen, vielleicht liegt sowas an dem Stress der Anreise. Wir haben inzwischen die Schnarcher von nebenan identifiziert: es ist just das Pärchen, das uns den Platz am Vierertisch frei gemacht hat. Moppel-Schnarcher und Poller-Elli -sorry
.

Montag: Rab - Olib - Sali

Heute morgen ist es frisch und windig, daher haben wir auch knapp zwei Stunden Schaukelei entlang der Kvarner Bucht zu überstehen. Die Unentwegten haben sich ihre Decken aus der Kabine mitgenommen und liegen dick vermummt auf den Liegestühlen auf dem Sonnendeck. Ich verziehe mich für eine Weile mit meinem Buch in den Salon, wo aber aus der Kombüse bereits die Gerüche vom Mittagzubereiten herum geistern. Andere sind dem Kartenspiel verfallen und bringen sich gegenseitig das Doppelkopfspiel bei. Später spielen sie dann Elfer Raus oder so, das kennt man noch aus den 50ger Jahren, scheint also immer noch Spaß zu machen. Seekrank ist aber keiner geworden, obwohl es um manche Nase grünlich schimmert.

Als wir zwischen die Inseln Silba und Olib geraten, wird die See ruhiger und der Himmel klart auf. In dem Ort Olib legen wir an und nehmen dort das Mittagessen ein, das nun allen wieder schmeckt. Einige lassen sich nun erstmals sogar zu einem Bad verführen, was sehr genussreich zu sein scheint. Aber da unsere Crew weniger zimperlich ist mit der Entsorgung der Essensreste, die einfach über Bord gekippt werden und der Fütterung der Fische dienen mögen, hat man doch etwas Bedenken wegen womöglich herumschwimmender Salatblätter, die nachher in der Badehose wieder auftauchen.

Wir gehen lieber an Land. An der Pier hat inzwischen ein großes Fährschiff der Jadrolinija angelegt. Auf diese Weise werden die Inseln im Zickzack zwischen Zadar und Rijeka versorgt, sogar mit Autotransport, sofern man ein solches Gefährt hier überhaupt benötigt. Wie laufen zu Fuß ein paar Gassen hinauf zur Kirche. In deren Nähe befindet sich eine große betonierte Fläche mit Ablauf in der Mitte, das ist dann wohl eine Zisterne, wo Wasser gesammelt wird. Es fällt schwer, Mitgästen zu vermitteln, dass dort im Winter eine Eisbahn angelegt wird. Aber das Problem hatte man bei unserer letzten Ägyptenreise ja auch schon mit dem Eisbrecher auf dem Nil
.

Auf dem Rückweg passieren wir einen zinnenbewehrten Turm, der diente wohl zum Aufspüren von Piraten. Zwischen den Mauersteinen huschen grüne Eidechsen herum, mit und ohne Schwanz. "Tute leid" würde unsere Enkelin Pauline zu letzterer sagen. Zurück am Hafen erleben wir gerade noch das Ablegen der Jadrolinija Fähre, die sich schleunigst davon macht. Ein Mitreisender behauptet steif und fest, die komme aus Dubrovnik. Auf dem Fahrplan stand aber lediglich Zadar. Damit kommt ab jetzt jedes weitere Schiff, dessen man ansichtig wird, aus Dubrovnik - wenn man uns fragt.

Der restliche Nachmittag dient nun noch einem ordentlichen Schlag nach Süden, inzwischen bei bestem Wetter. Da kann man sich nun auf dem Sonnendeck auch ohne wärmende Decken aalen. Zielort ist für heute Sali am südlichen Ende der langgestreckten Insel Dugi Otok. Wenn man sich der schützenden Bucht nähert, sieht man von dem Ort zunächst nichts, ein paar weniger malerische Lagerhäuser tauchen auf. Aber dann ist es so, als ob sich ein Vorhang öffnet, wenn man die vorgelagerte Landspitze umrundet. Natürlich tut sich ein malerischer Fischerort auf, allerdings belagert von etwa 20 Segelyachten, durchweg Charterschiffe. An der zum Pier zugehörigen Marina hängt auchein Wetterbericht aus, und der verheißt nur gutes: nämlich Sonne satt.

Um die letzte Sonne zu genießen, wandern wir um das Hafenbecken herum zu einer Konoba, wo einem das erste aber nicht letzte Bierchen für heute mundet. Am Abend kann man sogar an Deck sitzen, wenn man sich warm genug anzieht.
Conni verabschiedet sich bald und wir schwatzen dabei noch ein wenig mit Ilona und Achim, die aus Goslar kommen.

