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Wir turnen also über den Damm und schauen uns erst mal in Ruhe dieses fotogene Kloster Panagia Vlacheräna an. Es ist noch früh am Morgen, da sind die ersten Busse noch nicht eingetroffen. In dem kleinen Anwesen ist nicht viel zu sehen, weniger romantisch ist der Souvernirshop im Inneren. Um so leichter ist es, den Postkartenfotografen nachzueifern. Ich erklettere eigens für ein Foto einen Hügel, wo sich eine Taverne und die Busparkplätze befinden.
Nun machen wir uns auf den Marsch, der Nase nach, möglichst im Schatten. Wenig weiter noch eine Kapelle in weniger gutem Zustand, weniger bekannt und wohl noch weniger fotografiert. Ich passiere neugierig das Tor des Glockenturms und schrecke zurück, da sitzt eine Frau vor der Tür, vielleicht wohnt die da? Ich schliesse mich lieber wieder den Meinen an und wir nähern uns mehr und mehr der Stadt, wie man an dem zunehmenden Verkehr merkt.
An einer Kreuzung gibt es etwas Bemerkenswertes. Rechts ein grosser Park mit einem Hinweisschild und dem Europaemblem, da ist sicher etwas Interessantes im Busch.
Links eine ausgedehnte Ausgrabungsstätte, irgendwo habe ich gelesen, um was es sich handelt, ich glaube byzantinische Stadtreste oder so. (Im Reiseführer "KORFU" von Dumont, S. 77/78 lassen sich hochinteressante Sachen über diese Stätte nachlesen, an der wir eher zufällig entlang kommen). Der rätselhafte Park entpuppt sich dagegen als Umgebung des Mon Repos, einem kleinen Schlösschen, wo der englische Prinzgemahl Prinz Philipp geboren sein soll.
Als wir um die nächste Ecke biegen, sehen wir das Meer vor uns und kommen ganz nach Wunsch an der Promenade an der Garitsa Bucht zum Stehen. Man hat eine "künstliche" Windmühle aufgebaut, die muss erst noch ein wenig verwittern. Man hat einen wunderschönen Blick auf die Kulisse der Stadt. Ich baue zum Ergötzen meiner Damen (Jonathan hört mal wieder nicht zu) einen Satz zusammen: "Wenn ich einmal im Leben nach Korfu komme, dann müsste es dort so aussehen wie hier". Darf man trotzdem auch wieder meckern? Also, die Häuser von Korfu sind so aus der Entfernung ausnahmslos kleinschachtelig strukturiert. Nur ein Klotz drückt aufs Auge, der ist um ein vielfaches klobiger - den hätte man lieber weg gelassen oder anders gebaut. Als wir da vorbei kommen, lesen wir CORFU Palace, fünf Sterne. Da wundert einen gar nichts mehr, Geld regiert die Welt...
Vorbei an den Fassaden der Venezianischen Häuser suchen wir eine schattige Bank auf, von wo aus man wieder so einen Postkartenblick auf die Kirche Ag.Spyridon hat. Im Inneren der Kirche herrscht dagegen ein Baugerüst und ein damit einher gehendes Durcheinander vor. Überhaupt herrscht in der Altstadt ein ziemliches Durcheinander, und richtig schlimm wird es, wenn man in den Strassenverkehr gerät. Wir ziehen noch einmal durch den Markt mit seinem Geschrei, dann rüsten wir uns für die Rückfahrt. Das wird etwas hektisch: Jonathan schreit, Verena hat noch kein Mitbringsel gekauft und ist verstimmt, Heidi muss dringend eine Toilette aufsuchen, der blaue Bus fährt erst in 1 ½ Stunden, der grüne in 10 Minuten, 400 Meter bis zum Busbahnhof. Als alles erledigt ist, wir die 400 m bis zum Busbahnhof gehetzt sind, sehen wir gerade das Heck des Busses um die Ecke verschwinden. Also eine Stunde warten. Wir setzen uns in den Schatten. Verena kritisiert: "Warum hetzt ihr denn so?" "Na um den Bus noch zu kriegen!" "Und wozu?" Ja, das ist genau die Frage. Um eine Stunde früher am Pool zu sein? Am Busbahnhof ist es eigentlich interessanter als am Pool. Jonathan findet das auch, denn er hilft einem Herrn beim Telefonieren, indem er beständig an dessen Krückstock zieht. Kein Problem, die Europäer verstehen sich.
Neben uns sitzt ein Gezeichneter. Dem hat man ein grell buntes Plastikband um das Handgelenk genietet, was wohl Tag und Nacht - auch bei der Liebe - getragen werden muss: "Alles Inklusive".
Die Stunde vergeht schneller als gedacht, schliesslich sitzen wir immer noch rechtzeitig am Pool, womit mein Erzählstoff allerdings auch aprupt endet.
Ausklang
Bis zur Abreise haben wir nun nichts grossartiges mehr angestellt. Es bleibt nur noch zu ergänzen: auf dem Hangweg finden sich eine Menge herab gefallener Zitronen. Die liegen wenig später nicht mehr dort. Um das Hotel herum schleicht Heidi mal wieder auf der Suche nach Ablegern durch die Botanik. Ich weise immer wieder darauf hin, dass man Schlangen und Skorpione nicht mit ins Flugzeug nehmen darf (aus Sicherheitsgründen). Wir statten dem Kaufladen einen letzten Besuch ab, bekommen unser Präsent: die kleine Orreganopflanze, und wir verabschieden uns mit Umarmungen und Küsschen.
Der Rückflug findet am Samstag nachmittag statt, da kann man den Morgen noch am Wasser verbringen, über Mittag in der Taverne eine Kleinigkeit essen (z.B. gegrillte Sardellen), und dann wird man auch schon mit dem Bus abgeholt, sogar 10 Minuten zu früh, wobei Heidi beinahe ihre Tüten mit den Ablegern, Skorpionen und Schlangen vergisst.
Soll nun noch ein Fazit gezogen werden? Jonathan hat jedenfalls - soweit derzeit zu beurteilen - keine bleibenden Schäden davon getragen. Verena meint sogar, er habe uns in den Tagen nach der Reise vermisst. Natürlich fehlt er uns auch - schade nur - er wird sich im späteren Leben an diese Reise nicht mehr erinnern.
Das kann er dann zumindest aber nachlesen...