Dienstag: Sali - Kornaten Inseln - Zverinac - Molat

Südlich der Insel Dugi Otok liegt die Inselgruppe der Kornaten. Diese sind seit 1980 als Nationalpark unter Schutz gestellt. Es handelt sich um 89 Inseln und Inselchen (steht bei Wikipedia). Sie sind nur spärlich bewachsen und daher wohl gänzlich unbewohnt. Und heute haben wir Kaiserwetter mit makellos blauem Himmel und guter Sicht. Man passiert eine enge Durchfahrt namens Proversa, und dann wird eine Runde durch die umgebende Felslandschaft gedreht. Einige Inseln fallen mit fast senkrechten Abbrüchen zur Seeseite (Westen) ab. Zurück fahren wir wieder durch die Engstelle, und damit liegt einer der Höhepunkte der Reise hinter einem.

Es folgt eine lange Passage wieder entlang der Insel Dugi Otok, bis wir gegen Mittag an der Insel Zverinac anlegen. Zwischendurch hat man Gelegenheit, einmal die Bildchen zu studieren, die eine fachgerechte Bedienung der Rettungsinseln an Bord vermitteln sollen. Das ist mehr oder weniger verständlich, verwunderlich nur dass das letzte Bildchen Nr. 10 aussagt, man solle die Gebrauchsanleitung (Instruction) lesen. Vielleicht hätte man das lieber vorher machen sollen.

Auf Zverinac haben wir jedenfalls wieder festen Boden unter den Füßen. Nun wollen die einen schwimmen, die anderen einen Spaziergang machen. Wir ziehen letzteres vor und wandeln bergan in Richtung Kirche - wie immer. Hier wird viel gebaut, anscheinend hofft man auf Zulauf durch Touristen. Auf jeden Fall hat man hier seine Ruhe. An ein paar urigen Winkeln vorbei gelangen wir an die Kirche. Nicht weit davon befindet sich eine Boccia Bahn, sogar die Spielkugeln liegen bereit, man könnte also sogleich ein Spielchen beginnen. Wir gehen lieber zurück zum Schiff und setzen uns in die Sonne.

Conni und Chris tummeln sich noch an einer Badestelle und halten den einen oder anderen Zeh ins Wasser. Ein Ehepaar aus Österreich zieht mit Badesachen los, in 15 Minuten wollten wir eigentlich ablegen. Ein paar 100 m entfernt machen sie es sich gemütlich. Schließlich gelingt es durch Winken und Zeichen geben sie zur Rückkehr zu bewegen. Ja, sie hätten gedacht, wir übernachten hier. Das mag daran liegen, dass besagter Herr ständig angeschlossen ist (MP3), da kriegt man so manches nicht mit in dieser Welt. Entsprechendes bekommt er zu hören und ward seitdem nie wieder mit seinem MP3 Player gesehen.

Bis zum heutigen Übernachtungshafen geht es nur um die Ecke nach Molat. Es liegen zwei Fischerboot an der Pier und ein Herr mit nacktem Oberkörper, der sich aus einer Hose mit undefinierbarer Farbgebung herauswölbt, hat wohl einiges zu kommandieren. Den taufen wir Kapitän Blaubär, weil auch sein Schiff blau ist. Am Abend wird dort an Bord noch so einiges gewerkelt, auch ein paar Schweißarbeiten werden mit nacktem Oberkörper erledigt. Als es schon längst dunkel geworden ist, läuft die Truppe schließlich aus. Andere Unentwegte legen an der Mole Schnüre aus, um Tintenfische zu fangen. Wir wenden uns lieber ab, falls da so ein Riesenkrake zum Vorschein kommen sollte. Kommt aber nicht.

Wir aber bekommen zum Abendessen dann auch Seehecht paniert, natürlich wieder superlecker. Vorher aber gilt es noch, den Ort zu erkunden. Viel zu sehen gibt es nicht, es ist alles einigermaßen verschlafen. Ein paar Arbeiter setzen Boote instand, spachteln, schleifen und pinseln. Das ist noch das Interessanteste.

Nach dem Seehecht können wir wieder an Deck sitzen, fast ein Sommerabend - und damit der Seehecht auch schwimmt, gibt es wieder ein paar Runden Slibovitz. Die nebenan liegende Fähre der Jadrolinija mit ihren brummenden Aggregaten vergällt ein wenig die abendliche Ruhe. Aber um 20 Uhr legt sie endlich ab und wir winken mit Begeisterung.

Mittwoch: Molat - Mali Losinj

Heute ist der Himmel leicht bedeckt und die Badewünsche sind wieder abgeflaut. Deshalb fahren wir in einem Rutsch durch nach Mali auf der Insel Losinj. Dies ist der größte Ort auf den Inseln und wir versprechen uns einiges vom Landgang hinsichtlich Shopping und dgl. Als erstes erwerben wir zwei Ansichtskarten, weil unsere älteste Tochter in England gerade Geburtstag gehabt hat und unsere Enkelin Pauline zu Hause sehnlichst auf "ein Karte mit Tiere vom Olup (Urlaub)" wartet. Das kann dann nur ein Motiv mit einem Dalmatinerhund sein. Seehund wäre auch noch gegangen. Briefmarken gibt es nur in der Post, aber die hat heute geschlossen. Das liegt daran, dass heute Nationalfeiertag ist, niemand weiß genau, was man da eigentlich feiert.

Dazu aus Wikipedia:

In Kroatien wird am 25. Juni jeden Jahres ein Staatsfeiertag begangen, der an den Tag und das Jahr 1991 erinnern soll, als das damalige kroatische Parlament (Sabor) der Republik Kroatien ( „Republika Hrvatske” ) zusammen mit seinen Kammern die Souveränität und Selbständigkeit des Landes deklarierte. Mit diesem Akt begann der Loslösungsprozess vom jugoslawischen Zentralstaat.
Die vollständige staatliche Unabhängigkeit Kroatiens wurde am 8. Oktober beschlossen (Unabhängigkeitstag).

Zur Post müsse man dann morgen nach 7 Uhr gehen, ab dann habe sie geöffnet. Wir machen uns nun auf den Erkundungsgang, wie immer in Richtung Kirche. Erst an der Hafenpromenade entlang und dann rechts den Berg hoch. Das ist falsch, denn bald sehen wir die Kirche hinter uns auf einem anderen Berg. Also alles wieder runter und noch ein wenig am Hafen herum streunen.

Wenn man hier im Hafen Fische sehen will, muss man nur ein paar Brotstücke über Bord werfen, darauf stürzen sich dann ganze Klumpen von kleineren Fischen. Das kriegen alsbald auch die nächst größeren mit, die dann schon etwa die Größe einer Forelle oder eines Herings aufweisen. Dann kann es passieren, das es noch viel mächtiger aufschäumt, was mag das wohl für ein Räuber sein? Auch in der Nacht wird man später hin und wieder ein verdächtiges Plätschern unter dem Bullauge hören.

Nach etwas Mittagsruhe an Bord sind auch Ilona und Achim zurück von ihrem Landgang. Sie seien dabei mindestens 15 km gewandert. Und den Weg zur Kirche können sie auch erklären: gleich vom Schiff ein paar Treppen hoch und dann immer rechts dabei. So machen wir das nun auch, passieren ein rotes Tor, wie angekündigt und halten uns dann immer links, bis wir die Kirche wieder hinter uns sehen - auf einem anderen Berg. Immerhin zeigt sich von hier aus auch die See auf der anderen Seite der Insel. Nun ist guter Rat teuer, denn die Rückseite der Kirche scheint von einem unzugänglichen Kastell verstellt zu sein. Zwischen zwei Mauern geht es dann doch eine Treppe hinab und eine andere wieder hinauf und so stehen wir am Ende doch auf dem Kirchplatz. Die Kirche ist sogar auf, es wird dort drinnen gerade staubgesaugt. Alles ist üppig mit Blumen geschmückt, am heutigen Feiertag (s.o.) findet sicher noch eine feierliche Messe statt.

Beim Rückweg fällt einem auf, wie verwinkelt die Gassen und Treppen sind, in diesem Labyrinth könnte man eine tolle Schnitzeljagd machen. Der Abend verläuft wieder einmal recht lebhaft, sodass einige Gäste zu später Stunde - als es an Bord kein Bier mehr gibt - einen Landgang machen müssen. Ich muss meinerseits passen, denn morgen früh muss ich ja früh raus und zur Post.

Donnerstag: Mali Losinj - Cres

Da muss man heute mal früher aufstehen und kurz nach 7 Uhr zur Post gehen. Aber da hat man uns wieder einen Bären aufgebunden, es wird erst um 8 Uhr geöffnet. Ein Souvernirladen hat aber schon auf und auch Briefmarken sind erhältlich. Der Briefkasten hat auch schon auf. Aber die Postkarten sind bis heute (1 Woche später) noch nicht angekommen. Als das erledigt ist, kann man noch ein Panoramafoto bei aufgehender Sonne machen.

Bei strahlendem Sonnenschein legen wir ab und fahren an der Westküste der langgestreckten Insel Losinj entlang. Bei der Ausfahrt aus der Bucht von Mali kann man einen Schwarm Fische beobachten, der wie eine Welle durch die Luft springt. Dahinter schäumt es verdächtig und ich bilde mir ein, eine große Schwanzflosse gesehen zu haben. In diesen Gewässern soll es eine Anzahl Delphine geben, die großteils gekennzeichnet und registriert sind.

Am Nordende der Insel Losinj gibt es eine Brücke hinüber zu dem Ort Osor auf der Insel Cres. Leider kann man die Brücke nicht sehen. Heute wird gar nicht erst gefragt, ob wir in einer Badebucht anlegen wollen. Wir ankern also schließlich in einer wunderschönen windgeschützen Bucht und nun stürzen sich doch einige in die Fluten, die anderen dösen an Deck in der Sonne. Aufregung kommt erst auf, als an der Küste erst zwei Pferde und dann ein Esel auftauchen. Die Pferde sind bald im Gebüsch verschwunden, der Esel dagegen lässt es sich wohl sein und von ein paar Kindern an Land verwöhnen. Die holen ihm sogar einen Eimer Wasser. Ein Foto gelingt auch so halbwegs mit extremen Heranzoomen.

Die restliche Fahrt für heute führt zum Ort Cres auf Cres. Dieser Ort ist noch romantischer als Mali. Die Gassen ähneln eher schmalen Gängen und sind so verschachtelt, dass man fast die Orientierung verliert. Aber irgendwo kommt man immer raus, meistens am Hafen. Abends im Dunkeln machen wir noch einmal einen Landgang, da ist das noch viel geheimnisvoller. Ein Blick auf den Stadtplan zeigt dann auch: da steigt man nicht durch.

Für den Rest des Abends bleiben wir lieber an Bord, sonst findet man womöglich nicht wieder zurück.

Freitag: Cres - Rijeka

Von Cres geht es in der Kvarner Bucht hinüber an die Ostküste der Halbinsel Istrien, die durch ihre dreieckige Form bekannt ist. Hohe Berge türmen sich auf, der höchste ist 1401 m hoch. Es wird in der Nähe des malerischen Küstenortes Lovran noch einmal angelegt. Das Wasser sieht hier nicht so vertrauenerweckend aus, da schwimmt einiges herum. Trotzdem wagt Conni einen Badegang. Mir entfährt der Spruch: "Wenn ich einen Esel zoomen kann, geht das auch bei Conni" leider hat es aber nicht geklappt. Der reine Badegenuss war es dann wohl auch nicht, von einer toten Schildkröte ist die Rede, die sich dann aber als Ratte entpuppte. Aber an Deck ist es schön, ein richtiger Sommertag.

Eigentlich wollten wir die Reise eine Woche früher buchen, hatten aber keinen Termin bekommen. Nun kann man sich beglückwünschen, denn die Vorwoche sei grausig gewesen - heißt es - und in dieser Woche haben wir ein unverschämtes Glück gehabt.

Nun gleiten wir zum Abschluss noch an der Stadt Opatija vorbei, und schließlich tauchen die Hochhäuser der Stadt Rijeka auf. Ob diese hohen Gebäude einem Erdbeben standhalten würden? Wir laufen in den Hafen ein, wo Industrieanlagen die bisher gewohnten romantischen Eindrücke schmälern. Und natürlich erlebt man den "Kulturschock": dichter Verkehr, Lärm und viel Betrieb. Auch der Stadtgang gibt uns nicht so viel. Zwar sehen wir uns  noch die St. Vitus Kirche an, ein barocker Kuppelbau, schlendern auf der Flaniermeile Korzo und ergattern im Touristenbüro den letzten ausliegenden Stadtplan.

Das war's dann schon und wir begeben uns zurück an Bord. Es geht den meisten Mitgästen ähnlich: dieses Gewusel kann man erstmal nicht mehr ab. Wir kennen das von unseren Fahrradtouren, wo einen nach der reichlich genossenen Natur eine größere Stadt mächtig nervt. An unserem Anlegeplatz gibt es auch einen Krachmacher: das ist die Fähre "Marco Polo" die für eine Weile Busse, PKWs, Motorräder und anderes schluckt. Zum Glück legt aber auch diese irgendwann ab, in Richtung Dubrovnik natürlich.

Wir haben heute unsere Getränkerechnung der vergangenen Woche zu bezahlen, da hat sich natürlich einiges angesammelt. Mit vereinten Kunas und Euros wird das erledigt. Es fallen auch noch 30 EUR sog. Kurtaxe an, dazu kommen noch einige Trinkgelder an die Besatzung. Außerdem muss man noch ein Bewertungsformular mit Kreuzchen versehen, wie das Essen, das Quartier, der Service war usw. Der einzige Kritikpunkt, der uns einfällt, ist die manchmal mangelnde Information über die angelaufenen Orte - bis auf die Stadtführung in Rab - das war ja sehr gut. Aber die Crew versteht sich wohl weniger als Touristenführer, die machen ihren Job als Seeleute, und das sehr gut. Aber einmal unter vollen Segeln dahinzugleiten wäre auch nicht schlecht gewesen.

Das hindert aber fast keinen daran, den letzten gemeinsamen Abend gebührend zu feiern. Mit Conni und Chris, Ilona und Achim beglückwünschen wir uns bei ein paar Runden Slibovitz zu der wunderschönen Reise, die morgen noch einmal einen herrlichen Tag für uns bescheren wird, wie man sehen wird.

Samstag: Rijeka - Omisali auf Krk - Rückflug

Am Morgen
verabschieden sich einige Gäste, manche werden mit dem Bus abgeholt, andere sind mit dem Auto angereist.  Im Heckfenster eines Autos ist zu lesen: "Allein gegen den Westen". Da kriegt man schon wieder einen Hals, bis man aufgeklärt wird, dass sich das auf die Bundesliga bezieht, wo der FC Energie Cottbus die letzte verbliebene Mannschaft der neuen Bundesländer ist. Hoffen wir nur, dass die Spieler auf dem Spielfeld nicht auch so das Schnarchen anfangen wie ihre Fans.

Nachdem wir einige Zeit nicht wussten, wie der Rücktransfer zum Flugplatz abgewickelt wird, hat man für uns eine optimale Lösung gefunden. Wir dürfen an Bord der Planka umziehen, werden zu dem Ort Omisali auf Krk übergesetzt und haben dann dort noch ein paar Stunden zur freien Verfügung, bis man abgeholt wird. Ein ereignisloser Wartetag in Rijeka wäre dagegen ein Albtraum gewesen. Und der Wettergott beschert uns noch einmal einen Tag mit strahlendem Sonnenschein.

Von der Planka aus sehen wir unser Schiff Poseidon langsam in Richtung Rab verschwinden, wo noch eine Angeltour mit irgend welchen Prominenten auf dem Programm steht. "Minister oder Präsident" hatte der Peter uns erzählt.

Wir erreichen inzwischen Omisali, zunächst ein wenig malerischer Ölhafen mit großen Tankanlagen. Der Anliegeplatz ist dann ganz hübsch, aber das Juwel liegt oben auf dem Berg. Da muss man etwa eine Viertelsunde hinauf steigen - und es lohnt sich. Wir steuern zielbewusst die Konoba auf dem Kirchplatz an, schließlich muss man auch mal etwas essen. Es gibt Leber und für mich Kalamares mit Ärmchen. Aber sehr knusprig und daher lecker. In dem Dorf wandern wir noch eine Weile herum, genießen die Aussicht, auch die Kirche ist geöffnet.

Müde von all den Eindrücken laufen wir wieder hinunter und genießen an Deck der Planka die letzten kroatischen Sonnenstrahlen, bis wir um 15 Uhr zum Flughafen abgeholt werden. Der liegt gleich um die Ecke, und alles weitere verläuft nach Plan. Allerdings muss sich Heidi bei der Sicherheitskontrolle wegen andauernder Piepgeräusche der Schuhe entledigen. Vielleicht ist in den Schuhen ein Peilsender, Sprengsatz, Fernzünder oder sowas?

Rückflug und Ankunft in Hannover, wo es gar nicht so viel kälter ist. Herzliche Verabschiedung von Conni und Chris, denen wir das Zustandekommen dieser Reise ja schließlich zu verdanken haben. Könnte man im nächsten Jahr wieder machen sowas, mal sehen, ob was draus wird...

Unser Nightliner bringt uns auf bequeme Weise nach Hause. Am nächsten Tag holen wir unseren Hund Otto aus seiner Pension ab. Dort muss er uns aber zunächst alles zeigen, den Garten und wo er in den Teich gefallen ist. Unsere Enkelin Pauline dagegen klagt am Telefon: "Oma, hab dich misst". Aber nun haben wir uns ja alle wieder. Und doch noch eine Aufregung danach "Oma, ich hab Unfall" - da ist wohl etwas unkontrolliert nach hinten losgegangen. Einen Tag später aber heißt es dann schon: "Oma, hab wieder ein Würstchen gemacht".

Damit hat uns der Alltag wieder.